[511] Br�ste (Mammae), die beim Menschen, Affen, Flederm�usen an der weiblichen Brust liegenden Organe zur Absonderung der Milch, bestehen aus der Milchdr�se (s.d.) und der sie umgebenden Fettmasse. Die Vertiefung zwischen den Br�sten hei�t Busen (sinus). In der Mitte jeder Brust befindet sich die Brustwarze (mammilla, papilla) mit dem flachern Warzenhof (areola mammae) u. der eigentlichen Brustwarze. In dem mehr oder weniger dunkel gef�rbten Warzenhof m�nden Talgdr�sen in Gestalt kleiner Hervorragungen. Auf der Vorderfl�che der eigentlichen Warze m�nden 1220 G�nge der Dr�se (Milchg�nge, ductus lactiferi), von denen jeder zu einem Dr�senlappen geh�rt. Die an Blutgef��en reiche Warze ist f�hig, unter Zunahme ihres Umfanges straffer zu werden. Bei den Jungfrauen sind die B. halbkugelig, fest, elastisch, werden aber infolge reichlicher Milchabsonderung sp�ter schlaff und h�ngen alsdann herab, verl�ngern sich auch bei einzelnen V�lkerschaften so sehr, da� sie �ber die Achsel hin�bergeschlagen werden k�nnen. Uberz�hliche B. sind bei M�nnern ebenso h�ufig wie bei Weibern und stehen fast immer unterhalb der beiden normalen, jedoch auch in der Achselh�hle, am R�cken oder Oberschenkel, sind auch mitunter erblich. In der Brust des Mannes sind die Dr�senlappen und G�nge rudiment�r, Warze und Warzenhof dagegen deutlich ausgebildet. �brigens stehen die B. zu den Fortpflanzungsorganen in naher Beziehung. Dies zeigt sich durch ihre Massenzunahme w�hrend der Schwangerschaft und die gegen Ende derselben eintretende sekretorische T�tigkeit. Ferner stellt sich w�hrend der Menstruation oft ein vermehrter Blutandrang nach den Br�sten ein; st�rkere Reizung der Brustwarze kann eine wehenartige T�tigkeit der Geb�rmutter hervorrufen, und nach der Geburt erregt das Saugen des Kindes energische Kontraktionen der entleerten Geb�rmutter, so da� die Nachwehen dadurch lebhafter werden und die physiologische R�ckbildung des Uterus beg�nstigt wird.
Die B. fordern sorgf�ltige Pflege und sind namentlich vor Erk�ltung durch Entbl��ung zu sch�tzen. Zu geringe Bewegung des K�rpers, besonders der Oberarme, macht sie schlaff und h�ngend. Eng anliegende Korsetts und Mieder behindern durch ihren Druck Brustdr�sen und Warzen im Wachstum, wodurch sp�ter dem Kinde das Saugen oft erschwert oder unm�glich gemacht wird. Die Pflege der Brustwarzen ist daher besonders in den letzten Monaten der Schwangerschaft angezeigt. Durch h�ufige Seifenwaschungen kann man das Auftreten von Borken verh�ten, sind sie schon vorhanden, so werden sie mit Oliven�l aufgeweicht und k�nnen dann leicht entfernt werden. Zum Abh�rten sehr empfindlicher und leicht verletzlicher Brustwarzen dienen Waschungen mit verd�nntem Rum, K�lnischem Wasser. Zu kleine Warzen sollen t�glich vorsichtig mit den Fingern etwas hervorgezogen werden.
Das Wundwerden der Brustwarzen im Wochenbett ist auf Verletzungen beim Saugen zur�ckzuf�hren. Wunde Warzen verursachen beim Anlegen des Kindes heftige Schmerzen und k�nnen dadurch das Allgemeinbefinden der W�chnerin, auch das Stillgesch�ft erheblich beeintr�chtigen. Es ist daher wichtig, da� solche Schrunden m�glichst bald abheilen; doch ist dies nicht immer leicht zu erreichen, da das Kind beim Trinken immer wieder an den wunden Stellen zerrt und sie von neuem aufrei�t. Man kann versuchen, durch Umschl�ge mit 3proz. Bors�urel�sung oder durch Pinselungen mit Glyzerin den Heilungsproze� zu bef�rdern. Tritt nicht bald Besserung ein, so l��t man zum Stillen Warzenh�tchen aussetzen. Unter ihrem Schutze heilen die Schrunden meist schnell. Zuweilen kommt es aber zur Entz�ndung der B. (Mastitis), indem Entz�ndungserreger (Bakterien) durch eine wunde Stelle an der Warze in die Brustdr�se gelangen. Gew�hnlich in der zweiten bis dritten Woche des Wochenbettes treten unter lebhafter Fiebererscheinung Schwellung, R�tung und Druckempfindlichkeit an einem Abschnitte der Brust auf, der sich h�rter als seine Umgebung anf�hlt. Jede Bewegung des Arms, besonders aber das Stillen an der kranken Brust verursacht heftige Schmerzen. Durch rechtzeitiges Ruhigstellen der Brust und Eis�berschl�ge gelingt es zuweilen, die Entz�ndung zum Schwinden zu bringen. In andern F�llen lassen die �rtlichen Erscheinungen und das Fieber nicht nach, die Entz�ndung geht in Eiterung �ber, und es kommt zur Bildung von einem oder mehreren Abszessen. Wird der Eiterherd nicht bald er�ffnet, so greift er immer weiter um sich und kann den gr��ten Teil der Brustdr�se zerst�ren, ehe er nach au�en durchbricht. Zuweilen ergie�t sich der Eiter in einen Milchgang, und es bildet sich eine Fistel (Brustdr�senfistel, Milchfistel), aus der sich Milch mit Eiter gemischt entleert. Es ist daher vor allem n�tig, sobald es zur Absze�bildung gekommen ist, dem Eiter m�glichst bald durch einen Einschnitt gen�genden Abflu� zu verschaffen und weiterhin f�r gute Drainage zu sorgen. Unter dieser Behandlung heilt die Absze�h�hle allm�hlich aus. Da bei jeder Entz�ndung der Brustdr�se der Krankheitsverlauf durch sachverst�ndige Hilfe wesentlich beeinflu�t und abgek�rzt werden kann, sollte man niemals vers�umen, bei dieser Erkrankung rechtzeitig �rztlichen Rat in Anspruch zu nehmen.
H�ufig sind die B. der Sitz von Geschw�lsten. Von gutartigen entsteht das Adenom durch Vermehrung der Dr�sensubstanz, das Fibrom durch Bindegewebswucherung. Sie kommen schon bei jugendlichen Individuen vor, bilden meist harte, h�ckerige, verschiebbare, nicht mit der Haut verwachsene Knoten, f�hren niemals zur Infektion der Lymphdr�sen in der Achselh�hle und sind dem K�rper nicht gef�hrlich. Sie k�nnen auf operativem Wege leicht entfernt werden. Die h�ufigste von allen Brustdr�sengeschw�lsten ist der Brustkrebs. Er kommt besonders bei Frauen jenseit des 40. Lebensjahres vor, sehr selten bei M�nnern, und entsteht als ein harter, schwer verschiebbarer, mehr oder weniger schmerzhafter Knoten in der Brust, der allm�hlich gr��er wird, mit der �u�ern Haut verw�chst und sich schlie�lich durch Gewebszerfall in ein immer weiter greifendes, stark jauchendes Geschw�r verwandelt. Dazu gesellen sich stets Schwellungen der Lymphdr�sen in der Achselh�hle, die auf eine Verbreitung des Krebses hinweisen. Sich selbst �berlassen, f�hrt der Brustkrebs durch Entkr�ftung, eintretende Blutungen, Rippenfellentz�ndung, �bergreifen auf andre Organe etc. in 23 Jahren stets zum Tode. Die einzig rationelle Behandlung besteht in der operativen Entfernung der Geschwulst. Je fr�her und je gr�ndlicher operiert wird, um so gr��er ist die Aussicht auf dauernde Heilung. Leider begeben sich die Frauen meist zu sp�t in �rztliche Behandlung, so da� es nicht mehr gelingt, bei der Operation alles Krankhafte zu entfernen. Dann treten[511] nach einiger Zeit in der Narbe neue Krebsknoten auf, an denen die Kranken schlie�lich zu Grunde gehen. Vgl. Billroth, Die Krankheiten der Brustdr�sen (Stuttg. 1880).