Bretagne

[401] Bretagne (spr. br�tannj'; Britannia minor, Aremorica), die gro�e nordwestliche Halbinsel Frankreichs, die als l�ngliches Dreieck ins Meer hinausragt, dessen Basis sich auf die Normandie, Maine, Anjou und Poitou st�tzt, und dessen Schenkel vom Kanal und dem Atlantischen Ozean besp�lt werden, umfa�t 33,888 qkm (615 QM.) und bildete fr�her unter dem Titel eines Herzogtums eine der Provinzen Frankreichs, die gegenw�rtig in die f�nf Depart. Ille-et-Vilaine, Niederloire, C�tes-du-Nord, Morbihan und Finist�re zerf�llt. Man teilte die B. auch in die Oberbretagne mit den f�nf Di�zesen Rennes, Nantes, St.-Malo, Dol und St.-Brieuc, und in die Niederbretagne mit den vier Di�zesen Vannes, Quimper, St.-Pol-de-L�on und Tr�guier ein. Die B. bildete[401] im Altertum den Mittelpunkt des aremorischen V�lkerbundes, war also von rein keltischen St�mmen bewohnt, zu denen noch im 5. Jahrh. reine Kymrier aus England hinzukamen, die der Halbinsel den Namen gaben. Das Druidentum herrschte hier absolut und hat zahlreiche Denkm�ler hinterlassen. Die altbretonische Sprache, das Breizad, wird noch in vier Dialekten. dem von Vannes (Vannelais), von Quimper (Cornouaillais), von Tr�guier (Tr�corien) und von St.-Pol-de-L�on (L�onard), gesprochen, weicht aber mehr und mehr vor dem Franz�sischen zur�ck (s. Bretonische Sprache und Literatur). Der Bretagner (Bretone) hat eine melancholische Gem�tsstimmung, ein zur�ckhaltendes Wesen, dabei aber lebhafte, poetische Einbildungskraft und oft gro�e Leidenschaftlichkeit, verborgen hinter �u�erer Roheit und F�hllosigkeit; er ist k�hner Seefahrer und mutiger Krieger, gastfrei, stolz auf seine Abkunft, starr am Alten hangend und im Widerstand ebenso hartn�ckig wie furchtlos. Daher war das Land von jeher ein Schauplatz f�r hartn�ckige Freiheits- und Parteig�ngerk�mpfe. Bei den Chouans (s.d.) der B. fand die gro�e Revolution entschiedenen Widerstand. Heidnisches Wesen und Sitten, Verehrung der Dolmen u. dgl. haben sich allenthalben erhalten; auch die Trachten der Bev�lkerung haben viel Altert�mliches (s. Tafel »Volkstrachten II«, Fig. 9–12).

Geschichte. B., zuerst Aremorica (»Meerland«) genannt. wurde durch C�sar 57–56 unterworfen und geh�rte zu Gallia Lugdunensis. Im 5. Jahrh. wurde die Halbinsel Zufluchtsst�tte aus Britannien durch die Angelsachsen vertriebener keltischer Briten und daher auch Britannia (minor oder cismarina) genannt, woraus B. entstanden ist. Nach dem Untergang des westr�mischen Reiches waren die Herz�ge von B., die auch den K�nigstitel f�hrten, von Zeit zu Zeit von den fr�nkischen K�nigen abh�ngig. Im 10. Jahrh. hatte das Land von den Einf�llen der Normannen zu leiden, deren Herzog Rollo sich 912 zum Oberherrn der B. machte. Als 1171 mit Conan IV. die alte einheimische Dynastie im Mannesstamm ausstarb, kam die B. durch Konstanze, die Erbtochter des letzten Herzogs, anderen Gemahl Gottfried, Sohn Heinrichs II. von England, dessen Sohn und Erbe Artur 1202 von seinem Oheim K�nig Johann ermordet wurde. Nun wurde die B. ein Zankapfel zwischen England und Frankreich, bis 1213 der Gemahl der Tochter Konstanzens, Alix, der Graf Pierre Mauclerc von Dreux, die B. als franz�sisches Lehen erhielt. Erbstreitigkeiten brachen aus nach dem Tode Johanns III. (1341) zwischen dessen Bruder Johann von Montfort und dem Gemahl seiner Nichte, Karl von Blois, der erst 1364 durch den Tod des letztern in der Schlacht bei Auray beendet wurde; die Montfort behielten das Herzogtum, w�hrend sich die Blois mit der Grafschaft Penthi�vre und der Vizegrafschaft Limoges begn�gen mu�ten. Die Herz�ge von B. wu�ten gegen�ber den franz�sischen K�nigen ihre Selbst�ndigkeit zu behaupten und standen in dem Kriege mit England auf dessen Seite. Als mit Franzll., der im Kampfe gegen Karl VIII. unterlegen war, der Mannesstamm der Herz�ge von B. 1488 erlosch, war dessen Tochter Anna Erbin des Landes. Sie ward 1491 mit K�nig Karl VIII. von Frankreich und nach dessen Tode 1499 mit Ludwig XII. verm�hlt. Als nun ihre einzige Tochter, Claude, 1514 mit dem Herzog von Angoul�me, der 1515 als Franz I. den franz�sischen Thron bestieg, verm�hlt worden war, erfolgke 1532 die Einverleibung des Landes in Frankreich, nicht ohne da� den St�nden die Aufrechterhaltung ihrer Gerechtsame versprochen ward. Auch behielt die B. bis zur Revolution ihr eignes Parlament. W�hrend des Revolutionskrieges war die B. der Schauplatz eines blutigen B�rgerkrieges, indem die dortige Bev�lkerung royalistisch gesinnt war. S. die »Geschichtskarte von Frankreich«. Vgl. Le Saint, La B. ancienne et moderne (2. Aufl., Limoges 1879); R�timeyer, Die B. (Bas 1882); Baudrillart, Les populations agricoles de la France. Normandie et B. (Par. 1885); Ardouin-Dumazet, Voyageen France. 3. bis 5. Serie (das. 1885); Gourcuff, Gens de B. (das. 1900); Daru, Histoire da B. (das. 1826, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1831, 2 Bde.); Roujoux, Histoire des rois et des ducs de B. (Par. 1829, 2 Bde.); de Courson, Histoire des peuples bretons (das. 1846, 2 Bde.); Carne, Les �tats de B et l'administration de cette province jusqu'en 1789 (2. Aufl., das. 1875, 2 Bde.); Dupuy, Histoire de la r�union de la B. � la France (das. 1880, 2 Bde.); Loth, L'�migration bretonneen Armorique (das. 1883); La Monneraye, G�ographie ancienne et historique de la B. (St.-Brieuc 1885); de Laborderie, Essai sur la g�ographie f�odale de la B. (Rennes 1889); Derselbe, Histoire de B. (das. 1896 bis 1899, Bd. 1–3).

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 401-402.
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