[791] Norwegen (Norge), K�nigreich, erstreckt sich von 57�58�43�� (Lindesn�s) bis 71�11� n�rdl. Br. (Knivskj�lodden) in einer L�nge von 1700 km. Seine K�sten messen (ohne R�cksicht auf die zahlreichen Meerbusen) 2800 km, und der Fl�cheninhalt betr�gt 321,477 qkm (5838,3 QM.). S. Karte »Schweden und Norwegen« (bei Artikel »Schweden«).
Mit Schweden zusammen bildet N. die Skandinavische Halbinsel, deren westlicher, schm�lerer Teil (nirgends breiter als 420 km) von N. eingenommen wird, ein gewaltiges Gebirgsplateau, das im O. von gro�en T�lern, im W. und Norden von tief einschneidenden Fjorden oder Meerbusen gespalten ist. An den meisten Stellen haben die Gebirge abgerundete Formen, und ihre H�hen tragen vorwiegend das Gepr�ge eines gro�en, wellenf�rmigen Plateaus, in dem die T�ler und Meerbusen nur als ganz kleine Risse erscheinen. Die durchschnittliche Meeresh�he der ganzen L�ndermasse Norwegens betr�gt 490 m. Demzufolge nimmt das bebaute und �berhaupt das urbar zu machende Land nur einen ganz unbedeutenden Teil des Areals ein. Es umfassen die �den Gebirge, Mor�ste etc. 235,000 qkm, die Gletscher ungef�hr 7000 qkm, w�hrend nur 2400 qkm Ackerland sind. Die n�rdlichste Landschaft Norwegens ist Finmarken, dessen �stlicher, an Ru�land grenzender Teil nur abgerundete H�gel und Hochebenen enth�lt, die gegen das Meer zu kahl und rauh sind, w�hrend die von den gro�en Fl�ssen (besonders der Tana) durchstr�mten T�ler des Innern im Sommer den Eindruck einer mehr s�dlichen Gegend machen. Westlich vom Nordkap nehmen die Gebirge das Tafelgepr�ge an (N�ringer) und st�rzen in einer H�he von 200400 m fast senkrecht von den Hochebenen in die See herab. Auch hier finden sich dieselben gro�en Fl�sse, vor allen der Altenelv. An den Ufern dieses Flusses liegt die fruchtbare und waldreiche Gegend von Alten, die n�rdlichste Stelle, wo man Getreide erntet. W�hrend das �stliche Finmarken mit seinen gro�en Fjorden (Tanafjord, Laxefjord, Porsangerfjord und Varangerfjord) nicht von au�erhalb liegenden Inseln gesch�tzt wird, macht sich vom Nordkap an ein in der orographischen Bildung Norwegens stark hervortretender Zug geltend: es sind die Inseln, welche die K�ste gegen das Meer decken. Zun�chst finden sich nur gr��ere Inseln (wie Mager� mit dem Nordkap, Ing�, Seiland mit dem n�rdlichsten Gletscher Europas, ca. 1000 m �. M., S�r� etc.); weiter s�dlich mischen sich gro�e und kleine Inseln, und diese nehmen den eigent�mlichen Charakter des skandinavischen Skj�rgaards an, mit welchem Namen man die besch�tzende Reihe von Inseln (von denen die kleinsten Skj�r genannt werden) bezeichnet. Hier folgt nach dem Altenfjord der Kv�nangsfjord und der gegen 100 km lange Lyngenfjord, der gegen W. von einer Alpen- und Gletscherkette begrenzt wird, die eine H�he von 15002000 m erreicht (Goatzagaise, Goalzevarre, J�ggevarre, Nialavarre u.a.). Mit Lyngen beginnt eine durchgehends neue Bildungsart, mit zerrissenen Gebirgen von den bizarrsten Formen, �berall durch T�ler und Fjorde gespalten und eingeschnitten. Es ist dies das sogen. Nordland (s. d.). Die Gebirge haben hier meistens eine H�he von 10001800 m; ihr h�chster Gipfel ist Sulitjelma unweit der schwedischen Grenze (1883 m), mit Gletschern. Der K�ste n�her liegt der gro�e Gletscher Svartisen (65 km lang, mehr als 1000 qkm, 1599 m hoch). Die wichtigsten Fjorde an dieser K�ste sind: Balsfjord (s�dlich von Lyngen), Malangen, Ofotfjord, Saltenfjord, Ranen und Vessen. Dem festen Lande sind auch hier zahlreiche, meistens gro�e Inseln vorgelagert; am n�rdlichsten die gro�e Gruppe von Vesteraalen (darunter Hind�), von der aus die Gruppe von Lofoten sich weit in das Meer hinaus erstreckt. S�dlich vom Vessenfjord senken sich die Gebirge, und es bildet das breite Namdal, dessen Flu� Namsen in den Namsenfjord herausflie�t, einen �bergang zu den T�lern, die in das Bassin des Drontheimfjords m�nden. Hier liegen fruchtbare und wohlkultivierte Gegenden (der Thr�ndelag, in alten Zeiten der Kern Norwegens).
Ungef�hr unter 63�, in der N�he der 628 m hoch liegenden Bergstadt R�ros, spaltet sich das Hochland, und die Wasserscheide, der Richtung der Meeresk�ste folgend, biegt gegen SW. ab. Bis zu der merkw�rdigen Einsenkung am Lesjeverksvand (einem 620 m hoch gelegenen Landsee, der sein Gew�sser gegen SO. dem Skagerrak und gegen NW. dem Atlantischen Meer zusendet) wird hier das Gebirge Dovrefjeld benannt. Dieser Teil des Gebirges nimmt im W. an H�he und Wildheit zu und erreicht hier seine h�chste H�he in der Sneh�tta, die fr�her lange als der h�chste Berg Norwegens (nach neuester Messung 2321 m) betrachtet ward. Der n�rdliche Abhang von Dovrefjeld ist ziemlich lang und durch gro�e T�ler (Orkedalen und Guldalen) gespalten. Westlicher durchflie�t die von der Sneh�tta kommende Driva das Sundal. Der Hauptzug des Gebirges biegt nun pl�tzlich wiederum in einem rechten Winkel s�dw�rts und wird weiterhin mit dem gemeinschaftlichen Namen Langfjeldene benannt. Von hier an wird der westliche Abhang durch die gro�en Fjorde gespalten, die sich bis 180 km in die Gebirgsmassen hineindr�ngen. Nachdem schon s�dlich vom Drontheimfjord der Stangviksfjord und der Sundalsfjord einen imposantern Charakter angenommen haben, folgt der von sch�nen Alpenlandschaften umgebene Romsdalsfjord, dessen innerster Zweig aus dem Romsdal (mit den Troldtinden und Romsdalshorn, 1600 bis 1900 m) die Rauma aufnimmt. Dann folgt der Fjordkomplex von S�ndm�r, von Gebirgen umgeben, die eine H�he von 15001750 m erreichen, und dessen K�stengegenden und Inseln auch einen wilden Charakter haben. Von S. durch einen langen, im Vorgebirge von Statt endenden Gebirgsr�cken getrennt, liegt der Nordfjord, von dessen Seitenzweigen einzelne au�erordentlich wild sind; an der S�dseite liegt die gro�e Firnmasse Gjegnal�ndsbr�en. Im s�dlichen S�ndfjord sind F�rdefjord und Dalsfjord weniger gro�artig und wild. Dann folgt der gro�e, in viele Zweige gespaltene Sognefjord, von der Sogn benannten Gegend umgeben. Innerhalb dieser erheben sich auf einem Areal von ca. 15,000 qkm die h�chsten und wildesten Gebirgsmassen Norwegens, die Jotunfjelde (Riesengebirge). Es sind �ber 60 Spitzen der J�tunfjelde gemessen,[791] und fast alle �bersteigen die H�he von 2000 m. Als die bedeutendsten sind hervorzuheben: Galdh�pig (2560 m) und Glittertind (2555 m), die h�chsten bekannten Punkte von ganz Nordeuropa. Im westlichen Teil der Jotunfjelde erhebt sich die wilde Gruppe der Horunger (»Hurenkinder«), die eine H�he von 20002350 m haben. Westlicher, zwischen Sogn, S�ndfjord und Nordfjord, ist die Gebirgsmasse in einer L�nge von 90 km und in einer Breite bis zu 80 km mit ewigem Schnee bedeckt. Dieses etwa 1250 qkm gro�e Schneeland f�hrt nach dem im O. desselben belegenen Kirchspiel Jostedal den Namen Jostedalsbr�en und erreicht eine H�he von 2038 m, w�hrend der untere Rand der in die T�ler herabfallenden Gletscher bisweilen nicht h�her als 130 m �. M. liegt. S�dlich von den J�tunfjelden f�hrt das innere Gebirgsplateau, auf dem sich mehrere hohe Gipfel erheben, den Namen Fillefjeld.
S�dlich vom Sognefjord liegt ein breites Gebirgsland, dessen mittlerer Teil aus der fruchtbaren Landschaft Vo� besteht, und das im S. von dem gro�en Hardangerfjord begrenzt wird. Die Gegenden, die diesen umgeben, f�hren den Namen Hardanger und haben ein �hnliches Gepr�ge wie Sogn. Innerhalb dieser Gegend erstreckt sich die gro�e Hochebene, die Hardangervidda genannt wird, im Norden von dem Gletscher Hardangerj�kelen und den Felsenw�nden von Hallingskarvet begrenzt. Sie umfa�t 1215,000 qkm. Im W. des Hardangerfjords, an drei Seiten umgeben von dem Hardangerfjord und dessen Armen, bedeckt der 60 km lange, 1246 km breite Gletscher Folgefonn ein Areal von 150 qkm, von der See einen majest�tischen Anblick gew�hrend. Die h�chsten Punkte desselben werden zu 1654 m angegeben; die untere Kante des ewigen Eises hat eine verschiedene H�he, 3001000 m. Au�erhalb aller dieser Fjorde erstreckt sich eine nur selten untei brochene Inselreihe, die auch das s�dlich von Hardanger um die Zweige des B�mmelfjords herum belegene Ryfylke besch�tzt. Ryfylke ist im ganzen niedriger als Hardanger, besitzt aber im Lysefjord eins der wildesten Risse der norwegischen K�ste. Von dem B�mmelfjord ab �ndert sich die Landschaft v�llig. Die Inselreihe h�rt auf, und die Meereswellen w�lzen sich gegen das unbesch�tzte Vorland von J�deren mit ihrer vollen Kraft. J�deren ist, ebenso wie das demn�chst folgende Lister, eine lange, aber nicht breite Ebene, innerhalb deren sich wieder die Berge erheben, ohne jedoch eine gro�e H�he zu erreichen. Die dazwischenliegenden T�ler sind von der Natur meistens nur karg ausgestattet, unter ihnen das weit in die Gebirge hineinschneidende S�tersdal, das von dem gro�en Flu� Otteraaen durchstr�mt wird. In diesen Gegenden liegt Lindesn�s, der s�dlichste Punkt des norwegischen Landes. �stlich von diesem f�ngt wieder die besch�tzende Inselreihe an, w�hrend die Gebirge noch lange ihre niedrige, kahle und wenig ansprechende Form behalten. Man nennt diese Plateaus Heier; keins darunter erhebt sich h�her als 1500 m. Allm�hlich geht das niedrige Plateauland in die zerrissenen Gebirge von Thelemarken �ber, die einen verwickelten Komplex bilden, unter dem sich der Gausta als ein isolierter Kegel bis 1884 m erhebt. Die Maanelv bildet im NW. davon den Wasserfall Rjukan, 105 m hoch. Von Thelemarken folgen nun auseinander f�nf gro�e Hauptt�ler, die alle ihre Wasser dem langen, von niedrigen und fruchtbaren Gegenden umgebenen Christianiafjord zuf�hren oder doch in dessen N�he ausm�nden. Zuerst kommt, von W. angefangen, Numedal, dann Hallingdal und Valdres mit dem vom Fillefjeld kommenden Flu� B�gna, ferner Gudbrandsdalen und das an Schweden grenzende �sterdalen. Alle diese T�ler haben gro�e �hnlichkeit; sie ziehen sich von der Wasserscheide zun�chst als eine kleine Furche zwischen den umgebenden Gebirgen hin, weiten sich dann mehr und mehr aus, bis endlich, je mehr sie sich der K�ste n�hern, die Berge fast verschwinden und der Talcharakter allm�hlich sich verliert. Die �stlichen T�ler werden insgesamt unter dem Namen des �stenfjeldske N. (das �stlich von den Gebirgen liegende) zusammengefa�t und bilden mit den westlichern Landschaften bis nach Lindesn�s (fr�her bis zur Ostgrenze J�derens) das s�ndenfjeldske N. Die �brigen Teile wurden in alten Zeiten unter dem Namen des nordenfjeldsken N. verstanden, dessen s�dlichere Landschaften (von Statt aus) jetzt jedoch gew�hnlich das westenfjeldske N. genannt werden. Im s�ndenfjeldsken N. haben die Fl�sse, unter denen der Glommen in �sterdalen der gr��te ist, eine bedeutende L�nge und bilden oftmals gro�e Seen. So hat der gr��te aller Seen im �stlichen N., Mj�sen, der die Gew�sser des aus dem Gudbrandsdal kommenden Laagen aufnimmt und sie wieder durch den Vormen dem Glommen zuf�hrt, obschon er �ber 100 km lang ist, nur ein Areal von 364 qkm, Seine Ufer sind zum Teil niedrig und fruchtbar, besonders das s�d�stliche, wo sich die Ebenen von Hedemarken weithin ausdehnen. Diese Fl�sse bilden auch mehrere Wasserf�lle, z. B. der Glommen den 23 m hohen Sarpfo�, die alle wasserreich, aber nicht so hoch sind wie die in Thelemarken und den westlichen Gegenden, wo Wasserf�lle von 150250 m nicht selten sind (Vettisfo� in Sogn, B�ringfo� und Ringedalsfo� in Hardanger). Der Reichtum an Wasserf�llen bildet eine der eigent�mlichsten Sch�nheiten der norwegischen Landschaften.
