[171] Eurōpa (hierzu die Karten: »Europa. Flu�- und Gebirgssysteme« und »Politische �bersicht«), einer der f�nf Erdteile, der kleinste der drei, welche die Alte Welt bilden. �bersicht des Inhalts:
Name, Weltstellung und Grenzen.
E. ist seiner Gliederung wie seiner kulturhistorischen und politischen Bedeutung nach unbedingt der wichtigste unter den f�nf Erdteilen. Der Name ist wahrscheinlich assyrischen oder ph�nikischen Ursprungs (hier ereb = Dunkel, d. h. Sonnenuntergang). Seiner Gr��e nach stellt sich E. mehr als die gr��te der Halbinseln des m�chtigen Asien dar, mit dem es seiner ganzen Breite nach im O. zusammenh�ngt; aber die selbst�ndige Entwickelung, die das menschliche Geschlecht auf seinem Boden genommen, Europas Stellung in der Weltgeschichte berechtigen vollst�ndig, dasselbe als besondern Erdteil anzunehmen. Da� der kleine Erdteil seinen �berw�ltigenden Einflu� auf die gr��ern aus�ben kann, hat seinen Grund in der Weltstellung desselben. E. liegt n�mlich gerade in der Mitte der Landanh�ufung auf der Erdkugel, umlagert von drei Erdteilen in gr��erer oder geringerer Entfernung, von Asien, Afrika und Nordamerika, und wenn es auch nur mit einem unmittelbar zusammenh�ngt, so ist es von den �brigen doch blo� durch verh�ltnism��ig schmale und leicht zu passierende Meeresteile gesondert.
Die nordwestlichen Grenzen Europas ber�hrt der Atlantische Ozean. Das Mittell�ndische und Schwarze Meer im S., das Baltische im N. des Erdteils, Binnenmeere von einer Bedeutung, wie sie kein andrer Kontinent aufzuweisen hat, dringen mit ihren Armen vielf�ltig und tief in denselben ein und bringen die entferntesten Erdteile in innigere Ber�hrung mit E., als sie das kontinentale Asien trotz der Landverbindung hat. Der gr��te Teil der Nord- und Nordwestgrenzen Europas ist ozeanisch; die S�dgrenzen sind zwar ebenfalls gr��enteils maritim, aber an Binnenmeeren gelegen und an drei Stellen (Gibraltar, Dardanellen und Konstantinopel) nur durch schmale Stra�en von den Nachbarkontinenten geschieden; die Ostseite Europas ist v�llig kontinental. Die nat�rliche Ostgrenze Europas, die zun�chst der Kamm des Ural, nach andern dessen Ostfu� bildet, zieht sich vom S�dende dieses Gebirges aus l�ngs des niedrigen Landr�ckens des Obschtschij Syrt zur Wolga nach Kamyschin und folgt von da dem Abfall der Wolgah�hen s�dw�rts �ber Zarizyn bis zur ponto-kaspischen Niederung, in der die Kuma zum Kaspischen, der Manytsch zum Schwarzen Meer zieht. Es ist dies die Grenze des Ackerbodens gegen den der Salzsteppen und W�sten um das Kaspische Meer, die vom Ural bis zum Kaukasus reichen; die Steppen des europ�ischen Ru�land sind wohl baumlose Ebenen, aber ohne Salzboden. Die politische Ostgrenze Europas greift in den russischen Gouvernements Perm und Orenburg �ber das Uralgebirge hinaus und h�lt sich sp�ter westlich vom Uralflu�, den sie nur im Gouv. Orenburg �berschreitet. Die weitere Grenze bilden das Kaspische Meer und die Fl�sse Manytsch und Kugu Jeja, die das europ�ische Ru�land von Kaukasien trennen.
Europas n�rdlichster Punkt ist das Nordkap auf Mager�, 71�10' n�rdl. Br. und 25�50' �stl. L. (der n�rdlichste Punkt des Festlandes ist das Nord-Kyn), sein s�dlichster Punkt die Punta Maroqui, 35�59' 53'' n�rdl. Br. und 5�39' westl. L., sein westlichster das Kap da Roca, 38�40' n�rdl. Br. und 9�31' westl. L. Die gr��te L�ngenausdehnung des Erdteils f�llt in die Richtung von SW. nach NO., vom Kap St. Vincent (37�3' n�rdl. Br.) bis zum Karischen Golf, und betr�gt 5560 km, seine gr��te Breite in der Richtung von N. nach S., vom Nordkap (oder Nord-Kyn) bis zum Kap Matapan (36�23' n�rdl. Br.), 3860 km; die schm�lste Stelle ist zwischen dem Golfe du Lion und dem Vizcayischen Meerbusen, 370 km breit. Im allgemeinen nimmt die Breite des europ�ischen Festlandes von W. nach O. hin mehr und mehr zu, so da� sich, nach Abrechnung der ansto�enden Halbinseln,[171] als Grundgestalt des Kontinents die Form eines rechtwinkligen Dreiecks ergibt, von dem die eine Spitze am Meerbusen von Vizcaya, die andre am Karischen Golf, die dritte, mit dem rechten Winkel, am Nordrand des Kaspischen Meeres gelegen ist.
Der Fl�cheninhalt von E. begreift nach der politischen Grenzbestimmung (mit Ausschlu� von Russisch-Kaukasien, den Kanarischen Inseln, Madeira und den Polarinseln) 9,732,119 qkm (176,745 QM.). Dagegen w�rde E. innerhalb seiner nat�rlichen Grenzen (bis zur Manytschlinie, aber ohne die Kaspisteppe und die polaren Inseln) nur 9,246,000 qkm (167,917 QM.) gro� sein. Die europ�ische K�ste am Eismeer betr�gt 10,552 km, am Atlantischen Ozean (einschlie�lich Ost- u. Nordsee) 57,470 km, am Mittell�ndischen Meer 14,513 und am Schwarzen Meer 4338, die K�stenentwickelung des ganzen Weltteils also 86,873 km. Bei keinem andern Erdteil findet eine so vielf�ltige Ber�hrung zwischen Meer und Land statt. Entsprechend diesem Verh�ltnisse sind auch die bedeutendsten Halbinseln auf der S�d- und Nordwestseite des Erdteils angesetzt; nach dem unwirtbaren Pol hin strecken sich nur zwei geringere Glieder (Kanin und Kola), w�hrend Skandinavien gegen den Norden hin durch hohe Gebirgsmauern abgeschlossen ist und J�tland z. T. schon der Westh�lfte des Erdteils angeh�rt. Man kann im ganzen zw�lf europ�ische Halbinseln unterscheiden, die sich als gesonderte, individuelle L�nderr�ume an das oben bezeichnete Dreieck anschlie�en. Es sind Kanin und Kola, Skandinavien, die Cimbrische Halbinsel, Nordholland, Normandie, Bretagne, die Iberische Halbinsel, Italien, Istrien, die Griechische Halbinsel und die Krim. Ihr Fl�cheninhalt wird auf 2,243,000 qkm (1/5 des Erdteils) oder mit Einschlu� Finnlands, das manche auch zu den Halbinseln rechnen, auf 2,683,000 qkm (48,728 QM.) gesch�tzt.
Um den so mannigfach gegliederten K�rper Europas sind aber noch eine betr�chtliche Zahl Inseln sehr g�nstig gelagert. Dieselben haben inkl. der polaren Inseln einen Fl�chenraum von ca. 736,000 qkm (13,361 QM.), ohne letztere von ca. 469,000 qkm (8518 QM.), liegen dabei, mit Ausnahme Islands, s�mtlich den K�sten des Kontinents benachbart und sind meist durch schmale Meeresarme davon getrennt, ohne da� sie sich in langen Reihen weit in den Ozean hinaus verlaufen. Einzelne der E. geh�rigen Inseln liegen im N. vor, sind aber nur �de, einflu�lose Eilande; zahlreich sind die kleinen Felsinseln, die sich den K�sten Skandinaviens und Finnlands anschlie�en; gr��ere, n�mlich die niedrigen d�nischen Inseln, verkn�pfen S�dskandinavien mit dem gegen�berliegenden Festland. Um Gro�britannien und Irland, die gr��ten der europ�ischen Inseln, die allein es zur selbst�ndigen politischen Entwickelung gebracht, gruppieren sich kleinere Inseln und Inselreihen, und n�rdlich von ihnen vermitteln die F�r�er die Verbindung Schottlands mit Island. Unter den Inseln des S�dens sind die wichtigsten die drei gro�en italienischen: Korsika, Sardinien und Sizilien, in dessen S�den die Maltagruppe den �bergang zu Afrika bildet. Griechenland, die gegliedertste der Halbinseln, besitzt auch die zahlreichsten Inseln l�ngs seiner K�sten, von denen im O. die zahllosen Inseln des Archipels die Br�cke nach Asien bilden.
Meere. Europas Seek�sten werden im N. vom N�rdlichen Eismeer und dessen zahlreichen Buchten besp�lt, von denen sogar das Wei�e Meer ein halbes Jahr lang durch Eisbedeckung dem Schiffahrtsverkehr verschlossen ist. Vom Atlantischen Ozean erstrecken sich zwei vom Land umringte Binnenmeere tief nach O. in den Erdteil herein, das s�dliche oder das Mittelmeer und das n�rdliche, die Nord- und Ostsee, verbunden durch die drei Stra�en der Belte und des Sundes, eine wesentliche Bereicherung Nordeuropas, wenn auch jene Stra�en zuweilen g�nzlich zufrieren und j�hrlich die innersten Teile-der Ostsee, der Finnische Meerbusen und von den �landsinseln an auch der Bottnische, sich monatelang mit Eis bedecken. Die Nordsee kennt kein solches Hemmnis der Schiffahrt; dort gef�hrden nur die St�rme den Schiffer, insbes. beim westlichen Zugang aus dem offenen Ozean durch den Kanal. Nur der Ozean und die Nordsee besitzen Ebbe und Flut in gr��erm Ma�stab; mit voller Wucht treffen die Flutwellen die dortigen K�sten in der Richtung aus SW. und stauen sich am h�chsten am Westende des Kanals und in seiner Nachbarschaft, wo an den Scillyinseln die Springflut bis 6,5 m, an den Norm�nnischen Inseln bis 9,7 m steigt. Kaum nennenswert ist dagegen die Gr��e der Gezeiten im Mittelmeer und in der Ostsee. Auch die Str�mungen des Meeres sind gewaltiger an der ozeanischen Seite; schw�cher, wenn auch vorhanden, sind sie in den Binnenmeeren. Von den K�sten der Nordsee und des Atlantischen Ozeans geht daher erst seit der h�hern Ausbildung der Schiffahrt der Weltverkehr aus, w�hrend das nur durch enge Stra�en mit den Nachbarmeeren zusammenh�ngende, einem See gleich geschlossene Mittelmeer fr�h schon den Verkehr zwischen seinen umliegenden K�sten erm�glichte und E. die Bildungselemente aus dem Osten zuf�hrte, die sich auf dem gegliederten Boden Europas zu reicherer Bl�te entfalteten und endlich die in die Mitte seiner K�sten gestellte italische Halbinsel zur Herrin aller Mittelmeerl�nder machten. Auch hier sind die �stlichen Meeresteile (Schwarzes und Asowsches Meer) die am wenigsten beg�nstigten.
(Vgl. die Karte »Flu�- und Gebirgssysteme«.)
Der vielgestaltigen horizontalen Gliederung Europas entspricht die Erhebung seines Bodens, wenn auch der gr��te Teil desselben Tiefland, nur ein kleiner Berg- und Gebirgsland ist. Den ganzen Osten Europas nimmt ein gro�es Tiefland ein, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Tiefland Turans und Sibiriens steht und von der Grenze Asiens bis zu der Westk�ste Europas am Kanal reicht. Es legt sich mit den nord�stlichen Gliedern des Atlantischen Ozeans trennend zwischen das gebirgige Skandinavien im N. und das von niedern H�gelz�gen bis zur Hochgebirgsh�he sich erhebende Berg- und Gebirgsland im S. des Kontinents. Dieses gro�e europ�ische Tiefland, das eine Fl�che von 5,5 Mill. qkm (100,000 QM.), also fast 3/5 des Kontinents bedeckt, l��t sich in ein gr��eres osteurop�isches (russisches) und ein kleineres germanisches Tiefland teilen; beide werden voneinander durch das Gebiet der Weichsel und die Sumpflandschaften am obern Dnjepr getrennt. Im allgemeinen ist das gro�e Tiefland keine einf�rmige Ebene, sondern eine wellenf�rmige, teils aus niedrigen Platten bestehende, teils von H�gelreihen durchzogene Fl�che. Die osteurop�ische Ebene wird durch mehrere H�henz�ge unterbrochen, die jedoch nicht, wie man fr�her annahm, als zusammenh�ngende Landr�cken zu betrachten sind. Jenseit des 60. Breitengrades zieht sich zwischen den Flu�gebieten der Petschora und Dwina das sogen. Timangebirge hin; s�dlich davon streicht in ostwestlicher Richtung der schmale[172] Nordrussische Landr�cken, im �stlichen Teil Uwalli genannt, bis etwa zur Stadt Wologda und bildet die Wasserscheide zwischen Petschora und Dwina einerseits und dem Wolgasystem anderseits. Eine Depression zwischen dem Wei�en Meer und dem Finnischen Meerbusen trennt vom Dwinabecken die granitische Seenplatte von Finnland. Der bisher erw�hnte Teil des gro�en Tieflandes, den man auch als die arktische Ebene bezeichnet, steht durch eine breite Pforte zwischen der Quelle der Suchona und dem Ladogasee mit den s�dlichen Niederungen in Verbindung, w�hrend im N. der Waldaih�he eine andre Niederung in die Ebene der russischen Ostseeprovinzen hin�berleitet. Die Waldaih�he (351 m) ist der n�rdliche Ausl�ufer des zentralen Plateaus von Ru�land (mittelrussische Bodenschwelle), das sich zwischen dem 58. und 50. Breitengrade s�dw�rts bis zum Wolgaknie und dem Dnjepr erstreckt und im Durchschnitt 220 m hoch ist. Von der Waldaih�he zieht sich bis �ber den obern Niemen hinaus der westrussische oder litauische Landr�cken hin, der aus mehreren H�henz�gen besteht. Rechts des Dnjepr f�hren die Plateaus von Wolhynien und Podolien zu den Karpathen �ber.
Die germanische Tiefebene wird an der Ostsee durch die baltische Seenplatte eingerahmt, die am Niemen beginnt und sich bis nach J�tland hinzieht. Im S. der Seenplatte lassen sich von der mittlern Weichsel bis zur Elbe drei gro�e L�ngst�ler verfolgen, die mehrere niedrige Platten umschlie�en, die von Weichsel und Oder und ihren Nebenfl�ssen mehrfach durchbrochen werden. S�dlich davon durchschneidet das �stliche Norddeutschland ein System von Grenzr�cken, das sich an der obern Oder an die oberschlesisch-polnische Platte anlehnt (Trebnitzer Berge 311 m), sich quer durch die Mark Brandenburg als Niederlausitzer H�gel und Fl�ming fortsetzt und in der L�neburger Heide endet. In ihrem westlichen Teil zwischen der mitteldeutschen Gebirgsschwelle und der Nordsee wird die germanische Tiefebene lediglich Flachland, ist vielfach mit Mooren bedeckt und sinkt in den Niederlanden sogar unter den Meeresspiegel hinab. Jenseit des Rheins bildet die fruchtbare flandrische Ebene den �bergang zu den nord- und westfranz�sischen Tieflandschaften, die vom gebirgigen Zentralfrankreich die niedrigen Berginseln der Normandie und Bretagne trennen. Seine gr��te Ausdehnung hat hier das Tiefland im SW., wo es �stlich von Carcassonne zwischen den Ausl�ufern Zentralfrankreichs und der Pyren�en mit dem Rhonetiefland in Verbindung tritt. Letzteres scheidet die Alpen von Zentralfrankreich und geht nord�stlich in die Hochebene �ber, welche die Alpen im N. begrenzt. Das Flachland Ostenglands ist als eine Fortsetzung der gro�en europ�ischen Tiefebene zu betrachten; dagegen geh�rt die Osth�lfte der Skandinavischen Halbinsel, die auch eine von vereinzelten H�geln unterbrochene Ebene bildet, wegen ihrer geologischen Beschaffenheit dem nordeurop�ischen Gebirgsland an, dem aus demselben Grund allerdings auch das oben erw�hnte Finnland zuzurechnen w�re.
