Bayern

[496] Bayern (hierzu 2 Karten: »Bayern, n�rdlicher und s�dlicher Teil«), K�nigreich, nach Fl�chenraum und Bev�lkerung der zweite Staat des Deutschen Reiches, besteht aus zwei geographisch getrennten Gebietsteilen, von denen der gr��ere, �stliche Teil, von den Alpen, dem B�hmerwald, Th�ringer Wald und der Hohen Rh�n umschlossen, �berwiegend dem Donaugebiet angeh�rt, w�hrend der kleinere, westlich des Rheins abgesondert liegende Gebietsteil, die Pfalz,: 3 des Ganzen, seine Gew�sser dem Rhein zusendet. Der erstere Teil, B. diesseit des Rheins, zwischen 9�1� bis 13�50� �stl. L. und zwischen 47�16�-50�34� n�rdl. Br. gelegen, grenzt gegen N. an die preu�ische Provinz Hessen-Nassau, an Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Koburg-Gotha, an das F�rstentum Reu� j. L. und das K�nigreich Sachsen, gegen O. an B�hmen, das Erzherzogtum �sterreich ob der Enns und Salzburg, gegen S. an Salzburg, Tirol und Vorarlberg, gegen W. an W�rttemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Das linksrheinische B., die Pfalz, liegt zwischen 7�4�-8�30� �stl. L. und 48�58–49�49� n�rdl. Br. und grenzt gegen N. an die preu�ische Rheinprovinz und an Hessen-Darmstadt, gegen O. an Baden, wovon es durch den Rhein getrennt ist, gegen S. an Elsa�-Lothringen, gegen W. an die preu�ische Provinz Rheinland.

Tabelle

[Bodengestaltung.] In orographischer Beziehung teilt sich die �stliche Hauptmasse des Landes (hinsichtlich Westbayerns s. Pfalz) in Nord- und S�dbayern, d. h. in das Land n�rdlich und s�dlich der Donau, wovon S�dbayern dem alpinen Gebirgssystem, Nordbayern dagegen dem rheinischen und mitteldeutschen System angeh�rt. Spezieller zerf�llt S�dbayern wieder in eine Alpen- und eine Flachlandszone. Die drei Hauptglieder des Bayrischen Alpengebietes sind: die Alg�uer Alpen zwischen Bodensee und Lech, die Bayrischen Alpen zwischen Lech und Inn (mit dem h�chsten Punkte des Deutschen Reiches, der Zugspitze, 2964 m) und die Salzburger Kalkalpen (s. Art. »Alpen«, S. 365, und die besondern Artikel) zwischen Inn und Salzach. Zwischen Alpen und Donau erstreckt sich das s�dbayrische Flachland oder die schw�bisch-bayrische Hochebene, die in drei Zonen sich abstuft. Unmittelbar vor dem Fu� der Alpen breitet sich die Zone der obern Ebenen oder der Seelandschaften in einer durchschnittlichen H�he von 650–975 m aus. Es geh�ren dahin: die Kessel von Oberstdorf, Sonthofen, der obern Wertach, die Ebene von F�ssen, von Schongau, die vom Ammer- und W�rmsee aufw�rts bis zum Staffel- und Kochelsee, die Innebene um Rosenheim, die Chiemsee-Ebene, der Salzburger Talkessel. Darauf folgt die Zone der mittlern Ebenen (das Lechfeld, die Ebenen von Memmingen, M�nchen, M�hldorf, Braunau und Pocking, mit durchschnittlicher H�he von 400–600 m), deren Charakter als ehemaliges Aufstauungsbecken der vier Fl�sse Iller, Lech, Isar und Inn unverkennbar ist. Im N. sind diese oft unfruchtbaren Ebenen von einem h�geligen Landstreifen eingefa�t, von dem an sich die dritte Zone bis an und �ber die Donau erstreckt. Auf der b�hmisch-bayrischen Grenze, zugleich die Wasserscheide bildend zwischen Elbe und Donau, erhebt sich der B�hmerwald, der im Arber (1457 m) und Rachel (1452 m) seine h�chsten H�hen erreicht; s�dwestlich anschlie�end der Bayrische Wald (Ein�driegel 1126 m, Dreitannenriegel 1092 m). Den nord�stlichen Winkel des Landes erf�llt das Fichtelgebirge (h�chste Spitzen: Schneeberg 1053 m, Ochsenkopf 1024 m). N�rdlich st��t es an den Frankenwald, der B. nur im �u�ersten Norden ber�hrt. Den nordwestlichen Winkel Bayerns f�llt die Hohe Rh�n aus, deren Hauptmasse mit dem ganzen S�dost- und Osthang (Kreuzberg 928 m) B. angeh�rt. S�dlich von der Rh�n breitet sich in der westlichen S�dbiegung des Mains der Spessart aus, eine waldreiche H�gellandschaft von etwas �ber 400 m Durchschnittserhebung (Geiersberg 585 m). Auch der Odenwald reicht in seinem �stlichen Teil nach B. her�ber. Im Innern von Nordbayern finden sich, der Regnitz parallel, zwei andre H�hen, die beide an den Main herantreten. Die Nab ums�umt den Ostrand der �stlichen, des Fr�nkischen Jura, die Tauber und Jagst den Westrand der westlichen, der Frankenh�he. Letztere schlie�t sich s�dlich im Herdtfeld an die Rauhe Alb an, w�hrend sie sich nordw�rts in dem Steigerwald (mit dem Scheinberg 500 m) an den Main und jenseit des Flusses in den Ha�bergen noch weiter nach N. erstreckt. Der Fr�nkische Jura durchzieht das weite Gebiet vom Durchbruch der W�rnitz bis in die Mainbiegung bei Lichtenfels. Als h�chste Punkte seien genannt: Hessel berg 690 m, Moritzberg 598 m. In der Pfalz erhebt sich das Haardtgebirge (Donnersberg 687 m, Kalmit 673 m), das nach W. hin, den Westrich bildend, sich ganz allm�hlich abdacht.

[Gew�sser] Die meisten Fl�sse Ostbayerns geh�ren den Gebieten der Donau und des Mains, nur wenige dem der Elbe an. Zur Elbe flie�en die Th�ringische Saale und die Eger, in der Nordostecke entspringend. Die Donau, der Hauptflu� des Landes, flie�t in nord�stlicher Richtung bis Regensburg, wo sie durch den Bayrischen Wald in eine s�d�stliche gedr�ngt wird. Von den vier gr��ern Nebenfl�ssen der Donau von S. her, Iller, Lech. Isar, Inn, haben die erstern drei ihre Quellen in den Alpen verh�ltnism��ig nahe beieinander, str�men aber f�cherartig auseinander, so da� ihre M�ndungen je 75–110 km voneinander entfernt sind. Der Ursprung des vielgewundenen Mains am Osthang des Ochsenkopfes im Fichtelgebirge ist von dem Austrittspunkt aus B. in der Luftlinie nur 200 km entfernt, w�hrend die Flu�l�nge in B. 490 km betr�gt. Sein Flu�gebiet verbreitert sich nach W. zu, da gerade an den ausspringenden Winkeln des Stromlaufes die bedeutendsten Nebenfl�sse (Rodach, Saale, Kinzig, Nidda, Regnitz, Tauber) einm�nden. Main und Donau sind durch den Ludwigskanal (s. d.) verbunden. Die Ostgrenze der Pfalz bildet auf eine L�nge von 86 km der Rhein; ihm flie�en die Fl�sse der Pfalz teils direkt (Lauter, Queich, Speyer), teils durch Vermittelung der Nahe und Saar (Glan, Vlies) zu. Besonders charakteristisch f�r Oberbayern sind die gewaltigen Wasserstagnationen: Seen und Moose (Moore), beides �berreste vorzeitiger gro�er Wasseranstauungen[496] Die Seen erstrecken sich bis 1/2� n�rdlich der Voralpen, vom gro�artigen Bodensee bis zu dem malerischen K�nigssee. Von den Seen des Isargebiets zeichnen sich durch Gr��e der Ammer- und der W�rmsee, durch sch�ne Lage der Walchen-, Kochel-, Tegern- und Schliersee aus. Der gr��te See Bayerns, der Chiemsee, auch wohl Bayrisches Meer genannt, 192 qkm gro�, geh�rt ebenso wieder K�nigssee zum Gebiete des Inns. Der am tiefsten gelegene aller Alpenseen, an denen B. teilhat, ist der Bodensee (398 m). Nord- und Westbayern haben nur wenige und unbedeutende Seen aufzuweisen. Von den zahlreichen Moosen, die alle s�dlich der Donau liegen, sind die umfangreichsten das Haselmoos n�rdlich vom Kochelsee; das Filz s�dwestlich von Rosenheim; das Filz- und das Freimoos nahe dem Chiemsee; besonders aber das Erdinger oder Freisinger Moos (das erstere rechts, das andre links von der Isar unterhalb M�nchen), das Dachauer und das fast ganz ausgetrocknete Donaumoos. Au�erdem hat auch die Rh�n nicht unbetr�chtliche Moorfl�chen.

Areal und Bev�lkerung.

B. umfa�t ein Gesamtareal von 75,870 qkm (1377, 9 QM.) und hat nach der Z�hlung vom 1. Dez. 1900: 6,176,057 Einw. (1818: 3,707,966 Einw.). Die Bev�lkerung verteilt sich auf die acht Regierungsbezirke, in die B. eingeteilt ist, wie folgt:

Tabelle

Die dichteste Bev�lkerung hat demnach die Pfalz, die schw�chste die Oberpfalz. Im allgemeinen kommen 81 Menschen auf 1 qkm (1871: 64), so da� in Beziehung auf Volksdichtigkeit B. den meisten deutschen Staaten nachsteht. Der durchschnittliche Jahreszuwachs war seit 1818 am geringsten in der Z�hlungsperiode 1843–52: 0,09 Proz., am h�chsten in der letzten Periode 1895–1900: 1,22 Proz. f�r das Jahr. Eine Verminderung war lediglich in der Periode 1852–55 (-0,11 Proz. f�r das Jahr) zu verzeichnen. Am st�rksten hat die Seelenzahl seit 1895 zugenommen in Oberbayern (11,5 Proz.) und Mittelfranken (10,6 Proz.), am schw�chsten in Niederbayern (0,7 Proz.). Die Einwanderung ist in der Periode 1889–99 von 26,900 auf 64,700 Personen gestiegen. Die Zahl der Auswanderer betrug 1889: 20,090,1899: 39,100 Personen und ist am h�ufigsten in der Pfalz, Mittelfranken und Schwaben. Die �berseeische Auswanderung ist von 17,106 in 1881 auf 2636 Personen in 1901 zur�ckgegangen. Von der 1900 gez�hlten Bev�lkerung geh�rten 181,548 Personen = 2,9 Proz. andern deutschen Staaten an, und 106,754 = 1,8 Proz. waren Reichsausl�nder (meist aus �sterreich-Ungarn). Auf das m�nnliche Geschlecht entfallen (1900) 3,028,100, auf das weibliche 3,147,957 Personen, woraus sich ein �berwiegen des weiblichen Geschlechts um 3,9 Proz. ergibt. Was den Familienstand der Bev�lkerung betrifft, so waren 60,9 Proz. ledig, 33,3 verheiratet, 5,7 Proz. verwitwet und 0,1 Proz. geschieden. Die Zahl der Eheschlie�ungen betrug 1900: 50,585 und ist h�her als in den �brigen s�ddeutschen Staaten, aber verh�ltnism��ig geringer als in Norddeutschland. Die Zahl der Geburten betrug 1900: 233,092, darunter 6879 Totgeborne. 30,696 = 13,2 Proz. s�mtlicher Geburten waren unehelich. Der Prozentsatz der unehelich Gebornen ist am niedrigsten in der Pfalz und einem Teil von Unterfranken (6,3 und 7,2 Proz.), am h�chsten in Oberbayern (19,5 Proz.). Die Zahl der Gestorbenen (ohne Totgeborne) betrug 1900: 156,408 Personen und blieb hinter der Zahl der Gebornen um 76,684 zur�ck. B. z�hlt 41 unmittelbare St�dte mit zusammen 1,494,879 Einw. = nahezu ein Viertel der Gesamtbev�lkerung. �ber 100,000 Seelen haben M�nchen und N�rnberg, zwischen 50,000 und 100,000 Augsburg, W�rzburg, Ludwigshafen und F�rth. Von 10–50,000 Einw. z�hlen 26 St�dte. L�ndliche Gemeinden (bis 5000 Einw.) z�hlt B. 7936; politische Gemeinden �berhaupt 8001. Die l�ndliche Bev�lkerung �berwiegt am meisten in Niederbayern, Oberpfalz und Unterfranken. Auf die gr��ern St�dte (�ber 20,000 Einw.) trafen 1880 nur 11,5 Proz., 1900 schon 22,3 Proz. der Einwohner des K�nigreichs. Die Zahl der Wohngeb�ude betr�gt 1900: 880,792. In ethnographischer Beziehung geh�rt die Bev�lkerung verschiedenen St�mmen an: au�er einigen germanisierten Slawen (Wenden) in Oberfranken bewohnen Franken die drei fr�nkischen Regierungsbezirke, Schwaben (Alemannen) den S�dwesten des Landes, eigentliche Bayern (Altbayern) die Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern und die Oberpfalz. Die Bev�lkerung der Pfalz ist vorwiegend fr�nkisch (westfr�nkisch). ‚ ‚

Dem Religionsbekenntnis nach geh�rt die Mehrzahl der Bewohner (70,7 Proz.) zur r�misch-katholischen Kirche. 1900 wurden ermittelt 4,357,133 R�mischkatholische, 1,719,206 (28,3 Proz.) Evangelische (Protestanten und Reformierte), ferner 5430 Altkatholiken, die seit 1892 nur noch als Privatgenossenschaft gelten, 3170 Mennoniten (meist in Rheinbayern), 1797 Freireligi�se, 1296 Methodisten etc., 54,928 (0,9 Proz.) Israeliten; als konfessionslos hatten sich 1049 Personen bezeichnet. Das Kirchenregiment steht in der katholischen Kirche den zwei Erzbisch�fen in M�nchen-Freising und Bamberg und ihren Suffraganen, den Bisch�fen von Regensburg, Augsburg, Passau, Eichst�tt, W�rzburg und Speyer, zu. Die Leitung der innern Angelegenheiten der protestantischen Kirche in den Kreisen diesseit des Rheins geht von einem selbst�ndigen Oberkonsistorium in M�nchen aus, das dem Kultusministerium untergeordnet ist. Unter ihm stehen die zwei Konsistorien in Ansbach und Bayreuth, deren Organe die Dekanate sind. In der Pfalz besteht f�r die vereinigte protestantische Kirche das protestantische Konsistorium zu Speyer, das dem Kultusministerium unmittelbar untergeordnet ist. F�r die Verh�ltnisse der katholischen Kirche sind das Konkordat vom 24. Okt. 1817 und das Verfassungsedikt vom 26. Mai 1818, f�r die der protestantischen Kirche ebenfalls das letztere ma�gebend.

Nach der Berufsstatistik von 1895 verteilte sich die Berufsbev�lkerung (5,779,176 Personen) folgenderma�en auf die Berufsabteilungen: es entfielen auf Landwirtschaft, G�rtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei 45,81 Proz., auf Bergbau und Industrie 31,94 Proz., auf Handel und Verkehr 9,77 Proz., auf Lohnarbeit wechselnder Art 0,79 Proz., auf Milit�r- und Zivildienst und sogen. freie Berufe 5,19 Proz., auf Berufslose 7,49 Proz. Seit 1882 haben sich bei s�mtlichen Berufsabteilungen die Anteilsziffern[497] erh�ht, mit Ausnahme der Landwirtschaft, wo sie um 5 Proz. gesunken ist.

Bildungsanstalten.

F�r den Elementarunterricht bestanden 1899: 7338 deutsche Schulen (5178 katholische, 1930 protestantische, 144 simultane und 86 j�dische) mit zusammen 25,983 Lehrkr�ften und 850,309 Schulkindern. In 75 Proz. der Schulen wird Schulgeld erhoben. Die Ausgaben f�r Volksschulen bezifferten sich auf 19,7 Mill. Mk. Von den im Jahr 1899/1900 in die Armee und Marine eingestellten 28,659 Rekruten waren nur 4 = 0,01 Proz. Analphabeten. F�r Gebrechliche bestehen 18 Taubstummenanstalten, 5 Blindeninstitute, 3 Anstalten f�r kr�ppelhafte Kinder und 24 Anstalten f�r Kretinen, Epileptische, Unheilbare etc. Humanistische Gymnasien z�hlt B. 42, jedes mit einer vorbereitenden Lateinschule verbunden; ferner gibt es 44 Progymnasien und isolierte Lateinschulen, 4 Realgymnasien und 55 Realschulen. Die Sch�lerzahl betrug an den Gymnasien und deren Lateinschulen 16,045, an den Progymnasien und isolierten Lateinschulen 3272, an den Realgymnasien 789, an den Realschulen 12,259. – F�r den h�hern landwirtschaftlichen Unterricht bestehen in B. die landwirtschaftliche Abteilung an der technischen Hochschule in M�nchen und die Akademie f�r Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan, f�r den mittlern Unterricht die Kreislandwirtschaftsschule in Lichtenhof und 5 Kreisackerbauschulen; f�r Veterin�rwesen die tier�rztliche Hochschule in M�nchen. Dem landwirtschaftlichen Fortbildungsunterricht dienten 1899: 23 Winterschulen mit 773,446 Fortbildungsschulen mit 7901, dazu 5 Waldbauschulen mit 266 Sch�lern. Die h�chste technische Lehranstalt Bayerns ist die technische Hochschule in M�nchen, mit (1899) 2048 Studierenden. Au�erdem gibt es 4 Industrieschulen mit (1899) 648 Sch�lern; zur Weiterbildung von Bauhandwerkern 6 Baugewerkschulen mit 1986 Sch�lern; ferner 271 gewerbliche Fortbildungsschulen mit 35,670 Sch�lern, 2 Kunstgewerbeschulen in M�nchen und N�rnberg, 13 Musikschulen, endlich Webschulen, Schnitzschulen etc. Der Ausbildung des Lehrpersonals dienen 47 Pr�parandenschulen und 24 Lehrer- und Lehrerinnenseminare.

