Paris (Geographie)

[97] Paris (Geographie). – Wenn man alle Eigenschaften, welche sich auf eine Stadt anwenden lassen, sammelt, so wird man finden, da� sie alle, ohne Ausnahme, so entschiedenen Widerspruch die einzelnen auch enthalten, auf diese Hauptstadt Frankreichs und der Welt passen; denn sie ist eben so sch�n als h��lich, eben so schmutzig als pr�chtig, eben so voll von Glanz und Freude als von Armuth und Elend, eben so gro�artig als kleinst�dtisch, eben so geistig hoch als geistig tief gestellt, kurz man k�nnte noch weit mehr Beiw�rter und Umschreibungen f�r dieselbe h�ufen und w�rde doch weder den Gegenstand ersch�pfen, noch etwas Unwahres behauptet haben. Die Ursache ist in den politischen Verh�ltnissen zu suchen; seit Jahrhunderten hat Paris sich das Recht behauptet und bewahrt, das Herz des ganzen Frankreichs zu sein, und alle Hebel des Lebens in diesem[97] Reiche concentriren sich in ihm, gehen von ihm aus und kehren zu ihm zur�ck. Wie Frankreich lange und noch fortw�hrend, wenn auch beschr�nkter, dem ganzen �brigen Europa die Gesetze des gesellschaftlichen Lebens vorschrieb, so erhielt es dieselben von seiner Metropole, welche die Residenz der K�nigin Mode war und blieb, deren Scepter nur auf Momente seine Kraft verlor, um sich derselben dann noch weit st�rker als vorher zu versichern. – Kein Wunder also, da� von jeher alle Blicke dorthin gerichtet waren, und da� man die Ausspr�che dieser wankelm�thigen F�rstin, welche sie von hier aus erlie�, als unantastbar betrachtete. – Fr�her betrachtete man in Deutschland die h�here Bildung f�r unvollkommen und unvollendet ohne den Besuch von Paris; es war derselbe gewisserma�en das Siegel auf das Meisterdiplom eines Weltmannes; konnte doch sogar ein Domherr von Naumburg seine Pfr�nde nicht antreten, wenn er nicht dort gewesen, we�halb denn auch, wie die Sage geht, ein Solcher einmal direct mit der Post hingegangen, am Morgen angekommen, nach ein Paar Stunden Schlaf wieder in die n�chste Diligence gestiegen und ohne Zeitverlust zur�ckgekehrt war; entweder hatte er sich Manches, was fr�here Collegen, die dem Sinne des Gesetzes gewissenhafter nachgekommen waren, allda erlebten, zur Warnung dienen lassen, oder auch, er hatte gef�rchtet gar nicht wieder den R�ckweg zu finden, denn Paris ist f�r jeden Stand, jedes Alter, jedes Geschlecht der lockendste Ort, vorausgesetzt, da� man genug Geld habe, um seinen Neigungen nachzugehen, da es das Leben mit allen seinen Erscheinungen entfaltet und keinen materiellen Wunsch, den man sich mit der allgemeinen Tauschwaare, Gold und Silber, verschaffen kann, unerf�llt l��t; in dieser Hinsicht gibt es dort nichts Unerreichbares, und selbst der fruchtbarsten und unbeschr�nktesten Phantasie w�rde es schwer, ja vielleicht unm�glich fallen, ein nicht zu befriedigendes Verlangen auf diesem Gebiete zu ersinnen. Ehe wir zum Einzelnen �bergehen, ist es n�thig zu besserem Verst�ndni�, kurze statistische und historische Notizen[98] voran zusenden. – Paris, die Haupt- und Residenzstadt Frankreichs, liegt im nord�stlichen Frankreich, im Departement der Seine, und wird durch den eben genannten Flu� in zwei H�lften getheilt, mit Einschlu� einiger Inseln desselben, welche es gleichfalls inne hat. Es umfa�t 15,376 Morgen Landes, hat 5½ Lieues im Umfange, 2 ¼Stunden in der L�nge und 1½ Stunde in der Breite. Nach der neuesten Eintheilung zerf�llt es in zw�lf Arrondissements, und diese wieder in 48 Polizeidistricte. Fr�her befestigt, sind seine Werke, von denen man nichts mehr sieht, in Spaziergange, oder richtiger, breite, von Alleen durchschnittene Stra�en verwandelt, welche Boulevards hei�en. Es enth�lt 28,000 Hauser, 1100 Gassen, von denen die Mehrzahl sehr unregelm��ig ist, 27 G��chen, 141 Sackgassen, 156 Durchg�nge, 74 �ffentliche Pl�tze, 39 Carrefours, 40 M�rkte, 35 Kais, 16 Br�cken, 22 Boulevards, 58 Barrieren, 84 �ffentliche Brunnen, 11 Hallen, 12 katholische Pfarr- und 27 Filialkirchen, 1 lutherische, 3 reformirte, 1 gallikanische Kirche, mehrere Synagogen, 11 Hospit�ler, 11 Krankenh�user, 24 Theater, 8 k�nigliche Pal�ste, 560 Privathotels und 900,000 Einwohner, deren gr��ter Theil sich zur katholischen Religion bekennt, unter diesen 115,000 Dienstboten, 77,000 Arme und 14,000 Hospitaliten. Die Stadt besteht aus a) der eigentlichen Stadt, la ville, am n�rdlichen, b) l'universit� am s�dlichen Ufer, und c) der Altstadt, la cit�, auf den Inseln der Seine; au�erdem hat sie noch 14 Vorst�dte (faubourgs). Erleuchtet wird sie durch 5035 Reverb�res und 11,390 Laternen auf Pf�hlen. – Schon vor der R�merzeit ist die Stadt von einem gallischen V�lkerstamme, den Parisern, auf einer Insel der Seine, da, wo jetzt die Cit� steht, erbaut worden; sie wurde von den damaligen Weltherrschern sp�ter die Kothstadt der Pariser (Lutetia Parisiorum) wegen des dort sich h�ufenden Schmutzes genannt. – Labienus, ein Unterfeldherr C�sar's, r�ckte wegen ihres Ungehorsams gegen sie an, da verbrannten die Einwohner selbst ihren Aufenthaltsort, doch ward Paris von den[99] R�mern wieder aufgebaut. 486 nach Chr. Geb. ward es von den Franken erobert und erhielt nun den Namen, den es jetzt noch f�hrt. Chlodwig erhob es 508 zur Hauptstadt des Landes. Es ward jetzt sehr erweitert, Kirchen und Schulen angelegt (letztere namentlich unter Karl dem Gro�en), und selbst die zweij�hrige Belagerung der Normannen (885) vermochte nicht seine werdende Bl�the zu unterdr�cken. Seit 987, wo Hugo Capet den Thron bestieg, ward es die Residenz der K�nige von Frankreich, und blieb es bis auf Ludwig XIV., der 1649 seinen Wohnsitz nach Versailles verlegte. Vielfach von Leiden der mannichfachsten Art w�hrend dieses Zeitraums heimgesucht (im 14. Jahrhundert w�thete hier der gr��liche schwarze Tod, 1418 Pest und Hungersnoth, 1420 ward es von den Engl�ndern erobert, 1436 von Karl VII. wieder genommen, 1572 ereigneten sich hier die Greuel der Bluthochzeit, 1590 mu�te es sich aus Hunger Heinrich IV. ergeben u. s. w.), breitete es sich doch immer weiter aus und vergr��erte die Zahl seiner Bewohner, seine Gestaltung indessen dem Zufalle und den Umst�nden �berlassend. Erst unter Ludwig XIII. begann man die neuen Viertel regelm��iger anzulegen, namentlich das Quartier du Marais, das vordere Palais royal und mehrere zwischen dem Boulevard der Rue neuve des petits Champs und der Rue Richelieu befindliche Stra�en. – Eine eigentliche Versch�nerung der Stadt trat jedoch erst unter Ludwig's XV. Regierung ein (denn Ludwig XIV. hatte, da er seine Residenz in Versailles aufgeschlagen, nur wenig f�r Paris