Das gro�e europ�ische Tiefland trennt zwei Gebirgsmassen voneinander, im N. das Skandinavische System, das den W. und N. der gro�en nordischen Halbinsel erf�llt und als eine Hochebene erscheint, die gegen den Atlantischen Ozean schroff abf�llt, gegen O. sich aber allm�hlich abdacht. An Massenhaftigkeit wird dies nordeurop�ische Gebirgsland (265,400 qkm) nicht einmal von den Alpen erreicht, an Gipfelh�he bleibt es weit hinter ihnen zur�ck (Galdh�pig 2560 m). Im S. des gro�en Tieflandes erhebt sich das Gebirgsland von S�dwesteuropa, das etwa die Form eines Dreiecks hat. Den Kern desselben bilden die Alpen. Sie liegen in der Mitte der wichtigsten Kulturl�nder Europas, dehnen sich in der Richtung von WSW. nach ONO. vom 5.17.� �stl. L. aus und werden im S. vom Ligurischen Meer, der Lombardischen Tiefebene und dem Adriatischen Meer, im W. vom Rhonetiefland eingeschlossen; im NO. steigen ihre Ausl�ufer in die Tiefebenen der Donau hinab, nur im N. ruht ihr Fu� auf einer Hochebene, die den �bergang zu den Mittelgebirgslandschaften Deutschlands bildet. Ihre Breite nimmt von W. nach O. von 150300 km zu, ihre L�nge betr�gt von Nizza bis Wien ca. 1000 km; sie bedecken mit ihren Ausl�ufern (aber ohne die vorgelagerten Hochebenen) eine Fl�che von 220,000 qkm. Vier gro�e Stromt�ler umgeben das Hochgebirge von allen Seiten, von denen drei ihren Anfang im Herzen der Alpen nehmen: Rhein, Rhone, Inn; das vierte, das Po-Tal, bildet nur eine Furche des Westfl�gels. Die Gipfelh�he steigt in den Westalpen von S. nach N., bis sie im Mont Blanc, dem h�chsten Berg Europas, mit 4810 m ihren Kulminationspunkt erreicht; in den Mittelalpen sinkt sie von W. nach O. zu 2600, in den Ostalpen von 38001600 m. Die mittlere absolute Kammh�he der Ostalpen betr�gt 1838 m, der Mittelalpen 2382 m, der Westalpen ca. 2000 m, trotzdem w�rde die mittlere H�he der Alpen insgesamt nach Ausgleichung aller Unebenheiten nur 1400 m ergeben.
Die Mittelgebirgslandschaften S�dwesteuropas zerfallen in drei Hauptgruppen: die �stliche (karpathische), die mittlere (deutsche), die westliche (franz�sische). Die Taleinsenkungen der March, Betschwa und obern Oder trennen die erste von der zweiten, das Plateau der Franche-Comt� die zweite von der dritten. Die �stliche Gruppe, die karpathische, ist auf allen Seiten von Tiefl�ndern umgeben, so im NO. von dem gro�en osteurop�ischen, im S. zieht sich l�ngs der untern Donau das walachische Tiefland hin, w�hrend jenseit des Eisernen Tores den Raum zwischen den Gebirgen der Balkanhalbinsel und den Ausl�ufern der Alpen einerseits und den Karpathenlandschaften anderseits drei Tiefl�nder ausf�llen: die gro�e niederungarische Ebene (113,500 qkm), die kleine oberungarische Ebene (12,400 qkm) und die Tiefebene Nieder�sterreichs (2918 qkm), die voneinander durch Bergz�ge getrennt sind. Die Hauptausdehnung des in m�chtigem Bogen die ungarischen Tiefl�nder von NW. �ber N. bis SO. umfangenden Gebirges liegt in der Richtung von OSO. nach WNW. und mi�t 820 km; der Fl�chenraum, den die Karpathen bedecken, betr�gt gegen 188,500 qkm (3424 QM.). Den s�d�stlichen Hauptteil des Gebirgssystems bildet das Siebenb�rgische Hochland, ein ringsum von zum gro�en Teil noch mit wahrem Urwald bedeckten Gebirgen (im S. die Transsylvanischen Alpen, im W. das Siebenb�rgische Erzgebirge) eingeschlossenes Viereck. Der nordwestliche Hauptteil sind die eigentlichen Karpathen, die aus einem �u�ern Rand- und dem innern Gebirge bestehen. Au�en ziehen sich von Siebenb�rgen die Ostkarpathen oder das Karpathische Waldgebirge, die Beskiden und die Kleinen Karpathen in gro�em Bogen bis zur Donau hin. Zum innern Gebirge geh�ren die Zentralkarpathen oder die Hohe Tatra. In dieser erreichen die Karpathen alpine H�he (Gerlsdorfer Spitze 2659 m) und mit ihren kleinen, blauen Hochgebirgsseen, ihren Berg- und Felsformen und in ihrer Vegetation auch[173] v�llig alpine Natur. S�dlich von der Tatra erhebt sich das metallreiche Ungarische Erzgebirge (Fatra). Mit ihm in Verbindung tritt der Bakonyer Wald, der in der Richtung von NO. nach SW. die nieder- und oberungarische Ebene trennt.
Das deutsche Mittelgebirgsland zerf�llt in vier Hauptglieder: 1) das Alpenvorland oder die oberdeutsche Hochebene, die nordw�rts bis zum Deutschen Jura und B�hmerwald reicht und im W. in die schweizerische Hochebene, im O. in das �sterreichische Alpenvorland �bergeht; sie enth�lt im s�dlichen Teil eine Reihe von Seen, im n�rdlichen zahlreiche Moore. 2) Das s�dwestdeutsche Becken besteht aus der fr�nkisch-schw�bischen Stufenlandschaft im O., mit dem Deutschen Jura, der vom B�hmerwald durch eine Einsenkung getrennt ist, und reicht nordw�rts bis zur Wasserscheide zwischen Main und Werra, ferner aus der oberrheinischen Tiefebene mit ihren Randgebirgen (Schwarzwald, Odenwald und Spessart im O., Vogesen, Hardt und Pf�lzer Bergland im W.), endlich aus der Lothringer Stufenlandschaft, die bis �ber die Maas hinausreicht. 3) Die mitteldeutsche Gebirgsschwelle dehnt sich zwischen Maas und Elbe aus und zerf�llt in das Rheinische Schiefergebirge (Hunsr�ck und Eifel westlich, Taunus, Siebengebirge, Westerwald etc. �stlich des Rheins), das hessische Berg- und H�gelland (Vogelsberg, Rh�n, Habichtswald), die th�ringischen Gebirge (Th�ringerwald, Harz) und das subherzynische H�gelland (Weser- und Wiehengebirge, Teutoburger Wald). 4) Die Randgebirge B�hmens im W. und N. bestehen aus dem B�hmerwald (Arber 1457 m) mit dem Bayrischen Wald, dem Fichtelgebirge, dem s�chsischen Erzgebirge, dem Elbsandsteingebirge und den Sudeten, die sich aus dem Iserkamm, dem Riesengebirge (Schneekoppe 1603 m), dem Waldenburger Gebirge, dem Glatzer Schneegebirge und dem M�hrischen Gesenke zusammensetzen.
Zur dritten Hauptabteilung des mitteleurop�ischen Gebirgsbogens, zum franz�sischen Mittelgebirgsland, geh�ren das zentrale Hochplateau Innerfrankreichs, die im O. und SO. sich daran anschlie�enden Gebirgsketten von Charolais und Lyonnais, die Cevennen und der Parallelzug des Forez. Im Innern der Auvergne und im O. liegt ein ausgedehntes Gebiet vorgeschichtlicher vulkanischer T�tigkeit. Hoch ragen �ber das granitische Plateau des Innern trachytische Dome empor, unter ihnen Innerfrankreichs h�chster Gipfel, der 1886 m hohe Mont Dore. Das Plateau von Langres, wichtig durch seine P�sse aus dem Rhoneland nach Paris, verkn�pft Zentralfrankreich mit dem s�dwestdeutschen Becken. Unter den Gebirgen, welche die s�dlichen Halbinseln Europas durchziehen, h�ngen die Apenninen in Italien am engsten mit den Alpen zusammen. Sie durchziehen in einer L�nge von 1190 km bei einer Breite von 30135 km die ganze Halbinsel in einem sich dem Adriatischen Meere n�hernden Bogen. In ihrem mittlern Teil, den Abruzzen, erreichen sie die gr��te H�he (Gran Sasso d'Italia 2921 m). Fruchtbares H�gelgel�nde begleitet den Fu� des Gebirges, unterbrochen durch wenige Tiefebenen; diese Landschaften bilden auf der Westseite den Subapennin, dessen s�dlichster Teil die fruchtbare Ebene von Kampanien umschlie�t, in der sich der noch t�tige Vulkankegel des Vesuv (1282 m) erhebt. Auch die italischen Inseln sind gebirgig: Korsika mit dem 2710 m hohen Monte Cinto, Sardinien mit dem Berg Genargentu, 1918 m; auf Sizilien, in dessen Innerm der Plateaucharakter herrscht, steigt der m�chtige Vulkankegel des �tna sogar bis 3279 m empor. Italien ist, von Island abgesehen, der einzige Teil Europas, wo noch gegenw�rtig die vulkanische T�tigkeit zu �fterm Ausbruch kommt.
Die Gebirge der T�rkisch-griechischen Halbinsel stehen nur in losem Zusammenhang mit den Alpen. Im NW. reicht das System der Illyrischen Alpen (im �u�ersten Nordwesten Dinarische Alpen genannt) weit nach S., zuletzt in die s�ds�d�stliche Richtung �bergehend und zahlreiche nat�rliche Bergfesten bildend, so in Montenegro und in Albanien. S�dlich folgen die meist von NW. nach SO. streichenden Z�ge des Pindussystems, an die sich einzelne Querr�cken (Olymp, Othrys, Ota) anlehnen, und die Berge des hellenischen Festlandes mit dem sagenreichen Parna� und dem steilen Taygetos; nord�stlich davon die Gebirgsz�ge der Chalkidischen Halbinsel mit dem Athos. Auch der Despoto Planina (Rhodope), mit dessen Nordende der Rilo Dagh in Verbindung steht, zwischen Makedonien und Rumelien, folgt der gleichen Richtung. Von W. nach O. zieht dagegen das System des Balkans (2374 m), das die untere Donauebene im S. begrenzt, bei Sofia unterbrochen durch eine plateauartige Einsenkung. Auch die zahlreichen Inseln, die l�ngs der K�ste des Adriatischen und Ionischen Meeres das Festland begleiten, und so auch alle Inseln des Archipels, selbst das s�dlich gelegene Kreta, sind durchaus gebirgiger Natur; auf letzterm erhebt sich der Ida bis zu 2450 m H�he.
Die Spanische oder Iberische Halbinsel ist zum bei weitem gr��ten Teil Hochland, das sich in seltener Geschlossenheit, innen mit ausgedehnten Hochebenen von 700800 m H�he, aus dem Meer erhebt. W�hrend das zentrale Tafelland ohne die scheidenden Gebirgsketten einen Fl�cheninhalt von 211,430 qkm (3840 QM.) einnimmt, umfa�t das Tiefland nur 21,800 qkm (396 QM.). Es wird von drei K�stenl�ndern gebildet, dem aragonischen im NO. am Ebro, dem andalusischen im S. am Guadalquivir und dem des Tajo im W., von denen die beiden ersten tief ins Land eindringen, das Ebrotiefland die hohe Gebirgskette der Pyren�en im S. begrenzt. Letztere bilden zwischen Spanien und Frankreich vom Mittelmeer bis zum Vizcayischen Meerbusen eine schwer �berschreitbare Grenzscheide mit hohen, felsigen Gipfeln, unter denen der Pie d'Aneto (3404 m) der h�chste ist. Als ihre nordwestliche Fortsetzung erscheint die Kette des Kantabrischen Gebirges. Wie im N. die Pyren�en, so wird an der S�dk�ste das B�tische Gebirgssystem, das in der Sierra Nevada mit dem Cumbre de Mulahacen eine Gipfelh�he von 3481 m erreicht, durch das andalusische Tiefland vom zentralen Hochland getrennt. Au�erdem ziehen noch zwei Gebirgsketten der Sierra Nevada parallel: das Marianische Gebirgssystem, das Randgebirge des Hochlandes gegen Andalusien, mit der Sierra Morena und die hohe Kette des Kastilischen Scheidegebirges.
Die gr��te Insel Europas, Gro�britannien, gleicht Skandinavien durch die zerrissenen, buchtenreichen, gebirgigen Westk�sten und durch das Flachland an der Ostseite. Fast das ganze Schottland ist gebirgig, w�hrend in England, je weiter s�dlich, ein um so breiteres Flachland sich ausdehnt. Das gebirgige Gro�britannien besteht aus mehreren, durch schm�lere oder breitere Niederungen getrennten Gebirgslandschaften, die im schottischen Ben Nevis 1343 m H�he erreichen. Sie zerfallen in die nordschottischen Gebirge: die schottischen Hochlande und das Grampiangebirge,[174] getrennt durch die Einsenkung, worin der gro�e Loch Ne� liegt, und das s�dschottische Grenzgebirge, von den Grampians durch eine von Meer zu Meer reichende Niederung geschieden; in England folgen dann von N. nach S. die seenreichen Cumbrian Mountains, das Walliser und das Cornishgebirge. In Irland waltet das Flachland vor. Denkt man sich das Gebirgs- und Hochland Europas gleichm��ig �ber den gesamten Erdteil verteilt, so w�rde sich das Niveau desselben um 297 m erh�hen.
(Vgl. die Karte »Flu�- und Gebirgssysteme«.)
