[487] Sind (Scinde), Provinz der britisch-ind. Pr�sidentschaft Bombay (s. Karte »Ostindien«), begrenzt vom Ran von Katsch und dem Arabischen Meer, von Belutschistan, dem Pandschab und den W�sten von Radschputana, 123,768 qkm mit (1901) 3,207,584 Einw. Dazu kommt noch der kleine Tribut�rstaat Khairpur, 15,822 qkm mit (1901) 199,565 Einw. Die flache K�ste wird durch die Ablagerungen des Indusdeltas, der s�d�stliche Teil n�rdlich vom Gro�en Ran von Katsch durch die gro�e W�ste Thar und Parkar eingenommen. Im Nordwesten tritt aus Belutschistan eine zweite W�stenregion, das Pat, bis in die N�he von Schikarpur in die Provinz �ber. Gebirgig ist nur die Westgrenze. Der Indus ist au�er dem Hab, dem Grenzflu� gegen Belutschistan, der einzige Flu� des Landes, dessen zahlreiche Bew�sserungskan�le eine Gesamtl�nge von 9159 km haben und 6770 qkm bew�ssern, fast die H�lfte der gesamten bebauten Fl�che, die nur 12,6 Proz. des Gesamtareals umfa�t; �ber die H�lfte des letztern ist �berhaupt unkultivierbar. Die an den Ufern zum Schutze gegen �berschwemmungen aufgef�hrten D�mme sind 986 km lang. Der bedeutendste See ist der Salzsee Mokhai in der W�ste Thar, dessen ungeheurer Salzvorrat aus Mangel an Verkehrswegen nicht ausgebeutet wird, n�chstdem der fischreiche Manchhar nahe dem Westufer des Indus. Das Klima ist au�erordentlich trocken; die Temperaturextreme sind 49� im Sommer und -3� im Winter, die Durchschnittstemperatur des Winters ist 15,5, des Sommers 35�. Krankheiten (Fieber, Cholera) sind h�ufig. Die Flora, deren dritter Teil arabisch oder �gyptisch ist, schlie�t meist niedere Gew�chsformen ein, von Wald (zum Teil angepflanzt) sind etwa 3000 qkm vorhanden. Von der Bev�lkerung (ohne Khairpur) waren 1901: 2,446,489 Mohammedaner, 751,252 Hindu, 77,817 Christen (4829 Europ�er), 2000 Parsi, der Rest Naturanbeter u. a. Zu den Mohammedanern (fast s�mtlich fanatische Sunniten) geh�ren auch 542,736 Belutschen. Die Sprache ist das Sindhi, eine arische Sprache, mit persischen und arabischen W�rtern stark vermischt und anscheinend mit einem nichtarischen Grundstock ausgestattet, so da� es sich vom Sanskrit weiter entfernt als andre Tochtersprachen (Grammatik von Trumpp, Lond. 1872). Die Schrift ist die arabische. Die Schulbildung steht noch auf sehr niedriger Stufe. Ackerbau, von dem etwa die H�lfte der Bev�lkerung lebt, wird in der 20 km breiten Zone an beiden Ufern des Indus betrieben. Gebaut werden Weizen, Gerste, Erbsen, [487] Wicken, �lsaaten, Indigo, Hanf, Gem�se, Reis, Baumwolle, Melonen, ein wenig Tabak und Zuckerrohr, Kartoffeln, doch ist der Ertrag von Brotkorn ungen�gend. Die Viehzucht ist bedeutend. Man zieht gro�e Herden von Kamelen in den Salzsteppen und von B�ffeln im sumpfigen Delta, Schafe und Ziegen in den W�sten sowie kleine, ausdauernde Pferde und kleine Rinder, die letztern namentlich zur Arbeit bei den Bew�sserungsanlagen. Die Fischerei in den Fl�ssen, Seen und an der Meeresk�ste (Heringe, Haifischflossen) ist nicht unbedeutend. Von gewerblichen Erzeugnissen sind lackierte Koffer, T�pferwaren, Lederarbeiten, Teppiche, S�cke, Emailarbeiten, grobe Baumwollwaren zu nennen. Der Handel mit dem Auslande nimmt seinen Weg �ber Karatschi (s. d.). Von dort zieht eine Eisenbahn nach Haidarabad, dann das rechte Industal aufw�rts (mit Abzweigung nach Quetta). In die Provinz fallen 729 km Eisenbahnen. Submarine Kabel verbinden Karatschi mit Fao in Arabien und mit Buschir in Persien. F�r Verwaltungszwecke wird die Provinz eingeteilt in die Distrikte Obersind, Schikarpur, Haidarabad, Karatschi, Thar-Pakar. Hauptort ist Karatschi (s. d.). Zur Zeit, als Alexander d. Gr. den Indus hinabfuhr (325 v. Chr.), war S. unter vier F�rsten geteilt; im 3. Jahrh. ward es vor�bergehend Provinz des griechischen Reiches in Baktrien (s. d.) und im ersten vorchristlichen Jahrhundert Tummelplatz der aus Innerasien nach Indien vordringenden t�rkisch-tatarischen Indoskythen. 695 eroberten es die Araber unter Kasim; seit 746 erfreute es sich wieder der Herrschaft der Radschputenk�nige, ward 1025 von den Ghasnawiden (s. d.), 1220 von Mongolen verw�stet, 1228 durch Altanish von Hindostan unterjocht und verblieb nun unter mohammedanischen Regierungen. 1592 ward S. zum Gro�mogulreich in Dehli geschlagen, 1740 Nadir Schah von Persien und nach ihm den Duraniherrschern zu Kandahar unter eignen F�rsten untertan. 1758 erfolgte die Gr�ndung der ersten englischen Faktoreien und 1775 die Beseitigung der Koluradynastie durch die Talpur (Belutschen). Reibereien mit den Engl�ndern, die mit den F�rsten von S. 23. Aug. 1809 den Vertrag von Haidarabad schlossen, f�hrten 1842 zum Bruch, und im Fr�hjahr 1843 wurde S. zur englischen Provinz gemacht. Vgl. Burton, S. revisited (Lond. 1877, 2 Bde.).