Wissenschaftliche Zentralstellen sind: die Akademie der Wissenschaften in M�nchen (1759 gegr�ndet), aus drei Klassen, der philologisch-philosophischen, der mathematisch-physikalischen und der historischen, bestehend; das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen, das der Kunstdenkmale und Altert�mer Bayerns und die Hof- und Staatsbibliothek, s�mtlich in M�nchen. Unter den wissenschaftlichen Anstalten stehen in erster Reihe die drei Universit�ten des Landes: M�nchen, W�rzburg und Erlangen (1899 zusammen mit 6755 Studierenden). Spezialschulen f�r das theologische und philosophische Studium sind 7 k�nigliche Lyzeen mit (1899) zusammen 688 Studierenden, ferner ein bisch�fliches Lyzeum; dazu noch 9 Klerikalseminare. Dem Studium des Forstwesens dient die forstliche Hochschulezu Aschaffenburg. Au�er der erw�hnten Staatsbibliothek bestehen noch 18 staatliche �ffentliche Bibliotheken, unter denen die von Augsburg und Bamberg die bedeutendsten sind.

Die k�nigliche Akademie der bildenden K�nste in M�nchen, in ihrer jetzigen Gestalt 1808 gegr�ndet, ist sowohl eine Lehr- und Bildungsanstalt, mit 304 Sch�lern, als eine Kunstverbindung oder Kunstgesellschaft. Unter den Kunstsammlungen sind die ber�hmten Museen von M�nchen (s. d.) und die Gem�ldesammlungen zu Augsburg und N�rnberg hervorzuheben. Unter den Theatern des Landes stehen das Hof- und Nationaltheater sowie das Prinzregenten-Theater in M�nchen obenan, au�erdem das von Richard Wagner f�r seine Tondramen begr�ndete B�hnenfestspielhaus in Bayreuth.

Landwirtschaft, Viehzucht.

Vom gesamten Fl�cheninhalt Bayerns (7,59 Mill. Hektar) entfallen nach der Erhebung im J. 1900 auf Acker- und Gartenland 3,05 Mill. Hektar (40,1 Proz.), auf Wiesen 1,30 Mill. Hektar (17 Proz.), auf Weiden und Hutungen 0,26 Mill. Hektar (3,1 Proz.), auf Weinberge 25,000 Hektar (0,3 Proz.), auf Waldungen 2,47 Mill. Hektar (32,5 Proz.). Unter den Kulturpflanzen nimmt das Getreide die erste Stelle ein. Getreidebau findet sich vorzugsweise in dem Vorland der Alpen, auf dem niederbayrischen Plateau (besonders bekannt durch Kornreichtum die Straubinger Ebene), im Gebiet um N�rdlingen (dem sogen. Ries), in gro�en Teilen von Mittelfranken, den Main- und Regnitzt�lern und in der Rheinebene. Nach der Betriebsstatistik von 1895 besitzen �ber 60 Proz. aller landwirtschaftlichen Betriebe weniger als 5 Hektar, die landwirtschaftlich benutzte Fl�che derselben betr�gt jedoch nur 16,8 Proz. der landwirtschaftlich benutzten Fl�che �berhaupt. Vom gesamten Acker- und Gartenland fallen auf Getreide und H�lsenfr�chte 61 Proz., Hackfr�chte und Gem�se 15,1, Handelsgew�chse 1,2, Futterpflanzen 11, Ackerweide 0,9, Brache 8,3, Haus- und Obstg�rten 2,5 Proz. Fast s�mtliche bekannte Wirtschaftssysteme sind in B. �blich. Die Anwendung verbesserter Ger�te und Maschinen findet in der Landwirtschaft Bayerns immer mehr Eingang. Man z�hlte 1882: 93,258,1895 schon 194,900 Betriebe mit landwirtschaftlichen Maschinen, darunter 55,234 (1882: 21,529) mit Dampfdresch-, 2181 (gegen 838) mit S�e- und 2580 (gegen 846) mit M�hmaschinen.

Der gesamte Ernteertrag an den haupts�chlichsten Kornfr�chten betrug 1901: Winterweizen 379,732 Ton., Sommerweizen 36,986, Winterspelz 119,618, Winterroggen 795,913, Sommerroggen 47,680, Sommergerste 567,085, Hafer 662,657 T. Weizen wird sehr viel in Nieder- und Oberbayern, am wenigsten in Schwaben und in der Pfalz, Roggen am meisten in Ober- und Niederbayern, Spelz �berwiegend in Schwaben gebaut. Sehr bedeutend ist der Gerstenbau in Niederbayern und Unterfranken, dann in Oberfranken. Hafer findet sich haupts�chlich im s�dlichen Bayern, nur wenig in der Pfalz. Ber�hmt ist insbes. f�r die Aussaat der sogen. Sechs�mter-Hafer Oberfrankens. H�lsenfr�chte werden namentlich in Niederbayern, Mittel- und Unterfranken angebaut. Buchweizen findet sich zumeist in Unterfranken, Hirse in Niederbayern. An Kartoffeln wurden 1901: 4,805,946 T. geerntet; die Anbaufl�che betrug 11 Proz. des ganzen Acker- und Gartenlandes. Am meisten werden sie in der Pfalz, dann in der Oberpfalz und Unterfranken gebaut. Ansehnlich ist der Flachsbau in der Oberpfalz, im Fichtelgebirge und im Alpenvorland von Oberbayern und Schwaben, dann in Niederbayern; Hanf findet sich in Ober- und Niederbayern. Der Tabakbau ist gegen fr�her zur�ckgegangen; es wurden 1883 noch 4892 Hektar, 1901 nur mehr 2331 Hektar (fast nur in der Pfalz) bebaut; geerntet wurden 50,566 dz im Werte von 4,302,576 Mk. Gro�e Ausdehnung hat der Hopfenbau, dessen Anbaufl�che 1900 auf 23,635 Hektar und dessen Gesamtproduktion auf 112,294 dz sich belief. Er findet sich[498] haupts�chlich in Mittelfranken (im Gebiet von N�rnberg, Spalt und im Aischgrund), in Ober- und Niederbayern (in der sogen. Holledau, dem H�gelland n�rdlich der Amper und Isar), ferner in Oberfranken und der Oberpfalz. Der R�benbau ist meist zur Futtergewinnung bestimmt (1900 insgesamt 67,309 Hektar, davon ein Drittel in Unterfranken). Obstbau bl�ht vorz�glich in Unterfranken, dann in der Pfalz, in Niederbayern (an der Donau) und am Bodensee; bei der letzten Erhebung von 1900 wurden 22,6 Mill. Obstb�ume gez�hlt (10,7 Mill. Zwetschen-, 6,6 Mill. Apfel-, 3,9 Mill. Birn- und 1,8 Mill. Kirschb�ume). Verh�ltnism��ig bedeutend ist der Weinbau Bayerns, der 1900 auf einer Fl�che von 16,259 Hektar in der Pfalz 381,025 hl Most im Wert von 17 Mill. Mk., auf 8070 Hektar in Unterfranken 159,426 hl Most im Wert von 5 Mill. Mk. lieferte, in Mittelfranken wird nur wenig Wein gebaut; n�heres s. Frankenweine und Pf�lzer Weine. Champagnerfabriken bestehen in W�rzburg und in der Pfalz. Der Kleebau nimmt in B. immer mehr zu. Es wurden 1901 geerntet an Klee 1,4 Mill. Ton. auf einer Anbaufl�che von 264,607 Hektar, von Luzerne 0,22 Mill. T. auf 39,027 Hektar. Mit Esparsette waren 1900: 8117 Hektar bebaut. Fruchtbare Wiesen finden sich haupts�chlich im Alpenvorland, am Fu� des Bayrischen Waldes, an den Alluvionen der Altm�hl, Rott, Vils, Itz, Baunach, Regnitz, Wiesent und in Unterfranken in den Maint�lern. Die Anbaufl�che betrug 1901: 1,287,563 Hektar, die Heuernte 6,2 Mill. T. Auf Weiden und Hutungen entfielen 1900: 260,730 Hektar. Zur F�rderung der Landwirtschaft besteht in B. ein 1810 gegr�ndeter landwirtschaftlicher Verein, der 1899 in 233 Bezirkskomitees 79,258 Mitglieder z�hlte. Organ desselben ist das Generalkomitee zu M�nchen. Au�erdem bestehen 6132 landwirtschaftliche Spezialvereine mit 403,763 Mitgliedern und einem Verm�gen van 8,2 Mill. Mk.

Was die Tierzucht betrifft, so steht zun�chst die Pferdezucht auf niedrigerer Stufe als in Preu�en. Man z�hlte 1900 in ganz B. 386,642 St�ck gegen 369,035 im J. 1892. Durch Reichtum an Pferden ragen Oberbayern, Niederbayern und Schwaben hervor. Die Viehzucht hat sich bedeutend gehoben. Nach der Z�hlung vom 1. Dez. 1900 betrug der Gesamtbestand des Rindviehs in B. 3,469,163 St�ck gegen 3,337,978 im J. 1892. Davon kommen auf:

Tabelle

Die Rindviehzucht ist hiernach am bedeutendsten im s�dlichen B. Die Gesamtzahl der Schafe vermindert sich fortdauernd: sie betrug 1900: 760,428 St�ck gegen 968,414 im J. 1892 und 1,342,190 im J. 1873; die meisten finden sich in Mittelfranken, Ober- und Unterfranken, die wenigsten in der Pfalz. Dagegen nehmen die Schweine an Zahl zu; es wurden gez�hlt im J. 1900: 1,757,156 St�ck gegen 1,358,744 im J. 1892; die meisten weist Niederbayern und Unterfranken, die wenigsten Oberfranken auf. Auch die Ziegen nehmen an Zahl zu; 1892: 268,471; 1900: 274,575. Esel und Maultiere gab es 1900 nur 320. – Von den 459 Viehm�rkten Bayerns ist M�nchen der gr��te; dort wurden im J. 1900: 3,191,966 Tiere auf den Markt gebracht. G�nse gab es 1900 in B. 878,246, Enten 296,741, H�hner 8,047,232 St�ck. Bienenst�cke gab es 1900: 392,398, davon in Oberbayern allein 93,304. Fische finden sich reichlich in den Fl�ssen und Seen. Von den Seefischen sind zu nennen die Seeforelle, der Amaul (Ammersee), der Saibling und die Renke. Der einstige Krebsreichtum Bayerns ist durch die Krebspest sehr gelichtet.

Forstwirtschaft, Jagd, Bergbau, Mineralquellen.

In Beziehung auf Forsten u. Holzungen sind Oberbayern mit 20,4 Proz. und Oberpfalz mit 14,5 Proz. der gesamten Waldfl�che die reichsten Regierungsbezirke, wogegen Schwaben mit 9,3 Proz., Pfalz mit 9,4 Proz. am wenigsten bewaldet sind. Die gr��te zusammenh�ngende Waldmasse bildet das Bayrische Hochgebirge mit den Alg�uer Alpen. Hieran reihen sich der Bayrische Wald, der Pf�lzer Wald auf dem Haardtgebirge und im Westrich der Pfalz, der Spessart mit dem bayrischen Anteil des Odenwaldes, das Fichtelgebirge, der Fr�nkische Wald, das Rh�ngebirge, endlich der N�rnberger Reichsforst. Von der Gesamtfl�che sind 33,6 Proz. im Besitz des Staates, 0,4 sind Staatsanteilforste, 12,4 Gemeindeforste, und Stiftungsforste, 0,8 Genossenschaftsforste und 50,9 Proz. im Besitz von Privaten; die Best�nde an Laubholz bilden 24,6 Proz., die an Nadelholz 75,4 Proz. der gesamten Waldfl�che, die zu 78,7 Proz. aus Hochwald besteht. Der Holzertrag betrug 4,335,000 Festmeter an Nutzholz, 2,612,000 Festmeter an Brennholz, 484,000 Festmeter an Stock- und Reisholz. Einen nicht unerheblichen Nebenverdienst gew�hrt der �rmern Volksklasse in den waldreichen Gegenden des Bayrischen Waldes, Fichtelgebirges und der Rh�n das Sammeln von Beeren, insbes. Heidel-, Prei�el-, Him- und Erdbeeren.

Obwohl der Wildstand in B. wie anderw�rts vermindert ist, so liefern die k�niglichen Leibgehegs- und Regiejagden des Alpengebiets noch immer einen sch�nen Crtrag. Gemsen werden im ganzen Alpengebiet gehegt. Edelwild findet sich au�er im Hochgebirge fast in allen gr��ern Waldkomplexen vor. Der Reh stand ist am vorz�glichsten in der Rheinpfalz und im N�rnberger Reichswald, n�chstdem im Steigerwald, Frankenwald, Fichtelgebirge und im Bayrischen Hochgebirge. Die Hasenjagden sind am ergiebigsten um M�nchen, in den fr�nkischen Gauen und in der Pfalz. Der Dachs kommt in B. fast allenthalben, aber selten, Auerwild fast �berall l�ngs des Alpengebirges vor, ferner in der Oberpfalz, im N�rnberger Reichswald und Fichtelgebirge. Haselh�hner trifft man in allen Vorbergen der Alpen, im Bayrischen Wald, Fichtelgebirge und Spessart, Schneeh�hner im Alg�u und in den Bergen um Hohenschwangau. Rebh�hner finden sich zahlreich im ganzen K�nigreich. Fasanen gibt es in den Isar-, Inn- und Rheinauen. Die Wildkatze kommt vereinzelt vor, ebenso der Uhu. Adler horsten nur im Hochgebirge, meist im Alg�u.

Bergbau. Die wichtigsten Produkte sind Kohlen, Eisenerze, Graphit und Salz. Man z�hlte 1900 zur Ausschlie�ung und Gewinnung von Stein- und Pechkohlen 13 betriebene Werke, in welchen 6757 Arbeiter 1,078,837 Ton. Kohlen im Gesamtwert von 12,6 Mill. Mk. zutage f�rderten. Steinkohle findet sich haupts�chlich in der Pfalz, Oberbayern und Oberfranken. F�r Gewinnung von Graphit (haupts�chlich im Bezirksamt Passau) bestehen 144 Werke mit 576 Arbeitern, die 1900: 9248 T. gewannen. Von Eisenerzen wurden 1900 in 34 Werken mit 776 Arbeitern 179,920 T. im Wert von 826,000 Mk. gewonnen; sie finden sich am meisten in der Oberpfalz und Oberfranken. Ferner gibt es in B. 3 Gruben f�r Bleierz, 4 f�r Kupfer. Au�erdem gewinnt man Ocker und Farberde in 29 Werken in der Oberpfalz und der [499] Pfalz, Porzellanerde in der Oberpfalz und in Oberfranken, Tonerde, Dach- und Tafelschiefer, Schwerspat, Gips und Schmirgel. Hervorragend ist die Gewinnung von Kalk und Kreide in der Pfalz, Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben, von Granit in Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken und Pfalz, von Marmor in Oberbayern. Wetzsteine werden in Oberbayern, Lithographiesteine bei Solnhofen (Mittelfranken) gewonnen. F�r Salz ist der Hauptbezirk im SO., wo sich das Steinsalzwerk Berchtesgaden und die Salinen Berchtesgaden, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim befinden. Diese vier Salinen nebst denen von D�rkheim und Kissingen produzierten 1900: 44,432 T. Kochsalz im Wert von fast 2 Mill. Mk.

Unter den zahlreichen Mineralquellen Bayerns, die meist in den Gebirgsgegenden Ober- und Unterfrankens und Oberbayerns liegen, nimmt Kissingen in Unterfranken mit seinen kohlens�urereichen Kochsalzquellen den ersten Rang ein. Kochsalzquellen befinden sich au�erdem in Berchtesgaden, Reichenhall und Rosenheim (Oberbayern), D�rkheim (Pfalz); Schwefelquellen in Kreuth und Kainzenbad bei Partenkirchen (Oberbayern), Abbach und H�henstadt (Niederbayern), Faulenbach bei F�ssen, Tiefenbach und Au bei Sonthofen (Schwaben), Neumarkt in der Oberpfalz (Stahl- und Schwefelquellen), Langenkandel und Freinsheim (Pfalz); Jodquellen in Heilbrunn bei Benediktbeuern und in T�lz (Oberbayern), bei Sulzberg (Schwaben); Eisens�uerlinge in Alexandersbad bei Wunsiedel und Steben (Oberfranken), bei Kondrau und Wiesau (Oberpfalz), zu Kellberg bei Passau (Niederbayern), zu Bocklet und Br�ckenau (Unterfranken).

Industrie.