Die flie�enden Gew�sser Europas, deren Zahl man auf 230,000 sch�tzt, geh�ren zu drei verschiedenen Gebieten, n�mlich zu dem des Kaspischen Meeres, des Arktischen Meeres und des Atlantischen Ozeans mit seinen zahlreichen Nebenmeeren. Zum Kaspischen Meer f�hrt die Wolga die Gew�sser Innerru�lands, der gr��te der europ�ischen Str�me mit einem Gebiet von 1,459,000 qkm (26,500 QM.), weit hinauf schiffbar und dadurch von Wichtigkeit f�r den Warenverkehr mit dem Osten, durch Kan�le auch mit dem Westen und Norden in Verbindung gesetzt. Unter den Fl�ssen des 1,288,000 qkm (23,400 QM.) betragenden Gebiets des N�rdlichen Eismeeres ist die Dwina mit einem Gebiet von 365,400 qkm (6636 QM.) nicht allein der bedeutendste, sondern auch der allein f�r den Verkehr wichtige; der Kubinskische und Wei�e See (Bjeloje Osero) vermitteln die Kanalverbindung zwischen ihrem Hauptquellflu�, der Suchona, der Ostsee und dem Kaspischen Meer. Das Gebiet des Atlantischen Ozeans umfa�t 6,534,000 qkm (118,700 QM.), von denen nur 1,142,000 qkm (20,700 QM.) auf den offenen Ozean, 725,000 qkm (13,200 QM.) auf die Nordsee mit Skagerrak, 944,000 qkm (17,100 QM.) auf das Mittell�ndische Meer, 1,663,000 qkm (30,200 QM.) auf die Ostsee, 2,060,000 qkm (37,500 QM.) auf das Schwarze und das Asowsche Meer kommen. In den die Ostsee umgebenden L�ndern ist Europas Seenreichtum am gr��ten: in Pommern liegen �ber 960, in West- u. Ostpreu�en 440, in Livland 1200, mehr noch in Finnland und seiner Nachbarschaft, hier auch Europas gr��te Seen: der Ladoga- und Onegasee, deren Gew�sser die Newa zur Ostsee f�hrt. Der Fl�cheninhalt des Ladogasees betr�gt 18,129 qkm (329 QM.), der des Onegasees 9752 qkm (177 QM.). Von den �brigen Zufl�ssen aus O. und S. entspringen nur die Weichsel und die Oder am Rande des europ�ischen Mittelgebirgslandes, die �brigen geh�ren dem Tiefland an. Charakteristisch f�r die Ostsee sind die gro�en Haffe, in die sich Niemen, Weichsel und Oder ergie�en. Das Nordseegebiet reicht mit Elbe, Weser und Maas bis tief in das deutsche Mittelgebirge, mit dem Rhein bis mitten in das Herz der Alpen hinein; eine gr��ere Zahl kleinerer Zufl�sse geh�rt nur dem Tiefland an, darunter auch die Eider auf der Cimbrischen Halbinsel und die Themse in England. Die Niederungen des Tieflandes erleichtern die Kanalisierung, und so finden wir zwischen dem Ost- und Nordseegebiet Kanalverbindung von der D�na bis zur Elbe und westlich zwischen den Fl�ssen des niederl�ndischen Tieflandes wieder eine solche, die entwickeltste von ganz E. Auch in England sind die Zufl�sse der Nordsee mit denen des westlichen Meeres durch gro�artige Kanalbauten in Verbindung gesetzt. In den Kanal ergie�t sich die Seine; dem offenen Atlantischen Ozean str�men, au�er einem Teil der gro�britannischen Fl�sse und den irischen, die nach W. flie�enden Gew�sser Frankreichs und der Spanischen Halbinsel zu; unter ihnen hat die Loire das gr��te Gebiet, von 115,146 qkm (2091 QM.), n�chst ihr die Garonne mit 90,550 qkm (1644 QM.) und der Tajo oder Tejo mit 82,525 qkm (1499 QM.). Wohl am meisten f�r Schiffbarmachung und Kanalverbindung der Fl�sse untereinander ist in Frankreich geschehen, und so f�hren denn vom Atlantischen Ozean zum Rheingebiet sowohl als zu dem Mittelmeer und seinen Zufl�ssen Kan�le.
Unter den zahlreichen Zufl�ssen des Mittell�ndischen Meeres sind nur drei, der Ebro mit 99,922 qkm (1815 QM.), die Rhone mit 98,667 qkm (1792 QM.) und der Po mit 74,907 qkm (1360 QM.) Gebiet, Fl�sse zweiten Ranges; die �brigen sind kleinere, den drei s�deurop�ischen Halbinseln ganz angeh�rige Fl�sse. Das Schwarze Meer und das damit zusammenh�ngende Asowsche Meer empfangen drei Str�me ersten Ranges, darunter die Donau, den zweitgr��ten Strom Europas, mit einem Flu�lauf von 2860 km L�nge und einem Gebiet von 816,950 qkm (14,837 QM.). Die Donau allein besitzt ein Delta unter den Zufl�ssen des Schwarzen Meeres, wie unter den Mittelmeerfl�ssen auch Po und Rhone, unter denen der Nordsee der Rhein; alle �brigen Zufl�sse des Pontus �ffnen sich mit weiten Flu�buchten (Limanen). Das Donaugebiet umfa�t das ganze Innere des �stlichen Mittelgebirgslandes, die Nordabdachung der T�rkisch-griechischen Halbinsel, den gr��ten Teil der Alpen und des s�dlichen Teiles des deutschen Mittelgebirgslandes. Auch die Steppenseen Ungarns, der Neusiedler und Plattensee, werden vom Donaugebiet umfa�t. Abgesehen von dem Donau-Mainkanal besitzt nur noch das gro�e ungarische Tiefland Kanalverbindung. Von den �brigen gr��ern Zufl�ssen des Schwarzen Meeres entspringt nur der Dnjestr am Rande der �stlichen Mittelgebirgslande; der Dnjepr und der in das Asowsche Meer sich ergie�ende Don geh�ren ganz dem Tiefland an. Der Dnjepr ist durch Kan�le mit den Zufl�ssen der Ostsee verbunden. Das Gebiet des Don betr�gt 430,252 qkm (7814 QM.), das des Dnjepr 526,946 qkm (9570 QM.). Au�er den schon erw�hnten Seen finden sich noch einzelne zerstreute gr��ere in Irland, im W. der Italischen Halbinsel der Trasimenische und im W. der T�rkisch-griechischen Halbinsel die Seen von Ochrida und Skutari. E. geh�rt zu den in hydrographischer Hinsicht beg�nstigtsten Teilen der Erde, mit dem nur noch Nordamerika wetteifert.
Gesteine der arch�ischen Formationsgruppe treten sehr verbreitet in den zentralen Partien der gro�en europ�ischen Kettengebirge auf, so in den Alpen, den Karpathen, dem Balkan, dem Kaukasus, den Apenninen und Pyren�en, ferner, als ein langes, schmales Band vom N�rdlichen Polarmeer bis in die Breiten des Norden des des Kaspischen Meeres streichend, im Ural. In Deutschland nehmen die kristallinischen Schiefer im Schwarzwald, Odenwald und Spessart, im Fichtelgebirge, im B�hmerwald, im Erzgebirge und in den Sudeten gro�e Fl�chen ein. Im N. sind die Skandinavische Halbinsel sowie die nordwestlichen Provinzen Ru�lands zwischen dem Bottnischen Meerbusen und Wei�en Meer ganz �berwiegend aus diesem altkristallinischen Material zusammengesetzt. Auch in Schottland und Nordirland, auf der Balkanhalbinsel und in S�dru�land zwischen Bug und Dnjepr, ferner in Zentralfrankreich, in der Bretagne, auf Sardinien und Korsika ist die arch�ische Formation sehr entwickelt, ebenso im westlichen und zentralen Teil der[175] Iberischen Halbinsel. Kambrium, Silur und Devon sind au�er in England auch in Schottland und Irland weitverbreitet, in Frankreich besonders in der Bretagne und in der Normandie. Breite Streifen der drei Formationen durchziehen von O. nach W. Spanien und Portugal und beteiligen sich an der Zusammensetzung der Pyren�en. Deutschland besitzt �ltere pal�ozoische Schichten in Schlesien, Th�ringen, im Fichtelgebirge, im Harz und namentlich in Nassau, Rheinland u. Westfalen (Rheinisches Schiefergebirge). In �sterreich-Ungarn sind Schichten gleichen Alters aus B�hmen, Nordm�hren und den Grenzl�ndern gegen die Balkanhalbinsel auszuf�hren. Wichtig sind endlich �ltere pal�ozoische Schichten f�r Skandinavien, das j�ngere Bildungen nur an seinen s�dlichen Grenzen aufzuweisen hat, sowie f�r Ru�land (vgl. Russisches Reich). Die Steinkohlenformation ist in Spanien, auch in Frankreich und Belgien, ebenso in Gro�britannien und in Deutschland (zumal in Westfalen und in Schlesien) �ber gro�e, zusammenh�ngende Gebiete verbreitet. In B�hmen tritt sie um Pilsen herum auf, ferner in Nordm�hren, nur unbedeutend in den Alpen, in Italien und auf der Balkanhalbinsel, m�chtiger dagegen im O. Europas, wo sie teils l�ngs des Urals, teils vom Wei�en Meer bis in die Gegend s�dlich von Moskau zutage geht, nicht selten Kohle f�hrend. Die Dyasformation besitzt in Gro�britannien, Spanien und Frankreich keine ansehnliche Verbreitung, wohl aber in Deutschland. Im Schwarzwald, im Rhein-Nahe-Gebiet, in den Vogesen und dem Erzgebirge kommt Rotliegendes, mit Porphyren und Melaphyren eng verkn�pft, ohne Zechstein (�hnlich wie in Frankreich und Spanien) vor; dagegen im Odenwald, im Spessart, am Th�ringer Wald und am Harz in Verbindung mit Zechstein, der als m�chtige salzf�hrende Bildung weithin in die Norddeutsche Tiefebene unterirdisch sich fortsetzt. Im O. Europas bedeckt die Formation als sogen. Perm ein �beraus gro�es Gebiet zwischen Moskau und dem Ural. Die Triasformation hat ihre typische Entwickelung in Deutschland. Hier sind ihre drei Glieder immer nachweisbar und bilden, abgesehen von einem kleinern Vorkommen in Oberschlesien, gro�e, zusammenh�ngende Territorien, die sich von Norddeutschland nach S�ddeutschland ausdehnen, jenseit des Rheins in den Vogesen und der Hardt ihre Fortsetzung finden und noch weit nach Frankreich hinein verfolgbar sind. Etwas abweichend ausgebildet ist die Trias in England, noch st�rker abweichend in den Alpen, wo neben ihr auch die r�tische Formation eine gro�e M�chtigkeit erreicht. Wie in den Alpen, so ist die Trias auch in den Karpathen, im Balkan und im s�d�stlichen Spanien entwickelt. Der Jura findet sich besonders in dem mit diesem Namen bezeichneten Gebirgszug, der Frankreich und die Schweiz trennt, als Schw�bische Alb durch W�rttemberg zieht und als Fr�nkischer Jura sich bis zum Main verfolgen l��t. In seiner Fazies von dem Schw�bisch-fr�nkischen Jura mehr oder weniger verschieden ist der Jura im Rheintal am Fu�e der Vogesen und des Schwarzwaldes sowie in Norddeutschland, in England und im Innern Frankreichs. Jura findet sich ferner in Spanien, Italien, in den Alpen und den �stlich an diese sich anschlie�enden Kettengebirgen, in Oberschlesien und in Polen, von wo aus sich die Formation anscheinend unterirdisch bis an die Ostsee erstreckt, in der Gegend von Moskau und weiter nord�stlich bis zum N�rdlichen Eismeer. Der Wealden, eine Zwischenbildung zwischen Jura und Kreide, findet sich in S�dostengland, Nordostfrankreich und in Nordwestdeutschland (am Deister, am Osterwald und bei Obernkirchen und Minden mit bauw�rdigen Kohlenfl�zen). Die Kreideformation ist in England, Frankreich, D�nemark, S�dschweden sowie auf R�gen und Wollin als Gr�nsand und wei�e Schreibkreide entwickelt, in Westfalen, wo sie die Decke der Steinkohlenformation bildet, als glaukonitischer Mergel oder Gr�nsand, in Sachsen, Nordb�hmen, Oberschlesien, Polen und, wenig ausgedehnt, in der Gegend von Regensburg teils als Sandstein (Quadersandstein) und Mergel (Pl�nermergel), teils als glaukonitischer Sandstein. In einer andern, besonders durch das Auftreten von Hippuriten ausgezeichneten Fazies ist die Kreide im s�dlichen E., in Portugal, Spanien, den Pyren�en und S�dfrankreich, entwickelt und am Aufbau der Alpen, der Apenninen und der Karpathen beteiligt. Auch auf der Balkanhalbinsel, im Kaukasus und an der Wolga sind Ablagerungen der Kreide bekannt. Die dem �ltern Terti�r zugeh�rigen Nummulitenkalke und Flyschbildungen kommen in den gro�en Kettengebirgen, den Pyren�en, den Alpen, den Apenninen, den Karpathen, sehr verbreitet vor und steigen dort bis zu bedeutenden H�hen an, woraus mit Recht geschlossen wurde, da� sich der wesentliche Akt des Faltungsprozesses, der diese Gebirge bildete, erst nach der Ablagerung jener terti�ren Gesteine vollzog. Andre, meist j�ngere Terti�rbildungen stellen wohl arrondierte Becken dar (Pariser, Londoner, Mainzer, Wiener Becken). In Norddeutschland, in B�hmen und in den Alpen f�hren die Terti�rbildungen h�ufig bauw�rdige Braunkohle. Bildungen j�ngsten terti�ren Alters endlich (Plioc�n) sind besonders in S�dengland, in Italien (Subapenninenformation) und in den Steppen S�dru�lands vorhanden. An vielen Punkten in Italien, Spanien, Frankreich, Irland, auf den Hebriden, in Mitteldeutschland, B�hmen und Ungarn lieferte die vulkanische T�tigkeit der Terti�rperiode gewaltige Ausbr�che von Trachyt, Andesit, Phonolith und Basalt. Der Diluvialperiode geh�rt der L�� an, dem Rhein-, Main- und Donautal ihre Fruchtbarkeit verdanken, und der im Elbtal (B�hmen, Sachsen), an der Oder und Weichsel, in Oberschlesien bis tief nach Ru�land hinein in mitunter sehr gro�er M�chtigkeit entwickelt ist. Ein besonderes Gepr�ge hat die diluviale Eiszeit einem gro�en Teil der Oberfl�che Europas ausgedr�ckt durch die Ablagerung gewaltiger Schuttmassen auf den �ltern Schichten, als die von allen h�hern Gebirgen ausgehenden, halb E. �berziehenden Vergletscherungen sich allm�hlich in die heutigen Grenzen zur�ckzogen. Das Tiefland Gro�britanniens, die Norddeutsche Tiefebene, einschlie�lich Hollands im W. und der russischen Ostseeprovinzen im O., auch ein gro�er Teil S�ddeutschlands und S�dfrankreichs sind mit solchem »glazialen Schutt« bedeckt. Langsam, aber stetig wirken die sediment�ren Gesteinsbildungsprozesse w�hrend der Alluvialzeit durch Abs�tze in Flu�betten, in Seen und im Meer, durch die Erosion der Oberfl�chengesteine, durch den Vertorfungsproze� umwandelnd auf die Oberfl�che Europas ein, w�hrend die vulkanische T�tigkeit in E., obschon in ihren Anf�ngen bis in die Terti�rzeit zur�ckgehend, jetzt auf ein Minimum reduziert ist: t�tige Vulkane besitzen nur Island, Italien (Vesuv, �tna, Stromboli etc.) und der Griechische Archipel (Santorin).