Geologische Beschaffenheit. N. besteht haupts�chlich aus Gneis, Glimmerschiefer, Quarzit, Marmor etc. mit Granit, Syenit, Gabbro, Peridotit und Serpentin, auf denen bei Christiania, in Bergen, in dem mittlern Teil des Landes und in Finmarken s�dlich vom Nordkap aus Quarzit, Sandstein und Tonschiefer zusammengesetzte kambrische und aus Kalken, Tonschiefern und Sandsteinen gebildete silurische Ablagerungen, vielfach mit Porphyren zusammen, ausruhen. Diese pal�ozoischen Bildungen liegen im Innern des Landes horizontal und ungest�rt, sind aber in den K�stengebieten, bei Drontheim, auf der Halbinsel Bergen, bei Christiania etc., stark gefaltet und gest�rt und zuweilen derart umge�ndert, da� sie fr�her f�r Gneise, Talkglimmerschiefer etc. der arch�ischen Formation gehalten wurden. Zum Devon (oder Karbon) wird ein wenig bedeutendes Vorkommen von rotem Sandstein im Christiania-Silurbecken gestellt. Bemerkenswert ist ein ganz isoliertes Vorkommen von Jura mit schwachen Steinkohlenfl�zen auf der Insel And� an der nordwestlichen K�ste. N. besitzt wie Schweden �berall die deutlichsten Zeichen einer Vergletscherung in der Diluvialzeit. Geschliffene und geschrammte Felsoberfl�chen, Rundh�ckerbildung, Seen und erratische Bl�cke sind eine gew�hnliche Erscheinung; Mor�nenablagerungen finden sich besonders in den s�dlichen Landesteilen. Von nutzbaren Mineralien, an denen N. sehr reich ist, seien erw�hnt die Eisenerze von Arendal, die Gold-, Silber- und Bleierze von Kongsberg, Kobalt- und Nickelerze von Skutterud, Snarum und Lillehammer und Kupfererze von Thelemarken.[792]
Das Klima der norwegischen K�ste ist ausgesprochen ozeanisch (milde Winter, gro�e Bew�lkung und reichliche Niederschl�ge, besonders im Sp�tsommer und Herbit). Westnorwegen ist das w�rmste Land unter denselben Breiten (Wirkung der warmen Seewinde und des Golfstromes). Mittlere Jahresextreme der Temperatur sind f�r: Sand�sund 26�, -14�, Skudesn�s 22�, -8�, Bergen 26�, -11�, Aalesund 22�, -7�, Christiansund 23�, -9�, Hammerfest 24�, -14�, Vard� 21�, -17�. Auf den Hochebenen Norwegens ist das Klima kontinental (kalte, rauhe Winter und relativ warme Sommer). Die s�dliche Westk�ste hat j�hrlich 100180 cm Niederschlag, die n�rdliche etwa nur 100 cm. Auf den Plateaus sowie in den innern T�lern des s�dlichen N. (Christiania 58 cm) sind die Regenmengen gering (Sommerregen). Die Schneelinie liegt unter 67� n�rdl. Br. am Nordabhang bei 1000, S�dabhang bei 1200, untere Gletscherenden (unter 611/2� n�rdl. Br.) bei 400 m. Gewittertage im Jahre: Christiania 9, Bergen 5, Dovre 2, Christiansund 2, Bod� 1, Vard� 1.
Pflanzenwelt. N. geh�rt fast ganz der europ�ischen Nadelholzzone an; nur im S. treten Buchen und Eichen waldbildend auf. In den hochgelegenen Regionen der Fjelds breitet sich vom Nordkap bis zum Dovrefjeld eine arktisch-alpine Vegetation aus. Unterhalb der Schneegrenze liegt ein vegetationsloser Steinger�llg�rtel, der tiefer abw�rts von gelblichen oder grauen Flechten �berzogen erscheint. Dann folgt (bei 12001300 m) eine Strauchregion mit niedrigen Weiden, Zwergbirken (Betula nana) und Zwergwacholder (Juniperus nana), mit denen Heideformationen von Empetrum, der nordischen Diapensia, Cassiope, Dryas u.a. abwechseln. Erst bei 9001000 m Seeh�he, im hohen Norden erst bei ca. 400 m, treten Birkenbest�nde (Betula odorata) auf, die hier die Baumgrenze bezeichnen. Gebiete mit �berwiegend arktischen Pflanzen (Dryasformation) finden sich in den Gebirgen Norwegens nur an einzelnen von Alten bis Bergen zerstreuten Stellen. Die Birkenbest�nde werden h�ufig von hochw�chsigen Stauden (wie Aconitum septentrionale, Ranunculus aconitifolius, Mulgedium alpinum u.a.) begleitet; bisweilen treten hier auch hochw�chsige Grasbest�nde auf, die in der �rmlich begrasten und an Torfmoorseggen reichen Fjeldregion fehlen. Der Nadelholzwald (Kiefern und Fichten) beginnt meist ca. 100 m unterhalb des Birkeng�rtels, seine Untergrundflora besteht vorwiegend aus Vaccinium-Arten und Heidekraut (Calluna). Unterhalb der Nadelholzregion breiten sich an g�nstig gelegenen Ger�llhalden des s�dlichen N. Buchen- und Eichenw�lder (Quercus pedunculata) aus, denen sich Tilia parvifolia, Ulmus montana (am Lysterfjord waldbildend), Corylus Avellana, Acer platanoides, Sorbus Aria, Betula verrucosa, Fraxinus excelsior, Prunus avium (am Lysterfjord waldbildend) nebst einer Schar mitteleurop�ischer Bergwaldpflanzen hinzugesellen. Diese Pflanzengruppe bewohnt vorzugsweise die niedern Lagen an den K�stenfjords von Drontheim und die untern Talstufen der in das Skagerrak m�ndenden Fl�sse, w�hrend sich am s�dwestlichen K�stenstrich Norwegens von Christiansund bis Stavanger sehr reichlich atlantische Florenelemente angesiedelt haben An diese Zone schlie�t sich von Stavanger bis Krager� ein zweiter Siedelungsbezirk von Pflanzen an, die ihrer Verbreitung nach als baltisch (subatlantisch) zu bezeichnen sind und weiter �stlich auch in Smaalenene sowie in S�dschweden auftreten, aber in der Umgebung des Christianiafjords fehlen. Hier in dem durch Silurkalke ausgezeichneten Gebiete kommen einzelne Pflanzen zahlreich vor, die auch auf den Silurkalkinseln Gotland und �land wiederkehren und als subboreal gelten k�nnen, wie Thymus Chamaedrys, Libanotis montana, Fragaria collina, Veronica spicata u.a. Die f�r Ackerbau nutzbare Bodenfl�che ist in N. im Vergleich zum Gesamtareal sehr klein; in Vard� (70�22�) reisen selbst Gerste und Hafer nicht mehr; auch erstickt Stellaria media alle angebauten Futterpflanzen; von Gartengew�chsen gedeihen noch Gr�nkohl, Gartenkresse, Rettich, Salat und R�ben. Die Getreidearten verk�rzen ihre Vegetationszeit im Norden bedeutend, z. B. die Gerste von Alten auf 55 Tage.
Die Tierwelt Norwegens enth�lt sowohl Glieder der arktischen Zirkumpolarfauna als auch und zwar �berwiegend Tiere der pal�arktischen Region. Von S�ugetieren sind noch zahlreich die Raubtiere vertreten; der gew�hnliche Fuchs findet sich �berall; der Eisfuchs, eine arktische Art, lebt auf den Schneegebirgen und dringt gelegentlich mehr nach S. vor; in den gebirgigen Waldgegenden treten noch B�ren auf; der Wolf kommt haupts�chlich in Finmarken und Troms� vor, der Luchs in den waldreichen Gegenden des n�rdlichen und s�dlichen Drontheim; der Vielfra� bewohnt besonders die h�hern Gebirge und findet (eine arktische Form) seine s�dliche Verbreitungsgrenze bei 60� n�rdl. Br. Besonders charakteristische S�ugetiere sind der Schneehase, Ren und Lemming. Ersterer ist allgemein verbreitet, das Ren, ein Tier der arktischen Zirkumpolarregion, findet in N. seine s�dliche Verbreitungsgrenze; sie beginnt an der Westk�ste Norwegens mit 641/2� n�rdl. Br., f�llt von hier steil ab, l�uft am Gebirge entlang nach S. bis zum 60.� n�rdl. Br., hebt sich bald wieder und tritt unter dem 62.� nach Schweden �ber; im ganzen Gebiet ist das Ren h�ufig, auch als Haustier der Lappen, und bewohnt noch die dem Festlande nahe liegenden Inseln, sogar das entferntere Mager�. Der Lemming liebt das Schneegebirge, die s�dliche Verbreitungsgrenze ist der 62.� n�rdl. Br. Von andern pal�arktischen S�ugetieren sind die gemeinen Arten der Nager, Insektenfresser und Eichh�rnchen noch in N. heimisch. Unter den V�geln spielen M�wen und Alken eine hervorragende Rolle; die gr��ere Zeit ihres Lebens auf dem Meere zubringend, suchen sie das Land zu Nistzwecken auf und sammeln sich hierbei auf Felsen der K�ste in ungeheuren Scharen (Vogelberge). Die Reptilien und Amphibien sind, wie im Norden �berhaupt, in N. schlecht vertreten; es sind aus beiden Klassen nur je f�nf Vertreter bekannt: von erstern die Bergeidechse, Blindschleiche, Ringelnatter, �sterreichische Natter, Kreuzotter, von letztern Grasfrosch, Moosfrosch, gemeine Kr�te, Kammolch und Streifenmolch. Von den S��wasserfischen Norwegens sind die Salmarten zu nennen; an den Meeresk�sten wird haupts�chlich der Herings-, Dorsch- und Steinbuttsang betrieben. Die Mollusken geh�ren der arktisch-borealen Fauna an und treten, je weiter n�rdlicher, um so sp�rlicher auf. Die Insektenwelt bildet einen Teil der n�rdlich gem��igten Fauna.
Die Zahl der Bewohner hat sich im 19. Jahrh. trotz der starken Auswanderung (1903: 26,784) ungemein stark vermehrt; sie betrug 1815: 885,431, 1855 aber bereits 1,490,047 Personen, w�hrend die Z�hlung vom 3. Dez. 1900 eine ortsanwesende Bev�lkerung von[793] 2,221,477 und eine Wohnbev�lkerung von 2,242,995 Seelen ergab. Areal und Bev�lkerung verteilen sich auf die 20 �mter Norwegens in folgender Weise:
Die durchschnittliche Dichtigkeit betr�gt 7 Seelen auf das QKilometer, sie ist am st�rksten in den �mtern am Christianiafjord (Jarlsberg-Laurvik 45, Smaalenene 33 auf 1 qkm), am schw�chsten in Finmarken (0,7 auf 1 qkm). Die j�hrliche Zunahme betrug im 19. Jahrh. 0,9 Proz. Das weibliche Geschlecht �berwiegt an Zahl, indem auf 1,086,867 M�nner 1,156,128 Frauen (1064 Frauen auf 1000 M�nner) kommen. Die Hauptmasse der Nation, die Norweger (Nordm�nd), sind gleicher Abstammung mit den Schweden und D�nen. Sie haben eine mittlere Statur, ein langes, volles Gesicht, einen starken Knochenbau, sind ehrlich, dienstfertig, gastfrei, lieben ihr Vaterland und sind stolz auf ihre Freiheit; sie sind vortreffliche Sch�tzen und gute Soldaten, aber noch bessere Seeleute und vielleicht die besten Lotsen der Welt. Vor allem sind die Bewohner der K�ste t�chtige Fischer. Die Masse der Bev�lkerung bilden die Landleute; diese sind entweder Gutsbesitzer (Selveiere) oder P�chter (Leil�ndinger, Bygselm�nd) und wohnen auf vereinzelten H�fen, fast nie in D�rfern zusammen. Der Bauer f�hrt selten einen Familiennamen, sondern erh�lt bei der Taufe nur einen Taufnamen, den er dem Namen seines Vaters (im Genitiv) mit angeh�ngtem »sen« oder »s�n« (»Sohn«) vorsetzt, z. B. Karl Perss�n bedeutet Karl, der Sohn des Peter. Diesem f�gen sie aber immer den Namen des Hofes hinzu, wo sie leben. Stolz und Biederkeit zeichnen die b�uerliche Bev�lkerung aus. Die alten, nach den Landesteilen sehr verschiedenen Nationaltrachten sind jetzt nur noch sp�rlich zu sehen (vgl. Tafel »Nordische Kultur, I u. II« und Tafel »Volkstrachten I«, Fig. 3 u. 4). Die st�dtische Bev�lkerung unterscheidet sich kaum von der in andern L�ndern. Die Schriftsprache stimmt fast ganz mit der d�nischen �berein; dagegen n�hert sich die Sprache der Landleute, besonders in entlegenern Gegenden, noch in hohem Grade dem Altnordischen (s. Norwegische Volkssprache). Au�er den Norwegern gibt es in den n�rdlichen Teilen noch Finnen (hier Kv�ner genannt, aus Finnland eingewandert) und Lappen (hier Finner genannt), die teils von ihren Renntierherden leben, teils im Meer und in den Fl�ssen Fischerei treiben. Die Zahl beider Volksst�mme ist aber unbedeutend; 1900 betrug die kv�nische Bev�lkerung nur 7777, die finnische (lappische) 19,677 (darunter 1202 Nomaden). Au�er diesen gab es einige hundert umherstreifende »Fanter« oder Zigeuner. In kirchlicher Hinsicht ist N. jetzt in sechs Stifter eingeteilt: Christiania, Hamar, Christiansand, Bergen, Drontheim und Troms�. Jedem Stift steht ein Bischof vor, der die Oberaufsicht �ber die Geistlichkeit sowie �ber das Armenwesen f�hrt, auch mit dem Stiftsamtmann die Stiftsdirektion (s. unten) bildet. Unter den Bisch�fen stehen die (84) Pr�pste und unter diesen die Pastoren und die Kapl�ne, die den Pastoren bisweilen beigesellt sind. Patronatsrechte sind nicht vorhanden. Die evangelisch-lutherische Lehre bildet zwar die Staatsreligion, zu der sich die �berwiegend gro�e Mehrheit der Nation bekennt; doch herrscht unbegrenzte Religionsfreiheit. Man z�hlte 1900 unter der Wohnbev�lkerung nur 12.619 Anh�nger der freien lutherischen Kirche, 1969 R�misch-Katholische, 10,286 Methodisten, 5674 Baptisten, 642 Israeliten etc.