gethan), und ward unter Ludwig XVI. fortgesetzt, dann aber durch die St�rme der Revolution auf das Schrecklichste unterbrochen. Am Meisten hat unbestreitbar Napoleon, der die Hauptstadt seines Rei, ches auch zur Welthauptstadt erheben wollte, geleistet, hinsichtlich der inneren Ausschm�ckung und der Versch�nerung; die Friedensjahre der Restauration trugen darauf das Ihrige zur Vergr��erung der Stadt bei, ganze Quartiere erhoben sich neu w�hrend derselben, und Ludwig Philipp, der ein eben so scharfes Auge f�r das N�tzliche,[100] wie f�r das Sch�ne hat, vernachl�ssigte seit der Juliusrevolution, die den Bau-Unternehmungen der Privatleute im Ganzen nur wenig hinderlich war, keinesweges die Verbesserung und Erweiterung seiner bleibenden Residenz, sowohl im Ganzen, wie in den einzelnen Theilen derselben. Immer aber wird Paris ein Steinkolo� bleiben, zu dessen Zusammentragung der Zufall und die innere Nothwendigkeit eben so viel, als die Kunst und der Geschmack beitrugen; es ist eine Stadt des Bed�rfnisses, nicht des Luxus und seiner Launen. F�gen wir zu diesem kurzen historischen Abrisse noch hinzu, da� hier f�nf ber�hmte Friedensschl�sse Statt fanden, die gemeiniglich mit dem Namen der Pariser Friedensschl�sse bezeichnet werden, ehe wir zu einer rascheren und farbenreicheren Darstellung des Lebens und Webens in dieser Riesenhauptstadt �bergehen. Der erste ist der vom 10. Februar 1763 zwischen Frankreich, Spanien, Gro�britannien und Portugal; der zweite der vom 3. September 1783 zwischen England, Frankreich, Spanien und Nordamerika; der dritte geschah am 20. Mai 1784 zwischen England und Holland; der vierte am 30. Mai 1814 und der f�nfte endlich am 20. November 1815, beide Letzteren zwischen Frankreich und den Alliirten. – Von welcher Seite man sich auch Paris nahe, die Einfahrt macht nirgends einen g�nstigen Eindruck, da man sich zum gro�en Theile durch eine Menge schmutziger, enger Gassen, mit niedrigen, bauf�lligen H�usern winden mu�, ehe man an irgend eine Stelle gelangt, die den Gedanken, da� man sich wirklich in der capitale du monde, wie die Franzosen Paris stets mit wichtiger Miene nennen, befinde, auf eine eindrucksvolle Weise versinnlicht. Dagegen fluthet Einem �berall das regste und lebendigste Treiben entgegen, das schon eine halbe Stunde vor den �u�ersten Thoren beginnt, und mit jedem Schritte, den man vorw�rts thut, sich steigert, so da� es auf den Bewohner einer ruhigen, monotonen, kleinen deutschen Stadt fast verwirrend einwirkt. Dieses Treiben ist beinahe zu allen Tageszeiten gleich, nur da�[101] diejenigen, die es hervorbringen, zu verschiedenen Klassen geh�ren. Ein etwas ge�bter Beobachter kann leicht an den ihm Begegnenden in den verschiedenen Vierteln merken, welche Tageszeit es ist, und wenn er sich auch gar nicht um die Stundeneintheilung bek�mmerte. Der eigentliche Pariser Tag beginnt des Morgens um vier Uhr; zwei L�den �ffnen sich, der des B�ckers und der des Gew�rzkr�mers; die Fiaker kehren nach ihren St�llen zur�ck, nachdem sie noch bei B�llen oder Gesellschaften ihre Dienste gethan; die kleinen Milchkarren, die mit Gem�se beladenen Maulthiere, die abgehenden oder ankommenden Diligencen kreuzen sich, bald darauf begeben sich einzelne Arbeiter, deren Zahl mit den Stunden zunimmt, an ihr