Der geologische Aufbau Europas ist im allgemeinen nicht einfach. Die Pyren�en, die Apenninen,[176] die Alpen und deren �stliche Fortsetzung, die Karpathen und der Balkan, sind erst in terti�rer Zeit zu ihrer jetzigen H�he aufget�rmt worden. N�rdlich von diesen Kettengebirgen liegen von sediment�ren Schichten gebildete Stufenl�nder, wie die s�d- und mitteldeutsche Triaslandschaft, oder gro�e, flach muldenf�rmige, besonders von Terti�rbildungen ausgef�llte Becken und weite Diluvialfl�chen, wie die norddeutsche und die sarmatisch-russische Ebene, in der �ltere Ablagerungen nur vereinzelt hervortreten, dann aber auch einzelne kleinere Gebirge, wie das Zentralplateau von Frankreich, die Vogesen, der Schwarzwald, der B�hmerwald und die mitteldeutschen Gebirge. In dem ganzen au�eralpinen Osteuropa, in Galizien, Podolien, der Bukowina und Ru�land (mit Ausnahme des Kaukasus, der Krim, des Donezschen Kohlenbeckens und des Urals), ebenso in Finnland, Schweden und dem �stlichen Norwegen, also in der ganzen sogen. russisch-skandinavischen Tafel, besitzen alle Bildungen bis hinunter zur Basis der kambrischen Formation eine ungest�rte horizontale Lagerung. Dagegen finden sich im westlichen Norwegen, in �sterreich westlich von Lemberg, in Deutschland, Frankreich und England nirgends kambrische oder silurische Schichten noch ungest�rt, ja an vielen Stellen sind hier selbst die Kreideschichten nicht mehr in ihrer urspr�nglichen Lage. Dagegen wurden einzelne Teile des geologisch sehr kompliziert gebauten westeurop�ischen Schollenlandes schon gegen das Ende der Silurzeit gefaltet, so das schottische Hochland, die Hebriden und Irland, wo die devonischen Ablagerungen ungest�rt �ber ausgerichteten arch�ischen, kambrischen und silurischen Gesteinen liegen. Der Bayrische und der B�hmerwald sind schon vor Beginn der Karbonformation ausgerichtet und sp�ter von keiner bedeutenden Bewegung mehr ergriffen worden. Dann zeigen Sudeten, Erzgebirge, Fichtelgebirge, Th�ringer Wald, Harz, Rheinisches Schiefergebirge, Ardennen, Schwarzwald, Vogesen und der �stliche Teil des franz�sischen Zentralplateaus in ihren alten Gebirgskernen eine ganz �bereinstimmende Faltung, die noch die karbonischen Sedimente mit betroffen hat; daraus und aus dem Verlauf der Falten kann man schlie�en, da� sie Bruchst�cke eines ehemals zusammenh�ngenden, etwa zu Ende der Karbonzeit fertig gebildeten Alpengebirges darstellen. Schon im Verlauf der permischen Zeit wurde dieses sogen. variskische Hochgebirge in gro�artigem Ma�stab abgetragen und zerst�rt, und auf den H�hen der Vogesen und des Schwarzwaldes sehen wir daher die Triassedimente auf den abradierten Falten des alten Schiefergebirges in nahezu horizontaler Lagerung. Das s�d- und mitteldeutsche Stufenland mit seinen triadischen und jurassischen Ablagerungen bezeichnet nach Sue� (»Antlitz der Erde«, 1885) einen riesigen Einbruch, in dem ein gro�es St�ck des variskischen Hochgebirges in die Tiefe gesunken ist. Auch die arch�ischen Schiefer, die den westlichen Teil des Zentralplateaus von Frankreich, die Bretagne und die ansto�enden Gebiete zusammensetzen und auch noch im s�dwestlichen England erscheinen, entsprechen dem Kern eines ebenfalls am Ende der Karbonzeit vorhanden gewesenen Hochgebirges, an dessen Aufbau auch noch die pal�ozoischen Ablagerungen in Cornwall und Devonshire, die westliche H�lfte des Kohlengebirges im nord�stlichen Frankreich und in Belgien und unter den j�ngern Schichten des Londoner und Pariser Beckens und unter dem Kanal verborgene �ltere Schichten teilnehmen. Die westliche Fortsetzung dieses sogen. armorikanischen Hochgebirges, das in seinem �stlichen Teil ein nordwestliches, dann weiter nach W. hin ein westliches und schlie�lich ein wests�dwestliches Streichen zeigt, ist unter dem Atlantischen Ozean versunken. J�nger als die Faltung der beiden eben erw�hnten Hochgebirge ist die Faltung der Wealdenformation in England und des (subherzynischen) H�gellandes westlich und s�dlich vom Harz (Hils, Deister, S�ntel, Teutoburger Wald etc.) sowie die Herausbildung des Harzes, des Th�ringer Waldes, der Sudeten etc., in denen noch bis in die �ltere Terti�rzeit hinein Bewegungen stattgefunden zu haben scheinen. Vgl. zu vorstehendem Abschnitt die geologischen Karten bei den Artikeln Alpen, Deutschland, England, Frankreich, Harz, �sterreich, Schwarzwald, Sudeten und Th�ringen.
[Mineralien.] Europas Kohlensch�tze sind mit wenigen Ausnahmen (hier und da im Rotliegenden, im Lias von Ungarn, in der norddeutschen Wealdenformation, in der Kreideformation von Istrien, im s�dlichen Frankreich und Spanien) der Steinkohlenformation und dem Terti�r eingelagert; Eisenerz bergen die verschiedensten Formationen; Steinsalz kommt, bisweilen mit Kalisalzen zusammen, in der Dyas (Norddeutschland), in mehreren Niveaus der Trias (W�rttemberg, Baden, Lothringen), in der Juraformation (Bex), im Terti�r (Spanien, Galizien, Siebenb�rgen) vor und bildet sich in den �bers�ttigten Salzseen der europ�ischen Ostgrenze auch jetzt noch fort. Hauptdistrikte f�r europ�isches Petroleum sind der S�dabhang der Transsylvanischen Alpen, die Bukowina und die Karpathen von Galizien und Ungarn; auch Unterelsa� und Nordwestdeutschland liefern etwas Petroleum und Asphalt. Ziemlich reich an letzterm ist der obere Jura in Hannover. Phosphorit findet sich im Silur (Spanien und Podolien), im Devon (Nassau), in der Kreide (England, Nordfrankreich, B�hmen und Mittelru�land) sowie auf sekund�rer Lagerst�tte im Diluvium (Ru�land etc.).
Von edlen Metallen wird Gold in bedeutender Menge nur im ungarisch-siebenb�rgischen Erzgebirge und am mittlern Ural (hier auf sekund�rer Lagerst�tte, zum Teil mit Platin zusammen) gewonnen. Silber ist in geringer Menge sehr verbreitet, an Blei- und Kupfererze gebunden; reichere Silbererze finden sich vorz�glich in Norwegen (Kongsberg), im s�chsischen Erzgebirge, am Harz und in der spanischen Provinz Guadalajara. Spanien ist auch ausgezeichnet durch seinen Reichtum an Quecksilber (Almaden in der Sierra Morena), das au�erdem nur noch in Idria und an einigen andern Punkten der �stlichen Alpen sowie am Avalaberg bei Belgrad in nennenswerter Menge produziert wird. Kupfererze sind viel verbreitet; besonders reich sind der Ural, Th�ringen (durch die zur Dyasformation geh�rigen Kupferschiefer), Cornwall und Spanien (Rio Tinto). Zinnerz findet sich im s�chsisch-b�hmischen Erzgebirge, in Cornwall und in der Bretagne. Blei- und Zinkerze werden au�er auf den G�ngen der Erzgebirge in England und Deutschland vielfach lagerartig im Devon, in der Steinkohlenformation und der Trias angetroffen. Der Buntsandstein ist in Rheinpreu�en (Kommern und Mechernich) stellenweise mit Blei- und Kupfererzen impr�gniert. Nickel- und Kobalterze sind im s�chsischen Erzgebirge, in Th�ringen, im Spessart, in den westlichen Alpen und in Skandinavien verbreitet. Antimon wird in gr��erer Menge, namentlich in Ungarn, als Begleiter der Gold- u. Silbererze gewonnen. Vgl. v. Cotta, Erzlagerst�tten Europas (Freiberg 1861).[177]
(Hierzu die »Klimakarte von Europa«.)
E. geh�rt mit Ausnahme der n�rdlichsten Spitzen von Norwegen, Schweden und Nordru�land, die in der kalten Zone liegen, v�llig der gem��igten an. Es hat daher vorherrschend ein gem��igtes Klima und ist im Gegensatz zu allen �brigen Erdteilen durch eine gewisse Gleichartigkeit seiner Natur charakterisiert. Man unterscheidet f�nf Klimagebiete:
1) Zu dem ersten Gebiete, dem hohen Norden, geh�ren Island (s.d.), Nowaja Semlja (s.d.) und Spitzbergen (s.d.).
2) Westeuropa. Das Klima des westlichen und nordwestlichen E. wird vom Atlantischen Ozean beherrscht. Ein Hochdruckgebiet lagert best�ndig im SW. von E. und greift h�ufig bis zu unsern Gegenden �ber, w�hrend �ber dem Nordatlantischen Ozean eine barometrische Depression liegt. Daher ein entschiedenes Vorwiegen der Winde aus W. und SW., die in der k�ltern Jahreszeit, in der jener Gegensatz in der Druckverteilung am meisten entwickelt ist, oft st�rmisch auftreten und die feuchte Seeluft weit in den Kontinent hineintragen, wodurch sowohl die K�lte des Winters als die Hitze des Sommers gemildert wird. Indessen steht der Wechsel der W�rmeverh�ltnisse in unsern Gegenden nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den W�rmeverh�ltnissen des Ozeans, sondern h�ngt in erster Linie von der Luftdruckverteilung und der dadurch bedingten Luftzufuhr ab. Nicht selten breitet sich der hohe Luftdruck im SW. nordw�rts aus und ruft hierdurch na�kalte Witterung hervor, wie sie in den Fr�hlings- und Sommermonaten �fter eintritt, in welcher Zeit die Luftdruckabnahme nach NW. hin gering ist. In den Wintermonaten greift das asiatische Maximum h�ufig nach Nordeuropa hin�ber und bedingt eisige Ostwinde, die, zumal wenn �ber S�deuropa eine Depression liegt, strenge K�lte verursachen. Abschw�chung der t�glichen und j�hrlichen Temperaturschwankungen, gro�e Luftfeuchtigkeit und Bew�lkung, reichliche Niederschl�ge namentlich in der k�ltern Jahreszeit, unruhiges Wetter im Winterhalbjahr sind die Hauptz�ge dieses Klimagebiets, die in den nordwestlichen K�stengebieten zum vollsten Ausdruck kommen.
Die j�hrliche W�rmeschwankung wird durch folgende mittlere Jahresextreme (nach Hann) veranschaulicht: St.-Martin (Landes) 37�, -7�, Brest 32�, -4�, Paris 33�, -10�, Br�ssel 31�, -11�, Hamburg 31�, -12�, Upsala 30�, -24�, Greenwich 31�,-8�, Dublin 25�,-5�, Thorshaven 18�,-9�, Skuden�s 22�,-8�, Bergen 26�,-11�, Christiansund 22�,-9�, Hammerfest 24�,-14�, Vard� 21�,-16�. Die Temperaturdifferenz zwischen Juli und Januar betr�gt f�r die mittlere Westk�ste Frankreichs 15�, f�r die Nordwestk�ste 12�, f�r den �u�ersten Westen Irlands und Englands 8�. Die Regenmengen betragen nach Hann (in Zentimetern) f�r: Unteres Rhonetal 87, Landes in den Westpyren�en 114, mittleres Westfrankreich 66, Zentralfrankreich 71, Nordwestk�ste 78, Belgien und Kanal 68, Holland und deutsche Nordsee 67, D�nemark 60, F�r�er 162, Ostengland 65, Westschottland 189, Irland 100, Norwegen W. 115, O. und Inland 46,69.70.� n�rdl. Br. 31. Die gr��ten Regenmengen fallen in den Seeregionen Cumberlands (Styehead Pa� 430 cm). Frankreich, au�er der Nordwestk�ste, hat Mai- und Oktoberregen, im NW. kommen Herbst- und Winterregen vor, ebenso wie auf den britischen Inseln; Belgien, Nordwestdeutschland und D�nemark zeigen den �bergang von Herbst-zu Sommerregen. Westnorwegen hat Herbstregen, wogegen die Winterregen zur�cktreten. Die H�he der Schneelinie betr�gt f�r das skandinavische Gebirge im N. (67.� n�rdl. Br.) 1000, S. (70.� n�rdl. Br.) 1200 m, die Gletscherenden senken sich (611/2� n�rdl. Br.) auf 400 m abw�rts.
3) In Mitteleuropa geht das Seeklima in Kontinentalklima �ber. Durch die Alpen wird dieses Gebiet scharf vom mediterranen Gebiet abgegrenzt, nach O. hin findet keine derartige Trennung gegen das osteurop�ische Kontinentalklima statt. �ber die Luftdruckverteilung s. oben: Westeuropa. Die Temperaturen bewegen sich in diesem Gebiet (nach Hann) durchschnittlich zwischen folgenden Grenzen: K�nigsberg 32�,-22�, Warschau 32�,-21�, Berlin 33�,-15�, Brocken 23�,-21�, Dresden 33�,-17�, Bayreuth 31�,-21�, M�nchen 30�,-19�, Prag 33�,-16�, Wien 34�,-15�, Hermannstadt 32�,-23�, Klagenfurt 32�,-22�, Bozen 33�,-8�, Z�rich 30�,-14�, Bern 29�,-15�, St. Bernhard 18�,-22�. Die Extreme schwanken zwischen mehr als 35� und -30�. Der meiste Regen f�llt �berall im Sommer, so zwar, da� landeinw�rts die Herbst- und Winterregen abnehmen und die Sommerregen zunehmen. In Deutschland fallen j�hrlich durchschnittlich etwa 65 cm Regen, wobei die Verschiedenheiten in den einzelnen Gegenden recht bedeutend sind. Nach Sonklar fallen j�hrlich in B�hmen, M�hren und Schlesien durchschnittlich 64, Galizien und Bukowina 73, Ober- und Nieder�sterreich 83, Krain, G�rz und Istrien 137, Dalmatien 92, Ungarn 59, Siebenb�rgen 77 cm Niederschlag. Die Bew�lkung ist in der Niederung und im Mittelgebirge am gr��ten im Winter, am geringsten im Sommer, am trockensten sind die Fr�hlingsmonate. Der Druckverteilung entsprechend sind westliche und s�dwestliche Winde vorwiegend, im Fr�hjahr und Herbst nehmen die �stlichen Winde etwas zu. In Ungarn sind Nordwestwinde h�ufig, wie denn auch in Deutschland diese Winde vom Winter zum Sommer hin zunehmen.
4) �ber Ru�land s.d.
5) Das mediterrane Klimagebiet umfa�t alle L�nder am Mittelmeerbecken. Ihm sind haupts�chlich regenarme Sommer und reichlicherer Regen in der k�ltern Jahreszeit eigen. Im westlichen Mittelmeergebiet sind die Herbstregen (relativ) sehr gleichm��ig verteilt, w�hrend in den �stlichen Gebirgsteilen die Sommerd�rre sich weit in den Herbst erstreckt. Hervorzuheben ist die Abnahme der regenarmen Zeit nach N. hin. Malta hat 45 regenarme Monate, das n�rdliche Sizilien 4, Neapel 3, Rom 2, Florenz keinen. Die trockne Zeit dauert an der S�dk�ste Spaniens 5, in Lissabon 4, in Porto 3 Monate, in Santiago fehlt sie bereits. Die j�hrliche Regenmenge betr�gt nach Hann f�r: s�dliches Portugal 70, spanisches Plateau 37, spanische Ostk�ste 42, Spaniens Nordrand 129, mediterranes Frankreich 67, S�dfu� der italienischen Alpen 121, Po-Gebiet 81, Mittelitalien 84, S�ditalien 80, Sizilien 60, Malta 55, Adria: Norden 130, Mittel 83, S�den 128, Konstantinopel 70 cm. Hierher geh�rt das regenreichste Gebiet von E.; in der Bucht von Cattaro fallen j�hrlich 436 cm. Auch die Nord- und Westk�ste Spaniens und Portugals haben Jahressummen bis zu 300 cm, wogegen im Innern verderbliche D�rreperioden vorkommen. Im Innern der Iberischen Halbinsel sind die W�rmeschwankungen sehr erheblich, die K�stengegenden haben eine mehr gleichm��ige Temperatur. Nach O. hin nehmen die W�rmeschwankungen im allgemeinen[178] zu und erreichen im Innern der Vulkanhalbinsel sehr erhebliche Werte. Als Jahresextreme f�hren wir folgende an (nach Hann): Lissabon 36�, 1�, Madrid 40�,-7�, Granada 38�,-3�, Perpignan 37�,-4�, Nizza 31�,-1�, Mailand 34�,-10�, Ancona 35�,-4�, Rom 35�,-4�, Palermo 40�, 0�, Lesina 33�,-2�, Korfu 35�, 1�, Athen 38�,-2�, Sofia 35�,-18�. Sehr tiefe Wintertemperatur hat die Sohle des Po-Tals, wo sie bis auf -18� herabsinkt (in Neapel auf -4�, in Sizilien auf -2�), w�hrend im Sommer sich die Temperatur in Norditalien auf 37�, in S�ditalien auf 41� erheben kann. Der Luftdruck ist im Sommer im W. hoch und nimmt rasch gegen O. hin ab, daher im Sommer vorherrschend Nordwinde (Etesien der Griechen), die von sonnigem Wetter begleitet sind. Im Winter ist der Luftdruck �ber dem Mittelmeer verh�ltnism��ig niedrig, es entwickeln sich h�ufig Barometerminima, die von Regenfall begleitet sind. An den gebirgigen Ufern des Mittelmeers sind Lokalwinde h�ufig, so die Bora an der Adria, der Mistral in Frankreich, der Scirocco in S�ditalien, der Leveche in Spanien.