Die Norweger stehen auf einer hohen Stufe der Bildung. Es gibt eine Universit�t in Christiania (gestiftet 1811, mit 5 Fakult�ten); die h�hern Lehranstalten zerfallen in Mittel schulen (mit vier Klassen f�r das Alter von 1115 Jahren) und Gymnasien (mit drei Klassen), letztere teilweise mit Parallel klaffen f�r sprachliche und reale Unterrichtsf�cher; der Unterricht in Latein und Griechisch ist der Universit�t vorbehalten. Bei beiden Arten von Anstalten bestehen Reisepr�fungen, von denen die auf den Gymnasien zum Besuch der Universit�t berechtigen. Es gibt 14 staatliche Anstalten (Mittelschule und Gymnasium), 42 kommunale und 28 private Anstalten (davon 2, bez. 4 mit einem Gymnasium verbunden). Die staatlichen und kommunalen Anstalten sind f�r beide Geschlechter, von den Privatschulen sind 28 ausschlie�lich f�r M�dchen bestimmt. Der Elementarunterricht ist unentgeltlich; es besteht Schulzwang in den St�dten f�r Kinder von 715, auf dem Lande von 815 Jahren. Die Volksschulen wurden 1902 in den St�dten von 82,440, auf dem Lande von 262,439 Kindern besucht, die von 4776 Lehrern und 2759 Lehrerinnen unterrichtet wurden. F�r die Bildung der Lehrer sorgen mehrere Lehrerseminare. Auch Fachschulen, Bibliotheken, Sammlungen, wissenschaftliche Vereine etc. sind vorhanden. Zeitungen und Zeitschriften erscheinen in N. 350, davon 131 in Christiania. Die �berwiegende Mehrzahl der St�dte (Kaufst�dte, Kj�bst�der), deren Gesamtzahl 40 betr�gt, liegt an geeigneten Stellen am Meer. Au�er diesen gibt es an der K�ste. wo gute H�fen sind, 21 Ladestellen (Ladesteder), die ebenfalls mit zu den St�dten gerechnet werden, sowie auch Strandstellen. Die gesamte st�dtische Bev�lkerung betrug 1900: 639,553 (bei der Wohnbev�lkerung 638,217). 1900 unterschied man hinsichtlich des Berufs:
[794] Der Ackerbau steht noch auf einer niedrigen Stufe, Die Ackerfl�che betr�gt nur 0,7, die Wiesenfl�che nur 2,2, das Weideland 7,5 Proz. des Areals. Die Ernte bringt durchschnittlich 100,000 hl Weizen, 330,000 hl Roggen, 1,5 Mill. hl Gerste, 3.5 Mill. hl Hafer, 0,5 Mill. hl Mengkorn, 80,000 hl Erbsen und 6 Mill. hl Kartoffeln. Die Erzeugnisse des Ackerbaues gen�gen nicht dem innern Bedarf, und es ist daher eine bedeulende Einfuhr notwendig. Die Getreide- und Mehleinfuhr betrug 1902: 449,075 Ton. im Werte von 49 Mill. Kronen. Die Bergabh�nge zeigen zum Teil trefflichen Graswuchs, doch ist nur im S. in der neuesten Zeit k�nstlicher Wiesenbau betrieben worden. Die Viehzucht ist ein wichtiger Nahrungszweig in N. und wird fast auf Schweizer Weise betrieben, indem man Ende Juni die K�he auf die fetten Bergweiden (S�tre) treibt Auch auf den Inseln an der Westk�ste, wo der Schnee selten liegen bleibt, ist die Viehzucht ein selbst�ndiger Nahrungszweig. Hier l��t man die Schafe auch im Winter im Freien. Obgleich der Viehstand relativ bedeutend ist (1900 z�hlte man 172,999 Pferde, 950,201 St�ck Rindvieh, 998,819 Schafe, 214,594 Ziegen und 165,348 Schweine; gez�hmte Renntiere gab es 1900: 108,784), so gen�gt doch der Ertrag den Bed�rfnissen der Bev�lkerung nicht. An wilden und Jagdtieren finden sich Elentiere (Elsdyr), die besonders in den �stlichen und n�rdlichen Waldgegenden sehr zahlreich sind, Renntiere (Rensdyr), die in den meisten Hochgebirgen leben, Hirsche (auf Inseln zwischen Bergen und Drontheim), B�ren, W�lfe, F�chse, auch Luchse und Vielfra�e; ferner Lemminge, Hermeline, Fischottern, Marder, Hafen, Wiesel und Eichh�rnchen. Zahlreich ist wildes Gefl�gel, an der K�ste Seev�gel, von denen die Eidergans besonders wichtig ist. Zur Ausfuhr werden viele Pelztiere und in manchen Gegenden Schneeh�hner (Ryper) erlegt. Der Seehundfang an den K�sten hat keine Bedeutung und liefert fast nie Ertrag f�r die Ausfuhr; dagegen haben die Norweger an dem Seehundfang im Eismeer im April und in den folgenden Monaten gro�en Anteil. Die Waldungen (68,161 qkm) nehmen 21,1 Proz. der Gesamtfl�che ein und bedecken in den �mtern Smaalenene, Akershus und Jarlsberg fast zwei Drittel des Bodens. Das Holz ist Hauptausfuhrartikel Norwegens (besonders nach England, Frankreich, Holland und D�nemark). Es wurde 1904 Holz im Werte von 36,3 Mill. Kronen ausgef�hrt (au�erdem Holzmasse f�r 12,6 und Zellulose f�r 17,5 Mill.) und zwar haupts�chlich aus dem s�dlichen Teile des Landes, vornehmlich von Drammen, Christiania und Frederiksstad, woselbst sich auch die bei weitem �berwiegende Mehrzahl von S�gem�hlen des Landes befindet. Die ausgedehntesten Waldungen bestehen aus Fichten und Kiefern; erstere bilden noch bei Alten (70� n�rdl. Br.) ansehnliche W�lder. Birkenw�lder gibt es noch im h�chsten Norden.
Einen wichtigen Nahrungszweig, ja in manchen Gegenden den einzigen f�r die K�stenbewohner, bildet die Fischerei (und zwar die gro�e, zu bestimmten Zeiten stattfindende Meeresfischerei) von Lindesn�s bis an die russische Grenze am Eismeer. Am wichtigsten ist zurzeit der Fang des Fr�hlingsdorsches. Man rechnet, da� allein an den Lofoten j�hrlich etwa 1520 Mill. (1906: ca. 18 Mill.) dieser Fische von 30,000 Fischern mit 6000 Booten gefangen werden, die dann teils als T�r- oder Stockfisch, teils als Klippfisch zubereitet werden. Der Wert der hier gefangenen Fische betr�gt 78 Mill. Kronen. In Finmarken werden ebenfalls jeden Fr�hling 1018 Mill. (1905: 20 Mill.) Dorsche (von 15,000 Fischern) und an den K�sten des Amtes Romsdal 35 Mill. (1905: 6 Mill.) gefangen. Insgesamt werden durchschnittlich 4060 Mill. Winter- und Fr�hlingsdorsche im Werte von 1319 Mill. Kr. gefangen; in dieser Fischerei sind ca. 70,000 Personen mit 16,000 Booten besch�ftigt. Von nicht geringerer Bedeutung war fr�her (bis 1870) auch der Fang von Fr�hlingsheringen, die j�hrlich (im Januar) ebenfalls in Scharen von Millionen an die K�ste kamen. Die Fischerei dauerte ungef�hr zwei Monate und versammelte eine gro�e Menge von Menschen. Der Ertrag s�mtlicher Heringsfischereien l��t sich j�hrlich auf 12 Mill. hl (Wert 79 Mill. Kr.) berechnen. Der Sommerhering (Fetthering) wird im September und Oktober, vorz�glich in den Fjorden des Stifts Drontheim und in Nordland, gefischt. Auch Makrelen (deren man j�hrlich �ber 6 Mill. St�ck f�ngt, und die neuerdings frisch in Eis verpackt vorzugsweise nach England ausgef�hrt werden), Lenge, Heiligbutten u.a. werden in Menge gefangen, bilden aber keinen so bedeutenden Ausfuhrartikel; Lachse kommen zahlreich in allen Fl�ssen vor, namentlich aber in der Mandals-, Namsen-, Alten- und Tanaelv. Mehrere Haiarten werden im n�rdlichen Teil gefangen; doch benutzt man davon nur die Leber, woraus »blanker Tran« gewonnen wird. Anschovis werden im Christianiafjord gefischt. Auch der Walfisch- und Seehundfang im N�rdlichen Eismeer gibt einen bedeutenden Ertrag (1902 zusammen 2,4 Mill. Kronen). Der Gesamtertrag der K�stenfischereien wurde 1902 auf 29,4 Mill. Kr. berechnet. Die Ausfuhr wertete 1902 an frischen Fischen 1,412,000, an Stockfischen 9,382,000 Kr., Klippfisch 14,902,000, Heringen 13 Mill., andern gesalzenen Fischen 4,568,000 Kr., Anschovis 898,000 Kr., Hummern 583,000 Kr. Vgl. den »Aarsberetning vedkommende Norges Fiskerier« (offiziell, seit 1894); Decker, Heincke u. Henking, Die Seefischerei Norwegens (Berl. 1901).
Einen hohen Rang unter den Erwerbsquellen Norwegens nimmt der Bergbau ein, der besonders Silber, Kupfer, Eisen und Kobalt liefert. Das dem Staat geh�rige, 1623 entdeckte Silberbergwerk zu Kongsberg ist fortw�hrend ergiebig (1904: 8100 kg seinen Silbers im Werte von 580,000 Kr.), der Ertrag leidet aber durch das Sinken des Silberpreises. Von den Kupferwerken war lange R�ros das wichtigste (entdeckt 1645, Produktion 1904: 30,000 Ton.); zurzeit sind die reichen Gruben bei Sulitjelma die ergiebigsten (Produktion 80,000 Ton., 1450 Arbeiter). Die gesamte H�ttenproduktion betrug 1903: 1,382,880 kg. Die meisten der fr�her sehr zahlreichen Eisenwerke haben wegen des Steigens der Holzpreise ihre T�tigkeit eingestellt. Neuerdings sind in Finmarken reiche Eisenerzlager in Betrieb genommen. Der Ertrag des Blaufarbenwerkes in Modum (einer deutschen Gesellschaft geh�rig) ist gegenw�rtig gering; ebenso hat die Produktion von Nickel neuerdings bedeutend abgenommen (1901: Wert 40,000 Kr.). Von geringer Bedeutung sind: Zink (1901: 90,000 kg), Chrom, M�hl- und Schleifsteine, Schiefer, Granit, Tropfstein, Kiesel, Apatit, Zement, Kalk, Ziegelerde etc.