Tagewerk, und die Bewegung geht nun allm�lig aus den Vorst�dten und den bewohntesten Quartieren, wo sie begann, in die eleganteren Stadtviertel �ber. So ist um acht Uhr in der durch ihre L�den und Magazine pr�chtigen Rue Vivienne noch Alles ruhig, um zehn Uhr dr�ngt sich dagegen dort schon eine unz�hlbare Menge, indem alle Gesch�ftsdiener sich dort bewegen; die M�kler eilen zu ihren Committenten, die Kassendiener nach den Comptoirs, Commis, Schreiber, Beamte, an ihren Posten; eben so lebhaft wird es nun in den entgegengesetzten Regionen am rechten Seineufer. Hier ist das sogenannte pays latin; die Studirenden eilen in die Vorlesungen und zerstreuen sich, Jeder seinem Berufe folgend, nach allen Richtungen; �berall werden die Kaffeh�user gef�llt, denn selten fr�hst�ckt ein Unverheiratheter zu Hause, sondern geht, sobald er dasselbe verl��t, bis dahin n�chtern bleibend, zuerst in eine solche Anstalt, um seinen Kasse oder seine Chocolade mit einigen Fl�ten (einem l�nglichen Wei�brode, das seinen Namen von seiner Gestalt hat), zu sich zu nehmen. – Ueberall begegnet man ferner den Juristen aller Kategorien, die sich in die verschiedenen Tribunale begeben, und eben so leicht an ihrem Wesen, wie an ihrer Tracht zu erkennen sind. – Ein anderes, nicht weniger reges Gesch�ftsleben beginnt um Mittag in der N�he der B�rse und des Palais royal.[102] und erreicht an ersterer Stelle seine gr��te Ausdehnung gegen drei Uhr. – Um dieselbe Zeit rollen die elegantesten Equipagen durch die sogenannten vornehmen Stra�en, wie die Rue Vivienne oder Richelieu; die Reichen machen Eink�ufe und Besuche, ihre Wagen kreuzen und hemmen sich von Omnibus, Cikadinen, Trieydes und Damesblanches unterbrochen; einzelne Cabriolets winden sich schlangenartig und gewandt �berall hindurch, das Gedr�nge vermehrend und der bescheidene Fu�g�nger halt sich so dicht, wie m�glich, an der Seite der Boutiquen, theils, um sich vor Ungl�ck zu beh�ten, theils aber auch, um das Vergn�gen zu genie�en, sch�ne und elegante Damen, die die L�den besuchen, aus- und einsteigen zu sehen. – Ist das Wetter sch�n, so wimmeln jetzt die Boulevards von Spazierg�ngern, und die �ffentlichen G�rten f�llen sich mit M��igen, die lustwandelnd oder dort sitzend und lesend die E�stunde erwarten. – Diese beginnt um f�nf Uhr, um welche Zeit alle Omnibus in gr��ter Bewegung sind und selten einen Platz mehr leer haben, da sich vorz�glich die Bewohner der Faubourgs und der entfernteren Stadttheile derselben bedienen, um rascher zu ihrem Mittagsmahl im Kreise der Ihrigen zu gelangen. – Die Restaurans, besonders im Palais royal und den n�chsten Stra�en, f�llen und leeren sich in unaufh�rlichem Wechsel, im Ganzen tritt aber doch eine Art von Pause ein, denn Paris, das gro�e Ungeheuer, besch�ftigt sich mit seiner S�ttigung. – Gegen sieben Uhr h�rt diese auf, die Theater �ffnen sich, eine Menge von Wagen rollt durch die Stra�en und die Kaffeh�user empfangen ihre Abendg�ste; das treibendste Gedr�nge ist, namentlich bei trockenem Wetter, wieder auf den Boulevards. Die� dauert bis Mitternacht, wo die Besucher der �ffentlichen H�user sich in ihre Wohnungen begeben und nur der schlimmste Theil der Bev�lkerung sich noch auf den Stra�en befindet; das Rollen der Wagen wird immer schw�cher und