Gefecht

[443] Gefecht, Zusammensto� feindlicher Streitkr�fte, der bezweckt, den Feind zu schlagen, zu vertreiben, zu vernichten, auch wohl, falls der Gefechtszweck an sich einer h�hern Absicht sich unterzuordnen hat: den Gegner festzuhalten, aufzuhalten, zu besch�ftigen, zur Entwickelung seiner Kr�fte zu veranlassen, zu beobachten, zu t�uschen. Man unterscheidet danach Hauptgefechte oder Schlachten, Nebengefechte oder Treffen, Scharm�tzel, Scheingefechte, ferner Vorposten-, Avant- und Arrieregarden-, Orts-, Dorf-, Waldgefechte, nach der Art des Zusammentreffens: Begegnungs-, �berraschungsgefechte (im Gegensatz zum Angriff auf vorbereitete Stellung), ferner hinhaltende (demonstrative) und Entscheidungsgefechte.

Das Bild eines Gefechts in seiner unbeschr�nkten Mannigfaltigkeit wiederzugeben, ist unm�glich. Gelang es den beiden Gegnern, ihre Hauptkr�fte nach bestimmt gefa�tem Plan zu verwenden, so wird das G. am ehesten einen regelm��igen Verlauf nehmen, und zwar um so mehr, je sch�rfer f�r den einen Teil die Verteidigung, f�r den andern der Angriff ausgesprochen ist, je mehr Gel�nde, Witterung etc. eine geregelte Truppenverwendung beg�nstigen.

Man kann hier im allgemeinen gewisse Entwickelungsstufen unterscheiden, die zwar selten sich voneinander streng abgrenzen, in ihren Zwecken und �u�ern Eindr�cken jedoch wesentlich verschieden sind:[443] die Einleitung hat die Eigenart einer gewaltsamen Erkundung, sie wird aus einem Artilleriegefecht und dem leichtern Kampf vorgeschobener Infanterieabteilungen bestehen; die Verwickelung und Durchf�hrung des Gefechts wird durch das Einsetzen der Hauptkr�fte herbeigef�hrt. Es kann in der Regel die Entscheidung erst dann angestrebt werden, wenn die Kraft des einen Teils in einem l�ngern, wechselvollen Ringen gebrochen ist. W�hrend die Artillerie in dem Einleitungs- und Verwickelungsstadium eine bestimmende Rolle spielt, tritt die Infanterie, je mehr sich der Kampf der Durchf�hrung n�hert, in den Vordergrund. Es entsteht dann das durch gelegentliche Vorst��e des Verteidigers herbeigef�hrte Kampfgewoge, Nehmen und Verlieren von St�tzpunkten, bis irgend ein gr��erer Vorteil dauernd auf einer Seite verbleibt. Jetzt tritt der Kampf in die Entscheidung, das Ergebnis der vorangegangenen K�mpfe. Sie kann durch das Einsetzen frischer Reserven des im Vorteil Befindlichen gewaltsam herbeigef�hrt werden, sie kann aber auch darin bestehen, da� der unterliegende Teil seine letzten Kr�fte daran wendet, das Verlorene wiederzugewinnen. Verfolgung durch den Sieger und R�ckzug oder Flucht f�r den Geschlagenen vervollst�ndigen das Bild eines Entscheidungsgefechts.

Die Absicht, das G. in hinhaltendem oder in entscheidungsuchendem Sinn zu f�hren, ist nicht immer schon klar bei Beginn des Gefechts, in vielen F�llen ist sie das Ergebnis des ersten Verlaufs des Kampfes und der darin erlangten Kenntnis �ber St�rke, Ausstellung und Absicht des Gegners. Die Kunst der Gefechtsf�hrung besteht darin, da� man nur an den wichtigsten Punkten mit �berlegenheit auftreten, auf den �brigen Teilen des Gefechtsfeldes den Feind mit m�glichst geringen Kr�ften zu bek�mpfen sucht. Der taktische Erfolg des Gefechts ist die �berw�ltigung des Gegners, die sich dadurch �u�ert, da� letzterer sich weiterm Kampf entzieht. Die Besetzung des Gefechtsfeldes ist das Zeichen des siegreichen Gefechts. Ein Gefechtserfolg ist somit auch dann vorhanden, wenn der Gegner freiwillig und in Ordnung das Schlachtfeld verl��t. (Die franz�sische Armee geht am Morgen des 17. Aug. 1870 nach der Schlacht am 16. bei Vionville auf Metz zur�ck.) – N�heres s. unter Taktik (Infanterie-Ortsgefechte). �ber Abbrechen des Gefechts s. Abbrechen. Vgl. R�stow, Die Lehre vom G. (Stuttg. 1865); Wechmar, Das moderne G. (2. Aufl., Berl. 1875); Meckel, Lehre von der Truppenf�hrung im Kriege (3. Aufl., das. 1890); v. d. Goltz, Das Volk in Waffen (5. Aufl., das. 1899); Ke�ler, Tactique des trois armes (Par. 1902); Balck, Taktik (Berl. 1903, 3 Bde.; Bd. 1 u. 2 in 3. Aufl.).

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 443-444.
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