Die Industrie Bayerns ist in steter Entwickelung begriffen. Es bestanden 1895: 369,560 gewerbliche Hauptbetriebe (1882: 350,622), davon 223,911 Alleinbetriebe und 145,649 Gehilfenbetriebe. Durchschnittlich wurden 1895: 1,003,584 Personen (1882: 685,298) besch�ftigt, davon 779,673 in Gehilfenbetrieben. Au�erdem wurden noch 74,564 Betriebe nebenberuflich ausge�bt, so da� mit Angeh�rigen und Dienenden insgesamt 1,793,541 Personen der Berufsabteilung der Industrie angeh�rten. Die 1897 bestehenden 336 Aktiengesellschaften hatten ein Nominalkapital von 922, ein eingezahltes Kapital von 725 Mill. Ml. Die Reservefonds beliefen sich auf 240 Mill. Mk., der Reinertrag im J. 1897 auf 123 Mill. Mk.; davon gelangten 55,5 Mill. Mk. an die Aktion�re zur Verteilung. Als industrielle Pl�tze ragen hervor: N�rnberg, F�rth, M�nchen, Augsburg, W�rzburg, Aschaffenburg, Ludwigshafen, Zweibr�cken, Speyer, Kaiserslautern, Hof etc. Ziemlich bedeutend ist die Produktion von Eisen und die Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren. F�r die Produktion von Roheisen waren 1900: 3 Hoch�fen in Betrieb, die 82,368 Ton. Roheisen im Wert von 4,5 Mill. Mk. erzeugten. Die Hauptwerke f�r Verarbeitung des Roheisens finden sich in Oberbayern, der Pfalz (St. Ingbert) und Oberpfalz. Es bestanden 1900 f�r Verarbeitung des Roheisens 80 Eisengie�ereien mit 6264 Arbeitern, welche 89,692 T. Gu�waren zweiter Schmelzung im Wert von 18,9 Mill. Mk. erzeugten; 3 Werke mit 1823 Arbeitern produzierten 121,064 T. Stahl im Wert von 15,5 Mill. Mk., 11 Werke mit 1271 Arbeitern erzeugten 65,744 T. Stabeisen, Schwarzblech und Eisendraht im Wert von 10,5 Mill. Mk. Die Fabrikation von Waren aus Eisen und sonstigen unedlen Metallen, von Messerschmiedewaren, Drahtstiften, Bronzegu�waren, Feilen, Glocken ist in den Industriest�dten M�nchen, N�rnberg, Augsburg, F�rth, Kaiserslautern etc. vertreten. Hervorzuheben ist die Fabrikation von Zinnfolien, Blattmetallen und insbes. von Metallspielwaren in N�rnberg und F�rth. Die Fabrikation von Waren aus edlen Metallen bl�ht in M�nchen und N�rnberg. Die Anfertigung von Lokomotiven, Dampfmaschinen, Wagen u. a. ist vorwiegend auf die gr��ern Industriest�dte beschr�nkt wie M�nchen, N�rnberg, W�rzburg. F�r Fabrikation von wissenschaftlichen Instrumenten sind M�nchen, N�rnberg, F�rth und Augsburg die Hauptsitze. Eine Spezialit�t ist die Geigenfabrikation in Mittenwald sowie der Orgelbau in �ttingen. Eine staatliche Gewehrfabrik besteht in Amberg. Im Gebiete der Stein-, Zement- und Tonwarenfabrikation bet�tigt sich in B. eine stets fortschreitende Bewegung. Die Ziegelei und Tonr�hrenfabrikation besch�ftigte 1895 allein 22,200 Personen. Sehr gro�e Ziegelfabriken, meist mit italienischen Arbeitern, bestehen bei M�nchen; Fabriken f�r feuerfeste Ziegel in Schwandorf, Rosenau bei Passau etc., f�r Trottoirsteine in Gro�hesselohe bei M�nchen; Zementfabriken finden sich sehr viele im Gebirgsbezirk. Schmelztiegel werden besonders in Obernzell und Hafnerzell in Niederbayern angefertigt. Porzellan- und Steingutwarenfabrikation ist hervorragend in Nymphenburg. Solnhofen ist ber�hmt durch seine »Solnhofener Steinplatten«. Glash�tten (im ganzen 48 mit 2643 Personen) sind zahlreich in Niederbayern, der Oberpfalz und der Rheinpfalz. Die Belegung des Spiegelglases erfolgt �berwiegend in F�rth.

Zur Fabrikation von chemischen Produkten f�r technische Zwecke bestehen Fabriken in M�nchen, Heufeld und N�rnberg; Ultramarinfabriken namentlich in N�rnberg und Kaiserslautern; f�r Anilinfarben in Ludwigshafen. Parf�merien werden vorzugsweise in M�nchen und W�rzburg fabriziert; Fettwaren, Seifen und Ole in M�nchen, W�rzburg, N�rnberg; Farbwaren in M�nchen und Schweinfurt (Schweinfurtergr�n). Die Holzindustrie Bayerns gr�ndet sich auf die bedeutende einheimische Holzproduktion. Parkettfabrikation bl�ht in M�nchen, Regensburg, Kaiserslautern; M�beltischlerei in Augsburg, M�nchen und N�rnberg; F�sserfabrikation in M�nchen, Kaiserslautern, Kitzingen etc.; Schnitzwarenfabrikation in Berchtesgaden, Reichenhall, Oberammergau, Garmisch, Partenkirchen, Br�ckenau; Anfertigung von Holzgalanteriewaren in N�rnberg und F�rth; Z�ndholzfabriken bestehen im Bayrischen Wald, in Augsburg und Rosenheim. Als h�usliche Industrie bl�ht um Lindau die Strohhut-, um Lichtenfels die Korbflechterei. Die Hauptsitze der Industrie in Kurz waren, haupts�chlich Spielwaren aller Art, sind N�rnberg und F�rth. Hauptorte der Papierfabrikation sind M�nchen, Dachau, Pasing, Miesbach, Augsburg, Kempten, N�rnberg, Regensburg, Aschaffenburg. In der Fabrikation von Schreib- und Zeichenmaterialien (Bleistiften, Schiefertafeln etc.) nehmen die Faberschen Fabriken in Stein bei N�rnberg den ersten Rang ein. Zentralpunkte f�r die Photographie, Lithographie etc., f�r Bildhauerei und Glasmalerei sind M�nchen und N�rnberg. Die Lederfabrikation ist in B. in gro�em Aufschwung. Neben den ebengenannten St�dten spielen hiereine Rolle Schweinfurt, Passau und Edenkoben. Kautschuk- und Guttaperchafabrikation wird in M�nchen und Augsburg, B�rsten- und Pinselbinderei in N�rnberg, F�rth, Erlangen und M�nchen betrieben.[500]

Einen bedeutenden Aufschwung hat die Webindustrie gemacht. Sie ist vor allem in Schwaben sehr verbreitet, wo Augsburg der Hauptsitz f�r Kammgarn- und Tuchfabrikation, Baumwollspinnerei und -Weberei ist; ferner in der Pfalz (Zweibr�cken, Kaiserslautern) und in M�nchen, dann als Hausindustrie in Niederbayern und bei Hof. Garnf�rbereien und Bleichereien gibt es in Schwaben und Oberfranken; Leinspinnerei und -Weberei in B�umenheim bei Donauw�rth und Memmingen etc.; Seilerei in F�ssen, Immenstadt und Bamberg; Kunststickerei, insbes. Gold- und Silberstickerei, in M�nchen, N�rnberg u. Wei�enburg a. S.; Fabrikation k�nstlicher Blumen in M�nchen. Gr��ere Mahlm�hlen bestehen in M�nchen, Schweinfurt, sehr viele in der Pfalz, Zuckerfabriken und Raffinerien in der Pfalz. Von au�erordentlichem Umfang ist die Malz- und Bierfabrikation, die in M�nchen, Erlangen, Kulmbach und N�rnberg am schwunghaftesten betrieben wird. Die Zahl der im Betrieb stehenden Braunbierbrauereien betrug 1900: 4563 (darunter 74 Aktienbrauereien und 529 Kommunbrauereien), jene der Wei�bierbrauereien 1401; sie erzeugten 17,748,292 hl Braunbier und 186,797 hl Wei�bier. Sehr bedeutend ist die Bierausfuhr (1900: 2,882,350 hl) aus M�nchen, Kulmbach, Erlangen und N�rnberg. Die Fabrikation von Spiritus und Spirituosen findet sich vorzugsweise in M�nchen, dann in der Pfalz, in Unterfranken und in der Rosenheimer und Lindauer Gegend. 1900/1901 waren 7367 Brennereien im Betrieb, von denen 2111 mehlige Stoffe verarbeiteten; hiervon waren nur 31 gewerbliche, die �brigen landwirtschaftliche oder Materialbrennereien; die Gesamtproduktion an reinem Alkohol betrug 194,970 hl. Au�erdem ist zu erw�hnen: die Fabrikation von Essig, Hefe, Senf, konservierten Fr�chten, Fruchts�ften und kondensierter Milch. Bedeutendere Tabak- u. Zigarrenfabriken sind in M�nchen, W�rzburg, Augsburg, Regensburg und in der Pfalz.

Am Schlu� des Jahres 1900 waren vorhanden 8063 (1889: 4939) feststehende, 3138 (1889: 2111) bewegliche Dampfkessel, 10,083 (1889: 3819) Dampfmaschinen und 78 Schiffskessel (die Heizfl�che aller Dampfkessel betrug 1900: 378,330 qm, die Leistungsf�higkeit 306,917 Pferdekr�fte).

Handel und Verkehr.

Der Handel von B. ist vorzugsweise innerer und Durchfuhrhandel. Als Hauptpl�tze desselben sind zu nennen: N�rnberg, M�nchen, F�rth, Augsburg, Ludwigshafen, sodann W�rzburg, Hof, Bamberg, Kempten, Regensburg, Lindau, Passau, Schweinfurt, Kitzingen, Kaiserslautern. Es gab 1895 im Handelsgewerbe 72,061 Haupt- und 20,992 Nebenbetriebe (zusammen = 20 Proz. aller gewerblichen Betriebe). In erstern waren 128,771 Personen (davon 52,560 weibliche) besch�ftigt. Von den Hauptbetrieben wurden 30,529 mit Gehilfen, die �brigen allein betrieben. F�r Getreidehandel sind M�nchen und Lindau Hauptpl�tze, f�r Hopfenhandel N�rnberg; den bedeutendsten Wollmarkt hat Augsburg. Nicht unbedeutend sind die B�rsen in M�nchen und Augsburg. Zur Ausfuhr kommen vorzugsweise Getreide, Kartoffeln, Hopfen, Gem�se und S�mereien, Bier, Wein, Farbwaren, Baumwollenwaren, Glas, Spiegel, Eisenwaren, N�rnberger und F�rther Galanterie- und Kurzwaren, Steinwaren, Lithographiesteine. Bei der Einfuhr stehen voran: Kakao, Kaffee, Tabak, Tee, S�dfr�chte, �le, Farbstoffe, Baumwolle, Seide, Seidenstoffe, Eisenwaren. Dem Handel dient neben einem ansehnlichen Bahn- und Stra�ennetz der nicht unbedeutende Schiffahrtsverkehr auf der Donau, dem Main und Rhein. Auf dem Main sind 1900 durchgegangen bei Aschaffenburg 2680 Schiffe mit 215,800 Ton. G�tern zu Tal, 2820 Schiffe mit 17,100 T. zu Berg. Auch W�rzburg und Schweinfurt haben einen bedeutenden Schiffs- und G�terverkehr. Seit 1898 ist auf der Strecke von Aschaffenburg bis Kitzingen die Kettenschleppschiffahrt eingerichtet. An der Donau sind die wichtigsten Hafenpl�tze Neuulm, G�nzburg, Donauw�rth, Neuburg a. D., Ingolstadt, Regensburg und Passau. Von Regensburg ab wird von der �sterreichischen Donaudampfschiffahrtsgesellschaft die Dampfschiffahrt betrieben; der Schiffahrtsverkehr beginnt in Neuulm. Sehr bedeutend ist der Schiffsverkehr bei Passau. 1900 stellte sich der Durchgangsverkehr zu Berg auf 229 Personendampfschiffe, 503 Schlepper und 1067 G�terschiffe mit 265,400 T. G�tern, worunter 141,526 T. Getreide, 27,511 T. Mehl, 71,892 T. Holz etc.; zu Tal auf 225 Personendampfschiffe, 513 Schlepper und 990 G�terschiffe mit 30,900 T. G�tern. Auch auf dem Ludwigskanal (s. d.) ist die Schiffahrt nicht unbetr�chtlich. Auf dem Rhein sind 1900 in Ludwigshafen angekommen zu Berg 6719 Dampf- und Segelschiffe (hiervon 1036 niederl�ndische und 24 belgische) mit 1,453,630 T. (305,661 T. Getreide, 671,619 T. Steinkohle etc.), abgegangen zu Tal 6566 Schiffe mit 262,678 T. Trotz der Konkurrenz der Eisenbahnen ist die Fl��erei auf dem Main, dann auf der Donau und deren Nebenfl�ssen, insbes. Lech, Isar und Inn, noch immer bedeutend. M�nchen ist n�chst Mannheim der bedeutendste Holzmarkt S�ddeutschlands. Die Dampfschifffahrt auf dem Bodensee wird vom Staat in eigner Regie betrieben. Im J. 1900 wurden 238,530 Personen, 222,365 T. G�ter und 2144 Tiere bef�rdert.

Die Eisenbahnen werden im diesseitigen B. zum �berwiegenden Teil vom Staat, in der Rheinpfalz von Privaten betrieben. Im diesseitigen B. bestehen 215 km Privatbahnen, darunter 131 km von der Lokalbahn-Aktiengesellschaft erbaut. Die Ludwigsbahn zwischen N�rnberg und F�rth wurde als die erste Lokomotiveisenbahn in Deutschland 1835 erbaut. Die bayrischen Staatsbahnen stehen unter der Generaldirektion in M�nchen und werden in zehn Betriebsdirektionsbezirken verwaltet. Hauptknotenpunkte des Verkehrs sind M�nchen, Augsburg, Rosenheim, dann N�rnberg und Weiden. Der Wagenpark der bayrischen Staatsbahnen umfa�t 1705 Lokomotiven, 4380 Personenwagen, endlich 25,764 Pack- und G�terwagen mit 300,174 T. Ladegewicht. Ausschlie�lich der an andre Eisenbahnverwaltungen verpachteten 100 km und zuz�glich der gepachteten 19 km stehen 5784,79 km Bahnen im Staatsbetrieb; hiervon geh�ren 1783 km zu Bahnen von untergeordneter Bedeutung. Zweigleisig sind (1900) 1856 km = 31,6 Proz. der Gesamtl�nge. Die Baukosten der s�mtlichen Staatseisenbahnen beliefen sich Ende 1900 auf 1332 Mill. Mk. 1900 wurden auf ihnen 45,248,335 Personen und an G�tern 17,9 Mill. T. bef�rdert. Die Privatbahnen im diesseitigen B. bef�rderten 1899: 5,460,086 Personen und 550,355 T. G�ter. Die Pf�lzer Bahnen (Privatbahnen) hatten Ende 1900 eine Gesamtl�nge von 760 km; auf ihnen wurden 11,762,263 Personen, 6,736,674 T. G�ter, 2,079,790 T. Kohlen und 474,049 St�ck Vieh bef�rdert. Telegraphenanstalten gab es 1900 (mit Ausschlu� der im Ausland gelegenen sechs bayrischen Stationen) im ganzen 2765. Die L�nge s�mtlicher Telegraphenlinien betrug Ende 1900: 16,371 km mit 64,233 km Drahtleitungen. Fernsprechanlagen[501] bestanden 1900 in 151 St�dten mit 29,488 Sprechstellen. Die wichtigsten Fernlinien sind M�nchen-Berlin, M�nchen-Frankfurt, M�nchen-Stuttgart und N�rnberg-Frankfurt. Die Gesamtzahl der bef�rderten Telegramme betrug 1900: 4,702,901, jene der telephonischen Gespr�che im Ortsverkehr 31 Mill. und auf den Fernverbindungsanlagen 5,5 Mill. Die Posten bef�rderten 1900: 1,151,827 Personen. Die Reineinnahme aus dem Briefpost-, Fahrpost- und Zeitungsverkehr betrug 27,7 Mill. Mk. Bef�rdert wurden im Briefpostverkehr 337 Mill. Sendungen, und zwar 205 Mill. Briefe, 62 Mill. Postkarten, 70 Mill. Drucksachen, 3 Mill. Warenproben; im Fahrpostverkehr 24,8 Mill. St�ck mit einem Gesamtwert von 2125 Mill. Mk. Im Postanweisungsverkehr wurden 1900: 12,282,000 Anweisungen mit 758 Mill. Mk. einbezahlt, an Zeitungen wurden 240 Mill. Nummern bef�rdert. Vgl. Brunner, Das Postwesen in B. in seiner geschichtlichen Entwickelung (M�nch. 1900).

Anstalten zur F�rderung des Handels sind die Reichsbankhauptstelle in M�nchen, die Reichsbankstellen in Augsburg, N�rnberg und W�rzburg und 26 Nebenstellen; in M�nchen die Bayrische Hypotheken- und Wechselbank, die Bayrische Vereinsbank, die Bayrische Handelsbank, die Bayrische Notenbank, die von den bayrischen Banken allein Noten ausgibt (vgl. Banken, S. 342 f.), die S�ddeutsche Bodenkreditbank und die Bayrische Bank; in N�rnberg die k�nigliche Bank (mit einer Hauptbank und 16 Filialen) und die Vereinsbank; ferner die Pf�lzische Hypothekenbank und die Pf�lzische Bank. F�r jeden Regierungsbezirk besteht eine Handels- und Gewerbekammer, die allj�hrlich einen Bericht an das Ministerium des Innern vorzulegen hat. Daneben k�nnen f�r Orte oder Bezirke mit erheblichem gewerblichen Verkehr Bezirksgremien (1900: 57) gebildet werden. F�r den Unterricht in Handelsgegenst�nden bestehen an 14 Realschulen sowie an der k�nigl. Industrieschule in M�nchen Handelsabteilungen; au�erdem gibt es 4 �ffentliche und 12 private Handelsschulen. Insgesamt dienten dem kaufm�nnischen Unterricht im J. 1900: 50 Fortbildungsschulen mit 5699 Sch�lern, worunter 798 weibliche. Seit 1. Jan. 1876 besteht in B. die deutsche Reichsw�hrung. Die alten bayrischen Ma�e und Gewichte (n�heres s. »Fu�, Elle, Pfund« etc.) sind bereits 1872 dem metrischen System gewichen.

Sparkassen, Stiftungen, Versicherungswesen.

