[874] Kurz, 1) Heinrich, Literarhistoriker, geb. 28. April 1805 in Paris von deutschen Eltern, gest. 24. Febr. 1873 in Aarau, studierte in Leipzig und Paris Theologie und Philologie, lebte seit 1830 in M�nchen und Augsburg, wo er ein konstitutionelles Oppositionsblatt, »Die Zeit«, herausgab, das ihm schon nach wenigen Wochen zweij�hrige Festungshaft in W�rzburg zuzog. Nach seiner Freilassung wandte er sich nach der Schweiz, fand hier bald eine Anstellung. als Lehrer der deutschen Sprache und Literatur in St. Gallen und wurde 1839 Professor an der Kantonschule in Aarau sowie 1846 Kantonbibliothekar. Durch die reichen Sch�tze der Aarauer Bibliothek veranla�t, hatte er sich dem Studium der deutschen Literatur zugewandt. Er fand eine unbekannte Schrift Fischarts auf und gab Murners h�chst selten gewordenes Gedicht »Vom gro�en lutherischen Narren« (Z�rich 1848) und mit P. Wei�enbach »Beitr�ge zur Geschichte und Literatur, besonders aus den Archiven und Bibliotheken des Kantons Aargau« (Aarau 1846) heraus. Sch�tzbare Sammelwerke lieferte er in dem »Handbuch der poetischen Nationalliteratur der Deutschen seit Haller« (Z�rich 184043, 3 Bde.; 3. Aufl. 1859) und »Handbuch der deutschen Prosa von Gottsched bis auf die neueste Zeit« (das. 184552, 11 Bde.). Sein Hauptwerk aber bildet die »Geschichte der deutschen Literatur« (Bd. 13, Leipz. 1851 ff., 7. Aufl. 1876; Bd. 4, 186872, 4. Aufl. 1882), die durch gut ausgew�hlte Proben beliebt geworden ist. Ein kurzer »Leitfaden zur Geschichte der Literatur« (Leipz. 1860; 5. Aufl., bearbeitet von G. Emil Barthel, 1878) schlie�t sich dem gr��ern Werk an. Von seiner »Deutschen Bibliothek«, einer Sammlung seltener Schriften der �ltern deutschen Nationalliteratur, erschienen Bd. 1 und 2: »Esopus von Burkard Waldis«, Bd. 36: »Christoffels von Grimmelshausen Simplizianische Schriften«, Bd. 7: »J�rg Wickrams Rollwagenb�chlein«, Bd. 810: »Johann Fischarts s�mtliche Dichtungen« (Leipz. 186268). Au�erdem ver�ffentlichte K.: »Die Schweiz. Land, Volk und Geschichte in ausgew�hlten Dichtungen« (Bern 1852), f�hrte das von Paldamus begonnene biographisch-kritische Werk »Deutsche Dichter und Prosaisten« (Bd. 1 u. 4, Leipz. 1863 u. 1865) zu Ende und besorgte kritische Ausgaben, mit biographischen Einleitungen und Lesarten, von »Schillers s�mtlichen Werken« in 9 B�nden (Hildburgh. 186768) und von »Goethes Werken« in 12 B�nden (das. 186768), denen sich ausgew�hlte Werke von Lessing, Herder, Wieland, Chamisso, H. v. Kleist und E. T. A. Hoffmann anschlossen. Auch eine »Ausgew�hlte Korrespondenz Napoleons I.« (Hildburgh. 1870, 3 Bde.) ward von K. �bersetzt und herausgegeben. Au�erdem ver�ffentlichte er noch die kleinern Schriften: »ï¿½ber Walthers von der Vogelweide Herkunft und Heimat« (Aarau 1863) und »Die deutsche Literatur im Elsa�« (Berl. 1874).