Die reiche K�stengliederung und die Gunst eines ausnahmsweise gem��igten Klimas rufen in der Pflanzenwelt Europas eine bemerkenswerte Milderung der Gegens�tze und innige Mischung der floristischen Bestandteile hervor. Nur die skandinavischen Fjelds vom Nordkap bis Dovrefjeld, die nord�stliche H�lfte von Kola, die Halbinsel Kanin und die Eismeerk�ste bis zur Petschoram�ndung und dem n�rdlichsten Ural fallen in das Gebiet der arktischen Flora (s.d.), deren baumlose Tundrenfl�chen von Moosen, Flechten, Gr�sern und Moorpflanzen mit sp�rlichen, niedrigen oder kriechenden Strauchformen erf�llt werden. Hochnordische Arten strahlen auch auf das schottische Hochland und den n�rdlichen und alpinen Teil des Uralgebirges �ber, dem die Alpenmatten fehlen. Im norwegischen Gebirge liegt unter dem ewigen Schnee vegetationsloses Steinger�ll, dann folgt ein Teppich gelbgr�ner Strauchflechten, den in 12001370 m H�he ein G�rtel von Zwergbirken, niedrigen Weiden- und Wacholderb�schen nebst Heidestr�uchern abl�st; bei 1000 m beginnen die ersten h�hern Birkenw�lder, und noch etwas tiefer Nadelholzb�ume; blumenreiche, mit zahlreichen arktischen Pflanzen besiedelte Oasen treten vorzugsweise auf verwitterndem Schiefergestein auf.
Von den arktischen Birkengeb�schen Finnmarkens unter 70� n�rdl. Br. erstreckt sich das europ�ische Waldgebiet durch Skandinavien einerseits nach Deutschland, Frankreich, Gro�britannien und dem n�rdlichsten Teil der Iberischen Halbinsel, anderseits durch Nord- und Mittelru�land bis zu einer Linie �ber Kiew, Kursk und Kasan; s�dw�rts bildet sonst der von den Pyren�en durch die hohe Auvergne zu den Alpen, den Karpathen und dem Balkan sich fortsetzende Hochgebirgsg�rtel die Scheidelinie gegen die Mittelmeerflora. Nach den vorwiegenden Waldbest�nden geh�rt der n�rdliche Teil des Gebiets etwa bis zum 60. Parallelkreis zu der Nadelholzzone (s.d.) mit L�rchen, Fichten und Kiefern, der s�dliche zur Laubholzzone (s.d.); nur im N. greifen die Birkenw�lder stellenweise �ber den Nadelholzwald, in Gebirgsregionen letzterer �ber den G�rtel der sommergr�nen Baumformen hinaus. Die europ�ischen Waldb�ume geh�ren vorzugsweise den zirkumpolar verbreiteten Gattungen Pinus, Abies, Picea, Betula, Quercus und Fagus an. In Skandinavien und Finnland bilden die nordische Wei�birke nebst Fichte und Kiefer fast ausschlie�lich den Waldbestand. Die Polargrenze der Gerste erreicht bei Alten in Finnmarken den 71.� n�rdl. Br., von da sinkt sie ostw�rts am Bottnischen Busen bis 65�, verl�uft um die K�sten des Wei�en Meeres und endet in der N�he des Polarkreises am Ural. Au�er Gerste wird im N. nur Roggen und Hafer als Sommerfrucht gebaut; erst im s�dlichen Skandinavien beginnt der Anbau des Weizens und des Wintergetreides. Die Weinkultur erreicht ihre Nordgrenze in einer Linie, die von der Loirem�ndung �ber die Maas (bei 503/4� n�rdl. Br.) bis Bonn und Mei�en und von da durch Schlesien bis Mohilew am Dnjestr gezogen wird.
Die Flora des europ�ischen Waldgebiets setzt sich aus ungleichartigen Bestandteilen in sehr inniger Mischung und Durchdringung zusammen. Als das wichtigste Florenelement erscheint das alpine, dessen Grundstamm mit vielen endemischen Arten von der oben erw�hnten Gebirgsscheidelinie von den Pyren�en bis zum Balkan wohnt und das gesamte, den Hochgebirgen vorgelagerte H�gel- und Bergland (in Deutschland bis zum Harz, dem Th�ringer Wald und den Sudeten) besiedelt hat. Charakteristisch sind auch die felsbewohnenden Pflanzenformationen. Letztere erreichen in den zentralen Hochgebirgen ihre Hauptentwickelung, und zwar liegen die Grenzen der hochalpinen Region in den Pyren�en zwischen 24002750 m, in den Alpen bei 24002700 m, in Siebenb�rgen zwischen 18002500 m und in den Sudeten bei 1400 bis 1600 m. Von W. und S. sind ferner atlantische Pflanzen, besonders immergr�ne, strauchbildende Erikazeen, in die europ�ische Waldzone eingedrungen. Der �u�erste Vorl�ufer dieser Gruppe, das Heidekraut (Calluna vulgaris), hat sich mit gro�en, zusammenh�ngenden Best�nden von der atlantischen K�ste bis zum Osthang des Uralgebirges ausgebreitet. Aus S�deuropa greifen im westlichen Frankreich die Edelkastanie und die immergr�ne Quercus Ilex nebst mehreren Staudenpflanzen in das Waldgebiet ein; �hnliches findet am S�dfu� der Alpen und in einzelnen besonders beg�nstigten T�lern der Schweiz statt. Von SO. treten in die pontische Waldregion der Balkanl�nder charakteristische Baumarten, wie Silberlinden, die Syringe u. a., ein. Endlich im �u�ersten Nordosten greifen Elemente der sibirischen Waldzone westw�rts �ber das Uralgebirge. Neben diesen fremdartigen Eindringlingen besteht der Grundstock der mitteleurop�ischen Flora vorzugsweise aus baltischen Pflanzen, welche die K�stenl�nder an der Nord- und Ostsee bewohnen und erst nach der Eiszeit in ihr gegenw�rtiges Areal eingewandert sind. Die Grenze gegen N. bildet die sinnl�ndische und westuralische Waldregion, die durch den Onegasee voneinander geschieden werden, und von der die erstere floristisch mit Skandinavien, die letztere mit dem Uralgebirge und Sibirien in n�herm Zusammenhang steht. Die europ�ische Steppenflora hat ihren Hauptsitz in S�dru�land, wo die urspr�ngliche Vegetation vorzugsweise aus silbergl�nzenden Federgr�sern (Stipa) besteht; nur in den Talschluchten w�chst ein k�mmerliches Gestr�pp von Erlen, Birken, Linden und strauchartigen Eichen, und die Anh�hen zieren kleine Bl�tenstr�ucher von Goldregen, Caragana frutescens, von Zwergmandeln u. a. Im ersten Fr�hjahr erscheint eine Schar von Zwiebelgew�chsen, wie Tulpen und Fritillarien, sp�ter herrschen Kreuz- und Lippenblumen, im Juli Doldenpflanzen, im Herbst Korbbl�tler vor. Die Steppenflora ist auch in das ungarische[179] Tiefland eingedrungen und erf�llt das Innere desselben, mit Ausnahme der bewaldeten Gebirgsr�nder und der Donauufer; einzelne Steppenpflanzen sind auch nach B�hmen, nach der Mark Brandenburg, zum Th�ringer Wald und Harz vorger�ckt. Die s�drussische Steppenzone erreicht an der uralo-kaspischen Salzsteppe zwischen Ural und Kaspischem Meer ihre Ostgrenze; auch die Nordh�nge des Kaukasus sind bis zum Waldg�rtel hinauf von Steppenpflanzen besiedelt, und ebenso laufen die S�dlehnen in die armenischen Steppen aus. Die untere Waldregion dieses Gebirges mit Lorbeer (bis 200 m) und Edelkastanien (bis 1000 m) hat mediterranen, die obere mit Buchen (bis 2000 m) und Abies Nordmanniana (bis 2100 m) borealen Charakter; die alpine Region mit Rhododendren und Staudenmatten liegt zwischen 2400365010. Ein zweites Hauptsteppengebiet Europas entwickelt sich in Spanien besonders zwischen dem obern Tajo und dem Guadiana sowie n�rdlich von der Sierra Nevada, um Murcia und am mittlern Ebro und steht dort haupts�chlich mit der atlantisch-mediterranen Flora in Zusammenhang; teils herrschen Salzsteppen mit Salsoleen, teils Grassteppen mit hochw�chsigen, harten Gr�sern (Stipa tenacissima u. a.) vor.
In den Mittelmeerl�ndern bestimmen die Gestr�uche der immergr�nen Zone vorwiegend den Vegetationscharakter, der sich am reinsten ausdr�ckt in den Maquis, einer Buschformation aus Oliven, Myrten, Lorbeer, Steinlinde, Pistazien, Zistrosen, Erica arborea, Arbutus, Ginsterarten u. a. Dieser Strauchg�rtel steigt an den Berglehnen von Granada bis 1200 m, am �tna bis 700 m und in Dalmatien bis 400 m aufw�rts. Dar�ber folgen die f�r das Mittelmeergebiet charakteristischen Best�nde immergr�ner Eichen nebst Edelkastanien, Buchen und Nadelh�lzern (s. Immergr�ne Geh�lze). Die Zwergpalme (Chamaerops humilis) bildet vorzugsweise in der untern Region S�dspaniens ausgedehnte Gestr�ppbest�nde, ist aber bereits an der Westk�ste sowie auf den Inseln Italiens seltener und verschwindet weiter ostw�rts ganz. Die Waldzone des Ostens in Thessalien und Epirus ist die Heimat der Ro�kastanie, auch treten hier Silberlinden und Platanen hinzu. F�r die mittelmeerl�ndische Vegetation sind endlich aus niedrigen Halbstr�uchern gebildete Matten charakteristisch, die vorzugsweise aus Lippen- und Kreuzblumen, Doldenpflanzen, Korbbl�tlern u. a. bestehen und von den mitteleurop�ischen Wiesen wesentlich verschieden sind. Vgl. zu vorstehendem auch die Karte beim Art. »Pflanzengeographie« und nachfolgende Tabelle.
Tierwelt.
Seiner Tierwelt nach geh�rt E. in seinem n�rdlichsten Teil der arktischen Zirkumpolarregion an, im �brigen der pal�arktischen Region, von dieser der Hauptsache nach die europ�ische Subregion bildend, w�hrend die s�dlichsten Gebiete jenseit der Alpen und Pyren�en zur mittell�ndischen Subregion geh�ren. Der Charakter des Weltteils bietet Gelegenheit zur Entwickelung eines reichen Tierlebens, freilich jetzt weniger als fr�her. Durch die fortschreitende Kultur ist die Fauna wesentlich beeinflu�t worden; viele Tiere sind zur�ckgedr�ngt, andre ganz verschwunden. Zu den f�r E. charakteristischen S�ugetieren geh�ren B�r, Wolf, Luchs und Fuchs, Maulwurf, Spitzmaus, Igel, Dachs, Wiesel, Otter, Wasserratte, Gemse, Siebenschl�fer, Hase, von diesen sind B�r, Luchs, Wolf, Elch u. a. beinahe ausgerottet. Von V�geln k�nnen als charakteristisch f�r E. betrachtet werden: die Drosseln, Buschs�nger, Rohrmeisen, Meisen, Pieper, Bachstelzen, Ammern, Sperlinge, Kreuzschn�bel, H�nflinge, Elstern, Waldh�hner etc.; der n�rdlichen Zone geh�ren die Schneeeule und der Geierfalke an. Die Mehrzahl der V�gel wandert im Winter nach dem S�den, meist bis Afrika. Ungeheure Scharen von Seev�geln sammeln sich zur Brutzeit an den K�sten Norwegens und Schottlands. Relativ arm ist E. an Reptilien; im hohen Norden fehlen sie g�nzlich, nach S. werden sie h�ufiger; am wenigsten vertreten sind die Schildkr�ten. Zahlreicher sind die Arten und Gattungen der Eidechsen und Schlangen, von welch letztern nur wenige giftig sind. Auch die Amphibien sind nicht zahlreich, doch weisen sie charakteristische Formen auf, wie den Grottenolm (Proteus), die Geburtshelferkr�te (Alytes). Die Fr�sche sind im ganzen viel gleichm��iger verbreitet als die Molche; letztere �berwiegen im N. und O. Die Artenzahl der Molche nimmt besonders nach W. hin stetig zu. Unter den Fischen Europas spielen Karpfen, Lachse, Aale, Weise, Hechte und St�re eine Rolle; eine Reihe von Gattungen und Arten ist auf E. beschr�nkt. Von Meeresfischen, welche die K�sten Europas besuchen, sind die wichtigsten die Schellfische (Dorsch, Kabeljau), Hering, Sprotte, Sardine, [180] Sardelle, Steinbutt, Scholle, Flunder, Seezunge. Von Weichtieren verbreiten sich �ber den ganzen Kontinent die Sumpfschnecken, Teichschnecken, Bernsteinschnecken und einige Arten der Gattung Helix. Die Molluskenfauna Europas l��t sich in vier Reiche teilen: in das arktisch-boreale, alpine, germanische und Mittelmeerreich. Unter den Insekten sind am besten bekannt die Schmetterlinge und K�fer, von denen eine Reihe E. eigent�mlich sind; mehrere Arten, darunter besonders sch�dliche, wie die Reblaus, sind eingeschleppt und haben sich v�llig eingeb�rgert. Die niedere S��wasserfauna zeigt zum gro�en Teil einen kosmopolitischen Zug. Vgl. hierzu auch die tiergeographischen K�rtchen bei den Artikeln »S�ugetiere, V�gel, Reptilien«.
(Hierzu die »V�lker- und Sprachenkarte« und die Karte »Bev�lkerungsdichtigkeit von Europa«.)
Die Zahl der Bewohner Europas wird gegenw�rtig auf 392,170,764 berechnet, so da� auf 1 qkm 40 Bewohner kommen; vgl. folgende Tabelle.