vereinzelter, bis endlich gegen zwei Uhr Alles verstummt, und im Verh�ltni� zu dem Ger�usch des Tages sich eine Todtenstille �ber ganz Paris[103] lagert. Wer in der Nacht aus seinem Schlummer aufwacht und w�hrend einer Viertelstunde kein Wagengerassel vernimmt, der braucht nicht nach der Uhr zu sehen, es ist dann sp�ter, als zwei, und noch nicht vier, denn nur w�hrend dieses Zeitraums tritt eine solche ungest�rte Ruhe auf den Gassen ein. – Die sch�nste Ansicht von Paris wird dem Beschauer von der Terrasse von St. Cloud aus gew�hrt, weil die ungeheuere Stadt sich in ihrer ganzen L�nge vor ihm entfaltet und mit allen umliegenden und daran sto�enden Flecken und Oertern vereint zu sein scheint. Eine nicht ganz so umfassende, aber doch nicht minder interessante Aussicht hat man von dem Kirchhofe des P�re la Chaise aus, und wer den ungeheueren Steinhaufen wie ein Vogel recht aus der Mitte betrachten will, der besteige an einem sch�nen Tage den Thurm der ber�hmten Cathedrale Notre-Dame; auf allen diesen Punkten wird ihm indessen Paris von einem anderen Charakter erscheinen. Vom P�re la Chaise aus gesehen, treten namentlich die Kirchen Notre-Dame, Saint Sulpice und St. Genevi�ve (das Pantheon) sehr entschieden hervor, und regen vor Allem die Aufmerksamkeit des Beschauenden an. – Beginnen wir daher auch mit ihnen die Uebersicht der merkw�rdigsten Geb�ude von Paris. Notre-Dame (in letzter Zeit durch Victor Hugo's vielgelesenen gleichnamigen Roman verherrlicht), ward im Jahre 1010 begonnen, ist vollkommen im gothischen Geschmack gebaut und hat die Gestalt eines lateinischen Kreuzes; sie ist 494 Fu� lang, enth�lt 45 Kapellen, 122 Pfeiler und S�ulen, einen Marmorfu�boden und eine 320 Centner schwere Glocke. Ihre beidengleichgeformten Th�rme erreichen eine H�he von 204 Fu� bei 40 Fu� Breite. Sie ist reich an Merkw�rdigkeiten aller Zeiten, und obwohl sie nicht wenig bei den politischen St�rmen von 1793 gelitten, so hat man ihr doch gro�e Sch�tze in jeder Hinsicht zu erhalten gewu�t. – Weit sp�ter ward die Kirche zu Saint Sulpice errichtet, oder vielmehr wieder erbaut. Anna von Oestreich legte 1616 den Grundstein derselben, eingeweiht[104] ward sie erst um 1745. Ausgezeichnet pr�chtig und gro�artig ist ihr Hauptaltar. – Saint-Genevi�ve oder das Pantheon ist dagegen das sch�nste Gotteshaus von Paris, mit einer pr�chtigen Kuppel von Quadern erbaut, und 340 Fu� lang. Au�er diesen sind noch die Rochuskirche und die Kirche St. Eustache merkw�rdig, die erstere wegen der Gr�ber Maupertuis und Corneille's, die letztere wegen ihrer herrlichen Glasmalereien. – Unter den Pal�sten sind besonders hervorzuheben: a) die Tuilerien, Residenz des jetzigen K�nigs, mit einer herrlichen Fronte nach dem Garten zu, 1071 Fu� lang; b) das Louvre, mit den Tuilerien durch ein eigenes Geb�ude, les galeries, zusammenh�ngend, das eine herrliche, 1332 Fu� lange Colonnade bildet, jetzt die Kunstsammlungen und mehrere Akademien enthaltend, fr�her Residenz der K�nige von Karl IX. bis zu Heinrich IV., reich geschm�ckt in jeder Weise; c) das Palaisroyal, Eigenthum der Familie Orleans, und gegenw�rtig Residenz des Herzogs von Orleans, mit einem inneren Hofe von 700 Fu� L�nge und 300 Fu� Breite, von 180 Arkaden umgeben, in welchen sich die reichsten Kaufl�den und