[505] Weizen (Sitopyros), Gruppe der Gramineengattung Triticum (s. d.), einj�hrige Gr�ser mit scharf gekielten H�llspelzen. Hierher geh�ren T. monococcum L. (Einkorn, Dinkel, s. Spelz) und die Weizenarten. Der milde W. (T. sativum Lam.), mit entwickeltem Gipfel�hrchen, die H�llspelzen k�rzer als s�mtliche Deckspelzen und mit stumpfem Seitenzahn, die Vorspelzen so lang wie die Deckspelzen, wird in vielen Rassen und Variet�ten kultiviert, von denen die mit zerbrechlicher Spindel der Stammform wahrscheinlich n�her stehen. Zu diesen Rassen geh�ren Spelz (T. sativum Spelta) und Amelkorn (T. sat. dicoccum). �ber beide s. Spelz. Der W. mit nicht br�chiger �hrenspindel und zwischen den etwas klaffenden Fruchtspelzen hervorragenden, leicht ausfallenden K�rnern (T. sat. tenax, z�her W.) zerf�llt in vier schwach geschiedene, vielfach ineinander �bergehende Unterrassen, deren jede wieder zahlreiche Variet�ten (nach Begrannung, Behaarung u. Farbe) besitzt. 1) Vom gemeinen W. (T. sat. vulgare, s. Tafel »Getreide I«, Fig. 4) mit nur in der obern H�lfte deutlich gekielten, in der untern gew�lbten oder schwach gekielten H�llspelzen und langer, mehr oder minder lockerer, etwas vom R�cken zusammengedr�ckter �hre unterscheidet man unbegrannten Kolben- und begrannten Bartweizen mit kahlen oder behaarten, wei�lichen, bl�ulichen, schw�rzlichen oder r�tlichen �hren. Vom gemeinen W. stammen die wertvollsten deutschen, amerikanischen und ungarischen Sorten ab. Seine K�rner finden sich in �gyptischen Gr�bern, er wird �berall kultiviert, soweit der Anbau m�glich ist (Norwegen 69� n�rdl. Br., Alpen bis 1400 m H�he), besonders ausgedehnt in Nordamerika. 2) Zwergweizen (Binkelweizen, Igelweizen, T. sat. compactum), H�llspelzen wie oben, �hren 34mal l�nger als dick, dicht, im Umfange quadratisch, begrannt oder wehrlos, Halme und �hren sehr steif aufrecht. Findet sich in den Pfahlbauten, wird jetzt besonders in den �sterreichischen Alpenl�ndern, W�rttemberg, Elsa�, Schweiz, Chile und Turkistan gebaut. Der gelbe Sommerigelweizen ist auch auf geringem Boden noch ertragreich. 3) Englischer W. (T. sat. turgidum, s. Tafel »Getreide I«, Fig. 2) mit bis zur Basis scharf gekielten H�llspelzen, hohem, dickem, steif aufrechtem Halm, gro�en dicken, im Umfange quadratischen, dichten, langbegrannten �hren und meist samthaarigen, breiten Bl�ttern, wird besonders in den Mittelmeerl�ndern, seltener in England und Deutschland gebaut. Die englischen W. geben zwar hohe Ertr�ge, aber ihr Mehl ist kleberarm, meist gr�ulich und weniger zum Backen geeignet. F�r Deutschland sind die meisten Sorten nicht gen�gend winterhart. Hierher geh�rt der Wunderweizen mit ver�stelten �hren, aber sehr ungleichen K�rnern. Er wurde schon im 16. Jahrh in Deutschland gebaut. erregte aber sp�ter gro�e Aufmerksamkeit, weil er angeblich aus K�rnern, die in den Pyramiden gefunden waren, erzogen worden war (Pyramiden-, Mumien-, Josephsweizen). Diese Angaben beruhten auf T�uschung. 4) Hartweizen (Gersten-, Glas-, Bartweizen, T. sat. durum, s. Tafel »Getreide I«, Fig. 3), mit oft markigem Halm, langen, starren Grannen und sehr harter, meist glasiger, selten mehliger Frucht, wird in den Mittelmeerl�ndern kultiviert, ist in Spanien Hauptfrucht, auch in Nordafrika vorherrschend. Polnischer W. (Gommer, walachisches, astrachanisches, sibirisches Korn, Korn von Kairo, T. polonicum L.) mit entwickelter Gipfel�hre, die H�llspelzen so lang oder l�nger als alle [505] Deckspelzen und mit stumpfem Seitenzahn, die Vorspelzen der untersten Bl�ten halb so lang wie die Deckspelzen. Diese sind zusammengedr�ckt, begrannt. Die �hren sind gro�, komprimiert, meist blaugr�n, wird noch in Spanien und auf den Balearen, auch in Italien und Abessinien gebaut, gibt geringen Ertrag. Das gro�e Korn wird oft schwindelhaft als Riesenroggen, Riesenkorn angepriesen. T. repens, soviel wie Agropyrum repens (s. Agropyrum).