Die Bev�lkerung geh�rt �berwiegend dem indoeurop�ischen oder mittell�ndischen Stamm an, der in C. durch 89 V�lkerfamilien vertreten ist, und zwar vornehmlich dem indogermanischen Zweig. Die griechisch-lateinische Familie (Romanen) enth�lt folgende Hauptv�lker: Neugriechen, Italiener, Spanier und Portugiesen, Franzosen und Provenzalen, R�tier, Walachen; die germanische Familie 3 Hauptnationen: Deutsche, Skandinavier und Engl�nder, von denen die ersten auch die Holl�nder und Fl�men begreifen, die zweiten in Schweden, Norweger, D�nen und Isl�nder zerfallen. Die slawische Familie umfa�t die nordslawischen St�mme: die Tschechen mit den M�hrern, Slowaken und Lechen oder Polen, die Sorben oder Wenden und die Russen (Gro�russen, Ruthenen oder Ru�niaken und Wei�russen), und die s�dslawischen St�mme: die Slowenen oder Winden, die Serben (wozu Kroaten, Bosnier, Montenegriner und die Bewohner des eigentlichen Serbien geh�ren) und die Bulgaren. Die lettische Familie beschr�nkt sich auf Litauen und die Urbev�lkerung Preu�ens; ihr am n�chsten stehen die Albanesen oder Schkipetaren, die in der westlichen T�rkei, in Griechenland und Sizilien wohnen. Da jedoch ihre Sprache vieles aus dem Lateinischen und Griechischen aufgenommen hat, f�hren wir sie in der Tabelle (S. 182) unter den Romanen auf. Die keltische Familie z�hlt f�nf V�lkerschaften: Iren, G�len, Walliser (Kymren), Aremoriker (Bretonen) und Wallonen (Welsche). Hierzu kommen die armenischen Kolonisten und Handelsleute in S�dosteuropa und die wandernden Horden der Zigeuner, so da� mit Ausnahme der persischen alle �brigen V�lkerfamilien des indoeurop�ischen Stammes (Romanen, Germanen, Slawen, Kelten, Letten) ausschlie�lich auf dem europ�ischen Boden Wurzel geschlagen haben oder doch nur durch Kolonisation aus E. in andre Erdteile �bergegangen sind. Unter diesen sind wieder die drei ersten (Romanen, Germanen und Slawen) als die herrschenden V�lkerfamilien Europas anzusehen. Dem semitischen Zweige geh�ren die Israeliten an, die mit Ausnahme der Skandinavischen und Iberischen Halbinsel, wo sie nur ausnahmsweise vorkommen, �ber den ganzen Erdteil verbreitet sind, und die geringen �berbleibsel der Morisken, Abk�mmlinge der Araber, in den abgeschlossenen Alpujarras in Spanien. Doch sind in der Tabelle (S. 182) die Israeliten nicht besonders ausgef�hrt, sondern den Nationen zugerechnet worden, in deren Mitte sie leben, und deren Sprache sie sprechen. Eine isolierte Stellung unter den V�lkern Europas nehmen die Basken (s.d.) ein, die in einigen Pyren�engegenden Spaniens u. Frankreichs wohnen.
Der ethnographische Reichtum Europas wird indes noch wesentlich vermehrt durch eine ansehnliche Zahl finnischer und tatarischer V�lkerzweige. Zu den finnischen Volksst�mmen geh�ren die Samojeden, die Finnen (Lappen, Tawasten, Karelier und Kw�nen), Esthen, Kuren und Liven und Ungarn oder Magyaren nebst Szeklern sowie die schwachen V�lkerreste der Wogulen, die bulgarischen und permischen St�mme (Tscheremissen, Mordwinen, Syrj�nen, Wotj�ken, [181] Tschuwaschen oder Bergtataren u. a.). Die in E. heimisch gewordenen V�lker tatarischen Stammes geh�ren entweder dem westlichen Zweige der eigentlichen tatarischen (mongolischen) Familie an, wie die Kalm�cken, oder und zwar zum gr��ten Teil der t�rkischen Familie, so die Osmanen auf der Balkanhalbinsel und die sog. turkotatarischen St�mme (Nogaier, Baschkiren u. a.) in dem Steppenland am Kaspischen und Schwarzen Meer. Au�erdem geh�ren zu ihr die magyarisierten Turkkolonien der Kumanen und Jazygen. Auf diese Weise steigt die Zahl aller in E. wohnenden Nationen auf etwa 60, von denen 40 indoeurop�ische (arisch-semitische), 11 finnische (nordasiatische) und 9 tatarische (hochasiatische) sind. Diese 60 Nationen geh�ren 21 selbst�ndigen Sprachzweigen, 13 besondern V�lkerfamilien, 3 verschiedenen ethnographischen Variet�ten der Menschheit an.
Die drei gro�en herrschenden V�lkerfamilien haben sich folgenderma�en in das Land geteilt: Die drei s�dlichen Halbinseln des Erdteils und die drei zun�chst ansto�enden Teile des Kontinents oder den ganzen kontinentalen S�dwesten Europas, von der untern Donau bis zur Stra�e von Calais und von der Stra�e von Gibraltar bis zur Enge des Bosporus nebst den benachbarten Inseln nimmt vorzugsweise die griechisch-lateinische Familie ein. Im Herzen Europas und auf seinen n�rdlichen Halbinseln und Inseln haben fast ausschlie�lich die Nationen der germanischen Familie ihre Heimat gefunden. Der flache, breite Osten des Erdteils ist fast ganz Besitztum der slawischen V�lker geworden. Fast alle von den Hauptst�mmen �ber ihre Grenzen hinaus versprengten Zweige, besonders aber alle �brigen, nicht zu den drei Hauptfamilien geh�renden Nationen wohnen als Fremdlinge, als politisch Abh�ngige, h�chstens als Adoptivkinder jener in dem Gebiet der einen oder der andern. Und naar finden wir fast alle Nationen mongolischen Stammes, alle finnischen und tatarischen V�lker im slanischen Osteuropa. Nur die[182] osmanischen T�rken haben ihre kriegerische Ansiedelung in der Sph�re der griechisch-lateinischen Familie gegr�ndet. In bezug auf die Kopfzahl kommen auf die Germanen 127 Mill., auf die Romanen 112,7 Mill., auf die Slawen 124,1 Mill. Unter den kleinern Nationen z�hlen die Kelten etwa 2,8 Mill., die Letten, Litauer etc. 3,4 Mill., Finnen und Magyaren 14,2 Mill., Basken, Armenier und Zigeuner 1,9 Mill., endlich T�rken, Tataren und Mongolen 5,9 Mill. �ber die Nationalit�t der Bev�lkerung der einzelnen Staaten gibt die Tabelle auf S. 182 Ausschlu�; weiteres s. Artikel »Bev�lkerung«. �ber die sprachlichen Verh�ltnisse in E. vgl. »Europ�ische Sprachen«.
Unter seinen 392 Mill. Einwohnern z�hlt E. noch nicht 1 Mill. Nomaden; alle �brigen haben feste Wohnsitze. Dabei sind die nicht angesiedelten V�lkerschaften Europas an die fernsten, unwirtlichsten Enden des Erdteils verwiesen, auf die eisigen Felder des lappischen Gebirges, die H�hen des Urals, die K�sten des Eismeers und die Steppen am Kaspischen Meer, wenn man diese zu E. rechnen will. Der ganze �brige Boden Europas ist, wenn wir die Zigeuner, die sich namentlich in Osteuropa noch umhertreiben, abrechnen, nur von angesiedelten V�lkern bewohnt. Der Ackerbau bildet die Grundlage wie der Existenz, so der Kultur fast aller europ�ischen Nationen, doch findet man in E. jetzt keine Nation mehr, die sich auf den blo�en Ackerbau beschr�nkte; der Bergbau besch�ftigt in den skandinavischen, schottischen, englischen, deutschen, karpathischen, uralischen Gebirgen, in den Alpen und Pyren�en, auf der Iberischen und Italischen, in geringerm Ma� auch auf der Griechischen Halbinsel einen bedeutenden Teil der Bev�lkerung. Handel und Gewerbflei� sind allgemein verbreitet. Im allgemeinen aber �bertreffen darin die germanischen Nationen, insbes. die Briten und Deutschen, sowie von den Romanen die Franzosen alle andern, w�hrend die slawischen V�lker und die �brigen V�lker des Ostens darin noch am weitesten zur�ckstehen. In �hnlicher Weise arbeiten Europas V�lker und zwar wieder vorzugsweise die germanischen und ein Teil der romanischen t�tig f�r die Ausbildung der Wissenschaften und K�nste.
Die europ�ische Kultur ist aber nicht allein ein Produkt der Physik des Erdteils und der urspr�nglichen Naturanlage seiner V�lker, sondern noch vielmehr der allgemeinen Verbreitung des Christentums. Unter den 392 Mill., die E. bewohnen, befinden sich nur etwa 17,1 Mill. Nichtchristen, n�mlich 7,4 Mill. Juden, 9 Mill. Mohammedaner und 0,7 Mill. Heiden. Von diesen sind die Juden fast �ber den ganzen Erdteil zerstreut; die Mohammedaner dagegen sind auf die Balkanhalbinsel und die Uferlande des Kaspischen und Schwarzen Meeres beschr�nkt, dort mit christlichen Bewohnern vermischt, hier �ber weite Landfl�chen ausgebreitet. Die heidnischen Bewohner aber sind in viel geringerer Zahl �ber die weiten Fl�chen an der untern Petschora und am Kaspischen Meer, �ber die uralischen und lappischen Gebirgsh�hen und die eisigen K�sten von Kola zerstreut und geh�ren dem tatarischen und finnischen Stamm an. Die Christen zerfallen in kirchlicher Hinsicht in drei gro�e Konfessionen: die r�misch-katholische, griechisch-katholische und protestantische, erstere im SW., die zweite im O., die dritte in der Mitte des Erdteils herrschend. Im allgemeinen umfa�t die r�mische Kirche die romanischen, die griechische die slawischen, die protestantische die germanischen V�lker; doch geh�ren zur r�mischen Kirche auch die Iren und ansehnliche Teile der Schotten, ein gro�er Teil der Deutschen und der Magyaren, die Polen und ein Teil der Litauer; zur griechischen die neugriechische und christlich-albanesische Bev�lkerung der griechischen Halbinsel und des Archipels sowie die walachische der untern Donauebene und eines Teiles von Siebenb�rgen und Ungarn; zur protestantischen, au�er geringen romanischen und slawischen St�mmen (in den Alpen, in Ungarn, in der Norddeutschen Ebene), die Mehrzahl der finnischen und ein Teil der lettischen Bev�lkerung Europas. Wenn der Osten Europas den Anh�ngern der griechischen Kirche geh�rt, so haben sich die Protestanten und Katholiken seit der Reformation so in die Westh�lfte geteilt, da� diese die s�dlichen, die verschiedenen Zweige des Protestantismus dagegen die mittlern und nordwestlichen L�nder einnehmen. Ganz ungeteilt geh�ren der katholischen Kirche nur die Pyren�ische und Italische Halbinsel sowie ihre Nachbarinseln; die protestantische dagegen herrscht in den Gestadel�ndern zwischen der Rhein- und Weichselm�ndung vor, entschieden auf den skandinavischen und d�nischen Halbinseln und Inseln, ganz ausschlie�lich vielleicht nur auf Island. Die Ost- und die Nordsee werden auf allen Seiten von Protestanten umwohnt; nur am Eingang des Kanals und an der Weichselm�ndung ber�hren r�misch-katholische, an der Newam�ndung Angeh�rige der griechischen Kirche die S�d- und Ostgestade dieser Meere. Dagegen bleiben die Protestanten den Gestaden des Mittelmeers fast ganz fern. Auf der Ostseite des Bottnischen, Finnischen und Rigaischen Busens verschmelzen sie sich mehr und mehr mit den Anh�ngern der griechischen Kirche. Die r�mischen Katholiken haben sich auch im N. Europas in mehreren Gegenden in gro�er Zahl behauptet, so in Irland, im Gebiet der Weichsel und der rechten Nebenfl�sse der obern und mittlern Oder, am Frischen Haff und an der Passarge. In den mittlern Gegenden des Erdteils herrschen sie im obern Elb-, im obern und mittlern Donaugebiet, mit Ausnahme des M�ndungslandes auch an den Ufern des Rheins und im W. dieses Stromes entschieden vor. Das Gebiet der griechischen Kirche ist demnach fast doppelt so gro� wie das der beiden andern zusammengenommen, w�hrend das der evangelischen Kirche dem der r�mischen an Ausdehnung nicht unbedeutend nachsteht. Der Seelenzahl ihrer Bekenner nach ist die r�misch-katholische Kirche mit etwa 173 Mill. Anh�ngern die in E. entschieden vorwaltende, w�hrend die Zahlen der auf dem kleinsten Gebiet lebenden Evangelischen mit 90 Mill. und der auf dem gr��ten wohnenden griechischen Christen mit 102 Mill. voneinander weniger verschieden sind. Dazu kommen 10 Mill. Anh�nger christlicher Sekten.
(Vgl. die Karte »Europa. Politische �bersicht« bei S. 171.)
Von den V�lkerfamilien Europas haben es nur die germanische, romanische und slawische zu dauernden staatlichen Bildungen gebracht. Aber die gegenw�rtigen Kulturstaaten werden nicht von V�lkern Eines Stammes bewohnt. Von den slawischen Reichen hat sich nur eine Nation, die russische, im Besitz einer selbst�ndigen staatlichen Existenz erhalten, und Serbien hat die Selbst�ndigkeit erst 1878 erworben. Alle �brigen Slawen sind in irgend ein fremdes Staatswesen, namentlich in das verwandte russische oder auch in das benachbarte �sterreichische und deutsche, besonders das preu�ische, und selbst in das magyarische und t�rkische einverleibt; nur Bulgarien steht als gesondertes F�rstentum unter t�rkischer Oberhoheit. Anderseits hat der genannte slawische Gro�staat viele der[183] zahlreichen, wenngleich in sich schwachen V�lkerschaften finnischen und tatarischen Stammes, ebenso die lettischen St�mme und deutsche und schwedische Elemente in sich aufgenommen, obschon bisher noch nicht v�llig assimiliert. Viel kr�ftiger zeigt sich das Streben nach politischer Gestaltung in den V�lkern der lateinischen Familie. Romanische Staaten sind: Italien, das bis vor vier Jahrzehnten in mehrere unabh�ngige Staaten geteilt war; die beiden Staaten der Spanischen Halbinsel: Portugal und Spanien, von denen letzteres einen Teil des Baskenlandes besitzt und im S. maurische Elemente in seine Bev�lkerung aufgenommen hat; die Republik der Franzosen, der m�chtigste unter den romanischen Staaten, hat im NO. niederdeutsche, im NW. Reste altkeltischer, im SW. baskische Bev�lkerungen mit sich vereinigt; Belgien, obgleich mit vorherrschend niederdeutscher Bev�lkerung, mu� doch bei dem �berwiegenden politischen Einflu� des romanisierten Teiles derselben als romanischer Staat angesehen werden; auch die Kantone der westlichen und s�dlichsten Schweiz sind ganz oder teilweise romanisch. Seitdem sich Rum�nien der t�rkischen Oberhoheit entzogen hat, steht nur der kleinste Teil romanischer St�mme unter fremder Herrschaft, au�er den Italienern im �sterreichischen K�stenland und in S�dtirol die Ladiner S�dtirols, die Walachen Ungarns und Siebenb�rgens. Mehr als die H�lfte der griechischen Nation ist im K�nigreich Griechenland vereinigt.
Die mannigfaltigsten politischen Gestaltungen zeigen aber die germanischen V�lker. Die Deutschen allein bilden gegenw�rtig etwa 50 verschiedene, wenngleich in zwei gr��ere Einheiten (Deutsches Reich und die Schweiz) vereinigte souver�ne Staaten, die Skandinavier 3; ungeteilt ist nur das Reich der Briten. Die germanischen Staaten haben sich durch bedeutende Einverleibungen aus dem Kreis der benachbarten Nationen zu verst�rken gewu�t; am wenigsten noch die skandinavischen Staaten, indem Schweden und Norwegen nur finnische Kolonien und einen Teil der schwachen lappischen V�lkerschaft in sich schlie�en. Bedeutender sind schon die europ�ischen Einverleibungen der Engl�nder, indem ihr Reich die drei insularen keltischen V�lkerschaften: G�len (Hochschotten), Welsche (Walliser) und Iren (Irl�nder) in sich aufgenommen hat; am bedeutendsten aber sind in dieser Beziehung die Staaten Zentraleuropas, insbes. Preu�en und �sterreich. Preu�en hat nicht nur, zusammen mit dem K�nigreich Sachsen, die schwachen wendischen Volksreste, sondern auch, wie �sterreich, einen betr�chtlichen Teil der polnischen St�mme und in den Litauern die letzten �berbleibsel der Urbev�lkerung Preu�ens sich einverleibt. Am gr��ten ist die Zahl der Nationalit�ten, die �sterreich-Ungarn umfa�t. Selbst die Bev�lkerung der �sterreichischen Erblande ist nicht durchaus deutsch, sondern in dem Gebiet der alten Grenzmarken gegen SO. und O. haben sich neben dem deutschen Stamm noch romanische und slawische Elemente erhalten; die Bev�lkerung der alten Reichslande B�hmen und M�hren ist nur an deren Gebirgsumwallungen germanisch, im �brigen vorherrschend tschechisch; Galizien ist ganz slawisch und zwar z. T. von Polen, z. T. von Ruthenen russischen Stammes bewohnt, w�hrend Ungarn mit seinen Nebenl�ndern in buntem Durcheinander magyarische, nord- und s�dslawische, romanische, in den Jazygen und Kumanen selbst Reste t�rkischer Bev�lkerung mit einzelnen deutschen Sprachinseln umfa�t. Nur die Magyaren bilden darunter eine kompaktere Masse, welche die Ebenen des Landes innehat und vom regsten Nationalit�tsgef�hl beseelt ist. Als Folge der politischen Zersplitterung der germanischen, insbes. der deutschen Staaten sind auf der andern Seite die Verluste anzusehen, die Deutschland an die romanischen Staaten im W., an Frankreich (Franche-Comt� und das franz�sische Lothringen) und Belgien, erlitten hat. Dennoch stellt sich im ganzen f�r die germanischen V�lker das Ma� der Selbst�ndigkeit immer noch am g�nstigsten heraus.