Die Industrie ist nicht sehr vorgeschritten, gewinnt jedoch fortw�hrend an Bedeutung, wenn sie auch das Bed�rfnis nicht befriedigt. Sie hat sich erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrh. zur Fabrikindustrie entwickelt und umfa�te 1895: 1910 Fabriken[795] mit 59,800 Arbeitern und Beamten, eine Zahl, die sich gegenw�rtig auf 75,000 K�pfe erh�ht haben mag. Darin waren 1898 ca. 4000 Motoren mit 157,300 Pferdekr�ften besch�ftigt, wovon 110,400 auf Wasserkr�fte entfielen. Die wichtigsten Industriezweige waren 1895: Holzindustrie (383 Betriebe, 12,073 Arbeiter), Maschinenindustrie (191 Betriebe, 9318 Arbeiter), Spinnerei und Weberei (167 Betriebe, 8805 Arbeiter), Papierindustrie (196 Betriebe, 7720 Arbeiter), Nahrungsmittelindustrie (496 Betriebe, 7306 Arbeiter), Industrie in Erden und Steinen (143 Betriebe, 5244 Arbeiter), Metallindustrie (78 Betriebe, 3308 Arbeiter), chemische Industrie (62 Betriebe, 2307 Arbeiter). Die Fabrikt�tigkeit konzentriert sich in den �mtern Christiania, Smaalenene, Akershus, Buskerud und S�ndre Bergenhus, und zwar werden besonders in den St�dten Christiania und Bergen die Maschinen- und Textilindustrie, in Frederiksstad und Drammen S�gem�hlen und Hobelwerke, in Drammen und Skien Fabrikation von Holzmasse und Papier, in Drontheim Maschinenfabrikation betrieben. Es bestanden 64 Spinnereien und Webereien (darunter eine mit 1000 Arbeitern bei Christiania), 16 Kammgarnspinnereien, 37 Seilerwarenfabriken (meist in Bergen), 15 Zellulosefabriken, 56 Papiermasse- und 13 Papierfabriken, 6 Glash�tten, 11 Topfwaren- und Porzellanfabriken, 91 Ziegeleien, 17 Kalkbrennereien, 44 Brauereien, 40 Tabakfabriken, 4 Hufnagelfabriken (bei Christiania), 14 Eisengie�ereien, 7 Walzwerke und Drahtfabriken etc. F�r die Ausfuhr arbeiten vornehmlich die Holzindustrie und die damit verbundene Papierfabrikation. Besonders eifrig wird der Schiffbau betrieben; 1904 wurden 78 Dampf- und Segelschiffe von 75,000 Ton. und 34,000 Pferdekr�ften gebaut.
Bei weitem wichtiger als die Industrie sind Handel und Schiffahrt. Der innere Verkehr wird bef�rdert durch die lange K�ste mit ihren vielen tiefen Einschnitten und vortrefflichen H�fen, wodurch eine regelm��ige Dampfschiffahrt nach allen Seest�dten von der schwedischen Grenze am Skagerrak bis zur russischen am Eismeer erm�glicht worden ist; ferner im Innern durch die gro�en Fjorde an der Westk�ste und in den �stlichen Gegenden durch mehrere Landseen, durch k�nstliche Wasserstra�en, gute Landstra�en (1905 ca. 29,000 km) und durch Eisenbahnen, die 1905 eine Gesamtl�nge von 2458 km hatten. Ein gro�artiges Unternehmen ist die im Bau begriffene Hochgebirgsbahn Christiania-Bergen, die bis Ende 1908 vollendet werden soll. Die Staatstelegraphen hatten Ende 1904 eine Gesamtl�nge von 9735 km; es bestanden 814 Stationen. F�r den Fernsprechverkehr bestanden 1903: 39,747 Sprechstellen; die Zahl der Anlagen im Lokalverkehr betrug 225. Die Post bef�rderte 1904: 64,7 Mill. Briefe und Postkarten, darunter 3,36 Mill. Wertbriefe mit 472 Mill. Kr., und 72,8 Mill. Drucksachen. Der Handel mit dem Ausland ist �u�erst lebhaft und in best�ndiger Zunahme begriffen. Die Hauptgegenst�nde der Ausfuhr sind die obenerw�hnten Produkte der Waldwirtschaft und der Fischerei (zusammen 72,8 Proz. der Ausfuhr), au�erdem Talg, �l etc. (1904: 6,745,900 Kr.), H�ute und Haare (6,817,700 Kr.), Manufakturwaren aus Spinnstoffen (398,200 Kr.), Papier (1904: 5,689,700 Kr.), Mineralien, Rohstoffe (1904: 10,510,600 Kr.), Fabrikate (1904: 4,781,900 Kr.). Zur Einfuhr kamen, au�er den bereits bei dem Ackerbau und der Viehzucht erw�hnten, 1904: Kolonialwaren im Werte von 22,496,000 Kr., Branntwein, Spiritus und Weine 4,165,400 Kr., Spinnstoffe 8,487,600 Kr., Garn und Seilerwaren 8,508,300 Kr., Manufakturwaren aus Spinnstoffen 23,108,400 Kr., Steinkohlen und Koks 23,569,000 Kr., rohe und halb verarbeitete Metalle 11,552,400 Kr., verarbeitete Metalle 2,408,500 Kr., Schiffe, Wagen, Maschinen 26,290,600 Kr. In der Einfuhr bilden die Hauptverkehrsl�nder 1904 folgende Reihe: Deutschland, Gro�britannien, Schweden, Ru�land, D�nemark, Niederlande, Belgien und Vereinigte Staaten von Amerika, w�hrend in der Ausfuhr nach Gro�britannien und Deutschland die Niederlande, Schweden, Spanien, D�nemark, Frankreich und Belgien folgen. Die Zahl der 1904 in N. angekommenen Schiffe betrug 11,966 mit einer Tragf�higkeit von 3,951,960 Ton. (darunter 6785 norwegische von 2,298,485 T.) und die der abgegangenen 13.,43 von 3,955,281 T. (darunter 6552 norwegische von 2,276,670 T.). Der Wert der Einfuhr ward 1904 zu 289 Mill. Kr. und der der Ausfuhr zu 175,9 Mill. Kr. berechnet. N. verliert also j�hrlich bei dem ausw�rtigen Handel �ber 110 Mill. Kr. Dieser bedeutende Verlust wird mehr als ersetzt durch die Schiffahrt, denn �berall, nicht nur in den europ�ischen, sondern auch in den entferntesten, vor allem in den ostasiatischen Gew�ssern, ist eine gro�e Zahl norwegischer Schiffe mit der Frachtschiffahrt besch�ftigt. Die norwegische Kauffahrteiflotte bestand Ende 1904 aus 7320 Fahrzeugen von 1,451,425 T. mit einer Besatzung von 50,553 Mann, darunter 1477 Dampfschiffe von 642,657 T. N�chst England, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutschland hat N. die gr��te Kauffahrteiflotte der Welt, aber im Verh�ltnis zur Zahl der Einwohner steht die norwegische Flotte als die erste da. Die wichtigsten Handelsst�dte sind Christiania und Bergen. F�r Ma�e und Gewichte wurde das metrische System 1875 eingef�hrt und 1882 allgemein verbindlich. Durch das M�nz gesetz vom 4. Juni 1873 ward die Goldw�hrung, durch Gesetz vom 17. April und den Zusatzvertrag vom 16. Okt. 1875 die nordische M�nzkonvention (s. Skandinavischer M�nzvertrag) eingef�hrt; der bisherige Speziesdaler bei 28,8933 g von 1/3 Feinheit = 4,551 Mk. der Talerw�hrung erhielt den Wert von 4 Kronen zu 100 �re, die Krone = 11/3 Mark. Die Norges Bank in Christiania gibt Noten (Sedler) mit vollem Umlaufsrecht zu 5,10,50,100,500 und 1000 Kr. aus, die jederzeit eingel�st werden, und zwar in Silberm�nzen nur, soweit das unvermeidlich ist.
Die Staatsverfassung Norwegens beruht auf dem Grundgesetz (Grundlov) vom 17. Mai 1814 und hat einen entschieden demokratischen Charakter. N. ist ein freies, selbst�ndiges und unabh�ngiges Reich, das mit Schweden unter einem K�nig vereinigt war, bis die Union 7. Juni 1905 vom norwegischen Storthing aufgehoben und der Thron damit f�r erledigt erkl�rt wurde. Durch Volksabstimmung (12. und 13. Nov. 1905) und nachfolgende Best�tigung des Storthings wurde der d�nische Prinz Karl aus dem Hause Holstein-Sonderburg-Gl�cksburg zum K�nig von N. erw�hlt und bestieg als Haakon VII. den Thron. Die aus�bende Macht steht dem K�nig zu, der mit dem 18. Jahr m�ndig wird, und dessen Person unverletzlich ist, w�hrend alle Verantwortung auf seinen Ratgebern ruht. Diese, die seinen Staatsrat bilden, w�hlt er unter norwegischen B�rgern, die nicht unter 30 Jahre alt sein d�rfen. Der Staatsrat soll aus einem Staatsminister und wenigstens sieben (jetzt acht) Staatsr�ten bestehen. Der K�nig kann Krieg beginnen,[796] Frieden, B�ndnisse und Vertr�ge abschlie�en, f�hrt auch den Oberbefehl �ber die norwegische Land- und Seemacht; doch ist bei einem Angriffskrieg die Zustimmung des Storthings zur Benutzung der norwegischen Armee und Flotte erforderlich. Der K�nig ernennt alle Beamten und kann nach Belieben die Mitglieder des Staatsrats und das untergeordnete Personal der Regierung, die obersten geistlichen und Verwaltungsbeamten (Bisch�fe und Amtleute) sowie die h�hern milit�rischen Befehlshaber und Festungskommandanten verabschieden, w�hrend andre Beamte nicht gegen ihren Willen ohne Untersuchung und Urteil abgesetzt werden k�nnen. Endlich kann der K�nig Verordnungen �ber Handel, Zoll, Gewerbe und Polizei erlassen. Der Thronerbe von N. f�hrt, wenn er der Sohn des regierenden K�nigs ist, den Titel Kronprinz.
Die gesetzgebende Gewalt kommt dem durch das Stort hing repr�sentierten Volk und dem K�nig zu. Das Storthing tritt in jedem Jahr im Oktober in Christiania zusammen, doch kann der K�nig auch zu jeder andern Zeit ein au�erordentliches Storthing berufen, zu dem jedoch keine neuen Wahlen der Repr�sentanten stattfinden. Die Wahlen gelten f�r eine dreij�hrige Periode. Die Zahl der Repr�sentanten ist durch Gesetz von 1905 auf 123 bestimmt, die (seit 1905) in direkter Wahl in Einzelkreisen erw�hlt werden. Stimmberechtigt ist (seit 1898) jeder norwegische B�rger, der 25 Jahre alt und seit 5 Jahren im Reich ans�ssig ist. Sobald das Storthing er�ffnet ist, w�hlt es aus seiner Mitte ein Viertel der Anzahl seiner Mitglieder. Diese bilden das Lagthing, die �brigen aber das Odelsthing. Gewisse Gegenst�nde werden in dem Storthing verhandelt, dessen wichtigste Gerechtsame sind: Abgaben und Z�lle zu bestimmen, die jedoch nicht l�nger gelten als bis zum 1. April des Jahres, in dem das n�chste Storthing gehalten wird; die zu den Staatsausgaben erforderlichen Geldmittel zu bewilligen; Anleihen auf den Kredit des Reiches zu er�ffnen; das ganze Finanzwesen des Staates zu beaufsichtigen sowie die Regierungsprotokolle und die abgeschlossenen Vertr�ge und B�ndnisse zu revidieren. Jeder Gesetzesvorschlag mu� zuerst dem Odelsthing vorgelegt werden. Ein von dem Odelsthing angenommen er Vorschlag wird dem Lagthing zugeschickt; wird er von diesem ebenfalls genehmigt, so kann ihn der K�nig in vorgeschriebener Form durch seine Unterschrift sanktionieren, wodurch er zum Gesetz wird. Der K�nig hat das Recht, einem von dem Storthing gefa�ten Beschlu� seine Sanktion zu verweigern; haben aber drei nacheinander folgende, neu erw�hlte Storthings denselben Beschlu� gefa�t, so wird dieser Gesetz auch ohne die Sanktion des K�nigs. Zu Staats�mtern k�nnen nur norwegische B�rger gelangen. Die Presse ist frei. Niemand d�rfen Privilegien, Monopole und erbliche Rechte erteilt werden. Auch aller erbliche Adel ist in N. 1821 abgeschafft worden. Vgl. Aschehoug. Das Staatsrecht der vereinigten K�nigreiche Schweden und N. (in Marquardsens »Handbuch des �ffentlichen Rechts«, Freiburg 1887).
Staatsverwaltung. Die Regierung in Christiania besteht aus acht Departements: f�r ausw�rtige Angelegenheiten, f�r Kirchen- und Schulwesen, f�r Justiz und Polizeiwesen (einschlie�lich Medizinalwesen), f�r die Finanzen und Z�lle, f�r die Armee und Marine, f�r die �ffentlichen Arbeiten (ein schlie�lich Post und Telegraphen), f�r Handel, Schiffahrt und Industrie, f�r Ackerbau. Jedem Departement steht als Leiter ein Staatsrat vor. Hinsichtlich der Verwaltung ist N. in 20 �mter (s. oben) geteilt. Jedem Amte steht ein Amtmann vor. Sechs dieser Amtleute (in Christiania, Hamar, Christiansand, Bergen, Drontheim und Troms�) sind Stiftsamtleute, die nebst dem Bischof des Stiftes die Stiftsdirektionen bilden, die bei allen zivilgeistlichen Angelegenheiten die oberste Aussicht f�hren. Die Kaufst�dte haben ihre eigne Obrigkeit.