Die Statistik der Sparkassen ergibt f�r B. 1898: 337 �ffentliche Sparkassen mit einem Stand an Spareinlagen von 296 Mill. Mk. (1869 noch 50 Mill., 1888: 160 Mill. Mk.). Die Zahl der Einleger betrug 780,366, so da� auf 1000 Einw. 130 Einleger entfallen. Verh�ltnism��ig am meisten bestehen Sparkassen in der Pfalz und in Oberfranken, am wenigsten in Oberbayern. (Vgl. Schachner, Das bayrische Sparkassenwesen, Leipz. 1899.) Die Zahl der �ffentlichen Stiftungen belief sich 1899 auf 19,360, die zusammen ein rentierendes Verm�gen von fast 530 Mill. Mk. besitzen. Davon kommen dem Stiftungszweck nach 230,4 Mill. auf Wohlt�tigkeit, 180,2 Mill. auf Kultus (darunter stammen 158,8 Mill. von Katholiken), 69,8 Mill. auf Unterricht und der Rest auf gemeindliche und sonstige Zwecke. Von Versicherungsanstalten bestanden 1899 unter staatlicher Leitung eine Brandversicherungsanstalt, eine Hagelversicherungsanstalt und eine Landes-Viehversicherungsanstalt; au�erdem waren 7 private Viehversicherungs-, 48 Lebens-, 34 Renten- und 75 sonstige Versicherungsgesellschaften in B. zugelassen. Die Gesamtversicherungssumme (ohne Vieh- und Rentenversicherung) betr�gt in B. (1899) 13,605 Mill. Mk., davon 5,5 Milliarden auf die Immobiliar-, 4 Milliarden auf die Mobiliarbrandversicherung. Die Gemeindekrankenversicherung ist in B. die vorherrschende und umfa�t von insgesamt (1899) 4543 Krankenkassen allein 3874; au�erdem bestehen 569 Betriebs-, 61 Orts-, 3 Bau- und 13 Innungskassen; dazu 23 Hilfskassen. Die Krankenversicherung umfa�t (1899) 853,895 Versicherte; auf 1000 Einw. treffen 141 Versicherte, und zwar bei den M�nnern 205, bei den Frauen 79; die Einnahmen betrugen 15,2 Mill., die Ausgaben 14,2 Mill. F�r die reichsgesetzliche Unfallversicherung besteht in B. ein Landesversicherungsamt mit dem Sitz in M�nchen, dem die �ber B. nicht hinausgreifenden Berufsgenossenschaften, dann die am Sitz der Kreisregierungen befindlichen Ausf�hrungsbeh�rden und die Schiedsgerichte unterstellt sind. F�r die Invalidenversicherung bestehen 9 Versicherungsanstalten mit je einem Schiedsgericht f�r die einzelnen Kreise und f�r die Arbeiterpensionskasse der Staatseisenbahnverwaltung. Die Einnahmen s�mtlicher Versicherungsanstalten betrugen 1899: 14 Mill. Mk., hiervon an Beitr�gen 10,5 Mill. Mt.; die Ausgaben 12,8 Mill. Mk., davon f�r Invalidenrenten 2,7, f�r Altersrenten 1,4 Mill. Mk.

Staatsverfassung und Verwaltung.

B. geh�rt nach dem Versailler Vertrag vom 23. Non. 1870 und der Reichsverfassung vom 16. April 1871 zum Deutschen Reich. Es hat jedoch verschiedene Sonderrechte; insbes. erstreckt sich die Reichsgesetzgebung �ber die Heimats- und Niederlassungsverh�ltnisse, �ber Immobiliarversicherungswesen und Bierbesteuerung nicht auf B.; B. hat eine eigne Heeresverwaltung unter der Milit�rhoheit des K�nigs, einen bayrischen Senat bei dem Reichsmilit�rgericht in Berlin (f�r die diesem zugewiesenen Entscheidungen bayrischer Milit�rgerichte); es verwaltet sein P oft- und Telegraphenwesen selbst�ndig; die in der Verfassung den �brigen Bundesstaaten auferlegten Verpflichtungen hinsichtlich des Eisenbahnwesens gelten in der Hauptsache f�r B. nicht. Es ist im deutschen Bundesrat mit 6 Stimmen vertreten und entsendet 48 Abgeordnete in den Reichstag (vgl. Karte »Reichstagswahlen«).

Die bayrische Verfassung gr�ndet sich im wesentlichen auf die Verfassungsurkunde vom 26. Mai 1818. Hiernach ist B. eine konstitutionelle Monarchie. Die Krone ist erblich im Mannesstamm des Hauses Wittelsbach nach dem Rechle der Erstgeburt und der agnatischen Linearerbfolge. Das bayrische K�nigshaus ist katholisch. Die weiblichen Nachkommen sind ausgeschlossen, solange noch ein Agnat aus ebenb�rtiger, mit Bewilligung des K�nigs geschlossener Ehe oder ein durch Erbverbr�derung zur Thronfolge berechtigter Prinz vorhanden ist. Beim Erl�schen des Mannesstammes und bei Mangel einer Erbverbr�derung mit einem andern deutschen F�rstenhaus geht die Thronfolge nach der f�r den Mannesstamm festgesetzten Ordnung auf die weibliche Nachkommenschaft �ber, in der wieder das m�nnliche Geschlecht vor dem weiblichen den Vorzug hat. Bei Minderj�hrigkeit oder dauernder Regierungsunf�higkeit des K�nigs tritt Regentschaft ein, regelm��ig durch den n�chsten regierungsf�higen Agnaten. Eine solche (Prinz-Regent Luitpold) besteht seit 10. Juni 1886 f�r K�nig Ludwig II., seit 14. gleichen Monats f�r den jetzigen K�nig Otto I.

Der Landtag besteht aus den zwei Kammern der Reichsr�te und der Abgeordneten. Die Kammer der [502] Reichsr�te ist zusammengesetzt aus den vollj�hrigen Prinzen des k�niglichen Hauses, den Kronbeamten, den beiden Erzbisch�fen, den H�uptern der ehemals reichsst�ndischen f�rstlichen und gr�flichen Familien, einem vom K�nig auf Lebenszeit ernannten Bischof, dem Pr�sidenten des protestantischen Oberkonsistoriums und den vom K�nig erblich oder lebensl�nglich besonders ernannten Reichsr�ten, von denen die letztern den dritten Teil der erblichen und den erblichen gleichgeachteten Mitglieder (Gesetz vom 9. M�rz 1828) nicht �bersteigen d�rfen. Die Kammer der Abgeordneten setzt sich nach dem Wahlgesetz vom 4. Juni 1848 und 21. M�rz 1881 aus 159 Mitgliedern zusammen, die unterbleibender Zugrundelegung der Volksz�hlung vom 1. Dez. 1875 im Verh�ltnis von einem Abgeordneten zu 31,500 Seelen gew�hlt werden. Die Wahlperiode ist sechsj�hrig, die Wahl eine mittelbare durch aus Urwahlen hervorgegangene Wahlm�nner. F�r die Urwahlen bestehen st�ndige W�hlerlisten, die halbj�hrig durchgesehen werden. Wahlberechtigt als Urw�hler ist jeder vollj�hrige m�nnliche bayrische Staatsangeh�rige, der dem Staate seit mindestens 6 Monaten eine direkte Steuer entrichtet, den Verfassungseid geschworen hat und keinem gesetzlichen Ausschlie�ungsgrund unterliegt. Zur W�hlbarkeit ist f�r die Wahlm�nner das 25., f�r die Abgeordneten das 30. Lebensjahr erforderlich. Der Landtag mu� wenigstens alle 3 Jahre berufen werden; da aber die Finanzperioden nach dem Gesetz vom 10. Juli 1865 zweij�hrig sind, so geschieht es mindestens alle 2 Jahre. Der erste Pr�sident der Kammer der Reichsr�te wird vom K�nig f�r die Sitzungsperiode ernannt; der zweite Pr�sident der Ersten und beide Pr�sidenten der Zweiten Kammer werden gew�hlt. Ohne Zustimmung des Landtags kann kein Gesetz, das die Freiheit der Personen oder das Eigentum der Staatsangeh�rigen betrifft, erlassen, abge�ndert, authentisch erkl�rt oder aufgehoben werden. Die direkten Steuern werden vom Landtag f�r die Finanzperiode bewilligt. Zur Eingehung neuer Staatsschulden, die eine Mehrbelastung des Staates an Kapital oder Zinsen zur Folge haben, ist Zustimmung des Landtags n�tig. Das Initiativrecht in Bezug auf Verfassungs�nderung ist dem Landtag durch Gesetz vom 4. Juni 1848 nur bez�glich bestimmt bezeichneter Teile der Verfassungsurkunde einger�umt. Bei Verfassungs�nderungen ist zu einem g�ltigen Beschlu� die Anwesenheit von drei Vierteln der Mitglieder in jeder Kammer und eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen erforderlich. Der Landtag hat das Recht der Petition, der Information, der Verfassungsbeschwerde und der Ministeranklage. Die Stellung der Minister und die Anklage sind durch Gesetze vom 4. Juni 1848 und 30. M�rz 1850 (mit Artikel 72 des Ausf�hrungsgesetzes zur Strafproze�ordnung vom 18. Aug. 1879) geregelt.

[Verwaltung.]Dem K�nig steht der Staatsrat als beratendes Organ zur Seite; er besteht, unter der unmittelbaren Leitung des K�nigs, aus dem vollj�hrigen Kronprinzen, aus andern vom K�nig berufenen k�niglichen Prinzen, aus den Ministern und aus einer mindestens der Zahl der Minister gleichkommenden Anzahl von h�hern Staatsbeamten und Milit�rs oder sonst vorz�glich w�rdigen Personen, die der K�nig zu Staatsr�ten ernennt. Die obersten vollziehenden Stellen sind die Staatsministerien des k�niglichen Hauses und des �u�ern, der Justiz, des Innern, des Innern f�r Kirchen- und Schulangelegenheiten, der Finanzen und das Kriegsministerium. Im Ministerium des Innern besteht eine besondere Abteilung f�r Landwirtschaft, Gewerbe und Handel. Unmittelbar unter den einschl�gigen Ministerien stehen die Zentralstellen f�r einige Verwaltungszweige, n�mlich unter dem Ministerium des k�niglichen Hauses und des �u�ern, zu dem das Geheime Hausarchiv und das Geheime Staatsarchiv geh�ren, die Generaldirektion der Eisenbahnen und die Direktion der Posten; unter dem Staatsministerium der Justiz das oberste Landesgericht; unter dem Staatsministerium des Innern die oberste Baubeh�rde, das Statistische Bureau, die Normaleichungskommission, der Verwaltungsgerichtshof, das allgemeine Reichsarchiv, das Oberbergamt, die Landesgest�tsverwaltung u. a. und unter dem Staatsministerium des Innern f�r Kirchen- und Schulangelegenheiten, bei dem ein oberster Schulrat besteht, das protestantische Oberkonsistorium sowie s�mtliche unter direkter Aussicht dieses Ministeriums stehende Anstalten f�r Wissenschaft, Kunst und Unterricht (Akademien, Universit�ten, technische Hochschule etc.); unter dem Staatsministerium der Finanzen der oberste Rechnungshof und die Rechnungskammer, das Hauptm�nzamt, das Katasterbureau, die Generaldirektion der Z�lle und indirekten Steuern, die General-Bergwerks- und Salinenadministration, die k�nigliche Bank in N�rnberg etc.; unter dem Kriegsministerium der Generalstab der Armee mit dem topographischen Bureau, die Remonteinspektion, die Milit�rbildungsanstalten etc. In jedem der acht Regierungsbezirke befindet sich eine Kreisregierung, in die zwei Kammern des Innern und der Finanzen (mit Forstabteilung) geteilt, anderen Spitze ein Regierungspr�sident steht. Den Kreisregierungen sind unterstellt die Bezirks�mter, die unmittelbaren Magistrate, die Rent- und die Forst�mter, die Bau�mter sowie s�mtliche Anstalten f�r Gesundheit, Unterricht, Wohlt�tigkeit und Sicherheit.

Die Gemeinden sind �ffentliche K�rperschaften mit dem Rechte der Selbstverwaltung. Sie stehen unter Staatsaufsicht. Diese wird in erster Instanz von den Bezirks�mtern, in zweiter und bei unmittelbaren St�dten in erster Instanz von den Kreisregierungen unter oberster Leitung des Staatsministeriums des Innern ausge�bt. Ma�gebend sind die Gemeindeordnungen vom 29. April 1869 f�r die Landesteile rechts des Rheins und f�r die Pfalz. Die Gemeinden rechts des Rheins haben st�dtische oder Landgemeindeverfassung; in der Pfalz besteht nur eine Form der Gemeindeverfassung. In den St�dten und M�rkten mit st�dtischer Verfassung werden die Gemeindeangelegenheiten durch den Magistrat als Verwaltungsbeh�rde und durch die Gemeindebevollm�chtigten als Gemeindevertretung besorgt. Der Magistrat besteht aus einem B�rgermeister (in gr��ern Gemeinden zwei oder drei), aus einem oder mehreren rechtskundigen R�ten, den b�rgerlichen Magistratsr�ten und endlich aus sachverst�ndigen R�ten f�r einzelne Verwaltungszweige. Die rechtskundigen B�rgermeister und R�te werden nach 3 Jahren definitiv, sofern durch Dienstvertrag nicht eine andre Bestimmung getroffen wird, die nicht rechtskundigen B�rgermeister und Magistratsr�te werden auf 6 Jahre gew�hlt. Die Gemeindebevollm�chtigten werden auf 9 Jahre gew�hlt. In den Landgemeinden wird die Gemeindeverwaltung durch den Gemeindeausschu� besorgt; Vorstand desselben ist der B�rgermeister, Mitglieder des Ausschusses sind au�er dem B�rgermeister ein Beigeordneter, 4–24 Gemeindebevollm�chtigte, je nach der Gr��e der Gemeinde; die Mitglieder werden auf 6 Jahre[503] gew�hlt. In der Pfalz ist der gesetzliche Vertreter der Gemeinde der Gemeinderat, dessen Vollzugsorgan der B�rgermeister. Mitglieder des Gemeinderats sind der B�rgermeister, 1 oder 2 Adjunkten, 6–24 Gemeinder�te, je nach der Gr��e der Gemeinden. S�mtliche Mitglieder werden auf 5 Jahre gew�hlt. In allen Regierungsbezirken gibt es nach dem Gesetz vom 28. Mai 1852 auch Distriktsgemeinden. Ein Amtsbezirk kann eine Distriktsgemeinde bilden oder mehrere umfassen. Die Distriktsgemeinden haben haupts�chlich die Bestimmung, gewissen von einzelnen Gemeinden gar nicht oder schwer zu befriedigenden Bed�rfnissen mit gemeinsamen Kr�ften abzuhelfen. Ihr Organ ist der auf 3 Jahre gew�hlte, j�hrlich wenigstens einmal zusammentretende Distriktsrat, der aus seinen Mitgliedern einen Ausschu� zur Leitung der laufenden Gesch�fte w�hlt. Jeder Regierungsbezirk bildet eine Kreisgemeinde. Deren Vertretungsorgan gegen�ber dem K�nig ist der Landrat (zusammengesetzt aus Abgeordneten der Distriktsgemeinden, der St�dte, der h�chstbesteuerten Grundbesitzer, Vertretern der selbst�ndigen Pfarrer und event. der im Kreis befindlichen Universit�t), dessen Hauptaufgabe in der Mitwirkung bei Feststellung des Kreisbudgets besteht. Der Landrat, der auf 6 Jahre gew�hlt wird, ist alle Jahre einmal zu berufen und w�hlt von 3 zu 3 Jahren aus seiner Mitte einen Ausschu�, der zusammentritt, wenn es die Kreisregierung f�r notwendig erachtet oder mindestens drei Ausschu�mitglieder darauf antragen.

Armenwesen. Das Reichsgesetz �ber den Unterst�tzungswohnsitz gilt f�r B. nicht; die fr�here Heimatsgesetzgebung ist in Kraft geblieben. Es gelten die Gesetze �ber Heimat, Verehelichung und Aufenthalt vom 16. Aprit 1868 und das Gesetz �ber die �ffentlichen Armen- und Krankenpflege vom 29. April 1869, beide Gesetze in der Fassung vom 30. Juli 1899. Die Armenpflege ist Sache der Orts-, Distrikts- und Kreisgemeinden.

Die Rechtspflege beruht auf dem Gerichtsverfassungsgesetz vom 27. Jan. 1877 und dem Ausf�hrungsgesetz hierzu vom 23. Febr. 1879. Es bestehen hiernach ein oberstes Landesgericht in M�nchen, 5 Oberlandesgerichte in M�nchen, Zweibr�cken, Bamberg, N�rnberg und Augsburg, 28 Landgerichte und 270 Amtsgerichte (s. Textbeilage »Gerichtsorganisation« bei Art. »Gericht«). Das in B. geltende Zivilrecht war fr�her ein sehr mannigfaltiges, seit 1. Jan. 1900 ist f�r b�rgerliches Recht das B�rgerliche Gesetzbuch, f�r das Notariat das bayrische Notariatsgesetz vom 9. Juni 1899 ma�gebend, das Hypothekenwesen beruht bis zur v�lligen Durchf�hrung der Anlegung des Grundbuches noch auf dem bayrischen Hypothekengesetz vom 1. Juni 1822. Die Verwaltungsrechtspflege wird in letzter Instanz von dem Verwaltungsgerichtshof in M�nchen, in den untern Instanzen von den Verwaltungsbeh�rden (Distriktsverwaltungsbeh�rden, Kreisregierungen) nach Ma�gabe des hier�ber erlassenen Gesetzes vom 8. Aug. 1878 ge�bt. Zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbeh�rden oder dem Verwaltungsgerichtshof besteht nach dem Gesetz vom 18. Aug. 1879 ein Gerichtshof f�r Kompetenzkonflikte.

[Finanzen.] Die Finanzen Bayerns sind in wohlgeordnetem Zustand. Nach dem Finanzgesetzentwurf f�r 1902/1903 belaufen sich die Einnahmen im Jahr auf 464,096,022 Mk., wovon jedoch 216,923,878 Mk. Ausgaben auf die Erhebung, Verwaltung und den Betrieb abgehen, mithin netto auf 247,172,114 Mk. Unter den Einnahmen liefern

Tabelle

Die Ausgaben sind ebenso hoch veranschlagt wie die Einnahmen; Hauptpositionen derselben sind:

Tabelle

Der Milit�retat, d. h. der im Reichsbudget ausgeworfene Betrag f�r das bayrische Milit�rkontingent, betr�gt f�r 1901/1902: 77,882,231 Mk. (dieser Betrag ist in obigen Zahlen des Etats nicht mit inbegriffen) Die Staatsschuld Bayerns umfa�t die allgemeine Staatsschuld (1900: 202 Mill. Mk.), die Eisenbahnschuld (1160,4 Mill. Mk.), die Grundrentenschuld (134,4 Mill. Mk.) und die Landeskulturrentenschuld (5,1 Mill. Mk.), so da� die Gesamtstaatsschuld sich 1900 auf 1502,1 Mill. Mk. belief.