Man z�hlt im ganzen 77 Staaten (45 Monarchien, 31 Republiken und der Schutzstaat Kreta), von denen 51 in 2 Bundesstaaten vereinigt sind (das Deutsche Reich mit 4 K�nigreichen, 6 Gro�herzogt�mern, 5 Herzogt�mern, 7 F�rstent�mern, 3 Republiken und einem »Reichsland«, und die schweizerische Eidgenossenschaft), 2 durch Personal- und Realunion zusammenh�ngen (das Kaisertum �sterreich und das K�nigreich Ungarn), 4 im Verh�ltnis der Personalunion zueinander stehen (die K�nigreiche Schweden und Norwegen, das Kaisertum Ru�land und das Gro�f�rstentum Finnland) und 3 unter fremder Oberhoheit sich befinden (die Republik Andorra unter der Frankreichs und das F�rstentum Bulgarien sowie Kreta unter der der T�rkei). Ferner sind Monarchien, von Deutschland abgesehen: die K�nigreiche Gro�britannien und Irland, D�nemark, die Niederlande, Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Rum�nien und Serbien; das Gro�herzogtum Luxemburg; die F�rstent�mer Monaco und Montenegro; Republiken au�er den 25 (22) Kantonen der Schweiz und den deutschen Freist�dten: Frankreich, Andorra und San Marino. Kreta nimmt als Sch�tzling der Gro�m�chte eine Sonderstellung ein. Unter den Staaten Europas treten seit 1815 f�nf als Gro�m�chte hervor: Gro�britannien, Frankreich, Ru�land, �sterreich-Ungarn und Preu�en (europ�ische Pentarchie), welche die oberste Leitung der politischen Angelegenheiten des Erdteils beanspruchen. Zu ihnen hat sich in den letzten Jahrzehnten als sechste Macht Italien gesellt. Von diesen sechs Gro�m�chten geh�ren drei dem germanischen V�lkerstamm an, w�hrend der lateinisch-griechische durch zwei und der slawische nur durch eine Gro�macht vertreten ist. Vgl. die Tabelle auf S. 181.
Mehrere Staaten Europas haben auch in fremden Erdteilen gro�e Erwerbungen durch Kolonisation gemacht. Am st�rksten ist der Impuls dazu bei denjenigen V�lkern gewesen, die durch die Lage und Natur ihrer Heimatl�nder die gr��te Anregung erhalten: bei den Portugiesen und Spaniern einer-, den Engl�ndern und Niederl�ndern anderseits. Das Kolonisationsgebiet der Engl�nder erstreckt sich �ber alle Erdteile und �bertrifft das Mutterland an Bev�lkerung um mehr als das Achtfache, an L�nderraum um mehr als das Neunzigfache und ganz E. fast um das Dreifache. Die Niederl�nder sind in neuerer Zeit von den Briten weit �berfl�gelt worden, und diese haben sich sogar an vielen Punkten an ihre Stelle gesetzt. Erst seit 1884 hat auch das Deutsche Reich den Anfang einer Kolonialpolitik gemacht, indem es ausgedehnte L�ndergebiete in Afrika und der S�dsee unter seinen Schutz gestellt hat. Die alten romanischen Kolonialm�chte Spanien und Portugal sind l�ngst von Frankreich �berfl�gelt, und neuerdings haben auch Italien und Belgien au�ereurop�ische Besitzungen erworben; trotzdem betragen die Kolonisationsgebiete der romanischen V�lker an Ausdehnung und Bev�lkerung kaum den siebenten Teil der germanischen. Die slawischen Kolonisationen erreichen an Ausdehnung[184] kaum die H�lfte der germanischen, in Hinsicht der Bev�lkerung machen sie aber noch nicht den 20. Teil derselben aus; dabei sind sie mit dem Mutterland in so unmittelbarer r�umlicher Verbindung, da� sie nur zum geringern Teil den Charakter des Kolonisationsbesitzes an sich tragen. Mit Einschlu� der T�rkei, deren Kern allerdings eher in Asien zu suchen ist, gehorchen au�erhalb Europas 524 Mill. Menschen auf 63 Mill. qkm europ�ischen Gesetzen, so da� das europ�ische Staatensystem ca. 73 Mill. qkm mit 916 Mill. Menschen, also fast die H�lfte alles Landes der Erde und �ber drei F�nftel aller Erdbewohner, umfa�t.
Da� E. schon in au�erordentlich fr�hen Zeiten bev�lkert gewesen ist, steht au�er allem Zweifel (die umfangreiche Literatur hier�ber s. beim Artikel »Pr�historie«); nur �ber die schwierigen Fragen, welchen V�lkerfamilien jene vorgeschichtlichen Europ�er zuzuweisen und in welche Jahrhunderte ihre Wanderungen zu verlegen seien, hat die historische Anthropologie das letzte Wort noch nicht gesprochen. Jedenfalls beginnt die Geschichte Europas auf der Balkanhalbinsel und den Inseln des �g�ischen Meeres; die Tr�ger dieser geschichtlichen Anf�nge hei�en Hellenen oder Griechen. Im 3. Jahrtausend v. Chr. und sp�ter sind sie schub- oder hordenweise vom Norden (Dodona in Epirus) her in Thessalien (Pelasger) und von hier aus in Mittel- und in S�dgriechenland (Peloponnes) eingewandert, wobei sie zun�chst die �ltere, ihre F�den bis nach Bosnien (Butmir) erstreckende Bev�lkerung des nord�stlichen Teils der Balkanhalbinsel, die Phrygothraker, teilweise aus ihren Sitzen nach der Troas verdr�ngten und sich weiterhin mit dem nichtindogermanischen Stamme der Kleinasiaten vermischten, den sie allm�hlich aussaugten. Dieser Stamm hatte noch vor der Besetzung Griechenlands durch die Hellenen von Kleinasien aus zahlreiche Inseln des �g�ischen Meeres (Kos, Kreta, Paros, Patmos, Delos, Eub�a) und s�dliche St�cke der Balkanhalbinsel (B�otien, Attika, Isthmos, Argolis) bev�lkert und in lebhaftem Verkehr und Kulturaustausch mit �gypten gestanden. In ihrer heroischen Zeit (um 1500 v. Chr.) bereits zur mykenischen Kulturbl�te gelangt, haben sich die Griechen im Laufe der Jahrhunderte durch kriegerische Eroberungsz�ge (Trojanischer Krieg) und auf friedliche Weise verm�ge ihrer steigenden kulturellen �berlegenheit von dem einst durch die Kleinasiaten vermittelten orientalischen Einflusse nach und nach befreit, vom Festland aus die Inseln und die kleinasiatischen K�sten besiedelt und weit dar�ber hinaus in einer gro�artigen kolonisatorischen Arbeit, welche die ph�nikische Kolonisation abl�ste und �berholte, das Mittell�ndische Meer schlie�lich beinahe zu einem griechischen Binnenmeere gemacht (um 650 v. Chr.). Dieser �u�ern Ausdehnung folgte unmittelbar eine nicht minder gewaltige innere Erhebung, die recht eigentlich den Anspruch der Hellenen auf den ersten Platz in der �ltern Geschichte Europas als vollberechtigt erweist. Im Kampfe mit der �bermacht der Perser gest�hlt, erreichte die griechische Zivilisation unter Perikles (um 440) ihre H�he. Sie war von kurzer Dauer: der von den Hellenen als halbbarbarisch mi�achtete, aber in Sprache, Dynastie und Adel griechische Stamm der Makedonen zertr�mmerte unter Philippos 338 v. Chr. die Selbst�ndigkeit der altgriechischen Kleinstaaten, und in raschem Siegeszuge trug Alexander d. Gr. gemeinhellenische Kultur hin�ber in den Orient.
Inzwischen aber hatte auf der mittelsten der s�deurop�ischen Halbinseln, das Erbe fr�her eingewanderter V�lker (der Iberer, der Ligurer, der illyrischen Japyger, Messapier und Veneter und der nichtindogermanischen Etrusker) mit frischem Mut und fester Hand antretend oder wegnehmend, der zu den indogermanischen Italikern geh�rige kraftvolle Stamm der Latiner, der in Alba longa, dann in Rom seinen Mittelpunkt erblickte, seine Macht in nahezu unaufhaltsamem Zug immer weiter ausgedehnt und schlie�lich sogar die kriegerischen Gallier bezwungen. Nach der Niederwerfung der sabellischen Samniten und der erfolgreichen Abwehr des Einfalls des K�nigs Pyrrhos von Epirus war das zispadanische Italien bis zur S�dspitze in r�mischen H�nden (266 v. Chr.). Nun ging es an einen Kampf auf Leben und Tod mit der damals das westliche Mittelmeer beherrschenden ph�nikischen Kolonie Karthago: 146 v. Chr. war er zugunsten Roms erledigt. Damit war auch die dritte der s�dlichen Halbinseln des Erdteils (die Iberische) aus ihrer bisherigen durch die Randlage verursachten Vereinzelung befreit und in den gro�en Zug der Geschichte eingegliedert. Und schon hatte Rom auch nach andern Seiten hin gl�ckliche Ausgriffe versucht: die diesseit der Alpen sitzenden Gallier waren unterworfen, die r�mische Seeherrschaft auf dem Adriatischen Meere begr�ndet und mit der Besiegung Philipps V. von Makedonien die ersten Schritte auch auf der Bahn gen Osten getan worden. Denn die Sch�pfung Alexanders d. Gr. hatte sich unmittelbar nach seinem Tode (323 v. Chr.) in ihre einzelnen Bestandteile aufgel�st; deren Schicksale interessieren uns hier nur insoweit, als das Wachstum des r�mischen Gro�staates in Frage kommt. Eins der Diadochenreiche nach dem andern begab sich in dem Zeitraum zwischen 190 und 30 v. Chr., bezwungen oder freiwillig, unter die Herrschaft der R�mer; und diese selbst lie�en sich seitdem die durch Marius und Sulla, Pompejus und C�sar vorbereitete, das republikanische Senatsregiment abl�sende Einherrschaft der C�saren gefallen. Immer und immer weiter griff die alle Gegner niederzwingende, die Reichsgrenzen herrisch hinausschiebende Kriegerhand Roms: um 150 n. Chr. gehorchte (mit Ausnahme von Irland, Schottland, Deutschland, Skandinavien und Ru�land, also nur dem �u�ersten Norden und Osten) ganz E. dem r�mischen Kaiser. Die R�mer waren es demnach, die von gro�en Strecken unsers Erdteils (wenn wir von gelegentlichen Erkundungen einzelner Seefahrer, vor allem des Pytheas, und den Erw�hnungen �lterer griechischer Geographen absehen) die ersten greifbaren und dauerhaften Kenntnisse gewonnen, vermittelt und �berliefert haben.
Doch selbst das r�mische Weltreich sollte seinen Meister finden, und die Vorherrschaft S�deuropas, wie sie sich in der griechischen und dann namentlich in der r�mischen Geschichte verdeutlicht, wurde bald abgel�st durch eine mitteleurop�ische. Das Verdienst, diese Wandlung vollzogen zu haben, geb�hrt den Germanen. Freilich die germanischen St�mme, die im Strudel der gro�en V�lkerwanderung (s.d.), einander durchkreuzend und verdr�ngend, rasch hintereinander vor unsern Augen auftauchen: so die Westgoten in Illyrien und Italien, S�dfrankreich und Spanien (378711), die Vandalen in Spanien und Nordafrika (406534), die Ostgoten (493555) und die Langobarden (568774) in Italien, sie verschwinden alle wieder, nachdem sie zu der Bereitung des Romanentums ihr Teil beigetragen hatten. Von l�ngerer Dauer waren schon die Staatengr�ndungen[185] der Angeln und Sachsen in Britannien (4491066). Zum eigentlichen mitteleurop�ischen Hauptvolk aber entfalteten sich die Franken, die unter den Merowingern 486 den letzten Rest der Westh�lfte des im Kerne schon 476 durch Odoaker besiegten R�merreichs beseitigten, 531 die Th�ringer, 532 die Burgunder unterwarfen und unter dem Pippiniden Karl d. Gr. auch in Norddeutschland (772804 Sachsenkriege), in Spanien (778, 795, 801), in Bayern (788) und im S�dosten (791799 Avarenkrieg) festen Fu� fa�ten. Doch auch sie waren schon nicht mehr blo� auf sich gestellt; ganz abgesehen von dem immerhin betr�chtlichen Kulturerbe, das ihnen das absterbende R�mertum vermacht hatte, erhielt es eine innere Vermehrung und Vertiefung durch das Christentum, das seinerseits gerade den Franken die Steigerung seiner �u�ern Machtstellung verdankt. Denn mag sich auch der Begriff einer »katholischen« Kirche bereits in der ersten H�lfte des 3. Jahrh. n. Chr. gegen die r�mischen Pr�torianerkaiser entwickelt, mag sie sich auch unter und nach Konstantin d. Gr. vollends zur »Reichskirche« entfaltet haben zur Herrschaft �ber E. ist sie nicht durch das je l�nger, desto mehr nach dem Orient gravitierende Byzanz gelangt, wo sie vielmehr verkn�cherte, sondern erst durch die mit Karl d. Gr. anhebende und durch Otto d. Gr. fortgesetzte Wiedererneuerung der westr�mischen Kaiserw�rde, durch das Erstreben der Kaiserkr�nung in Rom. Dieser Idee ordnet sich viele Jahrhunderte hindurch alles andre unter; und wie gef�hrlich sie auch besonders der darob vernachl�ssigten innern Entwickelung Deutschlands, des Herzens von E., geworden ist, so hat sie doch von 800 an eine ungemein fesselnde Gro�z�gigkeit in die europ�ische Geschichte gebracht (vgl. Schwemer, Papsttum und Kaisertum, universal-historische Skizzen; Stuttg. 1899). Jedenfalls geben das mit elementarer Wucht erfolgende Auftreten frischer V�lker, deren Jugendkraft der r�mischen Weltmacht und der antiken Kultur die Aufl�sung brachte, und ihre nicht nur verh�ltnism��ig schnell, sondern auch innig vor sich gehende Verbindung mit dem inzwischen erstarkten Christentum der mit 375 einsetzenden Zeit jenes besondere Gepr�ge, das einem neuen Zeitalter eigent�mlich zu sein pflegt; man hat sich seit Horn und Cellarius (1685) daran gew�hnt, es Mittelalter zu nennen und diesem auf rein mechanischem Wege gefundenen Begriff einen vertieften Inhalt zuzuerkennen.