Gerichtsverfassung. In jeder Stadt bildet in Zivilsachen die unterste Instanz der Stadtvogt oder Byfoged (in Christiania das kollegiale Stadtgericht), auf dem Land aber in jeder Sorenskriveri der Sorenskriver (»geschworner Schreiber«), der in seinem Sprengel umherreist und des Jahres drei-, in entlegenen Gegenden zweimal Sitzung h�lt, auch au�erdem die Aussicht �ber Separations-, Obervormundschafts- u. Auktionswesen f�hrt. Man kann von der untersten an die zweite Instanz, die Stiftsobergerichte, deren es drei gibt (in Christiania, Bergen und Drontheim), appellieren und von diesen in Sachen �ber 400 Kronen und in Kriminalsachen an das oberste Reichsgericht in Christiania. Milit�r- und geistliche Sachen werden von besondern Gerichten in unterer Instanz entschieden, von denen an das h�chste Gericht appelliert werden kann. Im Kriminalproze� sind seit 1890 Geschwornengerichte t�tig. Kleinere Sachen werden von dem »Meddomsret« (von den obengenannten Richtern in Zivilsachen mit zwei Sch�ffen), die gr��ern von dem »Lagmandsret« abgeurteilt. In diesem Gericht pr�sidiert der Lagmand, deren es im Reiche vier gibt, mit zwei juristischen Beisitzern. Die Zahl der Geschwornen betr�gt 10. Die Anklage wird durch den Reichsadvokaten und die 13 Staatsadvokaten vertreten. �rzte, Apotheker und Hebammen sind sowohl in den Kaufst�dten als auch auf dem Lande vom Staat oder den Gemeinden angestellt, und Hospit�ler und Krankenh�user, unter denen das Reichshospital in Christiania das wichtigste ist, finden sich an manchen Orten. Dazu kommen die Spit�ler f�r Auss�tzige und einige Anstalten zur Bek�mpfung der Tuberkulose. Die innern Angelegenheiten jeder Gemeinde werden von Vorst�nden (Herredsstyre, Kommunestyre) besorgt, die in jeder Stadt und in jedem Herred auf dem Lande nach dem System der Proportionalwahl von den Stimmberechtigten (auch Frauen) gew�hlt werden. Die Finanzen Norwegens sind in sehr befriedigendem Zustand. 1903/04 betrugen die Einnahmen 98,8 Mill. Kr. (darunter 9,7 Mill. Kr. aus Anleihen), die ordentlichen Ausgaben 86,8 Mill. Kr., die au�erordentlichen 12 Mill. Kr. F�r 1904/05 sind nach dem Budget die Einnahmen auf 94 Mill. Kr., ebenso die Ausgaben auf 94 Mill. Kr. veranschlagt, wovon die st�rksten Posten auf die Armee, die Verzinsung der Staatsschuld und auf die Unterrichtsverwaltung entfallen. Die Z�lle liefern die bedeutendsten Staatseinnahmen (33 Mill.), die direkten Steuern 5,4 Mill. Kr. In der Eisenbahnverwaltung betrugen die Mehreinnahmen nur 1,5 Mill. Kr., bei der Post und den Telegraphen die Mehrausgaben je 0,5 Mill. Kr. Die Zivilliste und die Apanagen belaufen sich auf 760,000 Kr. Die Staatsschuld betrug 1905: 305 Mill. Kr., die meist f�r Eisenbahnbauten verwandt sind; dagegen betrugen die Staatsaktiva 1905: 131 Mill. Kr.
Heerwesen. Nach dem Wehrgesetz vom 16. Juni 1885 war die allgemeine Wehrpflicht in 13j�hriger Dienstzeit vom 23.36. Lebensjahr eingef�hrt, 1897[797] unter Heranziehung der bisher befreiten n�rdlichen Landesteile auf 16 Jahre erh�ht worden und zwar in drei Aufgeboten: 6 Jahre in der aktiven Armee oder Linie, 6 Jahre in der Landwehr und die letzten 4 Jahre im Landsturm. Bei der Fahne dienen: Infanterie und Sanit�tstruppen 66 Tage in der Rekrutenperiode, je 24 in zwei Wiederholungs�bungen im 2. und 3. Dienstjahr, 18 Tage in der Landwehr; Kavallerie und Feldartillerie 88 Tage Rekrutenperiode, 72 in drei Wiederholungs�bungen im 2.4. Dienstjahr, 18 in der Landwehr; K�stenartillerie 66 Tage Rekrutenperiode, sonst wie Feldartillerie; Ingenieurtruppen 68 Tage Rekrutenperiode, sonst wie Feldartillerie. Au�er den drei Aufgeboten gibt es einen territorialen Landsturm, dem alle �brigen Wehrpflichtigen vom 17.50. Lebensjahr angeh�ren. Dieser darf nur in Kriegszeiten zur Verteidigung des eignen Herdes aufgerufen werden. Der K�nig ist oberster Kriegsherr, ein kommandierender General in Christiania, Generalinspekteure des Ingenieurwesens, der Feld- und der Festungsartillerie und der Kavallerie sowie ein Sanit�tsgeneral stehen au�erdem an der Spitze des Heeres. Eine neue Einteilung des Heeres steht bevor, in der die jetzigen drei Aufgebote voraussichtlich beibehalten werden, doch in gr��ere Verb�nde, Regimenter etc. zusammengefa�t werden sollen. Diese (Linie, Landwehr und Landsturm) bestehen bisher ohne h�here gemischte Einheiten in ann�hernd gleichm��iger Zusammensetzung, jedoch sind bei letztern beiden die Etats an Offizieren etc. st�rker als bei der Linie. Die Infanterie besteht au�er dem aus 3 Bataillonen und einer Gardekompanie bestehenden J�gerkorps aus 5 Brigaden zu je 4 Korps, zusammen 21 Bataillone in jedem Aufgebot, mithin 63 Infanteriebataillone; au�erdem 2 Radfahrerkompanien. Ferner sind vorhanden: 2 Kreisbataillone zu je 4 Kompanien in Troms� Stift und 2 Kreiskompanien des n�rdlichsten Landesteils (Finmarken). Die Kavallerie besteht aus 3 Korps in Christiania, Hamar und Levanger, zwei zu 3 und eins zu 2 Eskadrons, jede derselben enth�lt alle drei Aufgebote, zusammen 8 Eskadrons und eine Ordonnanzeskadron in jedem Aufgebot und dazu eine geworbene Eskadron (Korporal- und Unteroffizierschule). Die Artillerie hat 3 Korps zu je einem Linien- und einem Landwehrbataillon von je 3 Batterien mit 6 Gesch�tzen und einer Parkkompanie und 2 Gebirgsbatterien in jedem Aufgebot. Das Landsturmaufgebot der Feldartillerie wird zur Positionsartillerie �berf�hrt; diese ist ein Bataillon zu 5 Kompanien stark. Die Festungsartillerie betr�gt: 6 Bataillone, 2 selbst�ndige Kompanien und ein Detachement auf Vard�hus sowie 5 Signal-, 4 Minenabteilungen und ein Minendetachement. Die Ingenieurwaffe z�hlt gleichfalls ein Linien-, ein Landwehr- und ein Landsturmbataillon von je 5 Kompanien, und zwar 2 Sappeur-, eine Pontonier-, eine Telegraphen- und eine Parkkompanie mit Br�ckentrain. Train: ein Linien- und ein Landwehrbataillon zu je 3 Kompanien. Sanit�tswesen: ein Sanit�tskorps zu 3 Kompanien (2 Kompanien in Christiania und eine Kompanie in Trondhjem) in jedem Aufgebote. Die St�rke des Kadrepersonals (eigentliche Friedensst�rke) betr�gt etwa 1700 Offiziere, 2700 Unteroffiziere und 1800 Mannschaften (von letztern sind eine Kompanie des J�gerkorps [180 Mann] und die Korporal- und Unteroffizierschuleskadron [78 Mann] angeworben), einschlie�lich der Besatzungen der Festungen. Jede Kompanie besitzt das Personal f�r 5 Feldlazarette und ein Sanit�tsdetachement, ein Milit�rveterin�rkorps. Die Kriegsst�rke der Linie und der Landwehr sollte nach dem Organisationsplan zusammen etwa 50,000 Mann, die des Landsturms wenigstens 20,000 Mann sein. F�r einen Offensivkrieg wird nur die Linie (6 Jahrg�nge) mit 23,000 Mann eingesetzt, und zwar werden wahrscheinlich Armeedivisionen und selbst�ndige Brigaden formiert, erstere zu je 2 Infanteriebrigaden zuck Bataillonen, 3 Eskadrons, 3 Feldbatterien zu 6 Gesch�tzen, 2 Ingenieurkompanien, eine Feldtelegraphenabteilung, eine Sanit�ts-, eine Artillerieparkkompanie sowie Radfahrer, Positions- und Gebirgsartillerie nach Bedarf. Zur regul�ren Landesverteidigung blieben 1898 au�erdem (Landwehr und Landsturm) 22,000 und zur irregul�ren gegen 120,000 Mann. Die Bewaffnung der Infanterie ist das Gewehr M/94, System Krag-J�rgensen, 6,5 mm Kaliber mit Dolchbajonett. F�r die Feldartillerie ist eine 7,5 cm Rohrr�cklaufkanone System Ehrhardt, die 3,5 mm starken Schutzschilde abnehmbar, angenommen worden. Milit�rschulen: Neun Unteroffizierschulen f�r die verschiedenen Waffengattungen; Kriegsschule zur Ausbildung der Offiziere in zwei Kursen, 1) f�r Offiziere nach Erledigung der Rekrutenschule, 2) f�r festangestellte Offiziere; Infanterieschie�schule in Frederiksstad; Artillerieschie�schule auf dem �bungsplatz von Gardermoen. Landesbefestigung: Christiania, K�sten- und Landbefestigungen, letztere zun�chst nur im O. an der Glommenlinie; Christiansand (befestigter Flottenst�tzpunkt); Bergen (Flottenst�tzpunkt); Drontheim (K�stenwerke); Hammerfest, Vard�, Narvik (projektiert, bez. begonnen); �ltere Sperrforts an der schwedisch-norwegischen Grenze. Die weitere Ausgestaltung der Landesbefestigung unterliegt dem mit Schweden 1905 abgeschlossenen �bereinkommen von Karlstad, wonach 15 km beiderseits der Grenzen neutral bleiben. F�r 190506 betrug der Voranschlag f�r das Heerwesen 11,922,600 Kronen. Milit�rische Fragen etc. werden in der »Norsk Militaert Tidsskrift« behandelt.
N., dessen Seeleute und Lotsen zu den besten der Erde z�hlen, hat seit der Wikingerzeit keine eigne Seegeschichte aufzuweisen. Seine Kriegsflotte ist lediglich zur K�stenverteidigung bestimmt, sie bestand als Sch�renflotte lange nach Einf�hrung der Dampfschiffe aus Ruder-Kanonenschaluppen. Anfang 1906 z�hlte die norwegische Kriegsflotte 4 K�stenpanzerschiffe mit 14,720 Ton., 2 kleine Kreuzer mit 2500 T., 4 Kanonenboote, 1 Torpedobootszerst�rer und etwa 32 kleine Torpedoboote; au�erdem 4 veraltete Panzerkanonenboote, 6 veraltete Kanonenboote und 3 Schulschiffe. Flottenhafen ist Horten; Christiansand, Bergen und Drontheim sind befestigte Zufluchtsh�fen.
Das Wappen Norwegens ist der gekr�nte goldene L�we auf rotem Felde mit der goldgestielten silbernen Streitaxt des heil. Olaf (s. Tafel »Wappen II«). Die Flagge ist rot, durch ein dunkelblaues, mit wei�en Kanten eingefa�tes Kreuz der schwedischen entsprechend geteilt (s. Tafel »Flaggen I«). Das im obern, innern Viereck der Kriegsflagge angebrachte, aus den Farben Norwegens und Schwedens gebildete Unionszeichen ist seit 9. Juni 1905 entfernt worden. An Orden bestehen: der Ritterorden des heil. Olaf, gestiftet 1847, der Orden des norwegischen L�wen, gestiftet 1904, und eine Medaille f�r b�rgerliche Verdienste, gestiftet 1819, erweitert 1844. Hauptstadt und k�nigliche Residenz ist Christiania, Kr�nungsstadt Drontheim.[798]
[Geographisch-statistische Literatur.] Vgl. Kraft, Topographisk-statistisk Beskrivelse over Kongeriget Norge (Christ. 182035, 6 Bde.; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1840) und Topographisk Haandbog over Kongeriget Norge (das. 184548); Keilhau u.a., Gaea norvegica (deutsch, das. 183850, 3 Bde.); Sch�beler. Pflanzenwelt Norwegens (das. 18731875) und Viridarium norvegicum (das. 1885 f.); Broch, Le royaume de Norv�ge et le peuple norv�gien (2. Aufl., das. 1878); Kjerulf, Die Geologie des s�dlichen und mittlern N. (deutsch von Gurlt, Bonn 1880); Passarge, Sommerfahrten in N. (2. Aufl., Leipz. 1884); Paludan, Det hojere Skolev�sen i Danmark, Norge og Sverig (Kopenh. 1885); das Sammelwerk »Norges Land og Folk« (von Kj�r, Str�m, Vibe und vor allem Helland, Christ. 1884 ff., bis jetzt 22 Bde.); »Norway, official publication for the Paris exhibition 1900« (das. 1900); »Norge i det nittende aarhundrede« (von Br�gger, Getz, Kiaer, Moe u.a., das. 1900); S. Ruge, Norwegen (2. Aufl. von Nielsen, Bielef. 1905); Drolsum, Das K�nigreich N. als souver�ner Staat (Berl. 1905); Nielsen, Reisehandbuch (in »Meyers Reiseb�chern«, 8. Aufl., Leipz. 1903); »Annuaire statistique de Ia Norv�ge« (amtlich, seit 1879); »Norges officielle Statistik« (Quellenwerk); O. Rygh, Norske Gaardnavne (bis jetzt 7 Bde.). Kartenwerke: »Topographische Karte« (1: 100,000, auf 216 Bl�tter projektiert, unvollendet); »Generalkarte von S�dnorwegen« (1: 400,000, unvollendet); »Karte der �mter« (seit 1826, in S�dnorwegen 1: 200,000, im �u�ersten Norden 1: 400,000; N�heres s. Textbeilage zum Artikel »Landesaufnahme«); Munch, Karten des s�dlichen und n�rdlichen N. (1: 700,000, je 2 Bl�tter, Christ. 1845 u. 1852) und Stra�enkarte (5. Aufl., das. 1885); Rosen (3. Aufl., das. 1875, 2 Bl�tter); Wergeland u. Waligorski (7. Aufl.); Cammermeyers »Reisekarte«, 1: 800,000 (n�rdlicher Teil, 2. Aufl., Christ. 1887; s�dlicher Teil, 6. Aufl., das. 1895); P. Nissen, General karte (1904 ff.); »Geologische �bersichtskarte« (1: 1,000,000, 1878). Spezialkarten �ber die ganze K�ste sind seit 1835 nach amtlichen Vermessungen ausgegeben worden.