�ber den Haushalt der politischen Gemeinden wird in B. allj�hrlich Erhebung gepflogen. Ihr Gesamtverm�gen betrug 1898: 855,6 Mill. Mk., hiervon waren 666,1 Mill. Mk. in rentierender Weise angelegt. Der Grundbesitz repr�sentierte einen Wert von 165,9 Mill. Mk. an Waldungen, von 186,5 Mill. Mk. an sonstigen Grundst�cken und von 240,9 Mill. Mk. an Geb�uden. Die Schulden der Gemeinden sind seit 1837–98 von 24 auf 333,2 Mill. Mk. gestiegen, wovon 264 Mill. auf die unmittelbaren St�dte und 69,2 Mill. auf die Landgemeinden entfallen. An Gemeinde-Umlagen wurden 1898 erhoben 33,3 (1878: 17) Mill. Mk.; in der Rheinpfalz sind diese erheblich h�her als im diesseitigen B. Von 8018 Gemeinden sind 526 umlagenfrei, 22 Proz. der Gemeinden erheben Umlagen bis zur H�lfte, 43 Proz. bis zum ganzen Betrage der Staatssteuer, 31 Proz. bis zum zweieinhalbfachen Betrag des Staatssteuersolls; 4 Proz. zahlen mehr als 250 Proz. des letztern. Die h�chsten Umlagen werden nicht in St�dten, sondern in Landgemeinden kleinsten Umfanges erhoben.

Heer, Wappen, Orden.

Das bayrische Heer bildet einen selbst�ndigen Bestandteil des deutschen Reichsheeres mit eigner Verwaltung unter der Milit�rhoheit des K�nigs von B., im Kriegsfall jedoch unter dem Oberbefehl des deutschen Kaisers und z�hlt zur IV. deutschen Armeeinspektion. B. tr�gt die Kosten und Lasten seines Kriegswesens sowie den Unterhalt der auf seinem Gebiet gelegenen festen Pl�tze und Fortifikationen allein; es ist jedoch verpflichtet, verh�ltnism��ig dieselbe Summe wie die �brigen deutschen Staaten f�r sein Kriegswesen aufzuwenden. Die Ausstellung des Spezialetats steht B. zu. In Bezug auf Wehrpflicht, Dienstzeit, Organisation, Formation etc. gelten im wesentlichen die f�r das deutsche Reichsheer bestehenden Normen. Allgemeine Wehrpflicht war bereits 1868 eingef�hrt. Das bayrische Heer besteht aus 3 Armeekorps (mit 6 Divisionen) unter den Generalkommandos M�nchen, W�rzburg u. N�rnberg, umfa�t 24 Infanterieregimenter, 2 J�gerbataillone, 10 Kavallerieregimenter, 2 Eskadrons J�ger zu Pferd, 12 Feld-[504] und 2 Fu�artillerieregim., die Maschinengewehrabteilung, das Ingenieurkorps mit 3 Pionierbat., ein Eisenbahnbat., eine Telegraphenkompagnie, 3 Trainbat., die Luftschifferabteilung. Dem Kriegsministerium sind unterstellt: die Generalinspektion der Armee, die Inspektionen von Truppen und Beh�rden, das Sanit�ts- und Gerichtswesen, die Intendantur der milit�rischen Institute, das Gendarmeriekorps (2682 Mann) und der Generalstab mit dem topographischen Bureau, Kriegsarchiv, Armeebibliothek, Armeemuseum, die Korpsgeneralst�be etc. B. ist in 22 Landwehrbezirke eingeteilt. Die Friedensst�rke (ohne Beamte und �rzte etc.) betr�gt gegenw�rtig etwa 60,000 Mann und 10,000 Dienstpferde. Hiervon sind 2 Infanterie-, 2 Kavallerieregimenter und 2 Fu�artilleriebataillone in Elsa�-Lothringen (Metz) stationiert. Dazu kommt »die Leibgarde der Hartschiere« (90 Mann). Milit�rbildungsanstalten sind: die Kriegsakademie, die Artillerie- und Ingenieurschule, die Kriegsschule und das Kadettenkorps (1756 gegr�ndet), s�mtlich in M�nchen. Ferner die Milit�rschie�schule in Augsburg, die Unteroffizierschule und Vorschule in F�rstenfeldbruck, die Equitationsanstalt in M�nchen. Die Gewehrfabrik Amberg und die technischen Institute der Artillerie sind der Inspektion der Fu�artillerie unterstellt. Landesfestungen sind Ingolstadt und Germersheim. Neuulm geh�rt zum Rayon der Reichsfestung Ulm.

Das bayrische Wappen besteht aus einem quadrierten Schild mit einem Herzschild, der von Silber und Blau geweckt ist (Bayern). Oben rechls erscheint im schwarzen Feld ein goldener, rotgekr�nter und bewehrter, doppelt geschw�nzter L�we (wegen der Pfalzgrafschaft bei Rhein); oben links ist das Feld durch einen Spitzenschnitt von Rot �ber Silber geteilt (Herzogtum Franken). Unten rechts folgt ein von Silber und Rot f�nfmal schr�g links geteiltes Feld mit einem dar�ber gelegten goldenen Pfahl (Markgrafschaft Burgau). Im vierten Feld erscheint in Silber ein gekr�nter blauer L�we (Grafschaft Veldenz). Auf dem Schilde ruht die bayrische K�nigskrone, die Spangen nicht mit Perlen, sondern mit Edelsteinen besetzt. Als Schildhalter dienen naturfarbene, doppelt geschw�nzte, r�ckw�rts sehende, mit K�nigskronen gekr�nte L�wen. Das Ganze umgibt ein mit Hermelin gef�tterter, purpurner, mit Gold gestickter und gekr�nter Baldachin (s. die Tafeln »Wappen 1« und »Heraldik«, Fig. 12). Die Landesfarben sind Wei� und Blau.

B. hat folgende Or den und Ehrenzeichen: als Hausorden den St. Hubertusorden (1441 gestiftet) und den St. Georgsorden (aus den Zeiten der Kreuzz�ge, 1729 erneuert); den Milit�r-Max-Josephsorden (1806 gestiftet) und den Verdienstorden der Bayrischen Krone (1808 gestiftet), beide mit pers�nlichem Adel verbunden; den St. Michaelsorden (1693 gestiftet, 1837 zu einem Verdienstorden umgeschaffen); den Ludwigsorden (1827 gestiftet) f�r 50j�hrige Dienstzeit; den Maximiliansorden (1853 gestiftet) f�r Kunst und Wissenschaft; den Milit�r-Verdienstorden (gestiftet 1866) und das Verdienstkreuz f�r 1870/71 (gestiftet 12. Mai 1871); vgl. die Tafel »Orden I«, Fig. 27,29,31–33. Frauenorden sind: der heil. Elisabeth- (1766) und der Theresienorden (1827 gestiftet); der St. Anna-Orden des Damenstifts zu M�nchen (1784 gestiftet) und W�rzburg (1803 gestiftet). Auch verschiedene Verdienstmedaillen und Ehrenm�nzen werden verteilt (s. Tafel »Verdienstmedaillen I«, Fig. 2,3). Die Landeshaupt- und Residenzstadt ist M�nchen.

[Geagraphisch-statistische Literatur.] »Bavaria, Landes- und Volkskunde des K�nigreichs B.« (M�uch. 1860–68, 5 Bde.); Gr�bel, Statistisches Ortslexikon des K�nigreichs B. (3. Aufl., Ansbach 1896); »Gemeindeverzeichnis« (zuletzt 1902) und »Ortschaftenverzeichnis des K�nigreichs B.« (hrsg. vom k�niglich bayrischen Statistischen Bureau); »Zeitschrift des k�nigl. bayrischen Statistischen Bureaus« (seit 1869); die von diesem ver�ffentlichten »Beitr�ge zur Statistik des K�nigreichs B.« (bisher 63 Bde.), »Statistischer Abri�« und »Statistisches Jahrbuch f�r das K�nigreich B.« (seit 1894); G�mbel, Geologische Beschreibung von B. (Kassel 1892–94); G�tz, Geographisch-historisches Handbuch von B. (M�nch. 1894 bis 1898, 2 Bde.); Seydel, Bayerisches Staatsrecht (2. Aufl., Freiburg i. Br. 1895–96, 4 Bde.); Derselbe, Das Staatsrecht des K�nigreichs B. (2. Aufl., das. 1894); Silbernagl, Verfassung und Verwaltung s�mtlicher Religionsgenossenschaften in B. (4. Aufl., Regensb. 1900); »Beitr�ge zur Landeskunde Bayerns« (M�nch. 1884–85, mit vollst�ndigen Literaturnachweisen); »Beitr�ge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns«, Organ der M�nchener Gesellschaft f�r Anthropologie etc. (das. 1877 ff.); »Ma�regeln auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Verwaltung in B. 1890–1897« (hrsg. vom Ministerium des Innern, 1897); »Die Kunstdenkmale des K�nigreichs B.« (hrsg. von Bezold, Riehl u. a., M�uch. 1896 ff.). Kartenwerke: »Topographischer Atlas (Generalstabskarte) von B.«, 1: 50,000 (1812–92), 100 Bl�tter; »ï¿½bersichtskarte von S�dwestdeutschland« (1: 250,000), 25 Bl�tter; »Positionskarte (Me�tischbl�tter) von B.« (1: 25,000), 901 Bl�tter, s�mtlich herausgegeben vom k�niglich bayrischen topographischen Bureau; »Hypsometrische (H�henschichten-) Karte von B.« (1: 250,000), 25 Bl�tter; die betreffenden (80) Bl�tter der seit 1878 erscheinenden »Topographischen Karte des Deutschen Reiches« (l: 100,000); G�mbel, Geologische �bersichtskarte von B. (Kassel 1896).

Geschichte.

(Hierzu die »Geschichtskarten von Bayern«.)

Bayern bis zur Herrschaft der Wittelsbacher.

Die fr�heste geschichtlich nachweisbare Bev�lkerung des Landes bildeten die keltischen Vindelizier; sie wohnten zwischen Bodensee und Inn, Alpen und Donau; ihre St�dte waren Brigantium (Bregenz), Campodunum (Kempten), Bojodurum (die Innstadt von Passau), Sorbiodurum (Straubing) u. a. Sie wurden 15 v. Chr. von den R�mern unterworfen, welche die Kolonien Augusta Vindelicorum (Augsburg), Regina Castra (Regensburg) und Castra Batava (Passau) gr�ndeten. Das Land wurde mit dem der R�tier zur Provinz R�tia gemacht und hie� im 4. und 5. Jahrh. Raetia secunda. R�mische Kultur und Sprache wurden heimisch. W�hrend der sogen. V�lkerwanderung besetzten die germanischen Markomannen und Quaden, die von ihrem bisherigen Wohnsitz, dem alten Bojerland Boihaemum (B�hmen), den Namen Bajovarii oder Baiwaren angenommen hatten, Noricum und R�tien, w�hrend der Teil westlich vom Lech in die Gewalt der Alemannen geriet; die Baiwaren wohnten vom Fichtelgebirge bis an die Hochalpen, vom Lech bis nach K�rnten und Steiermark und standen unter Herz�gen (oder K�nigen), die bald von dem fr�nkischen Reich abh�ngig wurden. Als einer der ersten Herz�ge erscheint Garibald I. aus dem Geschlechte der Agilolfinger (s. d.), der im Bunde mit dem Langobardenk�nig Authari sich vergeblich von der Oberherrschaft der Franken zu befreien strebte. Nach Garibalds Tode (590) wurde durch die Franken sein Verwandter Tassilo I. auf den Thron[505] erhoben, der Garibalds Sohn Grimoald vertrieb, aber auf einem Zuge gegen die Avaren zu Grunde ging. Unter Garibald II., Theodo I. und Theodo II. wurde durch die M�nche Eustachius und Agilus aus dem burgundischen Kloster Luxeuil, durch den heil. Emmeram und den Bischof Rupert von Worms das Christentum in B. verbreitet; Theodo II. selbst empfing mit seinen S�hnen die Taufe. Dessen Enkel Huibert verlor 728 nach ungl�cklichem Kampfe gegen Karl Martell den n�rdlichen Teil seines Reiches und geriet in gr��ere Abh�ngigkeit von den Franken. Sein Nachfolger Odilo benutzte den Streit zwischen den S�hnen Karls, um sich frei zu machen, wurde aber 743 auf dem Lechfeld geschlagen und gefangen; f�r seine Freigebung (741) mu�te er das Land n�rdlich der Donau abtreten, das als Nordgau dem Frankenreich einverleibt wurde; unter ihm gr�ndete Bonifacius 739 die Bist�mer Passau, Freising, Salzburg und Regensburg. Odilos sechsj�hriger Sohn, Tassilo III. (s. d., 748–788), stand anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter, der fr�nkischen Prinzessin Chiltrudis; selbst�ndig geworden, verm�hlt mit Liutgard, Tochter des Langobardenk�nigs Desiderius, suchte er die fr�nkische Oberhoheit abzusch�tteln: er leistete dem Frankenk�nig keine Heeresfolge, besuchte die Maifelder nicht und erlie� in eignem Namen Gesetze. Als er sich aber mit seinem Schwager, dem Langobarden Adalgis, und dem ostr�mischen Hofe sowie mit den Avaren im Bunde gegen Karl d. Gr. emp�rte, mu�te er, besiegt, 787 in Worms sein Herzogtum von neuem zu Lehen nehmen und Geiseln stellen. Da er sich wiederum emp�rte, ward er 788 von einem Reichsgericht zu Ingelheim zum Tode verurteilt, aber begnadigt und in ein Kloster verwiesen. Nachdem er 794 auf dem Reichstage zu Frankfurt a. M. feierlichst auf B. verzichtet hatte, wurde das Land ein Bestandteil des Frankenreichs.

Karl d. Gr. teilte B. in Grafschaften und suchte es v�llig mit dem Frankenreich zu verschmelzen. Dies gelang jedoch nicht, da B. bei den Teilungen unter seinen Nachfolgern wiederholt als besondere Herrschaft an j�ngere S�hne verliehen wurde, so 817 an Ludwig den Teutschen, 863 an dessen Sohn Karlmann. Zudem wurde das Land, besonders die von Karl d. Gr. nach dem Avarenkrieg errichtete Ostmark, durch den Ansturm der Ungarn gef�hrdet. Namentlich unter Ludwig dem Kind verheerten sie B., und 907 erschienen sie mit einer so �berlegenen Macht, da� das bayrische Heer in offener Feldschlacht vernichtet wurde und der Anf�hrer, Markgraf Luitpold von der Ostmark, fiel. Ganz B. �stlich vom Inn ward nun ein Raub der Ungarn. Luitpolds Sohn, Arnulf der B�se, dr�ngte die Ungarn wieder zur�ck und ward 912 von den Bayern als Herzog anerkannt. Er dehnte seine Herrschaft �ber K�rnten, den Nordgau und einen Teil von Ostfranken aus, und K�nig Konrad I. konnte ihn nicht unterwerfen. 921 erkannte zwar Arnulf in Regensburg die Oberhoheit des neuen deutschen K�nigs Heinrich I. an, aber nur, nachdem dieser ihm die herzogliche W�rde best�tigt und das Recht einger�umt hatte, auf eigne Hand Krieg zu f�hren, Recht zu sprechen, M�nzen zu pr�gen und �ber die Bist�mer und Kl�ster zu verf�gen. Nach seinem Tode (937) wurde sein Sohn Eberhard von Otto I., dem er die Huldigung verweigerte, vertrieben und Arnulfs Bruder Berchthold (938–945) als Herzog, aber mit verringerten Befugnissen, eingesetzt. Arnulfs j�ngerer gleichnamiger Sohn erhielt als Pfalzgraf das oberste Gericht und die Verwaltung der k�niglichen Besitzungen und Eink�nfte in B. Nach Berchtholds Tode belehnte Otto I. seinen Bruder Heinrich I., der mit Arnulfs Tochter Judith verm�hlt war, mit dem Herzogtum. Doch bei dem Aufstand Ludolfs und Konrads gegen Otto I. 953 schlossen sich die Bayern der Emp�rung an und wurden erst nach hartn�ckigem Kampf um Regensburg 954 unterworfen. Auf Heinrich I. folgte 955 sein vierj�hriger Sohn, Heinrich II., der Z�nker, unter der Vormundschaft seiner Mutter Judith. Als sich dieser 974 wegen der Verleihung der Ostmark an die Babenberger (s. Babenberg) gegen Otto II. emp�rte, wurden nach seiner Besiegung K�rnten und der Nordgau von B. getrennt, die Pfalzgrafenw�rde erneuert und das verkleinerte B. des Kaisers Neffen Otto von Schwaben verliehen. Nach dessen Tode 982 erhielt B. Berchtholds Sohn Heinrich III., der j�ngere, der bisher K�rnten besessen, das so an B. zur�ckfiel. 985 wurde aber Heinrich der Z�nker in B. als Herzog wieder eingesetzt und erhielt 989 auch K�rnten. Ihm folgte 995 sein Sohn Heinrich I V., w�hrend K�rnten an Otto von Franken kam. Als Heinrich IV. 1002 als Heinrich II. K�nig geworden, verlieh er B. an Heinrich von L�tzelburg, nach dessen Tode 1026 K�nig Konrad II. B. seinem Sohne Heinrich (Heinrich VI.) gab. Dieser belehnte als Kaiser Heinrich III. 1042 Heinrichs V. Neffen, Heinrich VII., und nach dessen Tode 1047 Konrad von Zutphen mit B. Als dieser 1053 ge�chtet wurde, verlieh der Kaiser B. seinem Sohne, der 1056 als Heinrich IV. den Thron bestieg. W�hrend der vormundschaftlichen Regierung der Kaiserin Agnes trat diese B. 1061 an Otto von Nordheim ab, der es 1070 an Welf I. verlor. Damit begann die Herrschaft des welfischen Hauses, das B. bis 1180 besa�. Auf Welf I. folgte 1101 dessen Sohn Welf II., auf diesen 1120 Heinrich IX., der Schwarze, und 1126 dessen Sohn Heinrich X., der Stolze. Da derselbe 1138 von K�nig Konrad III. ge�chtet wurde, erhielt 1139 der Markgraf Leopold von �sterreich und nach dessen Tode (1141) im Frankfurter Frieden 1142 sein Bruder Heinrich XI. Jasomirgott B. Doch gab Kaiser Friedrich I. 1156 dem Welfen Heinrich (XII.), dem L�wen, B. zur�ck, wogegen die Ostmark von B. losgel�st und zu einem selbst�ndigen Herzogtum erhoben wurde. Heinrich der L�we gr�ndete M�nchen, widmete sich aber mehr seinem zweiten Herzogtum Sachsen, und als er 1180 ge�chtet wurde, erhielt auf dem Reichstag zu Regensburg 24. Juni 1180 das Herzogtum B. Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbach aus dem alten bayrischen Geschlechte der Grafen von Scheyern.

