[47] Olm�tz (tschech. Olomouc), Stadt mit eignem Statut und zweite Hauptstadt von M�hren, fr�her (bis 1886) Festung, liegt 221 m �. M., am rechten Ufer der March und an den Linien B�hmisch-Tr�bau-O. der �sterreichisch-Ungarischen Staatseisenbahn, O.-J�gerndorf- Troppau und O.-Kosteletz der �sterreichischen Staatsbahnen, Br�nn-Sternberg und O.-Prerau der Nordbahn.
An der Stelle der ehemaligen Festungsmauer sind Spazierg�nge und ein Stadtpark mit einem Kursalon angelegt worden. O. hat 2 sch�ne Pl�tze (den Oberring mit einer 40 m hohen Dreifaltigkeitss�ule und den Niederring). Bemerkenswerte Geb�ude sind unter den acht Kirchen der gotische, neuestens restaurierte Dom St. Wenzel (aus dem 14. Jahrh.), die Mauritiuskirche (aus dem 11. und 12. Jahrh.) mit gro�er Orgel, die Dominikaner- und die Michaelskirche mit drei Kuppeln, die evangelische Kirche und der israelitische Tempel; ferner das erzbisch�fliche Residenzschlo�, die Domdechantei, das Rathaus mit sch�nem Portal, einer restaurierten Kapelle (jetzt historisches Museum), einem 78 m hohen Turm und einer astronomischen Uhr (s. Tafel »Astronomische Kunstuhren« bei Artikel »Uhr«), das Gemeindehaus, die Studienbibliothek, das Oberrealschulgeb�ude (mit dem Gewerbemuseum) etc. O. z�hlt (1900) mit der 3632 Mann starken Garnison 21,707 Einw. (13,982 Deutsche, 6798 Tschechen). An industriellen Unternehmungen bestehen 2 Bierbrauereien, mehrere Malzfabriken, eine Dampfm�hle, sodann Fabriken f�r Metallwaren, Blech- und Drahtwaren, Klaviere, chemische Pr�parate, Zuckerwaren und Schokolade, Spirituosen, Leder, Steinbearbeitung etc. Von Bedeutung ist auch der Handel, insbes. mit Getreide, Malz, Zucker, Vieh und K�se (»Olm�tzer Quargel«). O. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (O.-Umgebung), eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion, einer Staatsbahndirektion, eines Truppendivisionskommandos sowie eines F�rsterzbischofs und eines Domkapitels; es hat eine theologische Fakult�t (200 Studierende) als Rest der 1581 gegr�ndeten, 1855 aufgehobenen Universit�t, ein deutsches und ein tschechisches Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, 2 Lehrerinnenbildungsanstalten, eine Handelsakademie, eine Handelsschule f�r M�dchen, eine Hebammenschule, ein Gewerbe- und ein historisches Museum, eine Studienbibliothek mit 80,000 B�nden, 2500 Handschriften und 1000 Inkunabeln, eine Filiale der �sterreichisch-Ungarischen Bank, eine Handels- und Gewerbekammer, eine Kreditbank, eine Sparkasse, eine Landeskranken- und Geb�ranstalt, ein Theater, Kasino, elektrische Beleuchtung und Stadtbahn, Wasserleitung etc. Nord�stlich von O. liegt das Dorf Kloster-Hradisch mit ehemaligem Pr�monstratenserkloster (jetzt Garnisonspital), Ackerbauschule, Malzfabrik und 639 tschech. Einwohnern, dann der Heilige Berg mit Pr�monstratenserabtei und gro�er Wallfahrtskirche; s�dwestlich der Vorort Neugasse, Stadt mit 5197 deutschen und tschech. Einwohnern. Die Stadt, deren Namen bald vom keltischen Kelemancia, bald vom slawischen Eigennamen Olomunt, am richtigsten aber vom altdeutschen Namen Ala-munt abgeleitet wird, ruht, wie die Funde beweisen, auf uraltem Kulturboden, tritt historisch aber erst um die Mitte des 11. Jahrh. (1055) als Sitz eines m�hrischen Teilf�rstentums der Przemysliden hervor. 1063 wurde das dortige Bistum begr�ndet, im 12. Jahrh. erh�lt es deutsche Ansiedler, welche Markgraf Wladislaw (11971222) mit Magdeburger Recht bewidmete. 