[415] Fenster (v. lat. fenestra), �ffnungen in den Umfangsw�nden der Geb�ude, durch die den R�umen Licht und Luft zugef�hrt werden, und die in der Regel Verschlu�vorrichtungen erhalten; dann auch diese Verschlu�vorrichtungen selbst. Die Gr��e der Fenster�ffnungen richtet sich nach der Gr��e und Zweckbestimmung des zu erleuchtenden Raumes. Die Formgebung h�ngt von praktisch-konstruktiven und stilistischen Anforderungen ab. Nach der Form der �ffnung unterscheidet man der Hauptsache nach viereckige F., deren oberes Begrenzungsst�ck wagerecht liegt, Bogenfenster, die oben bogenf�rmig geschlossen sind, kreisrunde und ovale F. ( Œils de bœuf, s.d.). Die Bestandteile des Fensters im erstgenannten Sinne, d. h. der Fenster�ffnung in der Mauer, sind der untere Abschlu� oder die Fensterbank (Sohlbank), das seitliche Gew�nde u. der obere Abschlu� oder Sturz, an dessen Stelle beim Bogenfenster der Fensterbogen tritt; alle drei Teile bilden zusammen das Fensterger�st oder Fenstergestell (bei Holzbauten besteht das Ger�st aus seitlichen Pfosten und oberm und unterm Riegel). Weitere Teile sind die Fensterbr�stung, die Leibungen, der Anschlag, bei gekuppelten Fenster�ffnungen noch die Zwischenpfosten und Zwischensturze, an deren Stelle auch Doppelbogen auf Zwischenst�tzen treten, endlich die Fensternische, d. h. die zur Anbringung der Verschlu�vorrichtung hergestellte Erweiterung der Fenster�ffnung im innern Teil der Mauer, die bei starken Mauern wohl mit Sitzen versehen wird, sowie die aus formalen Gr�nden hinzugef�gten Fensterumrahmungen oder -Einfassungen. Nach dem Zwecke lassen sich die F. zun�chst in Kirchenfenster und Profanfenster sondern. Die erstern haben festen Verschlu� und sind h�chstens mit kleinen Luftfl�geln versehen. Sie sind meistens Bogenfenster, besitzen bei gr��erer Breite Pfostenteilungen und im Bogenteil oft Ma�werk (s.d.). Die Profanfenster haben beweglichen Verschlu�. Gew�hnlich wird ihnen deshalb gerader Sturz gegeben; auch profane Bogenfenster werden zur guten Anbringung der �ffnungsvorrichtung rationell geradsturzig, d. h. derart behandelt, da� der obere (Bogen-) Teil nur Blende ist oder doch feststehend verschlossen wird. Die profanen F. lassen sich dann weiter je nach der Stelle, wo sie am Geb�ude sitzen, in Gescho�-, Keller-, Treppen-, Dach-(Drempel-) und Oberlichtfenster (Oberlichter) etc. einteilen.
Die Fensterstellung, d. h. die Anordnung der F. an der Fassade eines Geb�udes, unterliegt praktischen und stilistischen Erw�gungen. Bei den antiken und den von ihnen abgeleiteten Bauweisen pflegen symmetrische, rhythmische Prinzipien obzuwalten, oft so weit gehend, da� man zur Anlage von Blindfenstern (Blenden, s. Blind) schreitet. Im Mittelalter pa�te man sich mehr dem praktischen Bed�rfnis an und gelangte damit oft zu einer malerisch-zwanglosern Fensterstellung. Stilistisch besteht dann noch ein sehr wesentlicher Unterschied der Behandlung der antiken und mittelalterlichen Fenster�ffnung insofern, als nach antiker Auffassung die �ffnung einen Rahmen, eine Einfassung erh�lt, die um sie herum auf die Wand gelegt und oft zu gro�em Reichtum (s�ulengetragene Giebelverdachungen u. dgl.) entwickelt wird, w�hrend die mittelalterlichen Bauweisen das F. nur durch Abschr�gung der Leibungen, die sich dann in mehr oder weniger reiche Gliederung umwandelt, ausbilden.
