Ostern

[173] Ostern (Osterfest), das Fest der Auferstehung Jesu, hat wahrscheinlich seine deutsche Benennung von dem Feste der alts�chsischen Fr�hlingsg�ttin Ostara. Mit dem Kultus, der ihr vor Einf�hrung des Christentums gewidmet wurde, h�ngen die Namen der Osterw�lder, Osterberge und die Gebr�uche des Osterfeuers, der Ostereier etc. (s. Ostergebr�uche) zusammen. Der Ursprung des Festes dagegen ist j�disch (s. Feste und Passah). Die kleinasiatischen Gemeinden hielten sich an den 14. Nisan des j�dischen Kalenders, w�hrend die r�mische und andre an sie sich anschlie�ende Gemeinden davon ausgingen, da� vor allem die Jahresfeier der Auferstehung an dem unbeweglichen Sonntag nach dem Fr�hlingsvollmond begangen werde, wobei sie zur Erinnerung an das Leiden und den Tod Jesu den vorhergehenden Freitag ausersahen. Seit Mitte des 2. Jahrh. wurde diese Verschiedenheit der Feier Gegenstand des Streites (Passahstreit) zwischen den verschiedenen Kirchen, und das Nic�nische Konzil (325) entschied sich im wesentlichen f�r die r�mische Sitte, indem es die Feier des seitdem vorzugsweise der Auferstehung geltenden Osterfestes auf den Sonntag nach dem 14. Nisan (Fr�hlingsvollmond) festsetzte. Die Anh�nger der abweichenden Osterfeier bezeichnete man mit dem Ketzernamen »Quartodezimaner«. Auch gegenw�rtig wird das Osterfest noch am Sonntag nach Fr�hlingsvollmond oder, wenn dieser selbst auf einen Sonntag f�llt, am n�chstfolgenden gefeiert. Der Fr�hlingsvollmond (die Ostergrenze, terminus paschalis) ist aber der, welcher entweder auf oder zun�chst nach dem wegen dieser Osterberechnung auf 21. M�rz festgelegten Fr�hlingsanfang f�llt. Die sogen. Gau�sche Formel bietet eine leichte Methode, den jedesmaligen Ostertermin aus der Jahreszahl zu berechnen (s. Kalender, S. 458). Das j�dische Osterfest (s. Passah) f�llt gew�hnlich in die Karwoche, jedoch nie vor den 26. M�rz und nie hinter den 25. April gregorianischen Stils, w�hrend das christliche Osterfest zwischen 22. M�rz und 25. April fallen mu�. Der Feier des Auferstehungsfestes ging schon fr�h ein vorbereitendes Fasten (s. d.) voran. Das Fest selbst galt als die beliebteste Taufzeit, auch nahm die Kirche an ihm die reuigen Gefallenen (s. Lapsi) wieder auf. Die Bedeutung des Festes sowie der Umstand, da� nach ihm alle �brigen »beweglichen« Feste des Sommers berechnet wurden, bewirkte, da� man an vielen Orten mit dem Osterfest das Jahr begann. Ihm unmittelbar voraus ging die mit dem Palmsonntag (s. d.) beginnende Karwoche (s. d.), mit dem Gr�ndonnerstag (s. d.) und dem Karfreitag (s. d.), dem sogen. Leidensostern (pascha staurosimon), das die griechische Kirche vom Auferstehungsostern (pascha anastasimon) unterschied. Der Ostersonnabend war in der alten Kirche ein allgemeiner, zur Vorbereitung auf die Taufe bestimmter Fasttag, an dessen Abend sich die Gemeinde zu einem feierlichen, bis zum Ostermorgen dauernden Nachtgottesdienst (Ostervigilie) versammelte. In Rom zeichnet sich jetzt der Ostersonnabend durch die Taufe und Konfirmation der Neubekehrten im Lateran und durch die gro�e Messe in der Sixtinischen Kapelle aus. In der p�pstlichen Kapelle werden das Feuer und die Osterkerze (cereus paschalis) geweiht; alle Familien lassen das Ostermahl segnen, das in einer Eiersuppe, einem Fladen und einem ger�steten Zicklein besteht; in der ganzen r�mischen Kirche werden die Ampeln in den Gottesh�usern mit frischem �l versehen, alle Kerzen ausgel�scht und frisch angez�ndet (Lichtersabbat). Die Glocken schweigen vom Karfreitag bis zum Ostersonntagmorgen. Der Ostersonn-[173] tag wurde schon in der alten Kirche als erstes Freudenfest begangen. Die Christen empfingen sich fr�h morgens mit dem Osterku� und dem Zuruf: »Er ist auferstanden«, worauf der Begr��te antwortete: »Er ist wahrhaftig auferstanden«. �hnliches existiert heute fast nur noch in der griechischen Kirche. Eine mittelalterliche Sitte war das sogen. Ostergel�chter (risus paschalis, s. Ostergebr�uche). Die Feier dauerte in der alten Kirche die ganze Osterwoche, daher der n�chste (sogen. wei�e) Sonntag Osteroktave hie�; jetzt ist fast allgemein nur der Ostermontag noch ein kirchlicher Feiertag. Vgl. Piper, Geschichte des Osterfestes (Berl. 1845) und Karls d. Gr. Kalendarium und Ostertafel (das. 1858); Weitzel, Die christliche Passahfeier der ersten drei Jahrhunderte (Pforzh. 1848); Hilgenfeld, Der Paschastreit der alten Kirche (Halle 1860); Sch�rer, Die Passahstreitigkeiten des 2. Jahrhunderts (in der »Zeitschrift f�r die historische Theologie«, 1870); Freybe, Ostern in deutscher Sage, Sitte und Dichtung (G�tersl. 1893); J. Schmid, Die Osterfestfrage auf dem ersten allgemeinen Konzil von Nic�a (Wien 1905); Schwartz, Christliche und j�dische Ostertafeln (Berl. 1905) und Osterbetrachtungen (in der »Zeitschrift f�r die neutestamentliche Wissenschaft«, 1906).

Quelle:
Meyers Gro�es Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 173-174.
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