[592] Kirche, die (abgeleitet vom griech. κυριακή scil. οἰκία = Haus des Herrn) das Gotteshaus; in der Bibel ἐκκλησία scil. κυριακη, Versammlung des Herrn, lat. ecclesia (s. d.) die Gemeinde, welche Gott durch Seinen Sohn Jesum Christum auf Erden f�r den Himmel stiftete, um sie mit sich in einem heiligen u. seligen Leben f�r ewig und auf das innigste zu vereinigen, die Erl�sungsanstalt der Menschheit sowie die Gesammtheit der Mitglieder der K. Drey nennt die K. die durch Christum gestiftete und durch den heiligen Geist unter Mitwirkung der dazu berufenen Organe bewirkte Lebensgemeinschaft der erl�sten Menschen unter sich u. mit Gott. In diesem Sinne ist die K. das Reich Gottes �berhaupt u. n�her 1) die triumphirende K., d.h. die Gesammtheit der in den Himmel Aufgenommenen; 2) die leidende K., d.h. die Gesammtheit der Seelen im Fegfeuer und 3) die streitende K., d.h. die Gesammtheit der Christgl�ubigen auf Erden, ein lebendiger Organismus (I Kor. 12; Ephes. 4), dessen Haupt Christus, dessen Glieder die durch Gottes Gnade und durch ihre eigene Mitwirkung Erl�sten sind. Vgl. Himmel, Fegfeuer. Gestiftet ist die K. von Jesus Christus (s. Bd. I. S. 114), welcher dem Petrus (Matth. 16. 18. 19., Joh. 21. 1517) und den �brigen Aposteln Seine Gewalt �bertrug, damit sie Seine Lehre verk�ndeten (Joh. 20,21; Luk. 10. 16; Matth. 18, 18), die Sakramente ausspendeten (Matth. 28, 19. 20; Joh. 20, 22. 23; I Kor. 4, 1), alle Gl�ubigen in ihre Gemeinschaft aufn�hmen, regierten, leiteten und zur ewigen Seligkeit f�hrten (Apg. 15; I. Kor. 5, 5; I. Timoth. 1, 20; II. Kor. 2, 10; Tit. 1, 5 u.s.f.). Ihren geschichtlichen Anfang nahm die K. am ersten Pfingstfeste, wo der heil. Geist �ber die Apostel herabkam, dessen fortw�hrenden Beistand Christus der K. versprochen hatte (Joh. 14, 16. 17.). Von einer unsichtbaren K. kann nur die Rede sein, insofern man die triumphirende und leidende K. unsichtbar nennen will oder insofern man es dem Einzelnen nicht mit v�lliger Gewi�heit abmerkt, ob er ein lebendiges oder todtes Glied am Leibe Jesu Christi sei. Dagegen wird in der Bibel die K. vielfach mit einem Leibe, mit einer Stadt auf einem Berge u.s.w. verglichen, Christus befiehlt ausdr�cklich, die K. zu h�ren u. mit ihr zu reden (Matth. 18, 17) u. diese ist durch die ganze bisherige K.ngeschichte hinl�nglich sichtbar gewesen durch ihre Vorsteher, durch die �ffentliche Verk�ndigung und das �ffentliche Bekenntni� ihrer Lehre, durch die Ausspendung der hl. Sakramente u. ihren Gottesdienst. Weil nur Ein Gott und Eine Wahrheit m�glich ist, de�halb kann es auch nur eine einzige wahre K. geben.[592] Die Kennzeichen derselben sind, da� die K. ist: 1) einig; die kathol. K. ist �ber den ganzen Erdball verbreitet, aber allenthalben finden sich derselbe Glaube, dasselbe Opfer, dieselben Sakramente und dasselbe gemeinsame Oberhaupt, eine Thatsache, welche von Andersgl�ubigen niemals bestritten werden konnte und bis zur Stunde bewundert werden mu�; ferner ist die K. 2) heilig, indem ihr Stifter und ihre Lehre heilig ist, indem sie alle Heiligungsmittel treu bewahrte und fortw�hrend ausspendet und indem sie eine sehr gro�e Anzahl von Heiligen z�hlt, die als Helden des sittlichen Willens von Gott ausgezeichnet wurden und deren Leben die eindringlichste Vertheidigung der kirchlichen Glaubens- u. Sittenlehre bildet. Heilig ist die K. auch hinsichtlich ihres Gesammtzweckes Beseligung des ganzen Menschengeschlechtes, welch er hienieden niemals vollkommen erreicht wird, aber doch soweit erreicht wurde, da� aus barbarischen und unwissenden V�lkern gesittete u. kenntni�reiche geworden sind und fortw�hrend werden, w�hrend noch kein christliches Volk g�nzlich unterging, wie es z.B. den alten Griechen u. R�mern geschah; 3) katholisch, d.h. allgemein, f�r alle L�nder und V�lker (Matth. 