[325] Quellen, verbreiten �berall, wo sie dem Schoo�e der Erde oder der Felswand des Gebirges entspringen, Fruchtbarkeit und Frische. Die Erdschichten, �ber welche ihr unterirdischer Lauf hineilt, theilen ihnen mineralische Zus�tze mit, welche, wenn die� in gewissen Graden der Fall war, heilkr�ftig auf die Gesundheit der Menschen wirken, und schon im Alterthume hielt man de�halb die Q. f�r besonders werthvolle Gaben freundlicher Gottheiten. Der Naturforscher klassificirt die Q. in gleichf�rmige und periodische. Als Erkl�rung der Erstern wird namentlich in der Schweiz, wo dieselben sich vielfach zeigen, angenommen, da� die Berge verborgene Wasserbeh�lter oder H�hlen verschlie�en, welche von oben Zuflu� erhalten und diesen, wenn sie �berf�llt sind, durch heberf�rmige Can�le wieder ausstr�men. Da� jedoch noch andere Ursachen zu diesem Naturwunder wirken, beweist der Umstand, da� 1755 die bekannte periodische Q. zu Colmar in der Provence, deren Wasserstrahl immer in der siebenten Minute aussetzt, durch das furchtbare Erdbeben, welches Lissabon zerst�rte, in eine best�ndig flie�ende verwandelt wurde. Seit 1763 hat sie jedoch wieder[325] angefangen auszusetzen sei. Haute combe in Savoyen gibt es eine Q., die zweimal in einer Stunde flie�t und still steht. Die Q. von Frougauches bei Nismes thut dasselbe 4024 Stunden, und die sogenannten Bullerbaren bei Paderborn sollen 12 Stunden flie�en und eben solange ruhen. Merkw�rdiger noch als diese Unterbrechungen aber erscheint es, wenn die vulkanischen Gewalten, welche im Kerne unseres Erdballs toben, manchen Orten die Q. zu Verk�ndigern ihrer N�he w�hlen und wie z. B. in Persien die kochende Naphta, anderw�rts Erdpech und Schwefel (siehe Solsatara) emporquellen lassen, oder wie zu Booseley in Shropshire, das Feuer dem Wasser verm�hlen. Im Juni 1710 wurden die Landbewohner daselbst durch ein schweres, mit Orkan begleitetes Gewitter in Schrecken gesetzt. Ein donnerndes, unterirdisches Get�se weckte sie Nachts darauf und in einer sumpfigen Niederung zeigte sich ein bedeutendes Emporsteigen und Senken des Bodens, aus dem Wasser aufzuwallen schien. Ein herzhafter Mann grub an der Stelle nach und ward sogleich durch den hervorspringenden, starken Wasserstrahl umgeworfen. Zuf�llig an diese neuentdeckte Quelle gebrachtes Licht entz�ndete sie, und die Flamme des �brigens ganz kalten Wassers hatte, so lange man die Luft von ihr abhielt, eine solche Kraft, da� sie ganz gr�nes, ihr preisgegebenes Holz in starken Scheiten verzehrte. Um diese brennende Quelle, an welcher noch t�glich das n�mliche Experiment gemacht werden kann, zu sichern, umgab man sie mit einem Gel�nder und schlo� sie mit einem Deckel. Unfern Velleja in Italien befindet sich eine �hnliche Quelle, die sich entz�ndet, wenn Licht an sie gebracht wird. Die wigansche Quelle in Lancashire hat �hnliche Eigenschaften. Ihr Wasser brennt jedoch wie Oel, da hingegen die fl�chtigern Flammen der Ebenangef�hrten mehr denen des Weingeistes verglichen werden k�nnen. Wahrscheinlich ist ihre Existenz durch die gro�en Steinkohlenlager der Umgegend von Wigan, welche brennbare Luft entwickeln, bedingt, da die Gasarten der Tiefe es[326] sind, die Veranlassung zu solchen Erscheinungen geben. Vor ungef�hr 11 Jahren traf man zu Burkesville in Kentucky (Amerika) beim Bohren eines artesischen Brunnens auf eine Quelle reinen Oels, die anf�nglich in der Minute fast 75 Gallonen desselben zu Tage f�rderte. Dieses Oel brennt so sch�n, wie das hellste Gas, sieht erst gr�n aus, wird aber sp�ter braun und riecht unangenehm eigenth�mlich. Wegen seiner au�erordentlichen Fl�chtigkeit konnte es nur in luftdichten Gef��en, die es nicht selten zersprengte, aufbewahrt werden. Leider scheint die� wunderbare Naturprodukt, dem sogar medicinische Eigenschaften beigelegt wurden, nicht immer hervorquellen zu wollen, indem der fast 12 Fu� �ber die Oberfl�che des Erdbodens spritzende Strahl in den letzten Jahren nur Soole, statt Oels enthielt. Ein dumpfes Ger�usch, gleich unterirdischem Donner, begleitet jedesmal das Herauswerfen des Oels, welches vor zwei Jahren sechs Wochen lang erfolgte und dann neuerdings ausblieb. Ganz anderer Natur, doch nicht minder interessant, ist die versteinernde Tropf-Quelle zu Knaresborough, die am Fu�e eines Kalksteinfelsens unsern des Flusses Nidd entspringt. Ihr Anblick ist h�chst romantisch, weil sie sich nach kurzem Laufe �ber einen Felsgipfel verbreitet und von da als seltsame Cascade herabtr�pfelt. Immergr�n und Geb�sch schm�cken den nur 30 Fu� hohen Felsen, und der Reiz dieses Quells, der auch der singende hei�t, wird dadurch, da� jeder herabfallende Tropfen einen musikalischen Ton hervorbringt, unendlich erh�ht. Nicht zu verwundern ist nach allem dem, da� in der Vorzeit so viele Mythen an die Anmuth, oder sonderbare Naturbildung mancher Quellen gekn�pft wurden. Die Sage, ja die Geschichte selbst hat manche von ihnen geheiligt, und wenn das alte Griechenland uns von den fabelhaften Eigenschaften der Hippokrene, Aganippe, Acadine, Acidalie und des castalischen Quells in ehrw�rdiger Ueberlieferung erz�hlt, so haben wir daf�r aus dem Mittelalter die Quelle der Liebenden in Portugal und Vaucl�ses, durch Petrarea[327] so ber�hmt gewordene Grotte mit der Sorgue lieblichen Quelle. Der koboldartige Geiser (s. d.) bietet noch immer dem ungelehrten Isl�nder seine regenbogenfarbigen Wasserstrahlen als zauberisches Geheimni�, und wie mancher Leidende, den die Heilquellen von langwierigen Qualen befreiten, m�chte nicht ungern in die kindlich freundliche Idee des trefflichen Erz�hlers von Houwald eingehen, der in seinen R�bezahl-M�hrchen z. B, Schlesiens Warmbrunn und Flinsberg als Eigenthum wohlth�tiger Geisterf�rstinnen schildert.
F.