Bayern als Herzogtum unter den Wittelsbachern.

Otto I. von Wittelsbach, Stammvater des noch jetzt regierenden Hauses, starb schon 1183, ihm folgte sein unm�ndiger Sohn Ludwig I., der Kelheimer, der 1214 die Rheinpfalz erwarb, aber 1231 ermordet wurde, worauf ihm sein Sohn Otto I I., der Erlauchte, folgte. Vom Papst gebannt, verlor er an Macht dadurch, da� die Bisch�fe sich der Herzogsgewalt entzogen. Nach seinem Tode (1253) wurden Landesteilungen �blich: 1255 teilten sich in das Land Ottos S�hne Ludwig der Strenge, der Oberbayern mit der Pfalz, und Heinrich, der Niederbayern erhielt. Ludwigs des Strengen S�hne Rudolf und Ludwig regierten nach dessen Tod erst gemeinschaftlich, dann teilten sie mich mehrj�hrigem Bruderkrieg 1313 so, da� Rudolf die Pfalz, Ludwig Oberbayern bekam. Ludwig, 1314 zum Kaiser gew�hlt (Ludwig der Bayer 1314–46), schlo� 1329 mit Rudolfs S�hnen Rudolf und Ruprecht[506] einen neuen Erbvergleich zu Pavia ab, wonach diese die Pfalz mit einem Teil des Nordgaues, daher Oberpfalz genannt, erhalten, die Kurw�rde unter beiden Linien abwechseln, im Falle des Erl�schens der einen Linie die andre erben und kein F�rst von den Besitzungen des Hauses etwas ver�u�ern sollte. Durch den Tod des Herzogs Johannvon Niederbayern (1340), des Urenkels des Stifters dieser Linie, fiel das Land an Ludwig den Bayern zur�ck; ferner belehnte er 1323 seinen �ltesten Sohn, Ludwig, mit Brandenburg, vereinigte 1342 durch dessen Verm�hlung mit Margarete Maultasch Tirol mit B., wie er auch seine Gemahlin nach dem Tode des Grafen Wilhelm IV. von Holland 1346 mit dessen Provinzen belehnte. Auch f�hrte er eine Gerichtsordnung in Niederbayern ein, erteilte M�nchen Stadtrechte und ordnete die innere Verwaltung. Seine sechs S�hne teilten trotz seiner Verordnung, da� sie vor Ablauf von 20 Jahren die bayrischen Erblande nicht teilen sollten, nach zweij�hriger gemeinschaftlicher Regierung schon 1349, wodurch die Macht des bayrischen F�rstenhauses sehr geschw�cht wurde. Die ausw�rtigen Besitzungen Brandenburg (1373), Tirol (1363), Holland (1428) gingen bald verloren, die Kurw�rde fiel 1356 an die Pf�lzer Linie. In B. entstanden die vier Linien: Ingolstadt und M�nchen (Oberbayern), Landshut und Straubing (Niederbayern). Mit Ludwig VII., dem B�rtigen, erlosch 1447 die Ingolst�dter Linie, w�hrend die Straubinger schon 1425 ausgestorben war. Bei den vielfachen Streitigkeiten der F�rsten erstarkten die St�nde: Pr�laten, Ritter und St�dte bildeten seit 1392 einen Gesamtk�rper, die »Landschaft«, die an der Gesetzgebung teilnahm und die Steuern erheben lie�. Trotz der K�mpfe mit den St�nden erlangten die Herz�ge Ludwig IX. und Georg der Reiche von Niederbayern und Albrecht III. von Oberbayern allm�hlich wieder gr��ere Macht. Als 1503 mit Georg die Landshuter (niederbayrische) Linie ausstarb, erhob auf Grund seines Testaments Pfalzgraf Ruprecht von der Pf�lzer Kurlinie Anspr�che darauf: der Streit wurde auf dem K�lner Reichstag dahin entschieden, da� Neuburg an die S�hne Ruprechts, einige Landstriche an der Tiroler Grenze an Maximilian, der Rest Niederbayerns an Albrecht IV. von Oberbayern fiel.

Im Verein mit den Landst�nden setzte Albrecht I V. (s. d.) 1506 die Unteilbarkeit des Landes fest und f�hrte die Primogenitur ein. Ihm h�tte demnach bei seinem Tode 1508 der �lteste Sohn, Wilhelm I V. (1508–1550), als alleiniger Herzog von B. folgen sollen; doch ward nach manchen Streitigkeiten 1514 eine gemeinschaftliche Regierung Wilhelms IV. und Ludwigs festgesetzt, die bis zum Tode des letztern (1545) dauerte. Die Reformation fand auch in B. bald zahlreiche Anh�nger, aber Herzog Wilhelm stellte sich ihr, nachdem er 1524 vom Papst ansehnliche Rechte und Befugnisse �ber die bayrischen Bist�mer und Kl�ster erhalten, entgegen und rief 1541 die Jesuiten ins Land. Sein Sohn Albrecht V. (s. d., 1550–79) bef�rderte vor allem die Kunst, sein Sohn Wilhelm V., der Fromme (1579–97), ganz dem Einflusse der Jesuiten unterworfen, �berlie� ihnen die Schulen und zog sich schon 1597 ins Kloster zur�ck. Sein �ltester Sohn, Maximilian I. (s. d., 1597–1651), von Jesuiten erzogen, trat an die Spitze der Gegenreformation in Deutschland und erhob B. auf eine hohe Stufe der Macht. Er ordnete die Finanzen, sorgte f�r die Landesverteidigung durch Gr�ndung einer einheimischen Miliz, reformierte das Justizwesen 1616 durch die neue »Landrechts-, Polizei-, Gerichts- und Malefizordnung« und schuf sich einen Beamtenstand. Durch die Exekution der Reichsacht gegen Donauw�rth (l607), das in eine bayrische Landstadt verwandelt wurde, beschleunigte er den Ausbruch des religi�sen Konfliktes im Reiche und stellte sich selbst 1609 an die Spitze der katholischen Liga. W�hrend des Drei�igj�hrigen Krieges leistete er dem Kaiser die wichtigsten Dienste, wof�r ihm dieser 1623 die Kurw�rde des ge�chteten Friedrich V. von der Pfalz verlieh. F�r die Kriegskosten bekam er die Oberpfalz erblich und behielt sie wie die Kur auch im Westf�lischen Frieden.

Bayern als Kurf�rstentum.

Im Drei�igj�hrigen Kriege litt B. schwer, namentlich von den Schweden, die B. 1632 zuerst besetzten. Doch vermochte sich Maximilian nicht mehr vom Kaiser zu trennen, selbst als er im Ulmer Vertrag mit Frankreich (1647) einen Versuch dazu machte, bem�hte sich aber gegen Ende seiner Regierung dem ersch�pften Lande wenigstens nach Kr�ften wieder aufzuhelfen. Sein Sohn Ferdinand Maria (1651–79), f�r den wegen seiner Minderj�hrigkeit bis 1654 seine Mutter und sein Oheim Albrecht die Regierung f�hrten, heilte allm�hlich die tiefen Wunden, die der Krieg geschlagen, und belebte Ackerbau und Gewerbe wieder, beg�nstigte die Kirche, erbaute pr�chtige Kirchen und stellte zahlreiche Kl�ster wieder her. Auch berief er 1669 wieder einen Landtag, den ersten seit 1612. Sein Sohn Maximilian II. Emanuel (1679–1726) brachte durch seinen Ehrgeiz und seine Sucht nach gr��erer Macht viel Ungl�ck �ber B. Nachdem er sich im Kampfe gegen die T�rken Kriegsruhm erworben und die Hand der Kaisertochter Maria Antonia gewonnen hatte, erlangte er noch gl�nzendere Aussichten f�r sein Haus, als K�nig Karl II. von Spanien ihn zum Statthalter der spanischen Niederlande ernannte und seinen Sohn, den Kurprinzen Joseph Ferdinand, zum Erben der spanischen Krone einsetzte, dessen fr�hzeitiger Tod (8. Febr. 1699) freilich diese Hoffnungen vereitelte. Im Spanischen Erbfolgekriege k�mpften die bayrischen Truppen an der Seite der Franzosen, anfangs gl�cklich, aber nach der Niederlage von H�chst�dt (13. Aug. 1704) wurde ganz V. von den Kaiserlichen besetzt und als erobertes Land behandelt, w�hrend der Kurf�rst sich nach den Niederlanden zur�ckzog. Die L�nder des ge�chteten Kurf�rsten, dessen Untertanen sich wiederholt gegen die Fremdherrschaft erhoben, wurden als heimgefallene Lehen behandelt, das Innviertel mit �sterreich vereinigt, die Oberpfalz an Kurpfalz gegeben, die Kurf�rstin nach Italien geschickt und die Prinzen als Grafen von Wittelsbach gefangen gehalten. Erst im Frieden von Baden 1714 erhielt Max Emanuel sein Land und die Kurw�rde wieder und kehrte 10. April 1715 nach M�nchen zur�ck.

Max Emanuels Sohn Karl Albrecht (1726–1745) sah in Glanz und Pracht die Ehre der Herrschaft und trachtete vor allem nach Vermehrung der Macht seines Hauses. Obwohl er bei seiner Verm�hlung mit Maria Amalia, der zweiten Tochter Kaiser Josephs I., 1722 die Pragmatische Sanktion Karls VI. anerkannt hatte, erhob er doch nach dessen Tode (1740) als Nachkomme von Kaiser Ferdinands I. Tochter Anna auf Grund von dessen Testament, dessen in M�nchen befindliche Abschrift sich aber in der wesentlichen Stelle als gef�lscht erwies, und als Gemahl einer Tochter Josephs I. Einspruch gegen die Thronbesteigung Maria Theresias, verband sich 1741 mit Frankreich, nahm Ober�sterreich, lie� sich in Prag als K�nig von B�hmen huldigen und ward in Frankfurt 1742 als Karl VII. zum deutschen Kaiser gew�hlt,[507] w�hrend B. von den �sterreichern besetzt wurde. Als Friedrich II. von Preu�en ihm zu Hilfe kam und 1744 in B�hmen einfiel, kehrte Karl VII. nach M�nchen zur�ck und starb 20. Jan. 1745. Sein Sohn Maximilian III. Joseph erhielt 22. April 1745 durch den Frieden von F�ssen gegen die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion seine Lande zur�ck und hob Ackerbau, Industrie und Bergbau. Durch den von dem Vizekanzler Kreitmayr 1751 entworfenen Kriminalkodex verbesserte er das Rechtswesen und stiftete 1759 die Akademie der Wissenschaften in M�nchen, deren Druckschriften er der Zensur der Jesuiten entzog. Als 30. Dez. 1777 Maximilian Joseph kinderlos starb, erlosch mit ihm die bayrische Linie der Wittelsbacher. Den erneuerten Hausvertr�gen gem�� ward Karl Theodor, Kurf�rst von der Pfalz, Kurf�rst von B.; die fast 41/2 Jahrhunderte von B. getrennt gewesene Pfalz, zu der nun auch J�lich und Berg geh�rten, ward hierdurch wieder mit B. vereinigt. Sofort aber lie� �sterreich, das auf das gr��ere Drittteil der Erbschaft (das ehemalige Herzogtum Straubing, die Herrschaften Mindelheim, Leuchtenberg, Wolfstein, Haag, Has u. a.) als b�hmische, �sterreichische und Reichslehen Anspruch machte, jene Gebiete durch seine Truppen besetzen, wozu Karl Theodor, der keine legitimen Kinder besa� und f�r seine illegitimen die Erhebung in den Reichsf�rstenstand versprochen erhielt, im voraus seine Zustimmung gegeben hatte (3. Jan. 1778). Jedoch der n�chste wittelsbachische Agnat, Herzog Karl von Zweibr�cken, erhob gegen die Zerst�ckelung Bayerns Einspruch, und Friedrich II. unterst�tzte ihn, um �sterreich nicht zu m�chtig werden zu lassen. Da Kaiser Joseph nicht nachgeben wollte, so entstand der Bayrische Erbfolgekrieg (s. d.) zwischen �sterreich und Preu�en, der schon 13. Mai 1779 unter russischer Vermittelung durch den Frieden von Teschen beendigt wurde; B. verlor blo� das Innviertel an �sterreich, und Zweibr�cken wurde die eventuelle Erbfolge zugesichert. Ein andrer Plan Josephs II., Karl Theodor solle die �sterreichischen Niederlande gegen B. eintauschen und den Titel K�nig von Burgund annehmen (1785), scheiterte wiederum an dem Einspruch des Herzogs Karl, zu dessen Unterst�tzung Friedrich II. den Deutschen F�rstenbund stiftete. Auch im Innern war Karl Theodors Herrschaft f�r B. nicht segensreich. Zwar wurde der Jesuitenorden aufgehoben, sein System aber nicht beseitigt. Jede freiere Regung des geistigen Lebens wurde unterdr�ckt und das Volk von der unwissenden Geistlichkeit unwissend erhalten. Die Finanzen waren zerr�ttet, das Heerwesen verfallen, das Beamtentum korrumpiert. F�r eine Verschmelzung Bayerns mit den rheinischen Gebieten zu einem Staatswesen ward unter Karl Theodor nichts getan.

Bayern im Revolutionszeitalter 1792–1815.

In den franz�sischen Revolutionskriegen wurde die linksrheinische Pfalz bereits 1792 von den Franzosen �berschwemmt und war darauf mehrere Jahre Schauplatz des Kampfes; 1796 drangen die Franzosen auch in B. ein, eine franz�sische Armee unter Moreau r�ckte �ber den Lech bis M�nchen vor und besetzte Ingolstadt; Karl Theodor fl�chtete nach Sachsen. Nach seinem Tode (16. Febr. 1799) wurde, da Herzog Karl inzwischen kinderlos gestorben war, dessen Bruder Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Zweibr�cken Kurf�rst von B. 1800 wurde B. von neuem durch eine franz�sische Armee unter Moreau �berschwemmt, der bei Hohenlinden �ber die �sterreicher siegte, und verlor im Frieden von L�neville (1801) die ganze Rheinpfalz, Zweibr�cken und J�lich (12,400 qkm mit 690,000 Einw.), erhielt aber daf�r 1803 durch den Reichsdeputationshauptschlu� in den Bist�mern W�rzburg, Bamberg, Augsburg, Freising, einem Teil von Passau und Eichst�tt, in 12 Abteien und 15 Reichsst�dten eine reichliche Entsch�digung (18,000 qkm mit 900,000 Einw.), die zugleich das Gebiet trefflich abrundete. Gleichzeitig nahm der an die Spitze der Regierung berufene Minister Montgelas (s. d.) im Innern durchgreifende Reformen vor. Die Kl�ster wurden teilweise aufgehoben, allgemeine Religionsduldung verk�ndet und ein protestantisches Generalkonsistorium in W�rzburg eingesetzt, die Universit�t W�rzburg wurde neu organisiert, die von Ingolstadt nach Landshut verlegt, die zu Bamberg, Dillingen und Altdorf aufgehoben. Das Finanz- und Justizwesen wurde verbessert und das Heerwesen von Grund aus reformiert, so da� B., im Besitz einer ansehnlichen, gut ausger�steten und geschulten Truppenmacht, eine selbst�ndige Politik zu ergreifen vermochte. Beim Ausbruch des Krieges zwischen Napoleon und �sterreich 1805 entschied es sich, eingedenk der �sterreichischen Annexionsgel�ste, die noch in den letzten Jahren offen kundgegeben worden, f�r Frankreich. Nach dem Siege der Franzosen erhielt B. im Pre�burger Frieden (1805) f�r W�rzburg (5500 qkm mit 200,000 Einw.) Tirol, Vorarlberg, die Markgrafschaft Burgau, die �brigen Teile von Passau und Eichst�tt und einige Bezirke des s�d�stlichen Schwaben mit Augsburg (insgesamt 32,000 qkm mit 1,028,000 Einw.) sowie die K�nigsw�rde. Der Kurf�rst nahm 1. Jan. 1806 als Maximilian I. Joseph den Titel K�nig von B. mit voller Souver�nit�t an und verpflichtete sich beim Eintritt in den Rheinbund 12. Juli 1806, Napoleon in allen seinen Kriegen mit 30,000 Mann zu unterst�tzen. F�r Berg, das B. 1806 an Frankreich abtrat, erhielt es Ansbach, bald darauf die Reichsstadt N�rnberg mit ihrem Gebiet und die Souver�nit�t �ber verschiedene ehemals reichsunmittelbare F�rsten, Grafen und Herren, deren Rechte eine k�nigliche Deklaration vom 19. M�rz 1807 regelte. B. vergr��erte sich hierdurch auf 91,000 qkm mit 3,231,000 Einw. und erhielt 1. Jan. 1808 eine Verfassung, die einen einheitlich organisierten Staat schuf. Alle Sonderrechte, die Leibeigenschaft und die Adelsvorrechte wurden abgeschafft, Zehnten und Fronen abgel�st, alle Kl�ster aufgehoben, ein gleichm��iges Justiz- und Steuerwesen, die Konskription nach franz�sischem Muster eingerichtet. Mit absichtlicher Mi�achtung des geschichtlichen Herkommens und der Stammesverschiedenheit erfolgte die Einteilung des Landes in geographische Kreise. B. war der m�chtigste der Rheinbundstaaten, aber doch nur Napoleons Vasall; alle deutschnationalen Bestrebungen wurden verfolgt, w�hrend man Frankreich gegen�ber knechtisch unterw�rfig war.