Bedeutet der Vorgang, der dieses Mittelalter vom klassischen Altertum scheidet, eine nahezu v�llige Umbildung, so l��t sich eine solche Bezeichnung f�r die Erscheinungen, die den Beginn einer Neuen Zeit verk�nden, schwerlich rechtfertigen: kein Ereignis von umw�lzender Art, sondern eine ganze Reihe von Bewegungen und Vorkommnissen steht an der Schwelle des dritten gro�en Zeitalters der europ�ischen Geschichte: die Renaissance und der Humanismus, die Erfindung der Buchdruckerkunst, die Entdeckung Amerikas und die Reformation der Kirche durch Martin Luther l�uten das m�de und schwach gewordene Mittelalter aus. Wir haben es im gro�en ganzen also mit ebendenselben V�lkern zu tun, die in dem letztern bereits Gro�es geleistet hatten; nur der Geist, der sie erf�llt, ist anders geworden, und dies ist das Trennende. Was sich in fr�hern Jahrhunderten angebahnt hatte, erreicht nunmehr seine Vollendung. Das im 14. und 15. Jahrh. verweltlichte Christentum besinnt sich wieder auf seine versch�tteten Wurzeln. Die tr�be gewordenen �berlieferungen der Antike erfahren eine fr�hliche Auferstehung, die sich im Klassizismus Goethes und im Neuhumanismus des 19. Jahrh. wiederholen sollte und zur »Entdeckung des Menschen« verholfen hat; die Wissenschaften bl�hen auf und erleben schlie�lich, im Jahrhundert der Technik, eine ungeahnte Steigerung. Und der nat�rliche Gesichtskreis, der seit langem keine nennenswerten Gewinne zu verzeichnen gehabt hatte, erweitert sich mit einem Male: die heimische K�ste wird verlassen und das Weltmeer aufgesucht; der atlantische Horizont ist gegeben. Gleichzeitig setzen sich (aus der Stellung heraus, welche die um 1200 schon im Keime vorhandenen Nationen nach innern und �u�ern K�mpfen nun gegenseitig einnehmen) jene Machtverh�ltnisse allm�hlich fort, die den germanischen und romanischen Staaten Westeuropas ein f�hlbares politisches wie kulturelles �bergewicht �ber die osteurop�ischen V�lker verleihen, die jenseit einer von der Adria etwa durch das Kurische Haff und den Bottnischen Meerbusen gezogenen Linie, teilweise auch heute noch, ein halbasiatisches Dasein vertr�umen. Die Verschmelzung klassischer Bildung und christlicher Religiosit�t mit nationaler Gesinnung formte den f�hrenden Europ�er der Neuen Zeit.
Innerhalb dieses Gesamtgem�ldes treten im Laufe der Jahrhunderte, die seit Renaissance, Humanismus und Reformation verflossen sind, gewisse Z�ge sch�rfer hervor, um nach einiger Zeit zu verblassen und andern Konturen Platz zu machen. Gelang es seit dem Ausgange des 15. Jahrh. den romanischen Spaniern und Portugiesen, die europ�ische Geschichte durch ihre gro�artige Ausdehnung nach Westen und Osten in die Breite zu dehnen und damit f�r einige Jahrzehnte die F�hrung auch in E. an sich zu rei�en, so r�chte sich doch bald die damit verkn�pfte Vernachl�ssigung eines Wachsens in die Tiefe. Die Basis der portugiesischen Machtentfaltung, der hierin die um 100 Jahre sp�tere der Niederl�nder gleicht, war zu schmal, als da� sie auf das �brige Festland l�nger h�tte nachhaltig wirken k�nnen; und die Starrk�pfigkeit, womit Spanien seit Philipp II. (gest. 1598) jeden freiern Luftzug fernzuhalten bestrebt war, lie� es bald von seiner H�he herabsinken. An seine Stelle trat im 17. Jahrh. unter den durch Richelieu und Mazarin (gest. 1661) vortrefflich beratenen Ludwig XIII. und Ludwig XIV. die absolute Monarchie des franz�sischen K�nigtums, das in Sitte und Sprache einen merkw�rdig weitgehenden Einflu� auf die Nachbarnationen aus�bte.
Ihm gegen�ber konnte sich das Germanentum, das von dem isolierten England trotz der Bl�te des elisabethanischen Zeitalters (1600) keine dauernde F�rderung erhielt, nach dem meteorgleichen Falle Schwedens lange nicht zu weltbewegenden Taten aufraffen. Das in den H�nden der Habsburger ruhende r�mische Kaisertum deutscher Nation war zwei volle Jahrhunderte hindurch nach der einen Seite hin, die schon die Richtung des Donaustroms anzeigt, stark beansprucht und konnte infolgedessen den f�hrenden westeurop�ischen Nationen gegen�ber nichts Wesentliches erreichen, zumal da der mittelalterliche Kampf mit der Kurie der Einheit tiefe Wunden geschlagen und im Innern des Reiches zentrifugale Kr�fte zu mehr oder weniger erfolgreichem Sonderleben hervorgelockt hatte. Aus bescheidenen Anf�ngen hob sich das von der t�chtigen Zollerndynastie gut verwaltete Kurf�rstentum Brandenburg empor. Und w�hrend das urspr�nglich bedeutendere Sachsen eine Politik der verpa�ten Gelegenheit �bte, errang es sich, inzwischen [186] K�nigreich Preu�en geworden, unter Friedrich d. Gr. im Siebenj�hrigen Kriege gegen eine Welt von Feinden die Anerkennung, fortan als gleichberechtigte Gro�macht aufzutreten: das war der Rang, den sich damals die f�hrenden europ�ischen Staaten (Frankreich, Gro�britannien, �sterreich und, seit Peter d. Gr. und Elisabeth, auch Ru�land) beizulegen pflegten (vgl. oben, S. 184). Im gro�en ganzen ist es bei der F�nfzahl, die das Konzert der M�chte repr�sentierte, geblieben. Denn die gewaltige St�rung, welche die franz�sische Revolution heraufbeschwor, und die v�llige Umw�lzung aller politischen Verh�ltnisse, von der die blendende Einzelperiode Napoleon Bonapartes begleitet war, machten so auffallend rasch der vorherigen Gestaltung der Dinge wieder Platz, da� man lange Zeit versucht war, von einem europ�ischen Gleichgewicht als einer nat�rlichen, gesetzm��igen Erscheinung zu sprechen. Und doch ist eine gro�e Verschiebung der Kr�fte unverkennbar. Dem gewaltigen Genius Bismarcks verdankt das im Deutschen Bunde zur Ohnmacht verurteilte, zersplitterte Deutschland die unter einer protestantischen Spitze herbeigef�hrte Einigung. Daneben aber hat sich der fr�here F�hrer in der allerdings problematischen Form der �sterreichisch-Ungarischen Monarchie erhalten und bildet, zusammen mit jenem und (seit 1883) mit dem seit 1870 geeinigten, aber seit der abessinischen Niederlage (1896) zu einer Macht zweiten Ranges wieder herabgesunkenen Italien, den mitteleurop�ischen Dreibund, der flankiert wird durch den 1897 geschlossenen Zweibund Frankreich-Ru�land. Haben wir demnach auch hier wieder jene F�nfzahl europ�ischer Kontinentalm�chte vor uns, so l��t sich doch nicht leugnen, da� sich der Charakter der Geschichte von C. ver�ndert hat. Erstens hat sich aus der neuzeitlichen Schw�chung der aus Aufkl�rung und Revolution gezeugten konstitutionellen Monarchie der die Mitregierung des Volkes verk�rpernde Parlamentarismus entfaltet. Zweitens kann man angesichts der �berm�chtigen Stellung, die sich das Russische Reich, gest�tzt auf seine Schritt f�r Schritt errungenen Erfolge in Nord- und Mittelasien, zu erwerben und zu behaupten verstanden hat, nicht mehr von einer westeurop�ischen F�rbung reden; der Anspruch der slawischen V�lker auf Einla� in die europ�ische V�lkerfamilie l��t sich nicht mehr abweisen. Demnach stehen wir bereits in den Anf�ngen einer gemeineurop�ischen Geschichte. Und innerhalb derselben ist im Hinblick auf die r�ckwirkenden Einfl�sse der seit 1500 von E. aus in immer st�rkerm Ma�, mit immer gr��ern Mitteln und nachhaltigerm Wirken betriebenen au�ereurop�ischen Kolonisation, vor allem im Hinblick auf das bedrohliche Wachstum der Vereinigten Staaten und ihrem mit 1898 einsetzenden Imperialismus, insofern eine Sonderung vorzunehmen, als Gro�britannien, die Kolonialmacht kat' exochēn, und Ru�land (neben der nordamerikanischen Union) nicht mehr als blo�e Gro�m�chte, sondern als Gr��tm�chte zu bezeichnen sind, denen das junge Deutsche Reich, das seit der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. gleichfalls Bahnen der Weltpolitik beschritten hat, nachzueifern nach Kr�ften bestrebt ist.
Vgl. au�er den geographischen Handb�chern von Stein-H�rschelmann, Kl�den, Daniel, Roon etc. und den �ltern Werken von V. Hoffmann, den Statistikern Schubert, v. Reden (s.d.): K. Ritter, E., Vorlesungen (hrsg. von Daniel, Berl. 1863); Reclus, Nouvelle g�ographie universelle, Bd. 1 bis 5. Europe (Par. 187580); »L�nderkunde von E.« (hrsg. von Kirchhoff, Prag u. Leipz. 188693, 4 Tle.); A. Philippson und L. Neumann, E., eine allgemeine Landeskunde (in Sievers »L�nderkunde«, Leipz. 1894); Chisholm, Geography of Europe (Lond. 18991902, 2 Bde.); Juraschek, Die Staaten Europas, statistische Darstellung (5. Aufl. von Brachellis Werk, Br�nn 1903f.); Strelbitsky, Superficie de l'Europe (Petersb. 1882); Leipoldt, �ber die mittlere H�he Europas (Plauen 1874); Geikie, Prehistoric Europe, a geological sketch (Lond. 1880); Hoffmann, Resultate der wichtigsten pflanzen-ph�nologischen Beobachtungen in E. (Gie�en 1885); Behm und Wagner, Die Bev�lkerung der Erde (Gotha 187399); Kohl, Die V�lker Europas (2. Aufl., Hamb. 1872); Derselbe, Die geographische Lage der Hauptst�dte Europas (Leipz. 1874); Ripley, The races of Europe (New York 1899, 2 Bde.); Fouill�e, Esquisse psychologique des peuples europ�ens (Par. 1902); Dubois, G�ographie �conomique de l'Europe (das. 1889).
Zur Geschichte, abgesehen von den betreffenden Teilen der verschiedenen »Weltgeschichten« und Sammelwerken (Heeren-Ukert-Lamprecht, Hirzel, Oncken u. a.): Ritter, Die Vorhalle der europ�ischen V�lkergeschichten vor Herodotus um den Kaukasus etc. (Berl. 1820); Joh. v. M�ller, 24 B�cher allgemeiner Geschichten, besonders der europ�ischen Menschheit (T�bingen 1810, 3 Bde.; neue Ausg., Stuttg. 1852, 4 Bde.); Hallam, View of the state of Europe during the middle ages (Lond. 1818; deutsch, Leipz. 1820; neue Ausg., Lond. 1884), mit »Supplemental notes« (1848); Kiesselbach, Der Gang des Welthandels und die Entwickelung des europ�ischen V�lkerlebens im Mittelalter (Stuttg. 1860); Arndt, Germanien und E. (Altona 1803); Wachsmuth, Europ�ische Sittengeschichte (das. 183139, 5 Bde.); Lecky, Sittengeschichte Europas von Augustus bis auf Karl d. Gr. (deutsch, Leipz. 1879, 2 Bde.); Mendelssohn, Das germanische E. (Berl. 1836); Klemm, Kulturgeschichte des christlichen E. (Leipz. 1851, 2 Bde.); Mahrenholtz u. W�nsche, Grundz�ge der staatlichen und geistigen Entwickelung der europ�ischen V�lker (Oppeln 1888); Chamberlain, Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts (5. Aufl., M�nch. 1904); Breysig, Kulturgeschichte der Neuzeit, Bd. 2 (Berl. 1901); Dyer, History of modern Europe, from the fall of Constantinople (3. Aufl. von Hassall, Lond. 19011902, 6 Bde.); f�r das 18. Jahrhundert die betreffenden Werke von Schlosser, F. F�rster, v. Noorden; f�r das 19. Jahrh. die Werke von Alison, Gervinus, Alfred Stern (s. diese Artikel); W. M�ller, Europ�ische Geschichte und Politik 18711881 (Berl. 1882); Debidour, Histoire diplomatique de l'Europe, 1814 bis 1878 (Par. 1890, 2 Bde.); Block, L'Europe politique et sociale (2. Aufl., das. 1893); Himly, Histoire de la formation territoriale des �tats de l'Europe centrale (2. Aufl., das. 1894, 2 Bde.); Seignobos, Histoire politique de l'Europe contemporaine (das. 1897); Sidgwick, The development of European polity (Lond. 1903); Kruse, Atlas und Tabellen zur Geschichte aller europ�ischen L�nder und Staaten (5. Ausg., Halle 1834); Meitzen, Wanderungen, Anbau und Agrarrecht der V�lker Europas n�rdlich der Alpen (Berl. 1895, Bd. 13); v. Erckert, Wanderungen und Siedelungen der germanischen St�mme in Mitteleuropa bis auf Karl d. Gr. (das. 1901, 12 Karten mit Text); Freeman, Historical geography of Europe (3. Aufl., Lond. 1903).[187]
Die wertvollsten Karten von E., teils einzeln, teils in Atlanten, sind von Berghaus, Kiepert, Petermann etc.; Habenicht (Wandkarte von Europa, 1:3,000,000, Gotha, Perthes); »Topographische Spezialkarte von Mitteleuropa« (Reymannsche Karte), 1:200,000 (796 Bl�tter, davon ca. 550 vollendet); Liebenow-Ravenstein (Mitteleuropa, in 164 Bl�ttern, in 2 Ausgaben: a) topographische, b) Radfahrerkarte, Frankf. a. M., wird kurrent gehalten); Jiljin (Karte von Westeuropa, 1:1,500,000); �bersichtskarte von Mitteleuropa, 1:750,000 (45 Bl�tter, 188286, wird kurrent gehalten), Generalkarte von Zentraleuropa, 1:200,000 (260 Bl�tter, seit 1891 im Erscheinen begriffen, es fehlen nur noch wenige Bl�tter), letztere zwei Werke aus dem Milit�rgeographischen Institut in Wien; Papen (»H�henschichtenkarte von Zentraleuropa«, 7 Bl�tter, Frankf. 185759); Steinhauser (»Hypsometrische Karte von Mittel- und S�deuropa«, Wien 1857); »Carte g�ologique internationale de l'Europe« von Beyrich u. Hauchecorne, 1:1,500,000 (erschienen sind 25 Bl�tter, es fehlt nur noch Ostru�land, Berl.); Paquier (»Atlas de g�ographie physique et militaire de l'Europe«, Par. 1888); Bazin (»Atlas de l'Europe �conomique«, das. 1887); »Verkehrskarte von Europa«, 1:5,000,000 (Perthes, Gotha 1900); weiteres s. bei Artikel »Eisenbahn«, S. 505. Von historischen Kartenwerken sind hervorzuheben: Spruner-Menkes »Historischer Handatlas f�r die Geschichte des Mittelalters und der neuern Zeit« (Gotha), Wolfs »Historischer Atlas« (Berl. 1877) und G. Droysens »Historischer Handatlas« (Leipz. 1885).
Brockhaus-1809: Europa · Europa
Brockhaus-1837: Europa [2] · Europa [1]
Brockhaus-1911: Junges Europa · Europa [2] · Europa
DamenConvLex-1834: Europa (Geschichte) · Europa (Mythologie) · Europa (Frauen) · Europa (Geographie)
Herder-1854: Junges Europa · Europa [2] · Europa [1]
Meyers-1905: Europa, Pe�as de · Junges Europa · Europa [1] · Europa [2]
Pierer-1857: Junges Europa · Osmanisches Europa · Eurōpa [3] · Eurōpa [1] · Eurōpa [2]
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