2) Hermann, Dichter und Novellist, geb. 30. Nov. 1813 in Reutlingen, gest. 10. Okt. 1873 in T�bingen, besuchte die Klosterschule in Maulbronn, studierte dann in T�bingen Theologie und Philosophie, aber mit noch gr��erm Eifer die Werke der alten deutschen Literatur. Sp�ter lebte er privatisierend an verschiedenen Orten W�rttembergs, meist jedoch in Stuttgart, wo er eine Reihe von Jahren den »Beobachter« redigierte, bis er 1864 Universit�tsbibliothekar in T�bingen wurde. K. trat zuerst mit »Gedichten« (Stuttg. 1836) und »Dichtungen« (das. 1839) auf, die sich durch Gem�tsinnigkeit und Formgewandtheit auszeichnen. Sp�ter wendete er sich vorzugsweise dem Roman und der Erz�hlung zu. Hierher geh�ren: »Schillers Heimatjahre« (oder, wie urspr�nglich der Titel lautete: »Hermann Roller«, Stuttg. 1843, 3 Bde.; 3. Aufl.[874] 1899; illustriert von Clo�, das. 1905; auch in Hendels »Bibliothek der Gesamtliteratur«, Halle 1905); »Der Weihnachtfund« (Berl. 1855, 2. Aufl. 1862); »Erz�hlungen« (Stuttg. 185861, 3 Bde.) und »Der Sonnenwirt« (Frankf. 1855; 2. Aufl., Berl. 1862, 3 Bde.), die bedeutendste seiner erz�hlenden Schriften. Von seinen mannigfachen historischen und literarhistorischen Arbeiten nennen wir: »Zu Shakespeares Leben und Schaffen« (M�nch. 1868); »Aus den Tagen der Schmach. Geschichtsbilder aus der M�lacszeit« (Stuttg. 1871). Au�erdem lieferte er treffliche �bersetzungen, z. B. von Ariosts »Rasendem Roland« (Stuttg. 1840; neue Ausg. mit Dor�schen Illustrationen, besorgt von Heyse, Bresl. 1881), von Gottfrieds von Stra�burg »Tristan und Isolde« (mit selbst�ndigem Schlu�, Bresl. 1844; 3. Aufl. 1877), von Cervantes' »Zwischenspielen« (Hildburgh. 1868), von einzelnen St�cken Shakespeares, Byrons, Moores u. a. Mit Paul Heyse gab er den »Deutschen Novellenschatz« (M�nch. 1870 ff.) und »Novellenschatz des Auslandes« (das. 1872 ff.) heraus. Eine Ausgabe seiner »Gesammelten Werke« mit Biographie besorgte Heyse (Stuttg. 187475, 10 Bde.), eine neuere (»S�mtliche Werke«) mit Einleitungen Herm. Fischer (Leipz. 1904, 12 Bde.). Den »Briefwechsel zwischen Herm. K. u. Eduard M�rike« gab B�chtold (Stuttg. 1885) heraus. Vgl. Sulger-Gebing, H. K., ein deutscher Volksdichter (Berl. 1904).
3) Isolde, Schriftstellerin, Tochter des vorigen, geb. 21. Dez. 1853 in Stuttgart, lebt in Florenz. Sie trat mit formvollendeten »Gedichten« (Stuttg. 1888, 3. Aufl. 1898) und »Neuen Gedichten« (das. 1905) hervor und erwarb sich namentlich durch geistvolle Erz�hlungen einen geachteten Namen. Wir nennen hiervon: »Florentiner Novellen« (Stuttg. 1890, 2. Aufl. 1893), »Phantasien und M�rchen« (das. 1890), »Italienische Erz�hlungen« (das. 1895), »Von dazumal« (Berl. 1900), »Unsere Carlotta« (Leipz. 1901), »Frutti di Mare« (das. 1902), »Genesung. Sein Todfeind und Gedankenschuld« (das. 1902), »Die Stadt des Lebens. Schilderungen aus der florentinischen Renaissance« (das. 1902), »Im Zeichen des Steinbocks. Aphorismen« (M�nch. 1905).