Im Kriege von 1809 zwischen Frankreich und �sterreich bek�mpfte B. auf Napoleons Seite namentlich den Aufstand in Tirol und Vorarlberg. Nach der Niederlage �sterreichs mu�te es 1810 S�dtirol an Italien, Schweinfurt und einige Teile des Mainkreises an W�rzburg, einen schw�bischen Landstrich (Buchhorn, Wangen, Ravensburg, Ulm u. a.) an W�rttemberg abtreten, w�hrend es daf�r Bayreuth, Regensburg, Salzburg, das Innviertel und einen Teil des Hausruckviertels erhielt. Es gewann dabei noch 75,000 Einw., so da� es auf 3,300,000 Einw. stieg; aber der Kampf gegen die aufst�ndischen Tiroler machte B. in Deutschland verha�t. 1812 nahm das ganze [508] Kontingent von 30,000 Mann am russischen Feldzug teil, und im November sandte B. 10,000 Mann Ersatztruppen nach; nur unbedeutende Tr�mmer kehrten im Fr�hjahr 1813 zur�ck. Auch f�r den Krieg von 1813 stie�en wieder frische Truppen zum franz�sischen Heer in Sachsen. Aber sofort nach den Niederlagen Napoleons im August und September kn�pfte B. Unterhandlungen mit Metternich an, der im Vertrag von Ried (8. Okt. 1813) B. seinen Besitzstand und seine Souver�nit�t garantierte, wogegen es 36,000 Mann gegen Frankreich zu stellen versprach. Am 14. Okt. erkl�rte es diesem den Krieg und sandte Wrede, dem auch ein �sterreichisches Korps unterstellt wurde, an den untern Main, um Napoleon den R�ckzug �ber den Rhein abzuschneiden; aber Wredes Stellung bei Hanau wurde 30. und 31. Okt. durchbrochen. Im Feldzug von 1814 fochten die bayrischen Truppen mit der Hauptarmee unter Schwarzenberg bei La Rothi�re, Bar und Arcis-sur-Aube und r�ckten auch 1815 ins Feld. Tirol und Vorarlberg trat B. gleich nach dem ersten Pariser Frieden an �sterreich ab und nahm daf�r vorderhand die F�rstent�mer W�rzburg und Aschaffenburg in Besitz. Nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses sollte B. au�erdem noch den gr��ten Teil von Salzburg, das Hausruck- und Innviertel an �sterreich abtreten und zur Entsch�digung au�er W�rzburg und Aschaffenburg die linksrheinische Pfalz und einige fuldaische und hessische �mter bekommen. Doch erhob B. auch auf die rechtsrheinische Pfalz Anspruch und nahm erst 16. April 1816 durch Vertrag von M�nchen die Bestimmungen des Kongresses an, nachdem ihm �sterreich versprochen hatte, da�, falls in Baden die Linie der Grafen von Hochberg zur Regierung k�me, der rechtsrheinische Teil der alten Kurpfalz an B. fallen sollte; doch mu�te es auf dem Aachener Kongre� 1818 auf diesen Anspruch verzichten (vgl. Baden, S. 252). B. umfa�te nun 81,000 qkm mit 3,377,000 Einwohnern.

Bayern als konstitutioneller Staat bis 1848.

Bei der Beratung der Deutschland zu gebenden Verfassung auf dem Wiener Kongre� beanspruchte das durch Wrede vertretene B. die Stellung eines v�llig souver�nen Staates, und wesentlich auf Bayerns Betrieb wurde der Deutsche Bund auf einen v�lkerrechtlichen Verein beschr�nkt. Dem nationalen Gedanken, dem sich B. aus partikularistischen Interessen widersetzte, wollte es nun durch freiere Institutionen ein Gegengewicht bieten und den Gro�m�chten, namentlich Preu�en, darin zuvorkommen. Daher entschlo� sich der K�nig zu liberalen Reformen, und der Absolutist Montgelas erhielt 2. Febr. 1817 seine Entlassung. Das K�nigreich wurde in acht Kreise eingeteilt, deren jeder einen Landrat, eine st�ndisch organisierte Vertretung, erhielt. Darauf wurden die kirchlichen Angelegenheiten neu geregelt, die katholischen durch ein Konkordat mit dem Papst (5. Juni 1817) und ein Religionsedikt (1818), und den Gemeinden Selbstverwaltung verliehen (6. Mai 1818). Endlich erlie� 26. Mai 1818 der K�nig ein Grundgesetz (Verfassungsurkunde), das erste dieser Art in einem gr��ern deutschen Staat, das eine Volksvertretung mit zwei Kammern einf�hrte (s. oben). Gleichheit vor dem Gesetz und in der Besteuerung, Freiheit und Sicherheit der Person und des Eigentums, Glaubensfreiheit und andre staatsb�rgerliche Rechte wurden darin zugesichert, die Gesetzgebung und die Besteuerung an die Zustimmung des Landtags gebunden. Der erste Landtag ward 4. Febr. 1819 er�ffnet und gab zur Er�rterung dec �ffentlichen Angelegenheiten erw�nschten Anla�, aber die Ergebnisse blieben unerheblich. Ludwig I., der seinem Vater 13. Okt. 1825 gefolgt war, regelte die Finanzen und hob die Zensur f�r alle nicht politischen Bl�tter auf. Er pflegte Kunst und Wissenschaft, verlegte 1826 die Universit�t von Landshut nach M�nchen, wo sie gl�nzend dotiert und durch die Berufung ber�hmter Gelehrten gehoben ward, und schm�ckte die Residenz mit gro�artigen Prachtbauten f�r die wertvollen Kunstsch�tze, die M�nchen zur Hauptstadt der modernen deutschen Kunst machten. 1831 berief er den liberalen F�rsten von �ttingen-Wallerstein an die Spitze des Ministeriums, aber der Einflu� Metternichs und der Widerstand des Landtags gegen einige Lieblingspl�ne des K�nigs bef�rderten bei diesem mehr und mehr eine reaktion�re Str�mung. Prozesie wegen Majest�tsbeleidigung und Hochverrat wurden eingeleitet und erregten durch die Strenge der Strafen wie namentlich durch die sonderbare Zutat der Abbitte vor dem Bilde des K�nigs allgemeinen Unwillen. In W�rzburg wurden mehrere Professoren versetzt, der B�rgermeister Behr verhaftet und das Appellgericht nach Aschaffenburg verlegt. Der Landtag widersetzte sich namentlich dem Anspruch des K�nigs, �ber die �bersch�sse der Staatseinnahmen nach Belieben (f�r seine Kunstbauten) verf�gen zu k�nnen, wenn dies nur f�r Staatszwecke geschehe, und mi�billigte die Absendung von bayrischen Truppen nach Griechenland zur Unterst�tzung des jungen K�nigs Otto und die Bewilligung von bayrischen Staatsgeldern f�r eine griechische Anleihe, obwohl der Philhellenismus des K�nigs und die Erhebung seines Sohnes auf den griechischen Thron (1832) im Lande popul�r gewesen waren. �ttingen nahm im November 1837 seinen Abschied und wurde durch den streng ultramontanen Minister Abel ersetzt.

Unter dem zehnj�hrigen Regiment Abels (s. d. 3) wurde B. ganz nach dem Wunsch der Jesuiten und Metternichs regiert; die Aufhebung der Zensurfreiheit f�r die Besprechung der innern Politik und die Einf�hrung der Stockpr�gel waren seine ersten Ma�regeln. An der M�nchener Universit�t mehrten sich die ultramontanen Professoren; die Zahl der Kl�ster stieg auf mehr als 132; besonders aber erregte Unzufriedenheit die Zulassung der Jesuiten unter dem Namen der Redemptoristen. Die Protestanten wurden zur�ckgesetzt und die Aus�bung ihres Gottesdienstes erschwert; durch die Verordnung vom 14. Aug. 1838 wurde den protestantischen Soldaten befohlen, dem katholischen Milit�rgottesdienst beizuwohnen und vor der Monstranz die Kniee zu beugen. 1841 wurde der Gustav Adolf-Verein in B. verboten. Die Opposition der ohnehin zahmen und gem��igten Kammern wurde dadurch gel�hmt, da� die Regierung ihr Recht, Staatsdienern den Urlaub zum Eintritt in das Abgeordnetenhaus zu verweigern, auf Advokaten und �rzte ausdehnte und r�cksichtslosen Gebrauch davon machte. Der Sturz des ultramontanen Ministeriums erfolgte nicht durch die Kammern, sondern durch die T�nzerin Lola Montez (s. d.), welche die Gunst des K�nigs gewonnen hatte und ihn v�llig beherrschte. Im Dezember 1846 wurde Abel die Leitung des Kirchen- und Unterrichtswesens entzogen und einem besondern Ministerium �bertragen. Als Abel ein Memorandum gegen die vom K�nige gew�nschte Indigenatsverleihung an seine Maitresse ver�ffentlichte und verbreiten lie�, noch ehe er es dem K�nig �berreichte, entlie� der K�nig sofort das ultramontane Ministerium (17. Febr. 1847) und berief den protestantischen Staatsrat v. Maurer zum Pr�sidenten eines Kabinetts,[509] das Lola Montez das Indigenat verlieh. Als die Ultramontanen, an ihrer Spitze mehrere Professoren der M�nchener Universit�t (Lasaulx, Sepp, H�fler, Philipps, D�llinger u. a.), das Volk, namentlich die Studenten, zu Stra�enexzessen und Insulten gegen Lola Montez, ja gegen den K�nig selbst aufreizten, wurden die Professoren abgesetzt, aber auch der Landtag aufgel�st und das Ministerium 27. Nov. in Ungnaden entlassen. �ttingen bildete ein neues Kabinett, doch konnte auch dieses wegen des herrischen Benehmens der zur Gr�fin Landsfeld erhobenen Lola Montez kein Vertrauen gewinnen. Aus Anla� eines Kommerses dervon ihr beg�nstigten Studentenverbindung »Alemannia« (Lolamontanen genannt) kam es Anfang Februar 1848 zu neuen Studententumulten; Lola ward �ffentlich verh�hnt und bedroht. Als der K�nig Milit�r einschreiten und 8. Febr. die Universit�t schlie�en lie�, nahm die Bev�lkerung M�nchens f�r die Universit�t Partei; die Unruhen steigerten sich 10. und 11. Febr., und da unter dem Eindrucke der Pariser Februarrevolution und der Wiener und Berliner Bewegung kleine Zugest�ndnisse nicht befriedigten, dankte K�nig Ludwig I. 20. M�rz 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian ab.

Die Regierung K�nig Maximilians II. 1848–64.

Maximilian II. er�ffnete 22. M�rz 1848 den Landtag und erteilte Amnestie f�r alle politischen Verbrechen und Vergehen, k�ndigte Gesetze �ber Pre�freiheit, Wahlreform, Abl�sung der Grundlasten u. a. an und ernannte ein neues Ministerium, Bray (s. d.), dem die als freisinnig bekannten popul�ren M�nner Thon-Dittmer (Inneres) und Lerchenfeld (Finanzen) angeh�rten. Der Landtag genehmigte die Regierungsvorlagen, namentlich ein neues Wahlgesetz. Die Regierung ging mit der deutschnationalen Bewegung, unterwarf sich der deutschen Zentralgewalt und verk�ndete 19. Dez. amtlich die ersten Reichsgesetze. Doch die Kammer sprach sich 9. Febr. 1849 gegen ein preu�isches Kaisertum und die Ausschlie�ung �sterreichs aus, w�hrend sie die Anerkennung der deutschen Reichsverfassung und der Grundrechte forderte. Ja, als der am 18. April 1849 zum Minister des Ausw�rtigen ernannte v. d. Pfordten (s. d.) die in Frankfurt beschlossene Reichsverfassung verwarf und die Bildung eines deutschen Bundesstaates mit �sterreich unter einem Direktorium forderte, kam es zu lebhaften Demonstrationen f�r die Reichsverfassung und in der Pfalz sogar zu einem Aufstand. Die Kammer, die am 21. Mai 1849 vom K�nig die Anerkennung der Reichsverfassung verlangte, wurde 11. Juni aufgel�st. Da die Neuwahlen im Juli eine kleine Mehrheit f�r die Regierung ergaben, verweigerte die Regierung gegen Preu�en den Eintritt in das Dreik�nigsb�ndnis, erkannte im Herbst 1849 das sogen. Interim an, das eine provisorische �sterreichisch-preu�ische Bundesgewalt einsetzte, und schlo� 27. Febr. 1850 mit Hannover, Sachsen und W�rttemberg das Vierk�nigsb�ndnis zur Herstellung einer deutschen Verfassung mit Einschlu� �sterreichs. Schon 10. Mai beschickte B. wieder den Bundestag in Frankfurt. Bei den Verhandlungen �ber die Erneuerung des Zollvereins 1852–53 stand B. an der Spitze der preu�enfeindlichen Darmst�dter Koalition und unterst�tzte eifrigst �sterreichs Verlangen nach Aufnahme in den Zollverein, um Bayerns Stellung an der Spitze der Mittelstaaten zu heben. Dasselbe Ziel hatte die Beteiligung Bayerns an den Bamberger Konferenzen w�hrend des Krimkrieges. Des K�nigs und Pfordtens Ideal der deutschen Verfassung war die Trias, d. h. eine Vereinigung der »reindeutschen« Staaten als gleichm�chtigen Faktor neben �sterreich und Preu�en.

Die Reaktion war in B. weniger stark als anderw�rts; die Regierung beg�nstigte das geistige und wissenschaftliche Leben und den h�hern Unterricht, berief bedeutende Gelehrte (Liebig, Jolly, Pfeufer, Sybel) und Dichter (Geibel, Bodenstedt, Heyse) nach M�nchen. Den ersten Reaktionsversuch der Regierung, die Abschaffung des Wahlgesetzes von 1848, beantwortete die Kammer 1854 mit lebhafter Opposition, die zu wiederholten Aufl�sungen f�hrte. Endlich entlie� der K�nig 27. M�rz 1859 das Ministerium Pfordten und berief Schrenck an seine Stelle. Die neue Regierung trat sofort in ein freundliches Verh�ltnis zu den Kammern und brachte wichtige Reformen (die Aufhebung des Lottos, die Trennung der Justiz und der Verwaltung, die Reform der Gesetze �ber Ans�ssigmachung und Gewerbebetrieb, die Einf�hrung eines neuen Strafgesetzbuches) zustande.

In der deutschen Frage wahrte Schrenck Bayerns Selbst�ndigkeit: da dieser nur von Preu�en Gefahr zu drohen schien, so konnte die Regierung �sterreichische Sympathien kundgeben, zumal auch die gro�e Mehrheit der Bev�lkerung, selbst der protestantischen, sich zu �sterreich neigte; dies best�tigten die im Fr�hjahr 1863 vorgenommenen Neuwahlen zum Landtag, die eine entschieden gro�deutsche und ministerielle Mehrheit ergaben. Diese billigte in einer Adresse auf die Thronrede vom 23. Juni 1863 die deutsche Politik der Regierung durchaus, auch die Ablehnung des von Preu�en 1862 mit Frankreich abgeschlossenen Handelsvertrags. W�hrend B. 2. Febr. 1862 gegen Preu�ens Bundesreformpl�ne protestierte, spielte K�nig Max auf dem Frankfurter F�rstentag im August 1863 eine hervorragende Rolle. Der bayrische Plan eines Direktoriums als oberster deutscher Zentralgewalt schien sich verwirklichen zu sollen, und wenn durch die neue Bundesverfassung die Nebenbuhlerschaft �sterreichs und Preu�ens verewigt wurde, war B. an der Spitze der reindeutschen Staaten ein ma�gebender Einflu� in Deutschland gesichert. Doch starb Maximilian II. schon 10. M�rz 1864, kurz nach seiner R�ckkehr von einer Reise nach Italien.

Die Regierung K�nig Ludwigs II. 186186.