Bei der Verschlu�vorrichtung der F., dem F. im engern Sinn, ist zwischen fester und beweglicher zu unterscheiden, die sich nach obigem etwa mit den Begriffen des kirchlichen, bez. profanen Fensters decken. Der feste Verschlu� ist fast immer Bleiverglasung. Die aus kleinen, in Blei gefa�ten Scheiben bestehende Glasfl�che wird in einen Kittfalz, der an die Stelle des Anschlags tritt, gelegt und an Windeisen und Sturmstangen befestigt. Die Glasfl�che ist in der Regel gemustert oder bemalt (vgl. Glasmalerei). Die beweglichen Verschlu�vorrichtungen sind fast immer Glasfenster, und zwar h�lzerne oder eiserne. Sie bestehen aus dem im Anschlag fest mit der Mauer verbundenen Futterrahmen, in den bei gr��ern �ffnungen ein aus Pfosten und Losholz bestehendes Fensterkreuz eingesetzt[415] wird, und den an diesen mit Eisenb�ndern beweglich angeschlagenen, mit Wasserschenkeln versehenen Fl�geln, deren Breite 75 cm nicht zu �berschreiten pflegt, und die, wenn keine gr��ern Scheiben (Spiegelscheiben) angewendet werden, durch Sprossen geteilt werden. An dem Fl�gel wird die Scheibe von au�en mit Kittsalz befestigt. Die Abdeckung der Fensterbr�stung bildet im Innern ein mit dem Futterrahmen verbundenes Fenster- oder Latteibrett. M�ssen die F. mehrfl�gelig werden und soll doch beim �ffnen die ganze Licht�ffnung frei bleiben, so richtet man die Fl�gel mit beweglichem Pfosten (Schlagleiste) ein. Zum Schutz gegen die Au�entemperatur legt man Doppel- (Winter-) Fenster an. Statt der beschriebenen Klappfenster benutzt man auch Drehfenster, die namentlich L�ftungszwecken (in St�llen etc.) dienen, oder lotrecht oder wagerecht bewegliche Schiebefenster, die durch Gegengewichte bewegt werden, bez. auf Rollen laufen und namentlich in England �blich sind. Verschlossen werden die Fl�gel mittels des aus den erw�hnten B�ndern und der Schlie�vorrichtung bestehenden Fensterbeschlags. Die B�nder sind Schippenb�nder, Kreuzb�nder, Winkelb�nder oder, wie heutzutage zumeist bei bessern Fenstern, Fischb�nder. Die Schlie�vorrichtung besteht aus Vorreibern, �berw�rfen, Einreibern mit Drehknauf (Olive), aus Drehstangenverschl�ssen, unter denen der Ruderstangen- oder Espagnolettstangenverschlu� der gebr�uchlichste ist, oder aus Triebstangenverschl�ssen, unter denen sich der Bask�lverschlu� am meisten eingeb�rgert hat. Statt mit Fenstern oder au�er ihnen werden die Fenster�ffnungen aus Sicherheitsgr�nden und zur Abhaltung des Sonnenlichts auch mit L�den verschlossen, die �u�ere oder innere Klappl�den mit oder ohne Jalousieen (s.d.), ferner Roll�den (Rolljalousieen), wie sie namentlich bei Schaufenstern gebr�uchlich sind, oder Stabstell�den (Zugjalousieen) sein k�nnen.
Geschichtliches. Den �ltesten menschlichen Wohnungen (H�tten) fehlten die F. Die Zeit ihrer Einf�hrung ist unbekannt und wird bei den einzelnen V�lkern sehr verschieden sein. Wie im Orient vielfach noch jetzt, so lagen bei den Hebr�ern die F. nicht nach der Stra�e, sondern nach dem innern Hofe zu und waren vergittert oder mit L�den versehen. Der Laden mit einer kleinen vergitterten Mittel�ffnung ist auch im fr�hen europ�ischen Mittelalter der herrschende Verschlu� der F. Bei den Chinesen dienten zu Fensterscheiben seine, mit gl�nzendem Lack �berzogene Stoffe, Horn, das sie in d�nne Platten zu verarbeiten verstanden, sowie geschliffene Austernschalen, w�hrend die R�mer dieselben aus Spiegelstein (bl�tterigem Frauen- oder Marienglas), d�nn geschliffenem Achat oder Marmor und (schon im 2. Jahrh. n. Chr.) aus Horn fertigten. Hat man auch bei den Ausgrabungen in Pompeji Bruchst�cke von Glastafeln aufgefunden, so l��t sich hieraus doch noch nicht mit Bestimmtheit ableiten, da� damals schon Glasfenster im Gebrauch waren. Erst im 4. Jahrh. werden von Gregor von Tours Kirchenfenster von gef�rbtem Glas erw�hnt, sowie 674 der Abt Benedikt Glasmacher aus Frankreich nach England kommen lie�, um durch diese eine von ihm erbaute Kirche mit Glasfenstern versehen zu lassen; 726 geschah dasselbe vom Bischof von Worcester. Zu Ende des 8. Jahrh. lie� Papst Leo III. Glasfenster in die Laterankirche einsetzen. In Deutschland hatte das Kloster Tegernsee bereits im 10. Jahrh. F. mit bunten Glasscheiben; die �ltesten Glasfenster in Frankreich stammen h�chstens aus dem 12. Jahrh., und erst im 14. Jahrh. wurden dergleichen in Wohnh�usern angebracht. Ein erhaltenes Beispiel aus dem 14. Jahrh. befindet sich f�r Deutschland im Marburger Schlo�. In England hatte man schon 1180 in vielen Privath�usern Glasfenster. Noch 1458 fand es �neas Sylvius auffallend, in Wien viele H�user mit Glasfenstern zu sehen. Meist wurden bis zum allgemeinen Gebrauch des Fensterglases die �ffnungen durch Teppiche gegen Wind und Wetter geschlossen. W�hrend man sich im fr�hen Mittelalter rautenf�rmig oder sonstwie gemusterter Bleiverglasung mit etwa 12 cm gro�en Scheiben bediente, wurden im sp�tern Mittelalter und in der Renaissance die Butzenscheiben (s.d.) viel angewendet. Sp�ter erhalten die gr��er werdenden F. vielfache Sprossenteilung mit meist rechteckigen Scheiben, die dann mit der Vervollkommnung der Glastechnik verschwindet und, wenigstens f�r vornehmere Bauten, der Verglasung mit gro�er Spiegelscheibe Platz macht.
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