Begas

[557] Begas, 1) Karl, Maler, geb. 30. Sept. 1794 in Heinsberg bei Aachen, gest. 23. Nov. 1854 in Berlin, erhielt in seinem 14. Lebensjahr durch den Maler Philippart den ersten Unterricht im �lmalen und ging 1813 nach Paris, wo er bei Gros arbeitete. Seine durch den Krieg unterbrochenen Studien nahm er 1815 in Paris wieder auf und erregte beim Einzug der Verb�ndeten durch eine im Louvre angefangene Kopie der Madonna della Sedia die Aufmerksamkeit des K�nigs von Preu�en, der das Bild kaufte wie auch die erste selbst�ndige Sch�pfung des K�nstlers, eine Himmelsk�nigin. Auch ein andres Bild, Hiob von seinen Freunden umgeben, ging, als K�nig Friedrich Wilhelm III. zwei Jahre sp�ter wieder nach Paris kam, in dessen Besitz �ber. Nachdem B. auf des K�nigs Bestellung ein drittes Bild, Christus am �lberg (Garnisonkirche in Berlin), vollendet hatte, begab er sich mit einem f�r den Dom bestimmten Altarbild, Ausgie�ung des Heiligen Geistes, 1821 nach Berlin, wo es namentlich durch die K�hnheit des Lichteffekts gro�e Bewunderung hervorrief. Ein Aufenthalt in Italien (1822–24) f�hrte ihn den Italienern des 14. und 15. Jahrh. und den Nazarenern zu, deren Richtung sich besonders in der Taufe Christi (Garnisonkirche in Potsdam) und im Tobias mit dem Erzengel (Berlin, Nationalgalerie) zeigt. Sein n�chstes Bild, die Auferstehung Christi (1827, Werdersche Kirche in Berlin), schlo� sich der romantischen Auffassung der D�sseldorfer an, die mit voller Entschiedenheit in den zu gro�er Popularit�t gelangten Genre- und Historienbildern: Lurlei (1834), Heinrich IV. in Canossa (1836), der K�nig und der musizierende Page (1838) zum Ausdruck kam. Auch die religi�sen Gem�lde: die Bergpredigt (1831), die Aussetzung Mosis (1832), der Zinsgroschen, die Verkl�rung Christi, Christus den Untergang Jerusalems weissagend (1840), bewegten sich in der romantischen Richtung. Um das Jahr 1842 schlug er einen mehr realistischen Ton an, der sich besonders in den Genrebildern: drei M�dchen unter einer Eiche und die Mohrenw�sche (1842, Berliner Nationalgalerie, das popul�rste seiner Bilder) und in den Kirchenbildern aus dem letzten Jahrzehnt seiner T�tigkeit kundgibt. An der vom K�nig von Preu�en angelegten Galerie von Bildnissen ber�hmter Gelehrten und K�nstler hat B. einen gro�en Anteil gehabt.

2) Oskar, Maler, Sohn des vorigen, geb. 31. Juli 1828 in Berlin, gest. daselbst 16. Nov. 1883, wurde in fr�her Jugend Sch�ler seines Vaters und ging 1852 mit einem Reisestipendium nach Italien, sp�ter auch nach England und Frankreich. In Rom malte er das Genrebild: Plauderstunde (in der Berliner Nationalgalerie) und eine Kreuzabnahme f�r die Michaeliskirche in Berlin. Seine sp�tern Hauptwerke sind: der Empfang der Salzburger Protestanten durch Friedrich Wilhelm I. in Potsdam, Friedrich d. Gr. nach Beendigung des Siebenj�hrigen Krieges in der Schlo�kapelle zu Charlottenburg, vier Kompositionen aus dem Mythus von Amor und Psyche (1866), die Malereien im Festsaal des Berliner Rathauses (1870). Sein Bestes hat er in stimmungsvollen Winter- und Herbstlandschaften mit J�gern und Wild geleistet.