Da Maximilians Sohn, K�nig Ludwig II. (s. d.), erst 18 Jahre alt war, so leiteten die Staatsgesch�fte zun�chst Schrenck und der Bundestagsgesandte Pfordten. In der schleswig-holsteinischen Frage beantragten sie gem�� den Weisungen des verstorbenen K�nigs am Bundestag die Anerkennung des Prinzen Friedrich von Augustenburg als Herzogs von Holstein und vertraten entschieden das Recht des Bundes auf Entscheidung der Sache. Seitdem jedoch Bismarck �sterreich f�r eine gemeinschaftliche Politik gegen D�nemark gewonnen hatte, waren die Mittelstaaten allein am Bundestag ohnm�chtig; die bayrischen Antr�ge auf Anerkennung des Augustenburgers wurden immer abgelehnt. Da Preu�en den Weiterbestand des Zollvereins von der Annahme des preu�isch-franz�sischen Handelsvertrags abh�ngig machte, mu�te B. auch diesen annehmen, und um diese Schwenkung zu erleichtern, trat Pfordten im Oktober 1864 an Schrencks Stelle; im April 1865 genehmigte der bayrische Landtag den Handelsvertrag. Beim Ausbruch des Konflikts zwischen �sterreich und Preu�en wegen der Elbherzogt�mer 1865 bem�hte sich zwar Bismarck, B. f�r eine preu�enfreundliche Neutralit�t zu gewinnen, doch B. schlo� sich 1866 �sterreich an; es erkl�rte 8. M�rz, da� kein Bundesglied zur�ckbleiben d�rfe, wenn eine[510] der Gro�m�chte die Hilfe des Bundes anriefe, und stimmte, als �sterreich dies tat, 14. Juni f�r die Mobilmachung der Bundesarmee gegen Preu�en; an demselben Tage vereinbarte General v. d. Tann in Olm�tz mit dem �sterreichischen Oberfeldherrn gemeinschaftliche Kriegsoperationen. Der geforderte Milit�rkredit von 31,5 Mill. Guld. wurde 18. Juni bewilligt, und die bayrische Armee (das 7. Bundeskorps) konzentrirte sich in Bamberg unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl von Bayern, dem auch das 8. Bundeskorps unterstellt wurde. Doch die Kriegsoperationen (s. Preu�isch-Deutscher Krieg) endeten nach den Gefechten bei Dermbach (4. Juli) und Kissingen (10. Juli) mit dem R�ckzug an den Main. W�hrend Pfordten in Nikolsburg vergeblich mit Bismarck wegen Waffenstillstand unterhandelte und Frankreichs Einschreiten anrief, r�ckten die Preu�en in Ober- und Mittelfranken ein; gegen Ende Juli waren sie die Herren im Lande. Der Friede am 22. August legte B. unerhebliche Opfer auf: 30 Mill. Guld. Kriegsentsch�digung und die Abtretung von Gersfeld, Orb und Kaulsdorf. Dagegen schlo� B. auf die Mitteilung, da� Frankreich auch einen Teil der Pfalz als Entsch�digung gefordert habe, ein geheimes Schutz- und Trutzb�ndnis mit Preu�en ab.

Der Krieg hatte die �ffentliche Meinung in B. vollst�ndig gewandelt, das Volk war f�r Anschlu� an den Norddeutschen Bund, der Landtag genehmigte den Friedensvertrag, und die Zweite Kammer ersuchte die Regierung, die Einigung Deutschlands unter Mitwirkung eines Parlaments zu erstreben. Pfordten nahm 29. Dez. 1866 seine Entlassung; an seine Stelle trat der nationalgesinnte F�rst von Hohenlohe-Schillingsf�rst, doch der sofortige Anschlu� an den Norddeutschen Bund unterblieb auf Wunsch Preu�ens. Der im Prager Frieden in Aussicht genommene S�dbund kam nicht zustande. Das Schutz- und Trutzb�ndnis sicherte Preu�en f�r den Fall des Krieges den Oberbefehl, die Errichtung des Zollparlaments entwickelte den Zollverein weiter, und eine Reihe von Gesetzen, die denen des Norddeutschen Bundes nachgebildet waren, wurden in B. angenommen.

Die ultramontan-partikularistische Partei der »Patrioten« begann ihre gegen Preu�en gerichtete T�tigkeit im Innern sehr bald, und die Wahlen zum Zollparlament 1868 ergaben 26 Klerikale neben 12 Nationalgesinnten. Noch st�rker ward ihre Agitation, als 1869 das neue Schulgesetz, das die Schulaufsicht staatlichen Beamten �bertrug und der Geistlichkeit nur einen Anteil an der Lokalinspektion lie�, zur Beratung stand. Die Neuwahlen im Mai 1869 wurden unter dieser Parole vorgenommen, das Ergebnis waren 72 Patrioten und 72 Liberale, deren T�tigkeit bei der Stimmengleichheit so unersprie�lich war, da� die Regierung 6. Okt. die Kammer ausl�ste. Aber nach den Neuwahlen standen 83 Patrioten nur 71 Liberale gegen�ber.

Das Ministerium Hohenlohe reichte sofort seine Entlassung ein; indes hielt der K�nig Hohenlohe, und nur v. Gresser (Kultus) und v. H�rmann (Inneres) wurden 9. Dez. entlassen. Der Landtag trat 3. Jan. 1870 zusammen, und beide Kammern sprachen Hohenlohe in Adressen ihr Mi�trauen aus; ja, die der Zweiten Kammer, von J�rg (s. d.) verfa�t, verlangte neben Hohenlohes Entlassung auch die L�sung der mit Preu�en geschlossenen Vertr�ge. Nun �bertrug 7. M�rz der K�nig dem Grafen Bray (s. d.) die Leitung des Ministeriums. Dieser erkl�rte 36. M�rz die Haltung der Vertr�ge f�r unerl��lich und betonte die Unabh�ngigkeit und Souver�nit�t Bayerns. Die Patrioten richteten jetzt ihre Angriffe gegen das Milit�rbudget, und der mit ihnen verb�ndete demokratische Statistiker Kolb beantragte die v�llige Umgestaltung des Heeres zu einer Miliz mit achtmonatiger Dienstzeit bei der Infanterie. Graf Bray und der Kriegsminister Pranckh widersetzten sich 18. Juli diesen Vorschl�gen entschieden; doch noch vor der Abstimmung brach der deutsch-franz�sische Krieg aus. K�nig Ludwig erkl�rte sofort, der B�ndnisfall sei gegeben, befahl 16. Juli die Mobilmachung, und die Regierung forderte 18. Juli von den Kammern einen Kredit von 26,700,000 Guld. Der Ausschu� der Zweiten Kammer beantragte nur 5,600,000 Guld. zur Aufrechterhaltung einer bewaffneten Neutralit�t zu bewilligen; doch unterdem Drucke der �ffentlichen Meinung wurde der Ausschu�antrag 19. Juli verworfen und f�r den Fall der Unvermeidlichkeit des Krieges die Summe von 18,260,000 Guld. bewilligt; die Reichsratskammer stimmte 20. Juli zu. Nachdem die bayrische Regierung 20. Juli Preu�en angezeigt hatte, da� B. auf Grund des B�ndnisses in den Krieg gegen Frankreich eingetreten sei, �bernahm der Kronprinz als F�hrer der dritten Armee den Oberbefehl pers�nlich in M�nchen 27. Juli. Die beiden bayrischen Armeekorps unter v. d. Tann und Hartmann nahmen an den Siegen von Wei�enburg, W�rth und Sedan und an den K�mpfen vor Paris und bei Orl�ans Anteil, und die bayrische Kriegsverwaltung erf�llte durch Erg�nzung der Verluste und des Kriegsmaterials sowie durch Stellung von Landwehrtruppen ihre Bundespflichten. W�hrend des Krieges wuchs auch in B. der Wunsch nach nationaler Einigung. Schon 12. Sept. erbaten sich die bayrischen Minister vom K�nig die Erm�chtigung zu Unterhandlungen �ber den Anschlu� an den Norddeutschen Bund und begaben sich, nachdem Besprechungen mit Delbr�ck in M�nchen zu keinem Resultat gef�hrt hatten, Ende Oktober nach Versailles, wo 23. Nov. 1870 der Vertrag Bayerns mit dem Norddeutschen Bund unterzeichnet wurde. Es erhielt ausgedehnte Reservatrechte: eigne Diplomatie, selbst�ndige Verwaltung des Heerwesens, der Post, Telegraphie und Eisenbahnen, besondere Besteuerung des Bieres und des Branntweins u. a.; anderseits trat es wesentliche Souver�nit�tsrechte an den Bund ab und ordnete der Sache nach sein Heerwesen dem Bundesfeldherrn v�llig unter. Auf Anregung der �brigen F�rsten trug dann K�nig Ludwig dem K�nig von Preu�en als Oberhaupt des neuen Bundes den Kaisertitel an. Der norddeutsche Bundesrat und Reichstag genehmigten den Vertrag 9. Dez., die bayrische Reichsratskammer 30. Dez. 1870. Im Abgeordnetenhaus machten aber die »Patrioten« trotz der Reservatrechte alle Anstrengungen, um den Vertrag zu Fall zu bringen, doch waren schlie�lich 21. Jan. nach zehnt�gigen Debatten 102 Abgeordnete f�r, 48 gegen den Vertrag. So wurde B. ein Glied des Deutschen Reiches, und unter dem erhebenden Eindruck des Krieges fielen auch die ersten Reichstagswahlen 3. M�rz national aus: von 48 Abgeordneten waren nur 19 klerikal-partikularistisch.

Die Eindr�cke des Krieges hatten die durch das vatikanische Konzil hervorgerufene kirchliche Frage zur�cktreten lassen. Hohenlohe hatte zwar schon im April 1869 vor den Beschl�ssen des Konzils gewarnt; 24. Juli 1870 erlie�en 44 Professoren und Dozenten der M�nchener Universit�t, an ihrer Spitze D�llinger, eine �ffentliche Erkl�rung gegen die �kumenizit�t des Konzils und das Unfehlbarkeitsdogma, w�hrend die Regierung 9. Aug. die Ver�ffentlichung der Konzilsbeschl�sse ohne das k�nigliche Plazet verbot. Dennoch[511] publizierten die Bisch�fe die Beschl�sse, und der Erzbischof von M�nchen forderte von den dortigen Professoren der Theologie die Anerkennung der Beschl�sse durch Unterzeichnung eines Reverses. Drei verweigerten den Revers, die �brigen sechs erhielten wegen der Unterzeichnung von der Universit�t einen Verweis. Es bildeten sich Vereine von »Altkatholiken«, die das Unfehlbarkeitsdogma verwarfen, aber sich nicht aus der Kirche verdr�ngen lassen wollten; auch mehrere Pfarrer gingen zu ihnen �ber und blieben trotz der Exkommunikation in ihrem Amte. Der Kultusminister v. Lutz lehnte es 27. Febr. 1871 ab, den Bisch�fen die Beihilfe des weltlichen Armes zu gew�hren. Doch hielt der K�nig ein noch tatkr�ftigeres Auftreten gegen den Klerus f�r notwendig und berief daher 22. Juli 1871 den Grafen Hegnenberg-Dux an die Spitze des Ministeriums, an dessen Stelle nach seinem fr�hen Tode (2. Juni 1872) der bisherige Finanzminister Pfretzschner trat; das Innere �bernahm Pfeufer, die Justiz F�ustle. Das neue Ministerium wies die Anspr�che der Bisch�fe entschieden zur�ck und beantragte im Bundesrat den Erla� eines Gesetzes gegen den Mi�brauch der Kanzel zu politischen Agitationen (Kanzelparagraphen), das auch vom Bundesrat und Reichstag beschlossen wurde. Das Reichsgesetz �ber die Ausweisung der Jesuiten wurde 6. Sept. 1871 in B. verk�ndet und 1873 auf die Redemptoristen ausgedehnt. Das 1869 abgelehnte Schulgesetz wurde zwar nicht wieder eingebracht, aber die damals beabsichtigten Reformen teils auf dem Verordnungsweg durchgef�hrt, teils den Landr�ten und Gemeinden anheimgestellt. Die Patriotenpartei, die bei den Neuwahlen 24. Juli 1875 nur eine knappe Mehrheit erzielt hatte, forderte 13. Okt. vom K�nig in einer Adresse die Entlassung des Ministeriums. Der K�nig verweigerte die Annahme der Adresse, bezeigte dem Ministerium 19. Okt. sein Vertrauen und vertagte den Landtag. Nach dieser Niederlage �nderten die Patriotenf�hrer J�rg und Freytag ihre Taktik, gaben die prinzipielle Opposition auf und entsch�digten sich durch Abstriche an den Forderungen f�r Universit�ten, Schulen und Beamtengehalte. Mit dieser �nderung der Politik war aber die »Katholische Volkspartei« nicht einverstanden; ihre Vertreter suchten durch Massenaustritt aus der Kammer diese zu sprengen, um durch eine starke klerikale Mehrheit den ersehnten Umschwung zu erzwingen. Dieser Zwiespalt erleichterte dem Ministerium seine Stellung.

Im Reiche gestaltete sich die Stellung Bayerns g�nstiger als man geglaubt hatte; schon 31. M�rz 1871 nahm es freiwillig eine Reihe von Gesetzen des Norddeutschen Bundes (�ber Freiz�gigkeit, Staatsangeh�rigkeit, Wechselordnung, Strafgesetzbuch) an und stimmte den verschiedenen Erweiterungen der Reichskompetenz zu. Nur dem Reichseisenbahnprojekt widersetzte es sich gleich andern Staaten. Die gro�e Justizreform wurde 1879 durchgef�hrt. Die durch den neuen Zolltarif von 1879 vermehrten Einnahmen des Reiches kamen auch B. zu gute, wo der Ausfall bei den Eisenbahnertr�gen schon durch eine Steuerreform, besonders eine Erh�hung der Biersteuer, hatte gedeckt werden m�ssen. Noch mehr zu statten kam B. die neue Branntweinsteuer, zu deren gunsten es sein Reservatrecht aufgab; die wichtigere Biersteuer behielt es. Wenngleich K�nig Ludwig II. jede pers�nliche Begegnung mit dem hohenzollerischen Kaiserhaus vermied, so legte er doch der Erstarkung des Reiches kein Hindernis in den Weg. Auch den Patrioten gegen�ber bot er dem Ministerium einen unersch�tterlichen R�ckhalt und ernannte 1880 nach Pfretzschners R�cktritt den von den Ultramontanen geha�ten Kultusminister v. Lutz zum Ministerpr�sidenten.

Neueste Zeit.

Die Zur�ckgezogenheit, in welcher der K�nig lebte, artete mit der Zeit in Menschenscheu aus, so da� er selbst mit den Ministern nur durch den Kabinettssekret�r oder Kammerdiener verkehrte. Wegen seiner bedenklichen Neigung zur Verschwendung lie�en ihn der n�chste Agnat, Prinz Luitpold, Bruder Maximilians II., und der Ministerrat durch Irren�rzte beobachten und beschlossen, als diese den K�nig f�r geistesgest�rt erkl�rten, 7. Juni 1886 eine Reichsverweserschaft einzusetzen. Prinz Luitpold �bernahm sie 10. Juni durch eine Proklamation; dem K�nig wurde diese mitgeteilt und er folgte der Aufforderung, sich vom Schlo� Neuschwanstein nach Schlo� Berg am Starnberger See zu begeben. Hier ward er unter irren�rztlicher Aussicht gehalten, ertr�nkte sich aber 13. Juni im See. Als K�nig folgte sein j�ngerer Bruder als Otto I.; da er jedoch geisteskrank ist, so behielt die Reichsverweserschaft Prinz Luitpold, der das Ministerium v. Lutz best�tigte. Durch die Neuwahlen 1887 verloren die Patrioten die unbedingte Mehrheit, die Liberalen waren gerade so stark wie sie, und die Entscheidung lag in der Hand der wenigen Konservativen und der gem��igten Patrioten. Dennoch beschlossen die Ultramontanen, die sich nunmehr wie im Reichstage »Zentrum« nannten, im Oktober 1889 einen neuen Ansturm gegen das Ministerium Lutz und erreichten wenigstens, da� ihrer Forderung gem�� auch die Regierung 15. M�rz 1890 die Altkatholiken als aus der katholischen Kirche ausgeschieden anerkannte. Der Ministerpr�sident v. Lutz erbat und erhielt wegen Krankheit 31. Mai 1890 seine Entlassung; an seine Stelle trat der bisherige Minister des Ausw�rtigen v. Crailsheim (s. d.). Bei den Neuwahlen vom Juli 1893 vermehrten sich die Sozialdemokraten auf 5, die Bauernb�ndler auf 9, w�hrend 68 Liberalen 73 Ultramontane gegen�berstanden. 1893 �bernahm v. Asch (s. d.) das Ministerium des Krieges, 1895 v. Landmann (s. d.) das des Kultus. Die Wahlen von 1899 f�hrten neben 83 Zentrumsmitgliedern 48 Liberale, 11 Sozialdemokraten, 10 Bauernb�ndler, 4 Konservative, 1 Demokraten und 2 Wilde in die Zweite Kammer, Pr�sident wurde Orterer (Zentrum) und Vizepr�sident v. Keller (liberal). Die Landesfinanzen entwickelten sich bis zum Etat 1900/1901 g�nstig: der letztere hielt mit 421 Mill. Mk., fast 42 Millionen mehr, das Gleichgewicht. In den Beziehungen zum Reich brachte das 1898 errichtete Reichsmilit�rgericht eine Ver�nderung: infolge direkter Verst�ndigung zwischen dem Kaiser und dem Prinz-Regenten wurde 1899 f�r das bayrische Heer beim Reichsmilit�rgericht ein besonderer Senat gebildet, dessen Mitglieder und Beamte der K�nig von B. ernennt. Ein Zeichen daf�r, da� der bayrische Partikularismus noch nicht erloschen ist, war die im Januar 1900 erfolgte Einsch�rfung eines �ltern Verbots, aus Anla� von Kaisers Geburtstag �ffentliche Geb�ude mit andern als den Landesfarben zu beflaggen. Im August wurde allerdings bestimmt, da� die Zivilstaatsgeb�ude am Geburtstage des Kaisers ohne weiteres, bei Reisen des Kaisers auf besondere Anordnung der Regierung in deutschen und bayrischen Farben flaggen sollen.

Vgl. »Monumenta Boica« (M�nch. 1763–1900, 45 Bde.); Rudhart, �lteste Geschichte Bayerus (Hamb. 1841); Quitzmann, Die �lteste Geschichte der Bayern bis 911 (Braunschw. 1873); Heigel u. Riezler, Das [512] Herzogtum B. zur Zeit Heinrichs des L�wen (M�nch. 1867); Buchner, Geschichte von B. (das. 1820–55, 10 Bde.); Riezler, Geschichte Bayerns (Gotha 1878 bis 1899, 4 Bde.); Brecher, Darstellung der geschichtlichen Entwickelung des bayrischen Staatsgebiets (Karte, Berl. 1890); Sighart, Geschichte der bildenden K�nste in B. (M�nch. 1863); Rosenthal, Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns (nur Bd. 1, W�rzb. 1889); »Geschichte des bayerischen Heeres« (hrsg. vom k. bayr. Kriegsarchiv, M�nch. 1901 ff.); »Forschungen zur Geschichte Bayerns« (hrsg. von Reinhardst�ttner, Berl. 1897 ff.).

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 496-513.
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