1241 litt es durch den Mongoleneinbruch. Unter Przemysl Ottokar II. wurde O. k�nigliche Stadt und mit verschiedenen Privilegien bedacht. Hier ward der letzte Przemyslide, K�nig Wenzel III., 1306 ermordet. In den Hussitenk�mpfen war O. eine St�tze der Katholiken und K�nig Siegmunds; ebenso stand es an der Spitze des Katholischen Bundes der m�hrischen St�dte gegen K�nig Georg Podiebrad; sein Gegner Matthias Corvinus wurde hier (3. Mai 1468) zum b�hmischen K�nig ausgerufen. Im 16. Jahrh. breitete sich der Protestantismus auch hier ungemein stark aus, bis die Einf�hrung der Jesuiten (1566) das katholische Element st�rkte. Lange Zeit galt O. als Hauptort M�hrens und Sitz der Regierung, bis diese 1640 nach Br�nn verlegt wurde; 1642 wurde die Stadt von den Schweden unter Torstensson erobert; 1742 besetzten sie die Preu�en. Nach dem Friedensschlu� wurde O. befestigt und leistete der von den Preu�en 10. Juni 1758 mit gro�em Nachdruck begonnenen Belagerung so lange Widerstand, bis es durch Dann entsetzt wurde. 1778 verlor es die aus der Jesuitenschule entstandene Universit�t, die nach Br�nn verlegt wurde, erhielt sie 1827 wieder, doch wurde sie 1855 bis auf die theologische Fakult�t aufgehoben. Am 2. Dez. 1848[47] entsagte hier Kaiser Ferdinand der Regierung. Am 28. und 29. Nov. 1850 fanden in O. Konferenzen zwischen dem preu�ischen Minister v. Manteuffel, dem �sterreichischen, F�rsten Schwarzenberg, und dem russischen Gesandten am �sterreichischen Hofe, Grafen Meyendorf, statt, die zur Feststellung der f�r Preu�en so dem�tigenden Olm�tzer Punktationen in bezug auf die friedliche Schlichtung der deutschen Wirren f�hrten. 1866 war es vom Mai bis Juni Sitz des �sterreichischen Generalstabs, hier sammelte sich auch das bei K�niggr�tz geschlagene Heer, wich aber vor dem andringenden Feinde zur�ck. 1888 wurden die Festungswerke aufgehoben und werden jetzt zur Stadterweiterung benutzt. Vgl. J. W. Fischer, Geschichte der k�niglichen Haupt- und Grenzfestung O. (Olm�tz 180811, 2 Bde.); W. M�ller, Geschichte der k�niglichen Hauptstadt O. (Wien 1882); F. Bischoff, Deutsches Recht in O. (Olm�tz 1885); W. Saliger, �ber das Olm�tzer Stadtbuch des Wenzel von Iglau (Br�nn 1882); A. Fischel, Die Olm�tzer Gerichts ordnung (das. 1903).
Das Erzbistum O. ward als Bistum 1063 gegr�ndet. W�hrend fr�her der Bischof vom Landesf�rsten, dem b�hmischen K�nig, mit Zustimmung des Volkes und Klerus ernannt, vom Mainzer Metropoliten geweiht und vom deutschen K�nig investiert worden war, erhielt 1206 das Kapitel das Recht der freien Wahl, was Papst Innozenz III. 8. Jan. 1207 best�tigte. Einer der bedeutendsten Bisch�fe des 13. Jahrh. war Bruno von Schaumburg-Holstein (s. Bruno 6), auf den die Kolonisierung des Gebietes und die Einf�hrung des Lehenssystems zur�ckzuf�hren ist. Unter Kaiser Karl IV. erhielten die Bisch�fe von O. den Titel »comes regalis capelle Boemie« und »princeps«, und diese f�rstliche W�rde wurde ihnen 1588 unter Bischof Stanislaus Pawlowsky von Kaiser Rudolf II. erneuert und best�tigt. 1777 ward das Bistum zum Erzbistum erhoben. Die zu dem Erzbistum geh�rigen Herrschaften und Lehnsg�ter, f�r die seit Bischof Bruno, dem Minister K�nig Ottokars II., ein f�rmlicher Lehnshof bestand, werden auf 5,100,000 Gulden gesch�tzt, die Lehnsg�ter allein auf 2 Mill. Gulden. Der Erzbischof ist der einzige in �sterreich, dessen Wahl vom Domkapitel abh�ngt, das zur Belohnung seiner 1619 und 1620 dem Kaiser bewiesenen Treue den Titel das »getreue« f�hrt. Das Ernennungsrecht am Kapitel ist derart zwischen Kaiser und Kapitel geteilt, da� Erledigungen, die in ungeraden Monaten eintreten, vom Kaiser wiederbesetzt, solche in geraden Monaten vom Kapitel durch Wahl erg�nzt werden. Der Kaiser kann Adlige und Nichtadlige ernennen, das Domkapitel dagegen ist nach den Statuten gehalten, bei der Wahl »auf die adligen Kandidaten oder wenigstens auf die des Ritterstandes zu reflektieren«. Vgl. F. X. Richter, Augustini Olomucensis episcoporum Olomucensium series (Olm�tz 1831); d'Elvert, Zur Geschichte des Erzbistums O. (Br�nn 1895); »Catalogus venerabilis cleri archidioeceseos Olomucensis« (Olm�tz 1906, erscheint j�hrlich).