3) Reinhold, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 15. Juli 1831 in Berlin, studierte 1846–51 auf der dortigen Akademie und bildete sich zugleich praktisch in den Werkst�tten von L. Wichmann und Rauch aus. Seine erste gr��ere Arbeit: Hagar und Ismael, zeigte jedoch bereits, da� sein k�nstlerisches Streben auf eine andre Naturauffassung als die in der Rauchschen Schule �bliche gerichtet war, und dieses Streben kam zur Entfaltung, als er sich 1856 zur Marmorausf�hrung einer zweiten Gruppe: Amor von Psyche belauscht, nach Rom begab, wo er durch das Studium der Renaissance- und Barockkunst und durch den Verkehr mit B�cklin, Feuerbach und Lenbach auf einen malerisch-naturalistischen Stil in der Plastik gef�hrt wurde, der sich zuerst in der Gruppe: Pan, die verlassene Psyche tr�stend (1858), verk�rperte. Nachdem er in Berlin eine kolossale Gruppe: Borussia, Handel, Ackerbau und Industrie besch�tzend, f�r die Fassade des B�rsengeb�udes, u. a. geschaffen, wurde er 1861 als Lehrer an die Kunstschule in Weimar berufen, �bte aber nur kurze Zeit eine Lehrt�tigkeit aus. In einem Wettbewerb um das Schillerdenkmal f�r Berlin war ihm 1863 die Ausf�hrung �bertragen worden, die er auch in der Formenbildung nach seinen naturalistischen Grunds�tzen beendigte. Das am 10. Nov. 1871 enth�llte Denkmal zeigt den Dichter auf einem von den Personifikationen der lyrischen Poesie, des Dramas, der Geschichte und der Philosophie umgebenen Sockel. In der Zwischenzeit entstanden eine Venus, die den von einer Biene gestochenen Amor tr�stet, eine Badende, ein Pan, der einen Knaben im Fl�tenspiel unterrichtet, und die Figur einer dem Bad entstiegenen Susanna. Mit dem Anfang der 1870er Jahre nahm seine Kunst einen neuen Aufschwung bei immer st�rkerm Anschlu� an den lebensvollen Naturalismus, aber auch an die willk�rliche und k�hne Kompositionsmanier des Barockstils, die er an dramatischem Schwung noch �berbot. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: Merkur und Psyche (1874, in der Berliner Nationalgalerie), der Raub der Sabinerin (1876, s. Tafel »Bildhauerkunst XVII«, Fig. 11), eine Kentaurengruppe, der elektrische Funke (1887, ein sich umarmendes Liebespaar an einem Palmbaum) und der 1891 aufgestellte Brunnen mit Neptun, See-Kentauren, Seetieren und Flu�g�ttinnen auf dem Schlo�platz in Berlin. Diese Sch�pfungen wurden an Umfang noch �berboten durch seine beiden gro�en Monumentalwerke: das Nationaldenkmal f�r Kaiser Wilhelm I. (1893–97) und das Nationaldenkmal f�r den F�rsten Bismarck in Berlin (1901 enth�llt; s. Tafel »Berliner Denkm�ler I«, Fig. 1 u. 2). Trotz gro�er Sch�nheiten in den Einzelheiten beweisen aber auch diese Denkm�ler sowie die Gruppen Waldemars und Kaiser Wilhelms I. in der Siegesallee, da� die k�nstlerische Begabung von B. mehr auf das Dekorative als auf das streng Monumentale gerichtet ist. W�hrend sein Denkmal Alexanders v. Humboldt vor der Berliner Universit�t der geistigen Bedeutung des Mannes nicht gerecht wird, hat B. in der Gestalt des Reichtums f�r die Reichsbank in Berlin, in der Kolossalfigur der Borussia, zwei sitzenden Kriegergestalten und den Personifikationen der Kraft und der Kriegswissenschaft f�r das Zeughaus in Berlin Werke von gro�er dekorativer Wirkung geschaffen. Seine geniale Eigenart zeigt sich am reinsten und gl�nzendsten in der Portr�tbildnerei. Die B�sten und Hermen der [557] Kaiser Friedrich III. und Wilhelm H., der Kaiserin Friedrich, des F�rsten Bismarck, des Grafen Moltke (Herme in der Berliner Nationalgalerie), des Malers Menzel (ebendaselbst) sind Meisterwerke individueller, das innerste Seelenleben ersch�pfender Charakteristik. Zu diesen Hauptwerken seiner Bildniskunst geh�ren auch die Marmorsarkophage des Kaisers und der Kaiserin Friedrich mit den auf den Deckeln ruhenden Gestalten der Verstorbenen (im Mausoleum bei der Friedenskirche in Potsdam). B., der Vorsteher eines Meisterateliers an der Berliner Kunstakademie ist, hat entscheidend auf die neuere Richtung in der Berliner Plastik eingewirkt, die fast v�llig unter seinem Einflu� steht. Vgl. Als. Meyer, Reinhold B. (2. Aufl., Bielef. 1901).

4) Adalbert, Maler, Bruder des vorigen, geb. 5. M�rz 1836 in Berlin, gest. 21. Jan. 1888 in Nervi, widmete sich zuerst auf der Berliner Akademie der Kupferstecherkunst und ging zu diesem Zweck 1859 nach Paris, f�hlte sich aber dort so sehr zur Malerei hingezogen, da� er sich zun�chst in Kopien nach Gem�lden alter Meister im Louvre versuchte. 1863 ging er nach Italien. In Rom fertigte er Kopien nach Tizians Himmlischer und irdischer Liebe und nach Pordenones Tochter der Herodias, die gro�en Beifall fanden. Durch jenes Tiziansche Bild in seiner Vorliebe f�r das Kolorit der Venezianer best�rkt, strebte er mit immer gr��erm Erfolg nach tief ges�ttigter Farbenglut. Von seinen selbst�ndigen Werken sind die hervorragendsten: Mutter und Kind (1864, in der Berliner Nationalgalerie), das deutsche Lied (1866), Amor findet Psyche, Preziosa, das Volkslied und des Lebens Sommer. – Seine Gattin Luise B., geborne Parmentier, ist eine hervorragende Landschaftsmalerin, deren italienische Landschaften sich durch ein seines Naturf�hl, durch kr�ftige Stimmung und reiches Kolorit auszeichnen.

5) Karl, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. 23. Nov. 1845 in Berlin, lernte im Atelier von Reinhold B. und schlo� sich anfangs ganz an die naturalistische Auffassung seines Bruders an, die jedoch nach und nach einer strengern plastischen Haltung wich. Er hielt sich 1869 und 1873 in Rom auf und stellte 1876 eine Gruppe, Faune mit Kind scherzend, aus, der 1878 die Geschwister folgten. 1880 f�hrte er eine Marmorb�ste des Kaisers f�r die Gem�ldegalerie in Kassel, 1882 zwei Kalksteinfiguren f�r die Universit�t in Kiel und zwei Sphinxgestalten f�r das Regierungsgeb�ude in Kassel, 1886 die Marmorstatue des Architekten v. Knobelsdorff f�r die S�ulenhalle des Berliner Museums aus. 1890 wurde er als Lehrer an die Kunstakademie in Kassel berufen, wo er unter anderm das Siegesdenkmal f�r 1871 ausf�hrte, siedelte jedoch 1896 wieder nach Berlin �ber, wo er die Gruppen des Markgrafen Otto mit dem Pfeil und des K�nigs Friedrich Wilhelm IV. f�r die Siegesallee schuf.

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 557-558.
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