28, 19; Mark. 16, 16; Luk. 24, 47; Joh. 10, 16; u. f�r alle Zeiten (Matth. 28, 20; Joh. 16, 16) passend; 4) apostolisch ist die K., weil sie ihren Ursprung von Christus u. den Aposteln hat, weil ihre Lehre die Christi und der Apostel ist, endlich weil ihre Vorsteher, der Papst und die Bisch�fe, in rechtm��iger und ununterbrochener Aufeinanderfolge von den Aposteln herstammen. Den Apostel Petrus bestellte Christus zum ersten sichtbaren Oberhaupte der K. (Matth. 16, 18. 19; Joh. 21, 1517), derselbe �bte sein Oberhirtenamt aus (Apg. 1, 15; 2, 14; 11, 2), lebte und starb in Rom und hinterlie� seinem Nachfolger in dieser Weltstadt, deren christliche Gemeinde seit Petrus Zeit nachweisbar niemals aufh�rte, seine Schl�sselgewalt und sein Ansehen. Schon im 2. Jahrh. nach Chr. erkl�rte Iren�us, da� alle K.n des Erdkreises mit der r�mischen wegen ihres hohen Vorranges vor allen �bereinstimmen m��ten, die r�mische hat nachweisbar durch alle Jahrhunderte hindurch diesen Vorrang bewahrt, de�halb hei�t die katholische od. apostolische K. beziehungsweise auch die r�misch-katholische. Mit Stiftung der K. war auch, da nicht jeder Getaufte ein Apostel, Prophet oder Lehrer ist und sein kann (I. Kor. 12, 2831), der Unterschied zwischen der lehrenden u. h�renden K. gegeben, damit also der Unterschied zwischen der Hierarchie als der sichtbaren Stellvertreterin Christi in der Menschheit (s. Hierarchie, Klerus, Primat), und der Gesammtheit der Laien, dem Volke. Aus den angegebenen 4 Kennzeichen der wahren K. folgt weiter, die K. sei unwandelbar, d.h. ihre Lehre, ihre Sakramente sowie das Wesentliche ihres Kultus u. ihrer Verfassung sind weder einer Verbesserung noch einer Verschlechterung f�hig, sondern unver�nderlich. Diese Unver�nderlichkeit schlie�t Bewegung und Entwicklung nicht aus, wie schon das Gleichni� vom Senfk�rnlein zeigt. aber die Entwicklung ist nicht Sache der K. als solcher, sondern der Mitglieder der streitenden K. auf Erden, der Menschen, welche den Inhalt der K.nlehre zu erfassen und den Zweck der K. in der Zeitlichkeit nach Kr�ften zu erf�llen haben (vergl. Dogmengeschichte). Ferner ist die K. unfehlbar (infallibel), aber nur hinsichtlich der Glaubens- und Sittenlehre; ferner nimmt man keineswegs an, da� die Person des Papstes unfehlbar sei, sondern nur, insofern er als oberster Lehrer der Kirche in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre seine Entscheidung abgibt. Die K. ist unfehlbar durch den besonderen Beistand des hl. Geistes und laut den Verhei�ungen Jesu Christi (Matth. 16, 18 u.a. Stellen), die bis 1855, wo die Lehre von der unbefleckten Empf�ngni� Mari� zum Glaubenssatz erhoben wurde. sich stets bew�hrt hat. Wegen ihrer Unfehlbarkeit aber ist die K. auch die S�ule und Grundfeste der Wahrheit (I. Timoth. 3, 15), die absolute Autorit�t der Menschheit. Endlich ist die K. auch alleinseligmachend; einmal weil nur sie [593] den wahren u. vollst�ndigen christlichen Glauben und die Gnadenmittel besitzt, welche zum Seligwerden nothwendig sind, dann weil Christus lehrt, »wer die K. nicht h�rt, der sei dir wie ein Heide u. �ffentlicher S�nder«. Allein damit ist nicht gesagt, da� irgend ein Nichtkatholik als solcher verdammt sei, denn erstens kennt die K. eine sog. Begierdtaufe f�r Solche, die nach Wahrheit u. Erl�sung d�rsten, ohne Gelegenheit zu haben. die K. kennen zu lernen, zweitens lehrt sie einen gro�en Unterschied zwischen materieller. d.h. zwar thats�chlicher aber unverschuldeter, und formeller, d.h. bewu�ter und gewollter und damit selbst verschuldeter Ketzerei und verdammt nur letztere als S�nde gegen den hl. Geist (Matth. 