W. wird als Sommer- und Winterfrucht gebaut, er erfordert einen bindigern Boden als Roggen und gedeiht besonders in gutem Kalkmergel- oder Tonmergellehm, aber auch in gutem Lehmboden mit vorherrschendem Sandgehalt. Je weniger Bindigkeit der Boden besitzt, um so mehr ist man auf die robustern begrannten Arten angewiesen. Der W. bedarf nicht so sein gepulvertes Land wie der Roggen, doch mu� dasselbe frei von Schollen sein und mehr in Kraft stehen. Sehr f�rderlich ist dem W. Drillsaat und sp�teres Beh�ufeln der Saatreihen. Bei zu geilem Wuchse schr�pft man. In strengerm Boden, in dem letzterer f�r sich allein nicht mehr gedeiht, kultiviert man ihn im Gemenge mit W. als Gemengkorn, das gutes Brot gibt. Als Saatgut verwendet man Samen, die in der Glas- und Vollreife geerntet wurden. Vgl. Getreidebau. Feinde des Weizens sind besonders: die Drahtw�rmer (Agriotes segetis), der schwarzbraune Kornwurm (Calandra granaria), die Wintersaateule (Agrotis segetum), der wei�e Kornwurm (Tinea granella), das Gr�nauge (Chlorops lineata), der Getreideverw�ster (Cecidomyia destructor), die Weizenm�cke (C. tritici), das Weizen�lchen (Anguillula tritici), au�erdem Brand- und Rostpilze.
Die vorwaltenden Aschenbestandteile sind: Kali, Phosphors�ure und Magnesia. Weizenmehl gibt mit Wasser einen z�hen Teig, aus dem man unter einem Wasserstrahl das St�rkemehl auswaschen kann, so da� der Kleber zur�ckbleibt. Kennzeichen der G�te des Weizens ist vor allem hohes spezifisches Gewicht. W., der 0,73 kg pro Liter wiegt, geh�rt zu den guten, mehlreichen. Hierbei sollen die K�rner gleichartig, gro� und voll sein. Der W. ist nach dem Boden, auf dem er wuchs, und nach dem Lande sehr verschieden. Ungarischer und Banater W. geh�rt zu den besten Sorten und ist doch im Querschnitt hornartig. Bei dem in n�rdlichen Gegenden gewachsenen W. liefert dagegen der auf dem Querschnitt gleichm��ig wei�e das beste Mehl (milder W.). W. nimmt einen viel breitern G�rtel ein als der Roggen und wird als vorherrschende Brotfrucht im mittlern und s�dlichen Frankreich, in England, einem Teil von Deutschland, in Polen, Ungarn, den s�dlichen Donaul�ndern, Italien, in der Krim, in den L�ndern am Kaukasus, auch im mittlern Asien, in Nord- und S�damerika, am Kap und in Australien gebaut. An der Nordgrenze ist er mit der Roggenkultur, an der S�dgrenze mit dem Reis- und Maisbau vergesellschaftet, letzteres besonders in den Mittelmeerl�ndern und in Nordamerika. Man benutzt Weizenmehl zu Brot und feinern Backwaren, in der K�che zu Nudeln, Oblaten, Kleister u.; gewisse kleberreiche Weizensorten dienen zur Bereitung der Makkaroni. Man bereitet aus dem Korn auch Graupen, Gr�tze, Grie�, St�rkemehl und aus dem abfallenden Kleber allerlei Nahrungsmittel, Kitt, Leim etc. Auch in der Bierbrauerei und Branntweinbrennerei wird W. verarbeitet. Das Stroh dient in der Landwirtschaft und, in besonderer Weise kultiviert, wobei es einen hohen Grad von Feinheit erlangt, in der Strohflechterei. Hauptl�nder f�r den Weizenbau in Deutschland sind: die Provinz Sachsen, Schleswig-Holstein, Schlesien, Preu�en, Pommern, das hannoversche Marschland und der Regierungsbezirk Wiesbaden. An der Weizenernte von 1906 (92,5 Mill. Ton.) beteiligten sich die Vereinigten Staaten mit 21,3, Ru�land 12,5, Frankreich 9,7, Ostindien 7,2, �sterreich-Ungarn 7, Italien 4,3, Argentinien 3,9, Deutschland 3,9, Rum�nien 3,3, Kanada 3,2, Spanien 3, Australien 2.2, T�rkei 1,9, Gro�britannien 1,5 Mill. Ton. Der W. soll nach griechischen Mythen auf den Fluren von Enna und in Sizilien heimisch sein; die �gypter schrieben Isis und Osiris die �berlieferung des Getreidebaues zu, wahrscheinlich stammt der W., wie die Gerste, aus den L�ndern am Euphrat. In �gypten wurde W. in Begleitung des Emmer angebaut, der als primitive Form des Kulturweizens gelten kann. Die wilde Form des Emmers (T. dicoccum var. dicoccoides K�rn.) ist in Pal�stina und am Antilibanon gefunden worden. Theophrast beschreibt den begrannten Sommerweizen, aus dem sich der Winterweizen erst sp�ter entwickelt haben soll. Auch in China war W. schon 3000 Jahre v. Chr. als Kulturpflanze bekannt. Die gro�e Mannigfaltigkeit der �ltern Namen des Weizens deutet hinl�nglich auf den gro�en Verbreitungsbezirk hin, welcher der Pflanze schon urspr�nglich zukam. S. die Karten »Landwirtschaft in Deutschland« (Bd. 4, S. 776) und »in �sterreich-Ungarn« (Bd. 15, S. 180). Vgl. Reichenbach, Die Pflanzen im Dienste der Menschheit, Bd. 2 (2. Aufl., Berl. 1868); Risler, Der Weizenbau (deutsch von Rimpau, das. 1888); Schindler, Der W. in seinen Beziehungen zum Klima (das. 1893); Becker, Der argentinische W. im Weltmarkte (Jena 1903); Graf zu Solms-Laubach, W. und Tulpe und deren Geschichte (Leipz. 1898).
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