Gew�lbe befinden, nebst einer Menge von Caf�s, Restaurans, Spielh�usern u. s. w. Hier ist der Mittelpunkt des Pariser Lebens; wenn, wie ein franz�sischer Schriftsteller bemerkt, Jemand nackt, hungrig und hilflos, jedoch mit hinreichendem Gelde ausgestattet, dahin verschlagen w�rde, er brauchte diesen Ort nicht zu verlassen, um binnen weniger als einer Stunde, alle seine Bed�rfnisse, ohne Ausnahme, befriedigt zu sehen; d) der Palast Luxembourg, von Maria von Medicis nach dem Muster des Palastes Pitti zu Florenz erbaut, gegenw�rtig der Versammlungsort der Pairs. Der zu demselben geh�rige Garten hat einen Flor von mehr als 1200 Arten Rosen aufzuweisen; e) der Palast Bourbon, jetzt Versammlungsort der Deputirtenkammer, an der Seine, ebenfalls mit sch�nem Garten; f) der Justizpalast, in der cit�, Sitz der h�chsten Tribunale, fr�her gleichfalls Residenz der franz�sichen[105] K�nige von Hugo Capet bis zu Karl V. – Am Merkw�rdigsten unter den �brigen �ffentlichen Geb�uden, theils wegen der daran haftenden historischen Erinnerungen, theils wegen der sch�nen Bauart, sind ferner: a) das Tempelgeb�ude, le temple, ehemals den Tempelrittern, sp�ter den Maltesern geh�rend, 1793 Gef�ngni� Ludwig's XVI. und seiner Familie; b) das Stadthaus (Hotel de ville), mit der Statue Heinrich's IV., nach einem Plane des Dominico Bonadoro, genannt Cartonn, erbaut; c) die Garde-Meubles, ehemals zur Aufbewahrung der k�niglichen Mobilien bestimmt; d) der M�nzpalast, mit 6 H�fen und einer Fa�ade von 450 Fu�; e) das Arsenal, mit 7 H�fen; f) das Invalidenhaus (Hotel des Invalides), f�r 6000 Mann eingerichtet, mit der sch�nsten Kuppel der Stadt auf dem dazu geh�rigen Dom; g) das Krankenhaus(Hotel dieu), f�r Aufnahme von 900 Kranken eingerichtet. – Oeffentliche Unterrichtsanstalten sind: a) die Universit�t, mit 5 Facult�ten und ungef�hr 4000 Studenten; b) die vierk�niglichen Lyceen; c) das Coll�ge de France; d) das College der europ�ischen Nationen; e) 12 verschiedene Seminarien; f) die polytechnische Schule; g) die Taubstummenanstalt; h) die Blindenanstalt; i) das Conservatorium der Musik u. s. w. Zu den ber�hmtesten Sammlungen geh�ren: a) die k�nigliche Bibliothek, mit 450,000 gedruckten B�chern und 80,000 Handschriften; b) die mazarin'sche Bibliothek, mit 90,000 gedruckten B�chern und 3437 Handschriften; c) die Bibliotheken de Sainte Genevi�ve, mit 110,000 B�nden und 2000 Manuscripten, de l'Ars�nal, mit 150,000 B�nden und 5000 Manuscripten, der Akademie, mit 50,000 B�nden, des Stadthauses, mit 15,000 B�nden, der polytechnischen Schule, mit 24,000 B�nden, der medicinischen Facult�t, mit 25,000 B�nden u. s. w.; d) das Nationalmuseum im Louvre, mit 1200 Gem�lden und herrlichen Antiken; e) die Galerie im Luxembourg, Werke neuerer franz�sischer[106] Maler enthaltend; f) das Museum franz�sischer Denkm�ler; g) das Museum der Naturgeschichte in dem herrlichen Jardin des Plantes; h) das Museum der Industrie, mit einer Modellsammlung von 20,000 St�cken; i) das Museum der Medaillen; k) das astronomische Observatorium u. s. w. – Unter den Theatern sind besonders hervorzuheben: das Th�atre fran�ais, ehemals die gesetzgebende B�hne in Sachen des dramatischen Geschmacks, das Th�atre des Italiens, das franz�sische Opernhaus, das Th�atre du Palais Royal, wo die witzigsten Vaudevilles aufgef�hrt werden, das Th. des vari�t�s, de l'Od�on, du Vaudeville u. s. w. Zu anderen Vergn�gungsorten dienen die elys�ischen Felder, die vielen �ffentlichen, bereits oben bei den Pal�sten angef�hrten G�rten, das W�ldchen von Boulogne, der Wald von Vincennes, die Boulevards u. s. w..