[Norwegen als selbst�ndiges Reich.] N., altnord. Noregr (von Nord-vegr, d.h. n�rdlicher Weg; bei Plin als Nerigon), war schon ein paar Jahrtausende v. Chr. von einem germanischen Stamm bev�lkert, der das Land noch jetzt innehat. Von der vorgeschichtlichen Zeit zeugen viele Funde. Die historische Zeit beginnt erst im 8. Jahrh. n. Chr. mit den Wikingerfahrten (s. Normannen), an denen sich die Norweger zahlreich beteiligten. Harald Sch�nhaar vereinigte 872 die zahlreichen kleinen, von Unterk�nigen regierten Gaue (Fylken) zu einem Ganzen, schuf eine geordnete Verwaltung, f�hrte Grundsteuern ein, bem�chtigte sich der Shetland- und Orkneyinseln und veranla�te indirekt die norwegische Kolonisation der F�r�er sowie Islands. Sein Sohn Haakon der Gute teilte N. in vier Bezirke mit gesondertem Gesetz. Ein gemeinsames Gesetzbuch bekam N. erst unter Magnus Lagab�te (»Gesetzesverbesserer«), sein erstes geschriebenes Gesetz wahrscheinlich schon unter Magnus dem Guten, seit 1042 auch K�nig von D�nemark.
Unter dem d�nischen K�nig Harald Blauzahn. der w�hrend der K�mpfe zwischen den Enkeln Harald Sch�nhaars N. eroberte und l�ngere Zeit behauptete, fand gegen Ende des 10. Jahrh. das Christentum zuerst Eingang. Auch Olaf (I.) Tryggvess�n wirkte eifrig f�r die Bekehrung seiner heidnischen Untertanen, und unter Olaf II., dem Heiligen, dem mittelalterlichen Schutzheiligen Norwegens, gelangte die christliche Lehre zur unbestrittenen Herrschaft. Sein erstes festes Bistum erhielt N. aber erst gegen Ende des 11. Jahrh. unter Olaf III. Kyrre und eine selbst�ndige kirchliche Organisation erst um 1150 durch Gr�ndung eines Erzstifts in Drontheim, w�hrend fr�her der d�nische Erzbischof zu Lund (s. d.) das Primat ausge�bt hatte.
Seit Anfang des 12. Jahrh. (1130: Harald Gille, s. Harald 10) war N. der Schauplatz erbitterter Thronstreitigkeiten, welche die K�nigsmacht schw�chten und die Entstehung einer m�chtigen aristokratisch-hierarchischen Partei erm�glichten, deren F�hrer, der Jarl Erling Skakke, seinen f�nfj�hrigen Sohn Magnus Erlingss�n 1161 zum K�nig ausrufen lie�. Gegen sie erhob sich der hochbegabte K�nigsspro� Sverre. An der Spitze der Partei der Birkibeinar (s. d.) besiegte er seine Gegner, die beide fielen. Aus den K�mpfen, die er w�hrend seiner Regierung, namentlich mit den Baglern (s. d.), zu bestehen hatte, ging er siegreich hervor; doch wurde der lange Streit zwischen K�nigtum und kirchlich-weltlicher Aristokratie erst unter seinem Enkel Haakon dem Alten 1240 endg�ltig zugunsten der k�niglichen Gewalt entschieden. Er gab auch den L�beckern (1250) das erste Handelsprivileg und unterwarf Gr�nland und Island. Dagegen mu�te sein Sohn Magnus Lagab�te (s. oben) 1266 im Frieden von Perth die Hebriden und die Insel Man an Schottland abtreten. Mit dessen[799] Enkel Haakon V., der den Adel vollends dem�tigte und den Reichsrat zum Hauptorgan der monarchischen Gewalt machte. erlosch 1319 das K�nigsgeschlecht Harald Sch�nhaars im Mannesstamm.
Durch den Vertrag von� Oslo (1319) gelangte der dreij�hrige Sohn seiner Tochter Ingeborg, Magnus Eriksson von Schweden, aus dem Geschlechte der Folkunger (s. d.), auf Norwegens Thron. Dieie erste Union mit Schweden war aber nur von kurzer Dauer, da Magnus schon 1343 die norwegische Krone an seinen unm�ndigen Sohn Haakon VI. ab treten mu�te. Durch dessen Verm�hlung mit Margarete (1363), dem einzigen Kinde des d�nischen K�nigs Waldemar IV. Atterdag, wurde die Union mit D�nemark vorbereitet. Seit 1380 Witwe, f�hrte Margarete f�r ihren 1376 zum d�nischen, 1380 auch zum norwegischen K�nig gew�hlten unm�ndigen Sohn Olaf V. die Regierung, die sie nach seinem Tode behielt. Seit 1389 auch im Besitz der schwedischen Krone, gr�ndete sie 1397 in Kalmar eine Union zwischen den drei nordischen Reichen und setzte durch, da� diese ihrem Gro�neffen Erich als Unionsk�nig huldigten.
[Die d�nische Zeit.] Durch den Untergang seiner Aristokratie und durch den allm�hlichen �bergang seines bl�henden Handels in die H�nde der Hanseaten war N. in seiner nationalen Kraft so geschw�cht worden, da� es seine Selbst�ndigkeit den d�nischen Unionsk�nigen gegen�ber nicht zu wahren vermochte. Ein mi�lungener Versuch, sich nach dem Tod Christophs von Bayern (s. Christoph 4) loszurei�en, hatte zur Folge, da� N. in der �bereinkunft zu Bergen (1450) Christian I. als K�nig anerkennen und eine »ewige« Union mit D�nemark schlie�en mu�te. Die ihm in diesem Vertrag verb�rgte Gleichstellung stand nur auf dem Papier. In folge der Schw�che seines Reichsrates sank es immer mehr zu einem d�nischen Vasallenstaat herab. Nachdem w�hrend der Grafenfehde (s. d.) eine vom norwegischen Erzbischof Olaf Ingebrigtss�n wider Christian III. hervorgerufene feindselige Bewegung gescheitert war, b��te N. auch den letzten Schein von Selbst�ndigkeit ein, indem Christian 1536 auf dem Kopenhagener Herrentag erkl�rte, da� N. seine Selbst�ndigkeit verwirkt habe und k�nftig, wie Schonen, Seel and etc., lediglich als ein Glied des d�nischen Reiches, d.h. als eine d�nische Provinz, zu betrachten sei. Demgem�� erfolgte die Aufl�sung des norwegischen Reichsrates; auch ging die Verwaltung allm�hlich in die H�nde d�nischer, bez. holsteinischer Edelleute �ber.
Im Zusammenhang mit dem Verlust der �u�ern Selbst�ndigkeit machte in N. der schon im Mittelalter bedeutende Einflu� D�nemarks auf die Sprache und die Gebr�uche des Landes im 16. Jahrh. weitere Fortschritte, wobei sich namentlich die Durchf�hrung der lutherischen Reformation von 1537 durch d�nische Kr�fte als ein wirksames Hilfsmittel erwies. Die alte norwegische Sprache wurde immer mehr verdr�ngt, und seit dem 17. Jahrh., wo ein den norwegischen Verh�ltnissen angepa�tes d�nisches Gesetzbuch zur Einf�hrung gelangte (1687). war D�nisch die Sprache nicht nur der Kirche und des Gesetzes, sondern auch der Gebildeten. H�ufig war N. in dieser Zeit auch Schauplatz der Kriege zwischen D�nemark und Schweden und verlor an letzteres 1645 Jemtland und Herje�dalen, 1658 Bohusl�n.
Die franzosenfreundliche Haltung D�nemarks im Weltkampf zwischen Napoleon I. und der antifranz�sischen Koalition f�hrte zur Lostrennung Norwegens, indem Schweden, dessen Politik der Kronprinz Karl Johann (der fr�here franz�sische Marschall Bernadotte) leitete, sich als Lohn f�r seinen Anschlu� an die Koalition vertragsm��ig die Hilfe Ru�lands, Englands, �sterreichs und Preu�ens zum Erwerb Norwegens sicherte. Nach der Schlacht bei Leipzig wandte sich Karl Johann nach Holstein und n�tigte Friedrich VI., im Frieden zu Kiel (14. Jan. 1814) N. gegen Vorpommern an Schweden abzutreten.
Die mehrj�hrige Unterbrechung jeder Verbindung mit D�nemark hatte nun aber in N. das Nationalbewu�tsein zu neuem Leben erweckt, so da� Anfang 1814 der Plan des d�nischen Statthalters, Prinz Christian Friedrich (s. Christian 15), N. zu einem selbst�ndigen und unabh�ngigen Reiche zu erheben, lebhaften Anklang fand. Die Norweger bestritten Friedrich VI. das Recht, ihr Land ohne ihre Zustimmung abzutreten. Am 16. Febr. trat in Eidsvold (j. d.) eine norwegische Reichsversammlung zusammen, die am 17. Mai eine Verfassung annahm und Christian Friedrich zum norwegischen K�nig w�hlte.
Die milit�rische Kraft des neuen Reiches war indessen den unter dem Befehl Karl Johanns Ende Juli in N. eindringenden schwedischen Truppen nicht gewachsen. Schon 14. Aug. mu�te sich Christian Friedrich, der sogen. Dreimonatsk�nig, in der Konvention von Moss (s. d.) zur Niederlegung der Krone und zur Einberufung eines au�erordentlichen Storthings verpflichten, wogegen der K�nig von Schweden die Annahme der sogen. Eidsvolder Konstitution gelobte, nachdem darin die durch die Vereinigung der beiden L�nder bedingten Ver�nderungen vorgenommen w�ren. Dem gem�� wurde, nach Unterhandlungen zwischen dem Storthing und schwedischen Kommissaren, jene Konstitution einer durchgreifenden R�vision unterzogen, wodurch N. fortan ein freies, selbst�ndiges, unteilbares und unabtretbares, mit Schweden unter Einem K�nig vereinigtes K�nigreich wurde. Am 4. Nov. 1814 w�hlte hierauf das Storthing den schwedischen K�nig Karl XIII. einstimmig zum norwegischen K�nig. Diejenigen Unionsbestimmungen und Teile des norwegischen Grundgesetzes, zu deren Inkrafttreten die Zustimmung des schwedischen Reichstags erforderlich war, wurden mit andern erg�nzen den Unionsbestimmungen vereinigt und vom schwedischen Reichstag, bez. norwegischen Storthing 1815 als sogen. Reichsakte angenommen.