12, 32); drittens endlich kann u. darf kein Mensch entscheiden, ob ein Mitmensch schuldlos oder freiwillig im Irrglauben sei (Psalm 7, 10; R�m. 2, 16; I. Kor. 4, 5). Ueber die griech. nichtunirte K. s. den Art. Griechische K. Von Landes- od. National-K. kann man nur reden, insofern die K. dem Charakter eines Landes od. einer Nation durch Zugest�ndnisse u. Aenderungen hinsichtlich des Kultes od. der Disciplin, die mit dem Dogma in keinem unaufl�slichen Zusammenhange stehen, Rechnung trug oder insofern die weltliche Verfassung und Gesetzgebung auf die kirchliche Einflu� aus�bte (vgl. Gallikanische Kirche). Protestantische K. nennt man die Gesammtheit der von der Staatsgewalt anerkannten u. getragenen K. n. welche bis jetzt aus dem Schoo�e der Reformation des 16. Jahrh. hervorgegangen sind. Die haupts�chlichsten derselben sind: die protestantische im engern Sinne oder die lutherische, von M. Luther gestiftete, dann die reformirte, welcher Zwingli, Calvin u.a. das Dasein gaben, endlich die anglikanische K., die zun�chst in eine Episcopal- oder Hoch-K. unter Heinrich VIII. (s. S. 264) begr�ndete und presbyterianische zerfiel, deren Urheber Knox (s. d.) wurde. Seit dem Reformationsfeste von 1817 suchte man dem Zerfalle der protestantischen K.n in Deutschland Einhalt zu thun, indem man in verschiedenen L�ndern die Lutheraner und Reformirten zu einer sog. Evangelisch-unirten Landes-K. vereinigte, aber Vorg�nge aus j�ngster Zeit scheinen daf�r zu sprechen, da� diese Vereinigungen eines innern Haltes entbehren und leichtm�glich in neuen Trennungen enden.
Adelung-1793: Kirche, die · Kathedral-Kirche, die
Brockhaus-1809: Parochial-Kirche
Brockhaus-1837: Reformirte Kirche · Kirche · Griechische und apostolische Kirche
Brockhaus-1911: Orientalisch-orthodoxe Kirche · Protestantisch-bisch�fliche Kirche Nordamerikas · Reformierte Kirche · Katholische Kirche · Kirche · Lutherische Kirche · Schottische Kirche · Serbische Kirche · Syrische Kirche · R�misch-katholische Kirche · R�mische Kirche · Russische Kirche · Griechische Kirche · Armenische Kirche · Bisch�fliche Kirche · Erstgeborener Sohn der Kirche · Abessinische Kirche · Alleinseligmachende Kirche · Anglikanische Kirche · Gregorianische Kirche · Griechisch-orientalische Kirche · Griechisch-unierte Kirche · Evangelische Kirche · Freie Kirche im freien Staate · Gallikanische Kirche
DamenConvLex-1834: Kirche · M�nster (Kirche) · Retormirte Kirche · Anglikanische Kirche · Englische Kirche · Griechische Kirche
Herder-1854: Reformirte Kirche · Griechische Kirche · Russische Kirche · R�mischkatholische Kirche · Anglikanische Kirche · Alleinseligmachende Kirche · Gallikanische Kirche · Armenische Kirche
Meyers-1905: Alleinseligmachende Kirche · Abendl�ndische Kirche
Buchempfehlung
Die Fledermaus ist eine ber�hmtesten Operetten von Johann Strau�, sie wird regelm��ig an gro�en internationalen Opernh�usern inszeniert. Der eing�ngig ironische Ton des Librettos von Carl Haffner hat gro�en Anteil an dem bis heute w�hrenden Erfolg.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spie�ertum, nach geschmacklosen rosa Teet�sschen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach �Omma� riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des R�ckzuges ins private Gl�ck und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von gro�en neuen Ideen, das aufstrebende B�rgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur f�r sich, die unabh�ngig von feudaler Gro�mannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererz�hlungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro