[574] Wettrennen (hierzu Textbeilage: »Stand des Rennsports in Europa«), im weitern Sinne jede Konkurrenz, deren Ausgang von der Schnelligkeit der Fortbewegung der aktiven Teilnehmer abh�ngig gemacht wird, wie: Wettl�ufe (Laufsport), Radfahrerrennen, Ruder- und Segelregatten, Pferderennen, Automobilrennen u. Im engern Sinne versteht man unter W. alle Arten von Pferderennen, und zwar: 1) Flach- und Hindernisrennen, f�r die das Wort Rennsport als terminus technicus gebr�uchlich ist, und 2) Trabrennen.
Die ersten W. fanden bei den Festen des persischen Sonnengottes, des Mithra, statt. Herakles f�hrte sie bei den Griechen ein, die bei ihren Olympischen Spielen im Wagen fahrend oder reitend nach dem Ziel jagten, oder, bei dem letzten Umlauf abspringend, mit dem Pferd am Z�gel dem Ziel zueilten. Beim Wettfahren wurden zwei (Zeugos) oder vier Pferde (Tethrippon) an den Wagen geschirrt. Bei den R�mern waren die W. (cursus equorum) mehr zur Befriedigung der Schaulust bestimmt. Die Reiter ritten auf einem Pferde (singulatores) oder hatten deren zwei und sprangen im Reiten von dem einen auf das andre (desultores). In jedem Rennen (missus) mu�ten sieben Uml�ufe (spatia) gemacht werden. Gew�hnlich fuhren vier Gespanne auf einmal ab, deren Lenker jeder mit einer andersfarbigen Tunika bekleidet war, da bei den r�mischen W. vier Parteien bestanden, die sich durch wei�e, gr�ne, rote und blaue Kleidung voneinander unterschieden und in Konstantinopel politische Bedeutung besa�en.
Bei den germanischen V�lkern waren die W. eng mit dem heidnischen Kultus verbunden, und Spuren solcher ritualen W. haben sich in Deutschland und Belgien bis zum heutigen Tag erhalten. Namentlich bei dem bayrisch-�sterreichischen Stamm fanden daher die W. von Italien aus rasch Eingang und, von den heimischen Erinnerungen unterst�tzt, sehr bald Aufnahme unter den Zeremonien einzelner Kirchenfeste, obwohl die Kirche sie fr�her als heidnische Sitte zu beseitigen gesucht hatte. Von �sterreich aus verbreiteten sie sich fr�h nach Ungarn. In England wurden die W. von den R�mern eingef�hrt, aber erst unter Heinrich II. um 1160 wesentliche Teile �ffentlicher Volksbelustigung. W. im Sinne des Begriffes Rennsport sind englischen Ursprungs. Eine Verordnung des Stadtrates der Stadt Chester vom 10. Jan. 1511 ordnete die allj�hrliche Abhaltung von Pferderennen auf dem Rodee bei Chester an. Diese »Chesterrennen« erlangten im Laufe der n�chsten Jahrhunderte gro�e Popularit�t und Ausbreitung, und es entstand eine besondere Zucht von Wettrennpferden, indem man m�glichst nur solche Hengste und Stuten zur Zucht benutzte, die sich in den W. besonders hervorgetan hatten. So wurde der Grundstein zur englischen Vollblutzucht gelegt, die ihre angeborne Leistungsf�higkeit und Ausdauer einer jahrhundertelangen systematischen Reimpr�fung der Voreltern verdankt. Bei dieser Zucht auf Leistung bildete eine genaue Auszeichnung der Rennleistungen und der Abstammung der Vollblutpferde die wesentlichste Grundlage. Gegenw�rtig werden Rennkalender und Vollblutgest�tb�cher in allen den Rennsport und die Vollblutzucht betreibenden L�ndern gef�hrt. In England wurden die Rennresultate seit 1709 urkundlich festgelegt, und 1827 erschien der erste Band des »General Stud-Book«.
Weiteres �ber den gegenw�rtigen Stand des Rennsports und Wetten beim W. s. die Textbeilage.
Aus der wichtigsten Literatur vgl. Hazzi, �ber die Pferderennen als wesentliches Bef�rderungsmittel der bessern Pferdezucht (M�nch. 1826); Kloch, �ber Wettrenner und W. (Bresl. 1835); »Abhandlungen �ber Pferdezucht und Pferderennen« (von Gr�fe und v. Meyendorff, Berl. 186163,3 Tle.); Graf G. v. Lehndorff, Hippodromos. Einiges �ber Pferde und Rennen im griechischen Altertum (das. 18) 6) und Handbuch f�r Pferdez�chter (4. Aufl., das. 1896); Silberer, Handbuch des Rennsports (Wien 1881) und Turf-Lexikon (2. Aufl., das. 1890); v. Bonin und Hartmann, Handbuch f�r Rennbesucher (Berl. 1886); »Der Turf« (mit W�rterbuch, 3. Aufl., Wien 1880); Rice, History of the British turf (Lond. 1879); Black, Horse-racing in England (das. 1893); v. Kuhlmann, Kritische Betrachtungen �ber Vollblutzucht und Rennbetrieb in Deutschland (Berl. 1890); »Hippologische Gedanken, von einem Freunde des Vollblutpferdes« (das. 1894); v. �ttingen, Das Vollblutpferd (das. 1895); K. v. Tepper-Laski, Rennreiten (2. Aufl., das. 1903); A. Schl�ter, Training des Pferdes (2. Aufl. das. 1898); E. Bauer, Der Rennsport (Leipz. 1901).