[Norwegen in der Union mit Schweden.]Schon fr�h machte sich in N. bei einem Teil der Nation das Bestreben bemerkbar, die Bande der Union und den Einflu� des Unionsk�nigs zu schw�chen (Freunde der Union waren aber z. B. J. Aall, Chr. M. und K. Falsen, Wedel-Jarlsberg [s. d.] u.a.). Die unter dem gebrechlichen Karl XIII. vom Storthing beschlossene Aufhebung des Adels wurde 1821 von seinem Nachfolger Karl XIV. Johann sanktioniert. Dagegen scheiterte der gleichzeitige Versuch des Storthings, sich der Auszahlung des norwegischen Anteils an der d�nischen Staatsschuld zu entziehen, an der drohen den Haltung der Gro�m�chte und an dem energischen Widerstand Karl Johanns, dessen kr�ftiges Eingreifen sp�ter freilich nicht selten zu scharfen Konflikten mit dem Storthing f�hrte (s. Collett 1), besonders seit 1833, wo eine demokratisch-b�uerliche Storthingsmajorit�t an die Stelle der bisherigen konservativ-bureaukratischen Mehrheit getreten war. Oskar I., zu dessen Ratgebern in N. namentlich der konservative Staatsmann F. Stang geh�rte, erfreute sich in N. gro�er Beliebtheit, da er den Norwegern ein eignes Reichswappen, eine eigne Handelsflagge und einen eignen Orden[800] (s. Olaf-Orden) bewilligte. Doch verwarf das Storthing 1857 die von einem schwedisch-norwegischen Komitee ausgearbeiteten Vorschl�ge, die auf einen Ausbau der Union abzielten. Als das erste Storthing unter Karl XV. gegen zwei Stimmen das Recht des K�nigs aufhob, f�r N. einen Statthalter (181429 waren es Schweden gewesen) zu ernennen, betonte der schwedische Reichstag sein Mitbestimmungsrecht bei der Entscheidung der Statthalterfrage und forderte zugleich eine Revision der Unionsverh�ltnisse, worauf der K�nig dem Storthingsbeschlu� die Sanktion verweigerte. Die von einem neuen Unionskomitee entworfenen unionellen Revisionsvorschl�ge wurden 1871 vom Storthing mit gro�er Mehrheit abgelehnt (s. Aschehoug). Als Oskar II. 18. Sept. 1872 den Thron bestieg, zeigte sich das Storthing, das seit 1871 allj�hrlich (bis dahin blo� jedes dritte Jahr) zusammentritt, entgegenkommend und bewilligte die Kosten f�r die Kr�nung in Drontheim, wogegen der K�nig 1873 der Aufhebung des Statthalterpostens zustimmte. Die anfangs (1873) abgelehnte skandinavische M�nzkonvention wurde 1875 vom Storthing angenommen, ebenso eine neue Zollkonvention mit Schweden (1874). Dagegen rief der seit 1872 zwischen Regierung und Volksvertretung schwebende Streit �ber die vom Storthing verlangte Anwesenheit der Staatsr�te bei den Storthingssitzungen 1880 einen schweren Verfassungskonflikt hervor. Obwohl der K�nig dreimal gegen jene vom Storthing dreimal beschlossene Verfassungs�nderung sein Veto eingelegt hatte, das im vorliegenden Falle nach der Ansicht der Regierung wie der bedeutendsten Staatsrechtslehrer kein blo� suspensives, sondern ein absolutes war, fa�te die radikale Storthingsmehrheit doch 9. Juni 1880 den Beschlu�, da� der ver�nderte Verfassungsartikel auch ohne k�nigliche Genehmigung Gesetz sei. Infolgedessen trat der langj�hrige konservative Ministerpr�sident F. Stang (s. d.) zur�ck und erhielt seinen Parteigenossen Selmer (s. d.) zum Nachfolger.
Dieser sogen. Vetostreit, der 1881 durch Differenzen zwischen Regierung und Parlament in der Heeresreorganisationsfrage noch versch�rft wurde, f�hrte schlie�lich dahin, da� die radikale Storthingsmehrheit 1883 gegen Selmer und seine Kollegen wegen Nichtausf�hrung des Beschlusses vom 9. Juni 1880 die Ministeranklage bei dem zum gro�en Teil aus Storthingsmitgliedern bestehenden Reichsgericht anh�ngig machte, das nach weitl�ufigen Verhandlungen im M�rz 1884 die Angeklagten f�r schuldig erkl�rte und sie zumeist ihres Amtes entsetzte und in die hohen Proze�kosten verurteilte. Der K�nig versagte zwar dem Urteil seine Genehmigung, erteilte aber dem Kabinett Selmer die nachgesuchte Entlassung und berief, da er einen friedlichen Ausgleich w�nschte, 26. Juni 1884, nach einem konservativen �bergangsministerium Schweigaard, den F�hrer der radikalen Storthingsmehrheit, Joh. Sverdrup (s. d.). Unter ihm wurden mehrere Forderungen der Linken verwirklicht, so eine Erweiterung des Wahlrechts (1884) und die Umgestaltung des Heerwesens in einem f�r die eventuelle Verteidigung der Union wenig g�nstigen Sinn (1885, bez. 1887). Die von seinem Neffen Jak. Sverdrup (s. d.) als Kultusminister befolgte Politik f�hrte jedoch bald zur Spaltung der Regierungsmajorit�t in eine »radikale« Linke unter der F�hrung Steens und eine »gem��igte«, kirchlich gesinnte Linke, die gr��tenteils aus Anh�ngern Oftedals (s. d.) bestand. Obwohl das 1887 vorgelegte neue Kirchengesetz an dem Widerstande der vereinigten konservativ-radikalen Opposition scheiterte, trat Joh. Sverdrup doch erst zur�ck, nachdem bei den Wahlen von 1888 die gem��igte Linke zu einer geringf�gigen Minderheit herabgesunken war. Sein Nachfolger wurde 12. Juli 1889 der Konservative Emil Stang (s. d.), der F�hrer der jetzt relativ st�rksten Storthingspartei.
Von nun an wurde das politische Leben in N. beinahe v�llig durch die Unionsfrage beherrscht. Als die Radikalen eine Aufhebung der f�r die Unions l�nder gemeinsamen Institutionen ohne vorherige Verhandlung mit Schweden forderten, trat das konservative Kabinett E. Stang zur�ck. An seine Stelle trat 6. M�rz 1891 ein radikales Ministerium Steen (s. d. 2), dessen Programm (eignes Ministerium des �u�ern und eignes Konsulatwesen f�r N.) bei den Wahlen von 1891 siegte. Infolgedessen erkl�rte das Storthing die Errichtung eines eignen Konsulatwesens f�r eine ausschlie�lich norwegische Angelegenheit (1. M�rz 1892), genehmigte eine gr��ere Summe f�r die vorbereitenden Ma�regeln und suchte, als der K�nig seine Best�tigung versagte, dessen Widerstand in Gemeinschaft mit der Regierung, die am 29. Juni ihr Abschiedsgesuch eingereicht hatte, durch eine Art Streik, freilich vergebens, zu brechen.
Die auf eine Sprengung der Union gerichteten Beschl�sse des Storthings riefen in Schweden eine starke Gegenbewegung hervor. Der schwedische Reichstag betonte 189193 wiederholt sein Mitbestimmungsrecht bei der Entscheidung �ber die unionellen Streitpunkte und zwang durch sein entschlossenes Vorgehen das Kabinett Steen im April 1893 zum R�cktritt. Die Stellung des neuen konservativen Ministeriums, an dessen Spitze abermals E. Stang trat, war sehr schwierig. Das Storthing lie� es an Kundgebungen des Mi�trauens nicht fehlen, drohte mit einem Reichsgericht, verminderte die Apanagen des K�nigs und des bei den Radikalen besonders unbeliebten Kronprinzen Gustav (s. d. 5), k�ndigte zum 1. Jan. 1895 die konsulare Gemeinsamkeit mit Schweden und bewilligte den norwegischen Anteil an den konsularen und diplomatischen Ausgaben unter derartigen Bedingungen, da� Schweden es vorzog, fortan allein s�mtliche Kosten zu bestreiten. Da �berdies die Radikalen bei den Storthingswahlen von 1894 die Mehrheit be. hielten, reichte das Kabinett E. Stang 31. Jan. 1895 sein Abschiedsgesuch ein, das der K�nig aber nach langen fruchtlosen Unterhandlungen mit verschiedenen radikalen und gem��igten Parteif�hrern ablehnen mu�te. Im Zusammenhang hiermit nahm die Spannung zwischen den beiden Unionsl�ndern eine sehr bedenkliche Wendung. Schlie�lich wurde indessen das Storthing durch mehrere energische Beschl�sse des schwedischen Reichstags zum Einlenken bestimmt, erkl�rte sich (7. Juni) zur Ankn�pfung von Verhandlungen mit Schweden �ber die schwebenden unionellen Hauptstreitfragen der gemeinsamen Diplomatie und des gemeinsamen Konsulatwesens bereit und bewilligte bedingungslos den norwegischen Anteil an den konsularen, bez. diplomatischen Ausgaben sowie die R�ckerstattung der von Schweden f�r N. geleisteten Vorsch�sse (s. oben). Am 14. Okt. fand die langwierige Ministerkrisis mit der Berufung eines aus Mitgliedern aller Storthingsparteien gebildeten Kabinetts Hagerup (s. d.) ihren Abschlu�.
Das Bestreben der neuen Regierung, die aus der Tagesordnung vom 7. Juni 1895 sich ergebenden unionellen Verpflichtungen zu erf�llen, wurde durch die radikale Storthingsmehrheit vereitelt, die den schon 1893 gefa�ten, aber damals vom K�nig nicht sanktionierten[801] Beschlu�, betreffend die Einf�hrung einer »reinen« norwegischen Handelsflagge (anstatt der seit 1844 bestehenden, mit dem Unionszeichen geschm�ckten), wiederholt annahm, eine Wiedererh�hung der k�niglichen, bez. kronprinzlichen Apanage (s. oben) mehrfach ablehnte und auch sonst �fters eine antimonarchische sowie antiunionelle Gesinnung bekundete. Die schwere Niederlage des Ministeriums bei den Wahlen von 1897, wo die Ultraradikalen die zur Erhebung der Ministeranklage und zur Vornahme von Verfassungs�nderungen erforderliche Zweidrittelmehrheit erlangten, hatte zur Folge, da� Hagerup und seine Kollegen zur�cktraten, worauf Steen 17. Febr. 1898 abermals ein radikales Kabinett bildete. Gleichzeitig erfolgte die Aufl�sung eines schwedisch-norwegischen Komitees, das seit November 1895 �ber eine durchgreifende Revision der Unionsverfassung beriet, aber zu einer Verst�ndigung �ber die schwebenden Streitfragen nicht zu gelangen vermochte. Die neue ultraradikale Mehrheit, deren F�hrer Ullmann (s. d.) Storthingspr�sident wurde, genehmigte 21. April 1898 ein Gesetz �ber die Einf�hrung des allgemeinen aktiven Wahlrechts in N. und beschlo� 17. Nov. zum drittenmal die Einf�hrung der »reinen« norwegischen Handelsflagge (s. oben), was in Schweden lebhafte Verstimmung hervorrief. Erst 11. Okt. 1899 wurde die »Flaggenfrage« endg�ltig den W�nschen des Storthings gem�� entschieden.
Die Wahlen von 1900, die ersten seit Einf�hrung des allgemeinen Wahlrechts, f�hrten zu keiner Ver�nderung in der St�rke der Parteien. Doch zeigte es sich bald, da� bei der Regierungsmehrheit keine einheitliche Anschauung in bezug auf die Behandlung der unionellen Streitfragen herrschte, weshalb Steen, nach mehreren vergeblichen Rekonstruktionsversuchen seines Kabinetts, 16. April 1902 zur�cktrat. Hierauf �bernahm sein radikaler Gesinnungsgenosse Blehr (s. d.), bis dahin norwegischer Staatsminister in Stockholm, das Pr�sidium, w�hrend der bisherige Justizminister Qvam (s. d.) den erledigten Stockholmer Posten erhielt und der Ministerialdirektor Sigurd Ibsen (s. d.), ein Sohn des Dichters, zum Staatsrat ernannt wurde (21. April).
F�r die Gestaltung des Unionsverh�ltnisses zwischen N. und Schweden war der Eintritt Ibsens in die Regierung von gro�er Bedeutung. Hier wie als Mitglied einer Anfang 1902 einberufenen schwedisch-norwegischen Kommission, die �ber eine eventuelle Aufl�sung der bisherigen konsularen Gemeinschaft zu beraten hatte, vertrat er, obwohl die ultraradikale Storthingsmehrheit noch 23. Jan. 1903 mit 81 gegen 32 Stimmen bedingungslos die sofortige Schaffung eines eignen Konsulatwesens begehrte, einen vermittelnden Standpunkt und entwarf mit dem schwedischen Minister des �u�ern, v. Lagerheim (s. d.), im M�rz 1903 die Grundlagen f�r sp�tere Konsulatsverhandlungen, wonach f�r beide L�nder zwar ein getrenntes Konsularsystem eingef�hrt, das Verh�ltnis der Konsuln zum gemeinsamen Minister des �u�ern und zur gemeinsamen Diplomatie aber durch ein gemeinsames Gesetz geregelt werden sollte, dessen Ab�nderung oder Aufhebung nur mit Zustimmung beider Kontrahenten erfolgen k�nnte. Infolge dieses �bereinkommens kam es innerhalb der Regierung, deren ultraradikale Mitglieder jede Verhandlungspolitik Schweden gegen�ber verwarfen, zu einer partiellen Ministerkrisis, die am 9. Juni 1903 mit dem R�cktritt des Kriegsministers Stang und des Landwirtschaftsministers Konow endete, da Ibsen �ber einen starken Anhang bei der W�hlerschaft verf�gte und die Storthingswahlen unmittelbar bevorstanden.