– Endlich verdienen noch die lebhafte Beachtung der Paris besuchenden Fremden die pr�chtigen �ffentlichen Pl�tze, wie der Carousselplatz, zwischen dem Louvre und den Tuilerien, mit dem herrlichen Triumphbogen; der Vend�meplatz, mit der erhabenen Napoleonss�ule, die place de la victoire, mit der Statue Ludwig's XIV., das Marsfeld, der march� des Innocens, die place du Ch�telet, mit dem sch�nen Brunnen u. s. w. – Unter den Br�cken sind die ber�hmtesten der pont neuf, mit der Statue Heinrich's IV., der 30 Fu� hohe pont de Louis XV. (de la Concorde), mit 5 Bogen und den Statuen vieler ber�hmter M�nner; der pont d'J�na, d'Austerlitz, des arts u. s. w. – Die bedeutendsten Stra�en sind: die rue de Trocad�ro, 13,860 Fu� lang und mit einem Obelisken geschm�ckt; rue St. Honor�, 5118 Fu� lang, rue Rivoli, 4512 Fu� lang; St. Denis, Richelieu, Martin, die bereits erw�hnte rue Vivienne, welche auf die place de la Bourse m�ndet, wo das sch�nste aller B�rsengeb�ude errichtet ist u. s. w. – Von sehr gro�em, aber ernstem, fast tragischem Interesse sind endlich die Katakomben, unterirdische, weitl�uftige G�nge, urspr�nglich wohl Steinbr�che, sp�ter Begr�bnisse.[107] und der ber�hmte Kirchhof des P�re la Chaise, dessen wir bereits oben Erw�hnung thaten, mit 25,000 Grabstellen. – Doch genug – diese kurze, unvollst�ndige und oberfl�chliche Aufz�hlung einiger Sehensw�rdigkeiten der gro�en Welthauptstadt, die wir hier schlie�en, um unsere freundlichen Leserinnen nicht zu erm�den, wird ihnen wenigstens einen Begriff geben von dem inneren Reichthume einer Stadt, die seit undenklichen Zeiten der Mittelpunkt des Lebens eines ganzen, gro�en Volkes, Alles in sich versammelt, was menschlicher Scharfsinn und menschliche Kunstfertigkeit nur zu vereinigen vermochten.– Ein Fremder, der mit dem festen Willen dahin k�me, Paris, und nur Paris kennen zu lernen, w�rde, wenn er gleich alle seine Zeit diesem Vorhaben widmete, doch mehrere Jahre brauchen, ehe er seinen Gegenstand einigerma�en ersch�pft h�tte. – Der Tag verzehrt hier den Tag, Alles dr�ngt und fluthet hier unaufh�rlich vorw�rts und vor�ber, gleich einem ungeheueren Flusse, der sich immer in das Meer ergie�t und immer wieder aus seinen Quellen erneut. Nirgends f�hlt sich der Einzelne mehr verlassen und vereinzelt, als in dieser ungeheueren rastlosen Gesch�ftigkeit, welche ihre Th�tigkeit nach allen Seiten hinrichtet und sich in allen Formen bewegt. Und dennoch herrscht eine F�rstin mit ehernem, tyrannischem Scepter �ber diese Masse, und b�ndigt sie so, da� Alles sich ihr willig beugt: es ist die Mode, die Todfeindin des Bestehenden, Festen; sie hat hier ihren Thron aufgeschlagen und jeder Pariser ist ihr getreuer Vasall, und eifrig bem�ht, die Ausbr�che und Ausspr�che ihrer Launen �ber die ganze civilisirte Erde zu verbreiten. Eben darin ragt Paris vor allen �brigen Weltst�dten, deren Wirkungskreise weit enger gezogen sind, wie eine Riesin unter gew�hnlichen Sterblichen hervor.

