Brest

[400] Brest (spr. bre�t), feste See- und Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Finist�re, mit dem besten und am st�rksten befestigten Kriegshafen Frankreichs, liegt an der gleichnamigen Bai des Atlantischen Ozeans (Reede von B.) und bildet den Endpunkt der[400] Westbahnlinie Paris-B.

Lageplan von Brest.
Lageplan von Brest.

Die Reede von B. hat ca. 60 km Umfang und ist tief genug f�r gro�e Kriegsschiffe. Man gelangt durch eine 5 km lange, 1650 m breite Meerenge (Goulet) in dieses Becken, das durch die Pointe Portzic und Pointe des Espagnols, beide mit starken Forts besetzt, geschlossen wird. F�nf Leuchtt�rme erhellen den Eingang. Die Reede selbst ist wiederum durch zahlreiche steile, durch Forts gekr�nte Landspitzen in kleinere Buchten geteilt. In die Reede m�ndet mittels der Aulne der 360 km lange Kanal von Nantes nach B. Der Kriegshafen, ein schmaler, 2875 m langer Kanal, die M�ndung des Fl��chens Penfeld, ist von Kais eingefa�t und gleichfalls mit Bakterien befestigt. An seinem Eingang an der Reede erhebt sich auf 65 m hohem Felsen das alte, feste Schlo�, an der Stelle eines r�mischen Kastells im 12. Jahrh. erbaut, von Vauban umgestaltet, in der Form eines Trapezes, mit acht T�rmen (darunter dem frei stehenden Wartturm). Um den Kriegshafen herum liegen die gro�en Magazine, eine Marinekaserne (la Cayenne) f�r 3500 Mann, die Schiffswerften, das ehemalige Bagno f�r Galeerensklaven, ein gro�es Marinehospital, die Werkst�tten f�r Taue, Segel, Maschinenbau etc. Vor dem gro�en Magazin steht eine Font�ne mit Statue der Amphitrite und ein in Algier erbeutetes venezianisches Gesch�tz, la Consulaire. Im Arsenal sind t�glich 8–9000 Arbeiter besch�ftigt. Der ger�umige Handelshafen an der S�dseite der Stadt, durch einen Wellenbrecher im S. gesch�tzt, besteht aus einem Vorhafen und drei Bassins mit einer Kaientwickelung von 2,3 km und Schienenverbindung. Die Stadt selbst wird durch das Fl��chen Penfeld in zwei Teile geschieden, von denen der linke die eigentliche Stadt ist, der rechte, erst in neuerer Zeit entstandene nach einer alten Kapelle Recouvrance genannt wird; eine 170 m lange, um zwei Granitpfeiler drehbare Eisenbr�cke verbindet beide Teile. Die eigentliche Stadt enth�lt die Kirche St.-Louis mit sch�nem Hochaltar. Am Handelshafen liegt der Cours Dajot, eine sch�ne Promenade mit den Marmorstatuen des Neptun und der Abundantia. Hier ist ein neuer Stadtteil (Porstrein) im Werden. B. z�hlt ohne den Vorort Lamb�zellec (s.d.) (1901) 84,284 Einw. Abgesehen von den Erfordernissen des Kriegshafens betreiben dieselben etwas Industrie, Fischfang, Handel mit Fischen (besonders Makrelen und Sardinen), Wein, Branntwein, Getreide etc. Zur Einfuhr kommen vorzugsweise Kohle, Wein, Bauholz, zur Ausfuhr frische Fr�chte und Gem�se, Eisenerz etc. 1900 sind im Hafen 1300 Schiffe mit 224,834 Ton. ein- und 1302 Schiffe mit 231,117 T. ausgelaufen; die Einfuhr bezifferte sich 1900 auf 4,2 Mill., die Ausfuhr auf 2 Mill. Fr. Seit 1869 f�hrt von B. ein unterseeisches Telegraphenkabel nach Sydney auf Cape Breton in Nordamerika; mit New York besteht eine regelm��ige Dampfschiffsverbindung. B. hat ein Lyzeum, eine Schiffahrts-, eine Schiffbau- und eine Schiffsjungenschule, 3 �ffentliche Bibliotheken, ein naturhistorisches Kabinett, einen botanischen Garten, eine Sternwarte etc. und ist Sitz eines Marinepr�fekten, eines Handelsgerichts und zahlreicher Konsulate fremder Staaten. – Im 9. Jahrh. ein Dorf, erhielt B. bald durch ein Schlo� als Dynastensitz Bedeutung. Nach und nach wuchs der Ort zur Stadt an, erhielt jedoch erst 1631 Wichtigkeit, als Richelieu die Hafenarbeiten beginnen lie�. 1680–88 wurde die starke Befestigung des Platzes von Vauban vollendet. 1694 wurden die Engl�nder und Holl�nder beim Angriff auf den Hafen zur�ckgeschlagen. Dagegen erlitt 1. Juni 1794 auf der Reede von B. die franz�sische Flotte unter Villaret-Joyeuse durch die englische unter Howe eine Niederlage, wobei sechs franz�sische Linienschiffe den Engl�ndern in die H�nde fielen und ein siebentes in den Grund gebohrt ward. Vgl. Levot, Histoire de la ville et du port de B. (Brest 1864–75, 5 Bde.).

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 400-401.
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