Das Ergebnis dieser Wahlen stand im engsten Zusammenhang mit den Vorg�ngen im Gro�f�rstentum Finnland (s. d., Geschichte). Im Hinblick auf die dort seit 1899 betriebene Russifizierungspolitik hatte sich n�mlich bei einem gr��ern Teil der norwegischen Nation vor�bergehend die �berzeugung Bahn gebrochen, da� N. und Schweden den alten Bruderzwist vergessen und, zur Verteidigung der gemeinsamen Kultur gegen die von Osten her drohende Gefahr, sich fester aneinander schlie�en m��ten. Der Hauptvertreter dieses Gedankens war Sig. Ibsens Schwiegervater, der Dichter Bj�rnstjerne Bj�rnson (s. d.), der lange zu den heftigsten Gegnern der Union geh�rt hatte. Seiner Beredsamkeit in Wort und Schrift gelang es, die Linke 1903 in zwei Teile zu spalten: die Regierungslinke und die »Liberale Wahlmannsvereinigung«. W�hrend erstere f�r die bedingungslose, sofortige Einf�hrung eines eignen Konsulatwesens und f�r vorbereitende Ma�regeln zur Schaffung eines eignen Ministeriums des �u�ern eintrat, erstrebte die neue »Sammlungspartei«, im Verein mit den Gem��igten und Konservativen, eine friedliche L�sung der Konsulatsfrage durch freundschaftliche Verhandlungen mit Schweden auf der Grundlage des M�rz-�bereinkommens. Bei den Storthingswahlen im Herbst 1903 erlangten die Anh�nger der Verhandlungspolitik die Mehrheit (64 Konservative, bez. Liberale, 5 Sozialisten, 48 Radikale). Infolgedessen trat das Kabinett Blehr zur�ck und wurde 22. Okt. durch ein aus je 5 Konservativen, bez. Liberalen bestehendes Koalitionsministerium abgel�st, dessen Pr�sidium abermals Hagerup �bernahm, w�hrend S. Ibsen Staatsminister und Chef der Stockholmer Staatsratsabteilung wurde.
Unter der neuen Regierung nahm, besonders infolge der Vorg�nge in Ostasien, die Spannung zwischen den Unionsl�ndern zun�chst sichtlich ab. Der beiderseitige Meinungsaustausch �ber die Vorbedingungen f�r die Einf�hrung eines zum Teil getrennten Konsularsystems vollzog sich in freundschaftlichen Formen, und die Versuche der Ultraradikalen, das gute Einvernehmen zu st�ren, blieben l�ngere Zeit erfolglos. Als aber der Verlauf des russisch-japanischen Krieges die russische Gefahr f�r Skandinavien in immer weitere Ferne r�ckte, erhielt in N. die antiunionelle Str�mung bald von neuem die Oberhand, und im Februar 1905 kam es sogar dahin, da� die Konsulatsverhandlungen v�llig strandeten, da N. jedes die Union sichernde Zusammenwirken der geplanten Sonderkonsuln mit der gemeinsamen Diplomatie ablehnte.
[Die norwegische Revolution von 1005.] Mit dem R�cktritt des Kabinetts Hagerup-Ibsen (Anfang M�rz) hatten die Gegner des Unionsgedankens endg�ltig gesiegt. Unter F�hrung des neuen Ministerpr�sidenten Michelsen (s. d. 2), des Staatsministers L�vland (s. d.), des Storthingspr�sidenten K. Chr. Berner (s. d. 3) und des Polarforschers Fridtj. Nansen (s. d. 2) kam nunmehr eine Art Verschw�rung zustande, deren Ziel die gewaltsame Lostrennung Norwegens von Schweden war. Geschickt wu�te man binnen wenigen Wochen die Volksmassen und das Heer dem Herrscherhaus, bez. dem Brudervolk zu entfremden sowie die �ffentliche Meinung in Europa f�r N. zu gewinnen. Zugleich wurden die seit 1901 an der schwedischen Grenze errichteten Befestigungen verst�rkt, Truppen heimlich mobilisiert und durch Storthingsbeschlu�eine Kriegsanleihe von 45 Mill. Mk. aufgenommen.[802]
Inzwischen (5. April) hatte Kronprinz Gustav, der seit 8. Febr. f�r seinen erkrankten Vater die Regentschaft f�hrte, die Unionsl�nder zur sofortigen Wiederaufnahme von Verhandlungen �ber eine Neuordnung der unionellen Angelegenheiten auf der Grundlage v�lliger Gleichstellung aufgefordert. Zwar erkl�rte sich nur der schwedische Reichstag (12. April) mit seinem Vorschlag einverstanden. Aber anderseits hielt man es norwegischerseits damals noch nicht f�r geraten, seine wahre Gesinnung zu offenbaren, sondern versicherte (25. April) ausdr�cklich, da� man eine Aufl�sung der bestehenden Union keineswegs herbeizuf�hren bezwecke. Erst nachdem eine bedenkliche, den europ�ischen Frieden gef�hrdende Zuspitzung der Marokkofrage eingetreten war, wagten die Norweger die Maske abzuwerfen. Am 23. Mai beschlo� das Storthing einstimmig die Errichtung eines besondern Konsulatswesens zum 1. April 1906 und bewilligte die zu den vorbereitenden Ma�regeln erforderlichen Geldmittel. Als K�nig Oskar, der inzwischen die Regierung wieder �bernommen hatte, 27. Mai von seinem grundgesetzm��igen Vetorecht Gebrauch machte und die Sanktion jenes verfassungswidrigen Beschlusses verweigerte, reichte das Kabinett Michelsen sein Entlassungsgesuch ein, das der K�nig jedoch »f�r jetzt« ablehnte. Die Antwort hierauf war ein Ministerstreik und, als Kronprinz Gustav sich zur Teilnahme an der Verm�hlungsfeier des deutschen Kronprinzen nach Berlin begeben hatte, eine Revolution. Am 7. Juni erkl�rte das Storthing den K�nig f�r abgesetzt und die Union mit Schweden f�r aufgehoben, trug den erledigten Thron einem j�ngern Prinzen des Hauses Bernadotte an und beauftragte das Ministerium Michelsen mit der einstweiligen Weiterf�hrung der Regierungsgesch�fte.
K�nig Oskar legte gegen die »revolution�ren und aufr�hrerischen Schritte« des Storthings sofort Protest ein, schlug prinzipiell das Anerbieten betreffs Neubesetzung des norwegischen K�nigsthrons aus und berief zum 20. Juni einen au�erordentlichen schwedischen Reichstag, der durch Beschlu� vom 27. Juli zu der eigenm�chtigen Aufhebung des Unionskontrakts durch N. Stellung nahm. Er erkl�rte sich zu Verhandlungen �ber eine etwaige Aufl�sung der Union nur dann bereit, falls ein neugew�hltes Storthing einen solchen Antrag bei Schweden stellen oder N. sich durch Volksabstimmung in gleichem Sinn aussprechen w�rde, forderte die Herstellung einer Art Neutralit�tszone zwischen beiden Reichen, die gesetzliche Festlegung der Weidegerechtigkeit f�r schwedische Renntiere im n�rdlichen N. sowie die Sicherung des schwedischen Transithandels gegen jede Erschwerung und bewilligte einen Kredit von 112 Mill. Mk. f�r etwaige aus der Unionskrise sich ergebende »Veranstaltungen«. Das durch umfassende R�stungen zu Wasser und zu Lande unterst�tzte Ultimatum Schwedens bewirkte, da� das Storthing, nachdem die Norweger sich 13. Aug. mit 368,200 gegen 184 Stimmen im Sinn der Unionsaufl�sung ausgesprochen hatten, an Schweden 22. Aug. die Bitte richtete, in die Aufhebung des Unionskontrakts zu willigen und durch Verhandlungen eine friedliche L�sung der Unionskrise zu erm�glichen. Bei den seit 31. Aug. in Karlstad stattfindenden Konferenzen str�ubte sich N. anfangs lebhaft gegen die Schleifung seiner neuen Grenzbefestigungen, mu�te aber, als die schwedischen Delegierten 14. Sept. mit einem sofortigen Einmarsch drohten, in allen wesentlichen Punkten nachgeben. Die provisorische Karlstader �bereinkunft vom 23. Sept., wonach �brigens alle zwischen beiden Reichen in den n�chsten zehn Jahren etwa entstehenden, geringf�gigern Streitigkeiten an das Haager Schiedsgericht verwiesen werden sollten, ward nach langwierigen, heftigen Debatten 9. Okt. vom Storthing mit 101 gegen 16 Stimmen, 13. Okt. vom schwedischen Reichstag einstimmig genehmigt. Nachdem letzterer hierauf (16. Okt.) der Aufhebung der Reichsakte, der Anerkennung Norwegens als eines unabh�ngigen Staates, bez. der Entfernung des Unionszeichens aus der Reichsflagge zugestimmt und das Karlstader �bereinkommen durch die Unterschrift von Vertretern beider Reiche (25. Okt.) v�lkerrechtliche G�ltigkeit erlangt hatte, verzichtete K�nig Oskar f�r sich, bez. f�r sein Haus auf den norwegischen Thron (27. Okt.) und lie� zugleich den ausw�rtigen M�chten mitteilen, da� N. fortan ein von der Union mit Schweden losgel�stes, unabh�ngiges Reich sei.
[Norwegen als unabh�ngiges K�nigreich.] Schon im Fr�hsommer 1905 hatte die gr��tenteils monarchisch gesinnte Revolutionsregierung mit Prinz Karl von D�nemark geheime Verhandlungen wegen sofortiger Annahme der norwegischen K�nigskrone angekn�pft. Doch wurde dem Prinzen damals von seinem Gro�vater Christian IX. die Erlaubnis zur �berfahrt nach N. bis zur friedlichen L�sung der Unionskrise verweigert. Dieser Umstand kam der in N. ziemlich stark vertretenen republikanischen Partei sehr zu statten. Nur mit M�he konnte die Regierung, nachdem die staatsrechtliche Aufhebung der Union erfolgt war, im Storthing 31. Okt. die Verwerfung eines Antrags auf Volksabstimmung �ber die k�nftige Staatsform sowie (mit 87 gegen 29 Stimmen) die Annahme eines Kompromi�vorschlags erzwingen, wonach sie erm�chtigt wurde, dem Prinzen Karl die norwegische Krone anzubieten, falls die norwegische Nation 12. und 13. Nov. sich daf�r durch Volksabstimmung ausspr�che. Diese ergab eine bedeutende Mehrheit f�r die d�nische Thronkandidatur (259,563 gegen 69,264 Stimmen). Infolgedessen vom Storthing 18. Nov. einstimmig zum K�nig von N. gew�hlt, nahm Prinz Karl (geb. 3. Aug. 1872) die Wahl an und hielt 25. Nov. als K�nig Haakon VII. mit seiner Gemahlin Maud, einer Tochter K�nig Eduards VII. von England, und seinem S�hnchen Alexander (jetzt Olaf genannt) unter dem Jubel der Bev�lkerung seinen Einzug in Christiania. Am 27. Nov. leistete er den Eid auf die Verfassung und best�tigte die Mitglieder des Kabinetts Michelsen, aus dem inzwischen (31. Okt.) der republikanische Finanzminister Gunnar Knudsen ausgetreten war, in ihren �mtern. Seitdem hat sich die Entwickelung Norwegens in ruhigen Bahnen vollzogen. Bei den Herbstwahlen von 1906 soll, dem Wahlgesetz von 15. Mai 1905 zufolge, zum erstenmal das direkte Wahlsystem (mit Stichwahl), unter Einteilung des Landes in 123 Einzelkreise, zur Anwendung gelangen (s. auch die Artikel »D�nemark, Island, Schweden und Schwedisch-Norwegische Union«).
[Geschichtsliteratur.] »Diplomatarium Norvegicum« (Christ. 18471903, 17 Bde.); »Norges gamle Love indtil 1447« (18461904, 6 Bde.); »Norske Rigsregistranter« (186190, 11 Bde.); »Monumenta historica Norvegiae« (hrsg. von G. Storm, 1880); Boyesen, History of Norway (Lond. 1886, und in der Sammlung »Story of nations«, 1900); �verland, Illustreret Norges Historie (Christ. 188595, 5 Bde.); P. A. Munch, Det norske Folks Historie (185263, 8 Bde., reicht bis 1387; die vier ersten Hauptabschnitte deutsch von Claussen, [803] L�beck 185354, 2 Bde.); J. R. Keyser und O. Rygh, Norges Historie (186670, 2 Bde.; reicht bis 1387); J. E. Sars, Udsigt over den norske Folks Historie (187191, 4 Bde.) und Norges politiske Historie 18151885 (1904); Y. Nielsen, N orges Historie i 1814 (1904) und Norges Historie efter 1814 (188292, 3 Bde.; reicht bis 1837); Schriften etc. von Alin, Daae, Ch. M. Falsen, J. R. Keyser, P. A. Munch, Y. Nielsen, J. E. Sars, G. Storm und Varenius (s. diese Artikel); �kerblom, Sveriges f�rh�llande till Norge under medeltidsunionen (Lund 1888); Bj�rlin, Der Krieg in N. 1814 (deutsch, Stuttg. 1895); Ed�n, Die schwedisch-norwegische Union und der Kieler Friede (deutsch, mit Einleitung von Arnheim, Leipz. 1895); Y. Nielsen, Der Vertrag von Moss und die schwedisch-norwegische Union (deutsch, Kiel 1895); Clason, Unionsfr�gans tidigare skeden (Stockh. 1898); Fridtj. Nansen, N. und die Union mit Schweden (deutsch, Leipz. 1905); Ed�n, Schwedens Friedensprogramm und die skandinavische Krise (deutsch, Halle 1905); K. Nordlund, Die schwedisch-norwegische Krise in ihrer Entwickelung (deutsch, das. 1905); A. Ch. Bang, Udsigt over den norske Kirkes Historie under Katholicismen (Christ. 1887) und Den norske Kirkes Historie 1536 til 1600 (189395); J. B. Willson, History of the church and state in Norway from the 10. to the 16. century (Westminster 1903); Bendixen, Et Omrids af Norges Handelshistorie (Bergen 1900); »Norsk Historisk Tidsskrift« (Christ., seit 1870).
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