W.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 97-108.
Lizenz:
Faksimiles:
97 | 98 | 99 | 100 | 101 | 102 | 103 | 104 | 105 | 106 | 107 | 108
Kategorien:
�hnliche Eintr�ge in anderen Lexika

Adelung-1793: Geographie, die

Brockhaus-1809: Die Geographie · Paris [2] · Paris · Das Departement Paris

Brockhaus-1837: Geographie · Paris [2] · Paris [1]

Brockhaus-1911: Mathematische Geographie · Physische Geographie · Geographie · Politische Geographie · Paris [5] · Paris [6] · Paris [7] · Paris · Klein-Paris · Paris [2] · Paris [4] · Paris [3]

DamenConvLex-1834: Bessarabien (Geographie) · Bengalen (Geographie) · Bilin (Geographie) · Bombay (Geographie) · Bolivia (Geographie) · Banat (Geographie) · Baltimore (Geographie) · Barmen (Geographie) · Batavia (Geographie) · Basel (Geographie) · Borneo (Geographie) · Burgund (Geographie) · Bulgarien (Geographie) · Californien (Geographie) · China (Geographie) · Caracas (Geographie) · Bourbon (Geographie) · Bosnien (Geographie) · Brandenburg (Geographie) · Bretagne (Geographie) · Brasilien (Geographie) · Alpen (Geographie) · Aleppo (Geographie) · Altai (Geographie) · Andalusien (Geographie) · Amerika (Geographie) · Adersbach (Geographie) · �bo (Geographie) · Aegypten (Geographie) · Aix (Geographie) · Afrika (Geographie) · Andes (Geographie) · Asien (Geographie) · Armenien (Geographie) · Assumption (Geographie) · Azoren (Geographie) · Australien (Geographie) · Arabien (Geographie) · Anhalt (Geographie) · Ararat (Geographie) · Archangel (Geographie) · Arauko's (Geographie) · Saison in Paris und London · Paris (Mythologie)

Hederich-1770: Paris

Herder-1854: Paris [3] · Paris [2] · Paris [1]

Lemery-1721: Herba Paris

Lueger-1904: Blanc de Meudon, d'Orl�ans, de Paris, de Rouen, de Troyes

Meyers-1905: Paris und Vienne · Paris vaut bien une messe · Pāris · Paris Hill · Paris [1] · Paris [4] · Paris [5] · Paris [2] · Paris [3] · Parīs · Graf von Paris · Jean de Paris · Deutscher Hilfsverein in Paris · Franz von Paris · Jehan de Paris · Kommune von Paris · Mathēns Paris · Johann von Paris · Klein-Paris

Pierer-1857: Parīs [1] · Paris [1] · Paris [2] · Pāris [1] · Cul de Paris · Charbon de Paris · Mariton de Paris · Mal de Paris

Buchempfehlung

Jean Paul

Die unsichtbare Loge. Eine Lebensbeschreibung

Die unsichtbare Loge. Eine Lebensbeschreibung

Der Held Gustav wird einer Reihe ungew�hnlicher Erziehungsmethoden ausgesetzt. Die ersten acht Jahre seines Lebens verbringt er unter der Erde in der Obhut eines herrnhutischen Erziehers. Danach verl�uft er sich im Wald, wird aufgegriffen und musisch erzogen bis er schlie�lich im Kadettenhaus eine milit�rische Ausbildung erh�lt und an einem F�rstenhof landet.

358 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch bl�ttern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erz�hlungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch � aber eben nicht nur � eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gef�hlswelt gegen die von der Aufkl�rung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erz�hlungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder m�rchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten B�nden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererz�hlungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon
OSZAR »