[783] Enfantin (spr. angfangt�ng), Barth�lemy Prosper (gew�hnlich P�re E. genannt), Saint-Simonist und Hauptvertreter des Saint-Simonismus (s. Sozialismus), geb. 8. Febr. 1796 in Paris als Sohn eines Bankiers, gest. daselbst 31. Aug. 1864, wurde in der Polytechnischen Schule gebildet und besuchte dann als Weinreisender Belgien, Deutschland und Ru�land. 1821 trat er in ein Bankhaus zu Petersburg, kehrte jedoch 1823 nach Paris zur�ck, wo er Kassierer bei der Hypothekenbank wurde. In Gemeinschaft mit dem ihm befreundeten Olinde Rodrigues studierte er die Schriften Saint-Simons und gr�ndete 1825 eine Kommanditgesellschaft zur Unterhaltung des Journals »Le Protecteur«, in dem er Saint-Simons Ideen entwickelte. Nach und nach bildete sich um ihn und Bazard (s. d.), namentlich seit 1829, ein Kreis von Anh�ngern, die Schule der Saint-Simonisten. W�hrend Bazard die philosophisch-politische Seite des Saint-Simonismus ausbildete, verfolgte E. die philosophisch-soziale Richtung und h�llte sie in ein phantastisch-religi�ses Gewand. Er erkl�rte die von der Gesellschaft aufgestellten Gesetze f�r ungerecht, namentlich in bezug auf die Ehe, forderte die v�llige Emanzipation der Frauen und verteidigte auch in der Entwickelung der zynischen Theorie von einem Doppelpriester die Freiheit des geschlechtlichen Verkehrs. Hier�ber brach 1831 Zwist unter den H�uptern der Schule aus, E. zog sich mit einigen 40 ihm treu gebliebenen Anh�ngern auf seine Besitzung in M�nilmontant zur�ck und organisierte dort eine patriarchalisch-sozialistische Gesellschaft nach seinen Lehren.[783] Die Staatsgewalt sah in der Verbindung eine Verletzung des Vereinsgesetzes, zugleich auch der guten Sitten und stellte E. mit seinen Genossen (Rodrigues, Michel Chevalier, Duveyrier, Barrault etc.) vor die Assisen. Im August 1832 wurde E. zu Gef�ngnis und Geldstrafe verurteilt, die Verbindung wurde aufgel�st, der Saint-Simonismus war damit vernichtet. E. ging, nach einigen Monaten seiner Hast wieder entlassen, nach �gypten und wurde dort als Ingenieur des Paschas an den Nild�mmen besch�ftigt. Wieder nach Frankreich zur�ckgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Postmeister und ging dann als Mitglied einer mit der Untersuchung der Kolonisationsfrage beauftragten Kommission nach Algerien. Diese Frage besprach er in seiner Schrift »Colonisation de l'Alg�rie« (Par. 1843). Nach der Februarrevolution redigierte er wieder ein Journal, »Le Cr�dit public«, das viel von dem alten Saint-Simonistischen Geist in sich hatte, aber bald aus Geldmangel einging. Sp�ter ward er bei der Verwaltung der Lyoner Bahn angestellt. Von seinen Schriften verdienen Erw�hnung: »ï¿½conomie politique, et politique Saint-Simonienne« (1831); »Morale« (1832); »Le livre nouveau« (1832); »La religion Saint-Simonienne« (1831). Seine Werke erschienen gesammelt mit denen von Saint-Simon in 17 B�nden (Bd. 2440, Par. 1865 ff.). Vgl. Castille, Le p�re E. (Par. 1859).